Roman-Rezension: Star Trek – The Next Generation 1: Tod im Winter
Viele wisse es vielleicht gar nicht, aber Star Trek wurde nicht nur mit den Filmen von J.J. Abrams in einer alternativen Zeitlinie fortgesetzt. Auch die bekannten Geschichten aus den alten Filmen und Serien wurden weiterführt, allerdings in erster Linie als Roman-Reihen. So erhielt Deep Space Nine nach der siebten Serienstaffel eine direkte Fortführung und auch die Abenteuer von Captain Riker auf der U.S.S. Titan werden in eigenen Büchern erzählt. Da es mich interessiert hat, was in der alten Zeitlinie nach dem letzten Film bzw. den letzten Folgen der Serien geschehen ist, habe ich mir vorgenommen, die Romane zu lesen. Den Anfang bildete hier, mehr aus Zufall, der erste Band von The Next Generation – also eine Rückkehr zu Captain Picard und auf die Enterprise E. Dass ich hiermit im Grunde den ersten Roman der Romulaner-Saga gekauft hatte, wusste ich nicht, da diese Information grundsätzlich nicht zu finden ist. Wie wichtig es ist die Romane in der richtigen Reihenfolge zu lesen, weiß ich nicht. Ich tippe hier eher auf eine chronologische Abfolge, als auf direkten Aufbau einzelner Bücher verschiedener Serien aufeinander. Doch kommen wir nun zu meinem ersten Star Trek-Roman.
Enterprise ohne Enterprise
Die Geschichte setzt ziemlich direkt an den zehnten Star Trek-Film Nemesis an. Die Enterprise E liegt im Trockendock und wird repariert und direkt auch aufgerüstet. Picard ist weiterhin Captain und kümmert sich gemeinsam mit LaForge und Worf um die anfallenden Aufgaben an Bord. Allerdings hat auch ein Großteil der Crew das Schiff verlassen. Darunter – wie in Nemesis bereits feststand – William Riker und Deanna Troi, aber auch Data. Neu ist allerdings – was kein großer Spoiler ist – dass auch Beverly Crusher die Enterprise verlassen hat und nun wieder die Leitung in der Medizinischen Abteilung der Sternenflotte übernommen hat. Auf einer geheimen Mission verschwindet die Ärztin allerdings und Picard wird losgeschickt, um den Auftrag zu Ende zu bringen. Natürlich möchte er dabei auch Dr. Crusher retten, sofern ihm das möglich ist. Dafür begibt sich Picard mit einem kleinen Team – dem kein anderes Crew-Mitglied er Enterprise angehört – nach Kevratas, ein Planet am Rand des romulanischen Reiches. In einem parallelen und teilweise auch mit der Hauptgeschichte verbundenem weiteren Storystrang werden außerdem noch die Geschehnisse auf Romulus selbst erzählt. Viel mehr möchte ich über die Geschichte nun auch nicht schreiben, da hier doch die Gefahr besteht, dass ich zu viel verrate.
Star Trek – The Next Generation 1: Tod im Winter wirkt meiner Meinung nach nicht ganz wie ein Next Generation-Roman. Das liegt auch an den agierenden Hauptpersonen. Hier konzentriert sich Michael Jan Friedman klar auf Picard und Beverly, sowie einige Nebenfiguren. An manchen Stellen wirkt der Roman auch eher wie eine kleine Reunion der Stargazer, dem ersten Schiff unter Picards Kommando. Dazu schrieb der Autor in der Vergangenheit einige Romane. Wirklich schlimm ist das nicht, aber die kurzen, eingeschobenen Abschnitte mit Worf und LaForge wirken insgesamt etwas aufgesetzt und wären so auch nicht nötig gewesen, aber hier sollten wohl einfach noch weitere bekannte Figuren aus der Serie und die Enterprise selbst eingebunden werden, denn das Raumschiff selbst kommt im gesamten Buch nur am Rande vor. Das ist natürlich nicht zwingend schlimm, aber unter einer Fortführung der Next Generation-Geschichte könnte der ein oder andere doch mehr Enterprise erwarten. Schlimm ist das nicht, da der Roman letztlich eine gute Einleitung weiterer Abenteuer der Enterprise E ist.
Typische Franchise-Arbeit?
Wesentlich störender fällt da schon der Schreibstil bzw. die Qualität des Romans auf. Ich habe ganz sicher kein literarisches Meisterwerk oder auch nur ein anspruchsvolles Science-Fiction-Buch erwartet, doch etwas mehr hätte ich schon erhofft. Klar, Tod im Winter ist nicht unlesbar oder enorm schlecht, aber es ist doch sehr einfach geschrieben. Durch Star Wars habe ich bereits einige Romane zu einem großen Franchise gelesen und weiß, dass die Schwankungen ziemlich groß sein können. Meine Erwartung war wohl, dass sich die Star Trek-Romane eher im oberen Durchschnitt bewegen – eben genauso wie die meisten Star Wars-Bücher. Oft war ich dadurch auch etwas weniger motiviert was das Weiterlesen anging. Tod im Winter konnte mich über weite Strecken nicht mitreißen oder wirklich an das Buch fesseln. Erst gegen Ende gab es Abschnitte, bei denen ich über mehrere Kapitel nicht aufhören wollte. Hier ist ganz sicher viel Platz nach oben, aber – um fair zu sein – wäre auch etwas wesentlich Schlechteres möglich. Michael Jan Friedman erzählt übrigens auch gerne Geschehnisse aus den Filmen oder der Serie nach und ist dabei sogar relativ ausführlich. Ob das nun seine Entscheidung war oder ob es ihm so vorgegeben wurde, kann ich natürlich nicht sagen. Fest steht, dass es dem ein oder anderen Leser sicherlich hilft, wenn Ereignisse auf die Bezug genommen wird, noch einmal kurz erläutert werden, auch wenn die Zielgruppe ganz klar Fans der Serie sind.
Im Anhang des Buches findet sich dann noch eine kurze Zusammenfassungen einiger relevanter Geschehnisse von The Next Generation mit Angabe der jeweiligen Folge bzw. des Filmes. Dazu kommt noch eine kurze Nacherzählung wie es dazu kam, dass The Next Generation in Romanform weitererzählt wird und welche Probleme sich dabei auftaten. Für Fans des Franchises insgesamt ist aber wohl die Leseprobe zum ersten Deep Space Nine-Buch Offenbarung Buch 1 am interessantesten. Wer übrigens beim Preis von 12,80 Euro ein Hardcover- oder Großformat-Buch erwartet, dürfte etwas überrascht sein, denn Tod im Winter ist ein klassisches Taschenbuch. Der Preis ergibt sich eher aus der wahrscheinlich eingeschränkten Käuferschicht und durch den kleineren Verlag Cross Cult.
Fazit
Star Trek – The Next Generation 1: Tod im Winter ist ganz sicher kein überragender Roman, ich würde nicht mal unbedingt sagen, dass es ein gutes Buch ist. Der erste Band von Picards neuen Abenteuern ist eher durchschnittlich und das in eigentlich allen Belangen. Sei es nun die Geschichte selbst, der Spannungsaufbau oder der Schreibstil. Wie es sich bei den Star Trek-Romanen allgemein verhält weiß ich nicht, da ich bisher noch keinen anderen gelesen habe. Durch Kommentare von anderen Lesern hege ich hier aber ein wenig Hoffnung auf Besseres. Für Star Trek-Fans, die gerne alle neuen Abenteuer oder auch nur die der Enterprise E verfolgen möchten, lohnt sich Tod im Winter aber trotzdem – und sei es nur der Vollständigkeit halber. Mit seinen nicht ganz 300 Seiten ist der Roman auch nicht allzu dick und liest sich immerhin recht leicht und schnell. Zumindest einen genaueren Blick könnt ihr also riskieren. Hierfür bietet sich natürlich die Leseprobe auf der Homepage des Cross Cult Verlags an.
4 von 10 Punkten
„Naja“
Details
Titel: Star Trek – The Nest Generation 1: Tod im Winter
Genre: Science-Fiction
Verlag: Cross Cult
Autor: Michael Jan Friedman
Art: Taschenbuch, 13x18cm
Seiten: 384 (inkl. Anhang)
Preis: 12,80 €
ISBN: 978-3-941248-61-8
Verlagsseite/Leseprobe: Star Trek – The Next Generation 1: Tod im Winter bei Cross Cult
Star Trek – The Next Generation 1: Tod im Winter kaufen Coss Cult Online-Shop
Erscheinungsdatum: 25.09.2009
Text Copyright 2013 Alexander Geisler
Bilder Copyright Cross Cult/Paramount Pictures