Rezension: Star Wars: Doktor Aphra (Comic)
Die Geschichte von Doktor Aphra geht nach ihrer gemeinsamen Zeit mit Darth Vader in der nach ihr benannten Comic-Reihe weiter.
Die zwielichtige Archäologin Doktor Aphra hat ihre Zusammenarbeit mit Darth Vader hinter sich gebracht. Nur mit einem gefährlichen Trick konnte sie dem dunklen Lord der Sith entkommen und geht wieder ihren alten Tätigkeiten nach. Im äußeren Rand der Galaxis sucht sie nach alten Artefakten, die sie möglichst teuer verkaufen kann. An ihrer Seite sind die beiden mörderischen, sadistischen Droiden Triple-Zero und BeeTee sowie der Wookiee-Kopfgeldjäger Krrsantan. Als sie gerade versucht einen ihrer Funde zu verkaufen, um ihre Schulden beim Syndikat bezahlen zu können, kommt es zu Schwierigkeiten und sie trifft auf eine Person aus ihrer Vergangenheit. Dadurch wird sie in die Suche nach einer alten Kultur gezogen. Lebensbedrohliche Gefahren inbegriffen.
Sympathische Archäologin
Seit ihrem ersten Auftritt in der mittlerweile abgeschlossenen ersten Darth-Vader-Comic-Reihe von Marvel, gehört Doktor Aphra meiner Meinung nach zu den gelungensten Charakteren, die im Zuge des neuen Star-Wars-Kanons erschaffen wurden. Autor Kieron Gillen nimmt sich die, von ihm erschaffene Figur und erzählt ihre Geschichte nach der Zusammenarbeit mit Darth Vader weiter. Dabei war ursprünglich geplant, sie am Ende ihrer Zeit mit dem Sith-Lord zu töten. Glücklicherweise wurde dieser Plan verworfen und Aphra erhält in der nach ihr benannten Comic-Reihe Doktor Aphra die Aufmerksamkeit, die sie verdient hat. Dass Panini hierbei auf eine Veröffentlichung als Sammelband und nicht innerhalb der monatlichen Comic-Serie setzt, ist angesichts des nicht durch Filme bekannten Namens der Hauptfigur nachvollziehbar. Auch die spannende, gut erzählte Geschichte profitiert davon, da die enthaltenen ersten sechs Hefte einen Handlungsbogen erzählen. Dieser weckt Erinnerungen an Abenteurer wie Indiana Jones oder Lara Croft, auch wenn Aphras Moral im Vergleich zu wünschen übrig lässt. Kieron Gillen schafft es trotzdem, stets richtige Höhepunkte zu setzen, die mit Action und Gesprächen richtig unterstrichen werden und zu einem guten Ende führen, das wiederum keinen Abschluss darstellt, sondern nur einen ersten Schritt hin zur Fortsetzung.
Aphras Vergangenheit mit Darth Vader wird zwar erwähnt und auch das Risiko, dem sie theoretisch durch den Sith-Lord jederzeit ausgesetzt ist, bleibt erhalten, doch der Comic konzentriert sich glücklicherweise nicht darauf. Stattdessen rückt Aphras Arbeit und ihre Art der Archäologie gerade im Zusammenspiel mit einem akademischeren Forscher deutlicher in den Mittelpunkt. Das verleiht der Protagonistin zusätzliche Konturen, zeigt was für ein Mensch sie ist und durch Rückblicke und Gespräche zumindest teilweise auch wie sie dazu geworden ist. Das ist hervorragend, da Aphra dadurch menschlicher und glaubhafter erscheint. Zudem wird sie sehr gut durch ihre Begleiter ergänzt. Die beiden Droiden Triple-Zero und BeeTee waren bereits in den Darth-Vader-Comics durch ihre sadistische und mordlüsterne Art für skurrile, aber durchaus auch makaber-amüsante Momente gut. Bei Krrsantan, einem Wookiee-Kopfgeldjäger, der bereits in diversen Star-Wars-Comics von Marvel einen Auftritt hatte, könnte nun der Vorwurf eines zu klassischen Gespanns verwendet werden. Schließlich bilden wieder Mensch und Wookiee ein Team. Dennoch funktioniert Krrsantan ausgezeichnet und fügt sich gut in die Geschichte ein, auch wenn er meist der bloße Begleiter bleibt.
Bei den Zeichnungen fällt sofort auf, dass mit Kev Walker keiner der Darth-Vader-Zeichner beteiligt ist. Lediglich bei den Rückblicken war Salvador Larroca beteiligt. Der im Vergleich zu Aphras ersten Auftritten abweichende Zeichenstil fällt sofort auf, wirkt gerade beim Gesicht der Hauptfigur etwas comichafter, schafft es dadurch aber einige erstklassige Mimiken darzustellen, die perfekt zu Aphra passen. Abgesehen von kleineren Mackeln bei Details oder der verkleinerten Darstellung der Figuren, gibt es jedoch keinen Grund zur negativen Kritik an der Umsetzung von Kev Walker. Der Stil passt zu Aphra und sorgt für eine flüssige Erzählung, an der zusätzlich die gut geschriebenen Dialoge beteiligt sind. Damit gelingt dem Duo Gillen-Walker ein unterhaltsamer Auftakt für Aphras Solo-Serie, der beweist, dass es im erweiterten Star-Wars-Universum nicht zwingend bekannte Helden und Filmfiguren braucht, um spannende, atmosphärische Geschichten zu erzählen, die sich hervorragend in den Kanon und das Franchise einfügen.
Fazit
Trotz einiger kleinerer Fehltritte, bin ich insgesamt zufrieden mit den Star-Wars-Comics von Marvel. Der erste Doktor-Aphra-Sammelband fügt sich perfekt hierbei ein. Die Geschichte ist spannend erzählt und es wird das nötige Star-Wars-Feeling erzeugt. Ein großer Bonus für mich ist Aphra als Hauptfigur. Schon seit der Darth-Vader-Comic-Reihe gehört sie zu meinen liebsten Figuren, die der neue Kanon hervorgebracht hat. Ihr Solo-Debüt unterstreicht das noch und schafft es, dem sowieso bereits ausgearbeiteten Charakter neue Facetten zu verleihen und sie gleichzeitig gekonnt in ein interessantes Abenteuer mit einer unterhaltsamen Charakterriege zu schicken. Dabei gelingt es der Archäologin und Grabräuberin sogar bei mir Erinnerungen an Indiana Jones und Lara Croft zu wecken – ein eindeutiger Beweis, dass Gillen mit Aphra vieles richtig macht. Für mich ist Doktor Aphra Band 1 damit einer der bisher besten Marvel-Comics; auch weil auf bekannte Filmfiguren verzichtet und trotzdem Bezug auf die großen Ereignisse der Galaxis genommen wird. Auf die Fortsetzung freue ich mich bereits und hoffe, dass uns Aphra noch eine Weile erhalten bleibt.
Kurzfazit: Gelungenes Solo-Debüt für Doktor Aphra, das nicht nur mit einem der besten Nicht-Filmcharakteren des neuen Kanons überzeugt, sondern auch eine spannende, interessante Geschichte erzählt.
Vielen Dank an Panini für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Star Wars: Doktor Aphra!
Details
Titel: Star Wars: Doktor Aphra
Genre: Science-Fiction
Verlag: Panini
Autor: Charles Soule
Zeichner: Phil Noto
Seiten: 136
Preis: 16,99 €
Verlagsseite: Star Wars: Doktor Aphra (Softcover) bei Panini Comics
Star Wars: Doktor Aphra (Hardcover) bei Panini Comics
Erscheinungsdatum: 17. Oktober 2017
Bilder Copyright Panini/Marvel/Disney/Lucasfilm