Film-Rezension: Man of Steel (Blu-ray)
Meistens ist es relativ leicht eine Rezension zu schreiben. Das zu rezensierende Medium – sei es ein Film, ein Comic, ein Spiel oder etwas anderes – hinterlässt einen ziemlich klaren Eindruck und die einzige Aufgabe ist es sich Gedanken darüber zu machen und diesen Meinung entsprechend niederzuschreiben. Aber es gibt auch Momente in denen eine Rezension etwas schwieriger ausfällt. So ging es mir gestern Nacht, nachdem ich mir die Superman-Verfilmung von Zack Snyder – Man of Steel – auf Blu-ray angesehen habe. Ich wusste nicht so ganz, was ich von dem Film halten oder was ich darüber schreiben sollte. Heute Morgen ist meine Meinung dann aber etwas gefestigter.
Superman halt…
Gleich vorweg will ich darauf hinweisen, dass ich die Figur des Superman grundsätzlich nicht sonderlich mag. Der DC-Held ist in meinen Augen langweilig und uninteressant. Das war auch einer der Gründe, weshalb ich mir die Neuumsetzung als Film nicht im Kino ansehen wollte. Man of Steel hat mich zwar in gewisser Weise gereizt, was am ein oder anderen Trailer und der scheinbaren Ausrichtung auf einen eher mit sich nicht ganz im Einklang stehenden Superman lag. Dennoch: Superman bleibt letztlich Superman. Auf Blu-ray (der Videothek sei Dank) habe ich dem Film von Zack Snyder nun aber doch eine Chance gegeben und wie schon oben geschrieben, war ich nach den zirka zweieinhalb Stunden erst einmal etwas unsicher was ich davon halten soll. Mir war zwar bereits klar, dass ich das Gesehene etwas zwiespältig betrachte, aber für eine komplette Meinung reichte es einfach nicht. Irgendwie war der Film „unbefriedigend“.
Unbefriedigend deshalb, weil ich zwar durch die gesehenen Action-Szenen mit ausgeschaltetem Hirn unterhalten wurde, aber nur bedingt Spaß mit dem Film hatte, was etwas seltsam war. Superhelden-Filme sind sicherlich nicht die anspruchsvollste Kategorie, trotzdem habe ich die meisten Marvel-Werke (z.B. Iron Man oder Avengers) oder auch Nolans Batman-Trilogie schlichtweg gerne gesehen und würde sie mir auch jederzeit wieder ansehen, während ich bei Man of Steel weniger den Wunsch hatte den Film noch einmal zu sehen. Das ist in soweit enttäuschend, weil durchaus Potenzial vorhanden war. Gerade die erste halbe bis dreiviertel Stunde ist den Machern gelungen. Seien es die Eröffnungsszenen auf Krypton oder Clark Kents Wanderschaft. Doch im späteren Verlauf wandelte sich der Film eben zu dem, was ich befürchtet hatte: Zu einem typischen Superman-Werk. Dabei wäre hier eine vollkommene Neuausrichtung der Figur möglich gewesen. Gerade für die offensichtlichen Wünsche von Warner Bros. und DC, ein Film-Universum ähnlich dem Marvel Cinematic Universe aufzubauen, hätten dazu führen müssen, dass hier mehr gewagt wird. Aber dem war nun leider nicht so.
…mit guter Action
Natürlich ist nicht alles an Man of Steel schlecht. Als reine Actionberieselung ist der Film vollkommen in Ordnung. Die Kampfszenen sind meist gut gemacht, die Special Effects sind wirklich schick und es gibt ordentliche Explosionen und viel geht zu Bruch. Aber gerade beim letzten Punkt übertreiben es die Macher auch etwas. Gerade in der letzten halben bis dreiviertel Stunde liefern sie einfach eine so brachiale Zerstörungsorgie ab, dass es schon übertrieben wirkt. Gut, auch in Avengers leidet New York massiv unter dem Schlusskampf, aber hier ist es irgendwie besser und auch glaubwürdiger umgesetzt. Ich kann nicht einmal sagen was es ist – aber es wirkt einfach stimmiger als in Man of Steel. Dazu kommen noch kleinere Diskrepanzen, die ich aus Spoilergründen nun nicht detailliert erwähnen will, aber zum Schluss habe ich mich dann doch gefragt: Moment, müsste das nicht zerstört sein? Aber gut, es ist ein Superheldenfilm und zu sehr mit der Logikfahne will ich nun auch nicht winken.
Ein klein wenig loben möchte ich Man of Steel auch noch. Zwar ist keiner der Darsteller ein Oscar-Kandidat, aber zumindest versagt auch niemand wirklich vollkommen. Gerade Henry Cavill finde ich eine passende Besetzung für Superman und mit Russel Crowe und Kevin Costner in den Rollen von Supermans Vater bzw. Ziehvaters kommt Man of Steel sogar mit zwei bekannteren Namen daher. Auch Laurence Fishburne ist sicher dem ein oder anderen bekannt, doch seine Rolle als Perry White fällt letztlich doch etwas kleiner aus, als ich erwartet hätte. Vielleicht bekommt er im zweiten Teil etwas mehr Gelegenheit die Rolle auszufüllen. Alles in allem also ein ordentlicher Cast, aber auch nicht mehr.
Fazit
Ihr merkt schon, sonderlich begeistert bin ich von Man of Steel nicht. Das liegt natürlich auch daran, dass ich Superman an sich nicht mag und deshalb gehöre ich wahrscheinlich auch nicht zur Zielgruppe. Dennoch habe ich mir einfach mehr erhofft. Schließlich möchte DC eine Film-Reihe mit mehreren Helden starten. Wirklich schlecht ist Man of Steel auch nicht geraten, was zum Teil der brachialen Action zu verdanken ist. Wer sich gerne einen Abend einfach nur berieseln lassen möchte, macht sicher nichts falsch mit diesem Film. An andere Superhelden-Umsetzungen der letzten Jahre kommt Zack Snyders Man of Steel aber nicht heran.
4,5 von 10 Punkten
„Naja“
Details
Titel: Man of Steel
Genre: Comic-Verfilmung, Action, Science-Fiction
Regie: Zack Snyder
Darsteller: Henry Cavill, Amy Adams, Michael Shannon, Russel Crowe, Kevin Costner, Diane Lane, Laurence Fishburne, Christopher Meloni, Antje Traue
Musik: Hans Zimmer
Drehbuch: David S. Goyer, Christopher Nolan (Story)
Produktionsjahr: 2013
Herkunftsland: USA
Kinostart: 20. Juni 2013
Erscheinungsdatum: 25. Oktober 2013
Text Copyright 2013 Alexander Geisler
Bilder Copyright Warner Bros. Entertainment
Ich hab den Film noch nicht gesehen, bin aber weiterhin neugierig. Kann man denn immerhin merken dass Snyder selbst sich irgendwie entwickelt?
Gerade Watchmen hatte ja einiges Potenzial während er sich in Sucker Punch erstmal ’nur‘ austobte. Ist da irgendwas erkennbar oder doch meist nur 0815?
Gar nicht so leicht zu beantworten. Also ich finde, dass Watchmen nach wie vor seine beste Arbeit ist. In Teilen vielleicht zusammen mit 300.
Wie bei Sucker Punch ist es aber nicht, was wohl auch an den Einflüssen von Christopher Nolan als Berater und von Warner selbst kommen dürfte.
Letztlich bin ich mir nicht sicher, ob ein anderer Regisseur den Film groß anders umgesetzt hätte, ich weiß aber auch nicht wie viel Freiheiten Snyder eingeräumt wurden. Der Film wirkt in vielen Teilen recht typisch Superhelden-Action-mäßig.