Rezension: Doom 64 (PS4)
Nach dreiundzwanzig Jahren kehrt der 1997 exklusiv für Nintendo 64 erschienenen Ego-Shooter Doom 64 zurück.
Doom 64 klingt wie ein typischer Titel einer Portierung für Nintendos 64-Bit-Konsole. Zahlreiche Spiele haben Mitte und Ende der Neunziger Jahre den Zahlenzusatz im Namen erhalten. Entgegen der eventuellen Annahme durch den missverständlichen Titel, war der Ego-Shooter 1997 jedoch keine Umsetzung des ersten oder zweiten Doom für das N64, sondern ein komplett neues Spiel. Genauer sogar eine Fortsetzung zu den beiden Vorgängern und das eigentliche dritte Doom. Schließlich setzt Doom 64 auf die bekannte Optik und Spielmechanik und erzählt die ziemlich simple Geschichte über den Kampf gegen Dämonen weiter. Aber kann ein Old-School-Shooter wie Doom 64 auch heute noch überzeugen? Stimmt der Spielspaß noch?
Überraschend kurzweilig
Für die Portierung von Doom 64 auf moderne Systeme zeichnen sich die Nightdive Studios, die bereits Turok ein Remaster beschert haben, verantwortlich. Und die Überarbeitung kann sich sehen lassen. Ohne etwas am Grafikstil zu ändern, erstrahlt Doom 64 sichtlich aufgehübscht, selbst auf großen 4K-Fernsehern. Dabei profitiert das Spiel von den engen Gängen und Metallumgebungen, da leere Hintergründe, die irgendwie aufgewertet werden müssen ausbleiben. Zusätzlich läuft Doom 64 mit flüssigen sechzig Bildern pro Sekunde und spielt sich noch immer unerwartet gut. Lediglich die weiterhin als 2D-Sprites dargestellten Gegner wirken ein wenig veraltet und stechen unschön hervor.
Viele andere Old-School-Shooter sind weitaus weniger gut gealtert als Doom 64. Geschwind rennen wir durch die Level, ballern allerlei Gegner ab, betätigen Schalter und suchen Schlüssel, um schließlich den Ausgang zu finden. Wirklich komplex ist das nicht, aber gerade das unkomplizierte Gameplay ist es, das wir so spaßig finden. Dabei können wir lediglich horizontal die Blickrichtung verändern; nach oben oder unten schauen ist nicht möglich. Befindet sich ein Gegner auf einer höheren Ebene, genügt es in die entsprechende Richtung zu schießen, um zu treffen.
Trotz Boni vorhandene Schwächen
Dank zahlreicher Waffen, verwinkelter Level und einigen Geheimnissen ist sogar ein gewisser Erkundungsaspekt vorhanden. Schließlich benötigen wir für manche Türen erst die richtigen Schlüssel. Um diese zu finden gilt es, kleinere Schalterrätsel zu lösen, die zwar überaus simpel, aber gut in das Gameplay eingebunden sind. Damit nicht genug, haben die Nightdive Studios der Neuumsetzung von Doom 64 sieben neue Level spendiert, die als Epilog der zweiunddreißig ursprünglichen Level dienen. Jagen wir in der ursprünglichen Geschichte den Mutterdämon, geht es im neuen Zusatz deren Schwester an den Kragen.
Leider offenbaren sich auch einige offensichtliche Schwächen. So wurde auf Rücksetzpunkte verzichtet. Sterben wir, heißt es ein Level ohne bereits gefundene Waffen von vorne beginnen. Auch fehlen jegliche Erklärungen zur Geschichte. Zwischensequenzen sind schlichtweg nicht vorhanden. Das haben schon 1997 andere Genre-Vertreter besser hinbekommen. Die relativ kurze Spielzeit könnte ebenfalls negativ aufgenommen werden, hat uns persönlich aber nicht gestört. Trotz all der kleineren und größeren negativen Punkte, bleibt Doom 64 ein kurzweiliger Old-School-Shooter, der eine gelungene Portierung auf aktuelle Systeme erhalten hat.
Fazit
Doom 64 ist durch und durch ein Old-School-Shooter der 1990er-Jahre. Erklärungen zur Geschichte, Zwischensequenzen, selbst vertikales Zielen sind nicht vorhanden. Stattdessen baller ich mich durch über dreißig Level, löse simple Schalterrätsel und suche Schlüssel, um den Ausgang zu erreichen. Kurzweilig ist das durchaus spaßig, dennoch zeigen sich auch einige Schwächen. Die fehlenden Rücksetzungpunkte haben etwa Frustpotenzial, da selbst das Ableben kurz vor dem Ende eines Levels ein erneutes komplettes Absolvieren des gesamten Abschnitts bedeutet. Auf Dauer überaus nervig. Deshalb heißt es, möglichst oft manuell speichern, um im Zweifelsfall nicht alles erneut machen zu müssen. Außerdem ist mir Doom 64 auf Dauer ein wenig zu banal. Wieso kämpfe ich gegen die Dämonen? Was ist mein Ziel? Das mag in erster Linie egal sein, ein klein wenig mehr Informationen wären trotzdem schön. Das alles ändert aber nichts daran, dass Doom 64 bei sechzig Bildern pro Sekunde absolut flüssig läuft, sich noch immer wunderbar spielt und überraschend unterhaltsame Old-Shooter-Unterhaltung bietet. Tatsächlich ist das Spiel sogar besser gealtert als manch anderer Genre-Vertreter dieser Zeit. Und das obwohl Doom 64 schon bei der Erstveröffentlichung nicht mehr ganz taufrisch war. Wer alte Shooter mag oder einfach mal das eigentliche dritte Doom erleben möchte, macht mit Doom 64 wenig falsch.
Kurzfazit: Trotz einiger Mängel überraschend gut gealterter und kurzweiliger Shooter, der im Remaster für einige Stunden unterhalten kann.
Vielen Dank an Bethesda Softworks für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Doom 64!
Details
Titel: Doom 64
Genre: Ego-Shooter
Publisher: Bethesda Softworks
Entwickler: Nightdive Studios, id Software
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 4 (getestet), Xbox One, PC, Switch
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 20. März 2020