Rezension: Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey (PS4)
Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey knüpft an das erste PS4-Spiel der Reihe an und lädt zu einer Reise durch eine Fantasy-Welt ein.
Dauerte es bei Atelier Sophie nach dem Japan-Release noch über ein halbes Jahr bis das Spiel im Westen erschien, mussten Fans in Europa und Nord-Amerika nur knapp fünf Monate auf den Nachfolger Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey warten. Das zweite Spiel der Mysterious-Serie erzählt von der jungen Firis Mistlud, die seit ihrer Geburt im unterirdischen Bergbaudorf Ertona lebt. Obwohl es ihr sehnlichster Wunsch ist, hat sie ihre Heimat noch nie verlassen und kennt die Welt außerhalb nicht. Erst als die Alchemistin Sophie mit ihrer Begleiterin Plachta in Ertona auftaucht scheint sich für Firis eine Möglichkeit zu bieten das Dorf zu verlassen. Aufgrund ihres scheinbar angeborenen Talents für Alchemie erhält sie widerwillig die Erlaubnis in Begleitung ihrer Schwester Liane, die als erfahrene Jägerin die Außenwelt kennt, auf eine Reise zu gehen. Schafft sie es nicht innerhalb eines Jahres das Alchemie Examen in Reisenberg zu bestehen, muss sie allerdings nach Ertona zurückkehren und ohne Widerworte dort leben.
Limitierte Reise
Wie der Geschichte bereits zu entnehmen ist, kehrt das in Atelier Sophie weggefallene Zeitlimit in Atelier Firis zurück. Zumindest anfangs. Für ein Jahr seid ihr an ein festes Ziel, das Alchemisten Examen, gebunden. Schafft ihr es rechtzeitig nach Reisenberg, fällt die Einschränkung auf eine festgelegte Tageszahl weg und ihr könnt die erstmals zusammenhängende Welt frei erkunden. Ein guter Kompromiss durch den sowohl Anhänger als auch Gegner eines Zeitlimits zufrieden gestellt werden dürfte. Allerdings leiden die allgemein eher seichte Geschichte und die blassen Charaktere, die sich nur bedingt entwickeln, darunter. In der ersten Hälfte konzentriert sich Atelier Firis stark auf das vorgegebene Ziel und schränkt somit den Entdeckerdrang ein. Gleichzeitig verzichten die Entwickler auf große Charakterzeichnung und verlagern Begleiterquests auf die Zeit nach dem Examen. Das ist sicherlich sinnvoll, sorgt aber auch dafür, dass abgesehen von Firis und ihrer Schwester Liane die meisten Figuren im Spiel recht oberflächlich bleiben.
Dazu kommt die nun offene Welt. Statt wie bisher über eine Weltkarte zu reisen und bestimmte Orte zu besuchen, sind die eher schlauchartigen aber teilweise auch etwas offeneren Gebiete in Atelier Firis direkt miteinander verbunden. Dadurch lädt der Titel förmlich zum Erkunden ein. Jede Aktion in der Welt kostet allerdings LP, die sich durch Schlafen oder das Herstellen von Gegenständen durch Alchemie wieder auffüllen lassen. Niedrige LP schaden Firis Gesundheit und schränken eure Reisemöglichkeiten ein. Zusammen mit dem recht kurzen Tag-Nacht-Zyklus sorgt das für zusätzlichen Druck bezüglich der Zeitbegrenzung.
Lasst ihr euch auf eurer Reise zu lange Zeit, scheitert ihr beim vorgegebenen Ziel und ein Game Over mit Neues-Spiel-Funktion winkt. Es ist also notwendig manche Wege zu ignorieren und auch Nebenaufgaben links liegen zu lassen, um in der Geschichte voranzuschreiten. Diese hat neben dem großen Hauptziel einige Etappenziele. Schließlich benötigt Firis Empfehlungsschreiben von drei Alchemisten, die das Examen bereits bestanden haben. Diese zu finden ist relativ einfach, allerdings gilt es erst einige Aufgaben für sie zu lösen, bevor sie bereit sind Firis zu unterstützen. Das kann entweder ganz direkt an kleinere Aufträge gebunden sein oder durch ein größeres Problem, das sogar eure Weiterreise verhindert. Gerade bei letzterem zeigt Atelier Firis gelegentlich stärkere Momente. Besonders wenn Firis mit einigen anderen Charakteren zusammenarbeitet und ihr euch dafür längere Zeit in einer Stadt aufhaltet. Trotzdem bleibt der Anspruch von Geschichte und Quests eher seicht. Unterhalten kann das aber trotzdem.
Katalysatoren und Konfrontationen
Das Alchemie-System in Atelier Firis orientiert sich an jenem aus Atelier Sophie. Erneut werden Rezepte durch Handlungen im Spiel oder durch die Geschichte erlernt. Anschließend gilt es die erforderlichen Materialien, die sich in der Welt finden oder bei Händlern kaufen lassen, auf den Feldern, die den Kessel darstellen zu platzieren. Das ist gerade bei eine höheren Anzahl an Ingredienzien nicht ganz einfach, da der Platz im Kessel begrenzt ist und einige Materialien recht viel Platz einnehmen können. Ähnlich einem Puzzle-Spiel gilt es darauf zu achten, dass alles in den Kessel passt und im besten Fall die Bonus-Felder genutzt werden. Diese sind wiederum vom verwendeten Katalysator abhängig und können, von der Qualität über die Größe und Verwendungsmenge bis hin zum Senken der Brauzeit, alles beeinflussen. Wer wirklich starke Gegenstände herstellen muss, braucht einige Übung und sollte neben den Eigenschaften der Materialien und dem korrekten Platzieren auch die möglichen Katalysatoren beachten. Damit ist das zwar einfach zu erlernende, aber dennoch komplexe Alchemie-System die wahrscheinlich größte Stärke von Atelier Firis. Es macht einfach Spaß zu versuchen, die möglichst besten Ergebnisse zu erzielen und mit den Materialien und Katalysatoren zu experimentieren.
Neben der Alchemie gehören auch Kämpfe gegen Monster, die außerhalb von Städten und Dörfern die Gebiete besiedeln, zum Kern der Atelier-Reihe und eines jeden JRPGs. Bereits der Vorgänger setzte hier auf eine Vereinfachung im Vergleich zu den taktischen Kampfsystemen einiger älterer Teile. Atelier Firis setzt diesen Weg fort. Die Titelheldin agiert stets aus der hintersten Reihe und hat bis zu drei Verbündete vor sich. Abwechselnd agieren eure Gruppe und die Monster unter Einfluss der Charakterwerte und ausgeführten Aktionen. Am rechten Rand ist stets sichtbar wer wann an der Reihe ist. Neben normalen Angriffen stehen, genügend Magiepunkte vorausgesetzt, auch Spezialaktionen und der Einsatz von Items zur Verfügung. Später erhaltet ihr die Möglichkeit Kettenangriffe auszuführen, wenn die entsprechende Anzeige gefüllt ist. Diese dient auch dafür, um die Begleiter von Firis als Leibwächter auftreten zu lassen und so Angriffe auf sie zu verhindern. Damit verfügt Atelier Firis über ein recht einfaches und JRPG-standardmäßiges Kampfsystem, dem etwas mehr Komplexität nicht geschadet hätte.
Die Atelier-Reihe war schon in der Vergangenheit nicht für bombastische Grafik bekannt. Das gilt auch für Atelier Firis. Im Vergleich zu Atelier Sophie hat sich nichts verändert, weshalb das Rollenspiel etwas veraltet wirkt. Der grundlegende Anime-Stil ist recht hübsch, dafür fallen bei den Umgebungen schwache Texturen und unschön gestaltete Bäume, Pflanzen oder Steine auf. Dem schließt sich die offenere Welt mit plötzlich auftauchende Umgebungsdetails und gelegentliche Framerate-Einbrüche an. Lediglich die an sich schönen Charakter- und Monstermodelle stechen etwas hervor. Die Figuren sind ansehnlich gestaltet und in einem farbenfrohen Stil gehalten. Ob jeder Spieler mit den Charakteren glücklich wird, ist allerdings Geschmackssache. Der leichtgäng-fröhliche Soundtrack passt ausgesprochen gut zur Reise-Thematik und untermalt das Geschehen des Spiels auf angenehme Weise.
Fazit
Zeitbegrenzungen in Spielen behagen mir nicht. Gerne lasse ich mir etwas länger Zeit und erkunde die Umgebung, sofern mir die Möglichkeit dazu geboten wird. In Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey ist das der Fall. Durch die Limitierung an Tagen bis zum großen Etappenziel wird mein Entdeckerdrang jedoch stark eingeschränkt. Allerdings ist die Rückkehr des Zeitlimits ein logischer Schritt, nachdem viele Fans den Wegfall im Vorgänger kritisiert hatten. Immerhin haben die Entwickler hier einen guten Kompromiss gefunden und entlassen mich nach dem ursprünglichen Ziel von Firis Reise aus jeglicher Einschränkung. Dass die Geschichte bis zu diesem Punkt funktioniert, aber in manchen Punkten etwas oberflächlich bleibt, stört nur bedingt. Lediglich einige Charaktere bleiben in der ersten Hälfte des Spiels zu blass, auch wenn die Gründe hierfür nachvollziehbar sind.
Doch Atelier-Fans könnten sich an ganz anderen Punkten stören. Erneut fällt das Kampfsystem eher simpel aus und lässt die taktische Finesse älterer Teile vermissen. Dafür entschädigt das angenehm komplexe Alchemie-System. Besonders die Katalysatoren bringen hier etwas mehr Tiefe ins Spiel. Gemeinsam mit der durchaus interessanten, wenn auch seichten Geschichte, der fröhlich-leichtgängigen Atmosphäre und den liebenswert-sympathischen, aber leider auch blassen Charakteren gelingt es Atelier Firis dennoch zu unterhalten. Die Qualität vergangener Teile wird jedoch nicht ganz erreicht und mir persönlich hat der direkte Vorgänger Atelier Sophie besser gefallen. Fans sollten trotzdem einen genaueren Blick wagen.
Kurzfazit: Ordentliches JRPG, das mit einem komplexen Alchemie-System punktet, aber unter grafischen Schwächen und einer etwas seichten Geschichte leidet.
Vielen Dank an Koch Media für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey!
Details
Titel: Atelier Firis: The Alchemist and the Mysterious Journey
Genre: Rollenspiel
Publisher: Koei Tecmo
Entwickler: Gust
Spieler: 1
Syteme: Playstation 4
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 10. März 2017
Bilder Copyright Koei Tecmo