Rezension: Corpse Party: Tortured Souls (Blu-ray)

Blutiger Horror in einer verfluchten Schule erwartet eine Gruppe Freunde in Corpse Party: Tortured Souls.

Für immer miteinander befreundet. Das soll das Freundschaftsritual „Die glückliche Sachiko“ ermöglichen. Da Mayu am nächsten Tag die Schule wechselt, schlägt Ayumi den Zauber vor, als sich nach dem Schulfest eine kleine Gruppe Klassenkameraden versammelt hat. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Frau Shishido beschließen Ayumi, Naomi, Satoshi, Mayu, Seiko, Yoshiki, Sakutarou und Satoshis kleine Schwester Yuka das Ritual durchzuführen. Doch dann bebt kurz danach die Erde und die Gruppe stürzt in ein riesiges Loch im Boden. Wieder bei Bewusstsein finden sie sich getrennt voneinander in einer verfallenen alten Schule wieder. Blut an den Wänden, Leichen in Fluren und Räumen, bangen Schüler und Lehrerin um ihre Leben. Schnell stellen sie fest, dass sie nicht nur in dem Gebäude gefangen sind, sondern auch von rachesuchenden, verfluchten Seelen verfolgt werden. Können die Freunde einen Weg zurück finden und dem Grauen entkommen?

Reduzierter Horror

Wie die bei Egmont Manga erschienene zehn Bände umfassende Manga-Reihe Corpse Party: Blood Covered, adaptiert Corpse Party: Tortured Souls die Geschichte des Spiels von Team GrisGris, das erstmals 1996 erschienen ist. Leider haben die Macher der vierteiligen OVA-Serie, die unter der Regie von Akira Iwanaga beim Studio asread entstanden ist, das vorhandene Potenzial nicht voll ausgenutzt. Die Anime-Adaption von Corpse Party verschenkt an zahlreichen Stellen Möglichkeiten, was zu bedauerlichen und vermeidbaren Handlungs- und Logiklücken führt. Zu einem großen Teil ist das dem begrenzten Umfang von lediglich vier knapp halbstündigen Episoden jeweils inklusive Opening und Ending zu verdanken.

Grundsätzlich gelingt es Corpse Party: Tortured Souls die beklemmende Grundstimmung und den Horror der Reihe einzufangen und gekonnt in Anime-Form wiederzugeben. Die Tenjin-Grundschule wirkt angemessen grausig, schön verfallen und Leichen, Morde sowie Umgebung sind eklig und schaurig anzusehen. Leider bleibt aber die wünschenswerte Grusel-Stimmung, die besonders die Manga-Adaption auszeichnet, Außen vor. Der Grund dafür liegt am Fokus, den die Serie auf das Geschehen rund um die in der Tenjin-Grundschule, anwendet. Statt die Charaktere samt dem Schrecken und Psycho-Terror dem sie ausgesetzt sind, in den Mittelpunkt zu rücken, sind es der hohe Gewaltgrad und die Splattereffekte, denen die größte Aufmerksamkeit gewährt wird. Zwar ist beides ein wichtiger Bestandteil von Corpse Party und gerade die teils grauenvollen Todesszenen tragen maßgeblich zum Horror bei, da aber die anderen Aspekte nur eine untergeordnete Rolle spielen, können viele Szenen nicht ihre volle Wirkung entfalten. Das liegt vor allem daran, dass keine Bindung zu dem recht großen Charakterfeld entsteht. Zwar gelingt es die grundlegenden Beziehungen der Figuren zueinander grob darzustellen und ihre Persönlichkeiten zu vermitteln, das bleibt jedoch zu oberflächlich. Dadurch fiebert man nur bedingt mit den Protagonisten mit und mancher Todesfall kann abseits der dargestellten Grausamkeit keinen Schrecken vermitteln. Das ist bedauerlich, da Corpse Party über ein theoretisch interessantes und abwechslungsreiches Ensemble mit zahlreichen Möglichkeiten verfügt.

Gehetzte Adaption

Das gilt auch für die Geschichte selbst. Die Mysterien der Tenjin-Grundschule sind spannend und bergen zahlreiche Geheimnisse, die an Corpse Party fesseln könnten. Leider rattert die vierteilige OVA manche Entwicklungen, Wendungen und wichtige Handlungselemente innerhalb kürzester Zeit herunter. Dabei bleiben relevante Figuren genauso wie Teile des Plots selbst so untergeordnet, dass die plötzliche Wichtigkeit zu einem späteren Zeitpunkt verwirren könnte. Vollkommen misslungen ist die Geschichte aber nicht. Grundsätzlich funktioniert Corpse Party: Tortured Souls trotz der vorhandenen Logik- und Handlungslücken recht gut. Es entsteht genug Spannung, um das Interesse aufrecht zu erhalten. Dennoch zeigen sich immer wieder Momente in denen der Anime-Adaption etwas mehr Raum zur Entfaltung gut getan hätte. Punkten kann die vierteilige OVA mit dem Ende, dass mit einer der besten Wendungen und Schockmomente von Corpse Party Tortured Souls aufwarten kann und zusätzlich auch Spuren des Psycho-Terrors, der sonst fast völlig untergegangen ist, zeigt. Trotzdem kann die Corpse-Party-OVA nur teilweise überzeugen, besonders wenn mehr als Splatter-Horror mit viel Blut erwartet wird. Horror-Fans sollten trotzdem einen Blick wagen.

In Sachen Animationen kann Corpse Party: Tortured Souls überzeugen. Flüssige Bewegungen treffen auf grausig gestaltete Hintergründe und Umgebungen und ein passendes Charakterdesign. Im Mittelpunkt steht natürlich auch optisch der hohe Gewaltgrad. Neben Blut wird des öfteren auf eklig anzusehende Gedärme, zermatschte oder anderweitig entstellte Körper und gruselige Geister gesetzt. So manche Todesszene sorgt für ein mulmiges Gefühl, könnte für den einen oder anderen aber auch zu weit gehen, besonders wenn es sich um Kinder, Folter und/oder Verstümmlung handelt. Zu plastisch wird Corpse Party glücklicherweise aber nie, so dass der Gewaltgrad sich zwar in einem hohen, aber nicht grenzwertigen Bereich bewegt. Ein größeres Manko stellt die deutsche Synchronisation dar. Zwar passen die meisten Stimmen zu den Charakteren und die Sprecher setzen die Dialoge ordentlich um, leider gilt das aber nicht in allen fällen. In manchen Szenen entsteht sogar der Eindruck, dass ein Text einfach nur lieblos abgelesen wird. Das ist bedauerlich, da die Atmosphäre darunter leidet. Zwar ist die deutsche Fassung nicht gänzlich misslungen, solche kleinen Patzer fallen jedoch negativ auf und trüben den Gesamteindruck.

Fazit

Corpse Party: Blood Covered, die Manga-Adaption der Horror-Spiele-Reihe, habe ich mit großer Freude und Begeisterung gelesen. Packend, Spannend und Schaurig konnten sich Geschichte, Charaktere, Psycho-Horror und Splatter Hand in Hand entfalten. Leider schafft es Corpse Party: Tortured Souls nicht das alles in Anime-Form zu bieten. Dass es inhaltliche Abweichungen zwischen Manga- und OVA-Adaption gibt, ist den unterschiedlichen Wegen der Vorlage geschuldet und eher positiv, da so auch Lesern der Manga-Bände Überraschungen geboten werden. Leider hat sich das Team um Regisseur Akira Iwanaga und Drehbuchautor Shouichi Satou zu sehr auf Splatter und Gewalt konzentriert. Das geht nicht nur zu Lasten von Grusel-Faktor und Psycho-Horror, sondern insbesondere Geschichte und Charaktere können dadurch nicht ihr volles Potenzial nutzen. Aus diesem Grund zeigt nicht jede Wendung die gewünschte Wirkung und Corpse Party: Tortured Souls bleibt abseits von Blut, Gedärmen und Tod oberflächlich. Bedauerlich, da die Vorlage weitaus mehr Möglichkeiten bietet. Dennoch kann die vierteilige OVA aber unterhalten. Nur sollten Horror-Fans keine zu ausgeklügelte und tiefgründige Variation von Corpse Party erwarten. Als richtige Serie mit zwölf oder dreizehn Episode hätte die Anime-Adaption besser funktioniert. Horror- und Franchise-Fans sollten trotzdem einen Blick wagen, da Corpse Party: Tortured Souls als kurzweilige Genre-Unterhaltung durchaus geeignet ist.

Kurzfazit: Corpse Party: Tortured Souls konzentriert sich zu Lasten von Geschichte und Charakteren auf Splatter und Gewalt und verschenkt dadurch vorhandenes Potenzial.

Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Corpse Party: Tortured Souls!

Details
Titel: Corpse Party: Tortured Souls
Originaltitel:  Corpse Party: Tortured Souls -Bōgyaku Sareta Tamashii no Jukyō
Genre: Horror
Regie: Akira Iwanaga
Studio: asread
Produktionsjahr: 2013
Laufzeit: ca. 120 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS HD MA Audio 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 10. November 2017
Herstellerseite: Corpse Party: Tortured Souls bei Kazé Anime

©Team GrisGris / 5pb. Corpse Party Partners

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