Rezension: Ciel Fledge: A Daughter Raising Simulator (Switch)
In Ciel Fledge: A Daughter Raising Simulator gilt es in einer dystopischen Zukunft ein zehnjähriges Mädchen großzuziehen.
Der Untertitel von Ciel Fledge verrät es bereits: das Spiel vom indonesischen Entwickler Studio Namaapa und Publisher PQube stellt uns vor die Aufgabe, unsere Tochter großzuziehen. Angesiedelt ist Ciel Fledge im Jahr 3716. Die Menschheit lebt aufgrund einer außerirdischen Bedrohung nicht mehr auf der Erdoberfläche, sondern in schwebenden, ARK genannten Städten. Als ein Erkundungstrupp nahe einer zerstörten Zuflucht der Menschen ein Mädchen findet, beschließt die Administration von ARK-3, dass wir künftig für die Zehnjährige verantwortlich sind. Fortan ist es unsere Aufgabe, unsere an Amnesie leidenden Adoptivtochter in ihrem Alltag zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass sie glücklich und gesund heranwächst.
Repetitiver Kern
Kaum haben wir Ciel bei uns aufgenommen, beginnt auch schon der übliche Alltag. Woche für Woche müssen wir die kommenden sieben Tage durchplanen. Welcher Arbeit gehen wir nach, wie üppig fallen die Mahlzeiten aus und welchen Tätigkeiten geht Ciel nach. Die Auswahl an Möglichkeiten wächst im Laufe des Spiels immer weiter an. So schicken wir unsere Tochter zum allgemeinen Unterricht, lassen sie Tanzstunden nehmen oder zur Gymnastic gehen. Wichtig ist, dass wir auf Ciels Ausdauer achten. Jede Aktivität ist mit einer gewissen Anstrengung verbunden. Ist Ciel erschöpft, bricht sie zusammen und die Administration der Stadt stattet uns einen Besuch ab. Sind wir nicht vorsichtig, wird uns Ciel weggenommen. Game Over also. Allerdings passiert das nicht sofort, sondern nur, wenn wir wiederholt nicht auf Ciels Wohlbefinden achten. Wichtig ist es also, ihr Ruhetage innerhalb der Wochen zu gönnen.
Jeder Unterricht steigert Ciels Werte. So wird sie bei der Gymnastik etwas stärker und athletischer, Arithmetik stärkt ihr logisches Denken und die Intelligenz und Kunstkurse ihre Kreativität. Wollen wir viele Werte auf einmal steigern ist der allgemeine Unterricht eine gute Wahl, auch wenn die Attributboni geringer ausfallen. Im Laufe der Zeit sind wir immer mehr gezwungen Ciel zu speziallisieren. Auch weil immer neue Aktivitäten hinzukommen und wir schlicht zu eingeschränkt sind, um jede Möglichkeit wahrzunehmen. In welche Richtung wir Ciel entwickeln hat Einfluss auf der Verlauf der Geschichte sowie die spätere Berufswahl unserer Adoptivtochter. So motivierend die Alltagsplanung auch aufgrund er kleinen Erfolge sein kann, so repetitiv ist das Kerngameplay nach einiger Zeit. Immer wieder planen wir die Woche durch und warten anschließend bis Ciel alle Aktivitäten absolviert hat, bevor es von vorne beginnt. Dadurch mag Ciel Fledge relativ kurzweilig sein, auf Dauer kann aber etwas Langeweile aufkommen.
Spannend, sozial, überraschend
Glücklicherweise haben die Entwickler daran gedacht Ciel Fledge nicht nur auf den reinen Simulator-Aspekt zu beschränken. Abseits der regelmäßigen Wochenplanung kann vor allem die überraschend spannende, ernste, erwachsene und düstere Geschichte überzeugen. Wirkt diese zu Beginn noch etwas simpel, zieht die Handlung immer stärker an, präsentiert durchaus gelungene Wendungen und hat uns zeitweise wirklich gefesselt. Dabei bietet Ciel Fledge über zwanzig Enden. Zu unserer Überraschung dient das Setting nicht nur als Rahmen für die Erziehung unserer Tochter, sondern liefert auch viel Tiefe.
Dazu gesellen sich die vielen Charaktere, die Ciel nach und nach kennenlernt. Diese entsprechen nur teilweise üblichen Stereotypen und haben uns mit unerwartet vielschichtigen Persönlichkeiten etwas überrascht. Jeder einzelne von Ciels Freunden hat eigene Ziele aus denen sich kleine Nebenhandlungen, die wir allerdings nicht beeinflussen können, ergeben. Wie viel wir davon erleben, hängt von Ciels Bindung zum jeweiligen Charakter ab. Entsprechend ist es wichtig unsere Adoptivtochter am letzten Tag der Woche mit ihren Freunden und Bekannten interagieren zu lassen.
Notwendige Abwechslung
Damit nicht genug bietet Ciel Fledge neben dem Erziehungssimulations-Gameplay noch weitere, abwechslungsreichere Spielelemente. So müssen wir etwa regelmäßig Kämpfe absolvieren. Diese stellen zu Beginn vor allem Tests im Unterricht dar. Eingeteilt sind die Konfrontationen grob in die Kategorien Quiz, Punkte und direkte Auseinandersetzungen. Während letztere Kämpfe im klassischen Sinn sind, gilt es bei den anderen beiden Varianten ausreichend Punkte zu sammeln. In Sachen Gameplay sind die drei Arten jedoch identisch. Wir wählen aus neun Rautenblöcken jeweils drei gleichfarbige aus, um einen Angriff zu starten beziehungsweise Punkte zu kassieren. Ist das anfangs, abgesehen von der etwas hakeligen Steuerung, noch vergleichsweise einfach, wird es später schwieriger. In Quiz-Kämpfen müssen wir etwa unter Zeitdruck die richtigen Farben wählen oder beim Tanzunterricht im Rhythmus der Musik bleiben. Das kann gleichermaßen motivierend und frustrierend sein. Je nachdem wie eindeutig die Aufgaben sind und wie viel Glück wir bei der zufälligen Farbauswahl der zur Verfügung stehenden Karten haben.
In den Kämpfen dürfen wir zusätzlich Spezialaktionen und die Hilfe unserer Freunde einsetzen. Letzteres hängt auch von Ciels Sozialwert und der Bindung zu den jeweiligen Charakteren ab. Wirklich wichtig werden unsere Begleiter bei der Erkundung der Oberfläche. Wie oft Ciel an Expeditionen teilnimmt, hängt auch von ihrer Berufswahl ab. Schließt sie sich etwa dem Erkundungstrupp an, wird sie weitaus häufiger die fliegende Stadt verlassen als etwa als Künstlerin. Bevor wir Aufbrechen dürfen wir aus unseren Bekannten, ganz wie in einem Rollenspiel, eine Gruppe zusammenstellen. Da sich die Fähigkeiten der Charaktere unterscheiden, ist es wichtig zu überlegen, wer uns eine Hilfe ist. Sind wir bei unserer Erkundung erfolgreich, winken Belohnungen, die uns entweder bei Ciels Erziehung helfen oder verkauft werden können, um unsere Finanzen zu verbessern. Aber Vorsicht: Scheitern wir, kann es sein, dass Ciel nicht gerettet wird und unsere Adoptivtochter stirbt. Dennoch machen die Oberflächenerkundungen wirklich Spaß und gehören zusammen mit der interessanten Geschichte und den gelungenen Charakteren zu den größten Stärken von Ciel Fledge.
Optisch fällt Ciel Fledge eher einfach aus. Verniedlichte Charaktere agieren auf einer zweckmäßigen Stadtkarte oder Umgebungen in den Kämpfen. Lediglich in den Dialogszenen sowie bei uns zu Hause kommen die durchaus schicken, ein wenig animierten Charaktermodelle zum Einsatz. Doch auch hier fallen die Hintergründe eher simpel aus. Dem allgemeinen Spielspaß schadet das jedoch keineswegs, viel mehr passt der einfache Stil recht gut zu Ciel Fledge. Unterstützt wird das Geschehen von angenehmer Musik. Auf eine Synchronisation wurde, abgesehen von kleinen Wortfetzen, verzichtet. Dafür sind die englischen Texte gut geschrieben und vermitteln die Persönlichkeiten der unterschiedlichen Charaktere gut. Unterm Strich ist Ciel Fledge ein wenig zweischneidig. Fällt das Kerngameplay nach einiger Zeit zu repetitiv aus, können die weiteren Spielelemente sowie vor allem die Geschichte motivieren. Damit mag der Erziehungssimulator nicht für jeden geeignet sein, ist aber ein kleiner Geheimtipp für Genre-Fans.
Fazit
Schon seit der Ankündigung war ich neugierig, was mich bei Ciel Fledge erwartet. Letztlich hat mir der Erziehungssimulator durchaus Spaß gemacht. Trotz des repetitiven Gameplays ist der sich wiederholende Alltag angenehm kurzweilig und wird ausreichend von weiteren Spielelementen wie den Kämpfen oder der Oberflächenerkundung aufgelockert. Dazu gesellt sich die interessante Geschichte, die mich mit der erwachsenen Ausrichtung und den gelungenen Charakteren überrascht hat. Für jeden geeignet ist Ciel Fledge aber keineswegs. Simulations-Fans und speziell Anhänger von Erziehungsspielen sollten aber unbedingt einen Blick wagen und sich nicht von repetitiven Gameplaymomenten oder der eher simplen Grafik abschrecken lassen.
Kurzfazit: Teils repetitives Erziehungssimulationsspiel, das von einer spannenden Geschichte, interessanten Charakteren und auflockerenden Gameplay-Elementen profitiert.
Vielen Dank an PQube für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Ciel Fledge: A Daughter Raising Simulator!
Details
Titel: Ciel Fledge: A Daughter Raising Simulator
Genre: Simulation
Publisher: PQube
Entwickler: Studio Namaapa
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet), PC
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 21. Februar 2020
© 2019 Developed by Studio Namaapa. Published by PQube Limited.