Rezension: Shigatsu Wa Kimi No Uso – Sekunden in Moll – Vol. 3 (Blu-ray)
Bewegend, gefühlvoll, mitreißend. Shigatsu Wa Kimi No Uso – Sekunden in Moll Volume 3 setzt die musikalische Drama-Serie von A1 Pictures fort.
Kousei und Kaori sind trotz ihres ungewöhnlichen Auftritts zu einem Gala-Konzert eingeladen worden. Von der Violonistin angetrieben, übt Kousei bis spät abends und verbringt mit dem blonden Mädchen viel Zeit. Sogar ihre Eltern lernt er dadurch kennen. Doch ausgerechnet ein Lied, das der Pianist mit seiner Kindheit – besonders mit seiner Mutter – in Verbindung bringt hat Kaori für den Auftritt ausgewählt. Trotz der zwiespältigen Gefühle und Erinnerungen die in ihm hochkommen, ist Kousei aber entschlossen aufzutreten. Als es dann sowie ist, taucht Kaori allerdings nicht auf, woraufhin Kousei kurz entschlossen beschließt alleine aufzutreten. Auch seiner Partnerin zu liebe. Doch warum ist sie nicht zu dem Auftritt erschienen? Zu allem Überfluss muss sich Kousei nicht nur mit Kaori auseinandersetzen, sondern auch eine neue Schülerin seiner Lehrerin Hiroko Seto mit betreuen. Und dann ist da noch seine Jugendfreundin und Nachbarin Tsubaki, die sich seltsam verhält.
Musik verbindet
Direkt zu Beginn der zweiten Serien-Hälfte fällt das neue Intro auf. Ähnlich wie die erste Eröffnung der Episoden, versteht es auch das neue Lied gemeinsam mit den Bildern für Gänsehaut und tiefe Gefühle zu sorgen. Zugleich passt das Stück ausgezeichnet zu Shigatsu Wa Kimi No Uso – Sekunden in Moll. Bereits hier zeigt sich die Brillianz mit der Musik in der Produktion vom Studio A1 Pictures eingesetzt wird. Überraschend ist das angesichts der in den bisherigen elf Episoden musikalischen Einsätze nicht. Genauso wenig verwundert es, dass auch die fünf Episoden, die sich auf Volume 3 befinden, wieder mit einem exzellenten Soundtrack begeistern können. Musik spielt in Shigatsu Wa Kimi No Uso weiterhin eine wichtige Rolle – auch Abseits der Konzerte und Übungsstunden. Sie ist das Bindeglied, das einige der Charaktere miteinander verknüpft und zugleich Ausdruck der zutiefst empfundenen Gefühle.
Deutlich wird das besonders in den ersten beiden Episoden, die sich ganz um das bevorstehende Gala-Konzert und schließlich um den Auftritt auf diesem drehen. Der Auftakt von Volume 3 stellt sich noch als recht klassisch dar und zeigt die fünfköpfige Clique aus Kousei, Kaori, Tsubaki Ryouta und der nun noch etwas stärker vertretenen Nao in ihrem Alltag. Besonders die Übungsstunden von Kousei und Kaori sowie ihr Verhältnis zueinander steht dabei im Mittelpunkt, aber auch die anderen Charaktere werden angemessen eingebaut. Weitaus wichtiger ist aber Kouseis ungeplanter Solo-Auftritt während des Gala-Konzerts. Durch die besondere Bindung zu dem gewählten Lied „Liebesleid“ spielen Erinnerungen an Kouseis Mutter und seine Kindheit eine zentrale Rolle. Sein Verständnis für Musik und sein Leid werden in den Mittelpunkt gerückt. Es gelingt – auch durch die Wahrnehmung anderer Figuren – eine bewegende, überaus bedrückende und zugleich wundervolle Atmosphäre zu erzeugen, bei der kaum ein Auge trocken bleiben dürfte. Hier zeigt sich die Macht von Musik und erneut beweist A1 Pictures ein Händchen dafür, diese in einer perfekten Komposition zu Bild und Geschichte einzusetzen.
Schicksalhafte Entwicklungen
Spätestens beim Gala-Konzert wird deutlich welche Wandlung Kousei seit Beginn der Serie durchgemacht hat. Vom zurückgezogenen Pianisten hat er einzig durch den Einfluss von Kaori wieder zur Musik und seiner Liebe für diese zurückgefunden. Unterstützt wird er dabei auch weiterhin von seiner Lehrerin und alten Freundin seiner Mutter Hiroko Seto. Doch nicht nur Kouseis Entwicklung wird immer deutlicher. Während Ryouta etwas in den Hintergrund rückt und mehr die Rolle des fröhlichen Freundes einnimmt, ist es Tsubaki, die sogar fast eine gesamte Episode für sich einnehmen darf. Ihre Gefühle und Gedanken rücken in den Mittelpunkt und das ist auch gut so. War bisher die Befürchtung groß, dass sie letztlich als Sandkastenfreundin von Kousei eine zu klischeehafte Rolle einnehmen muss, bestätigt sich dies zwar, wird aber auf eine Weise umgesetzt, die jegliche stereotypischen Elemente vergessen macht und einfach dafür sorgt, dass man mit ihr mitfühlt und leidet. A1 Pictures zeigt hier wie so etwas umgesetzt sein muss, um glaubhaft und bereichernd für die Serie selbst zu sein. Schön ist auch, dass Nao dadurch etwas stärker in die Geschichte eingebunden wird. Diese Interaktion mit anderen Figuren sorgt dafür, dass das Leben der Charaktere in Shigatsu Wa Kimi No Uso noch mehr wie der Alltag einiger Schüler erscheint.
Natürlich wird auch Kaori nicht vergessen. Neben Kousei ist sie die wichtigste Figur der Serie und zugleich hat sie eine der größten Wandlungen durchgemacht. Bereits früh wurde ihre Krankheit thematisiert und erneut ist es ihre körperliche Schwäche, die dazu führt, dass sie ins Krankenhaus muss. Schnell wird an Hand ihres Verhaltens deutlich, dass es weitaus ernster um sie steht, als sie ihre Freunde glauben lassen will. Deutlich wird das nicht nur durch klar gezeigte Momente ihrer Schwäche, sondern auch durch ihr Verhalten, das besonders Kousei gegenüber recht schwankend ausfällt. Ein überaus gelungener Kniff ist zudem, dass die bisher mit hellen, kräftigen Farben dargestellte Kaori immer matter und farbloser erscheint. Ihr Haar, ihre Haut, sogar die Kleidung wirkt weit weniger strahlend als bisher, was ihre gesamte Situation auch optisch perfekt vermittelt und zugleich die Tragweite vergrößert. Auch dadurch gelingt die beklemmende Atmosphäre, die gelegentlich einsetzt.
Um so lobenswerter ist es, dass trotz der langsam ernster werdenden Ereignisse, die Fröhlichkeit und der Humor von Shigatsu Wa Kimi No Uso nicht gänzlich verloren gehen. Perfekt zur Geschichte passend, reagiert Kaori weiterhin leicht reizbar und greift besonders Kousei des öfteren wüst an. Zudem sorgt die neue Figur Nagi, die Schülerin von Hiroko wird, für einige interessante, amüsante, aber auch wichtige Momente. Besonders weil sie in direktem Kontakt zu Kousei steht und noch eine wichtige Rolle spielen dürfte. Allgemein gelingt es A1 Pictures auch weiterhin neben den offensichtlichen Charakteren viele Nebenfiguren zu nutzen. Seien es solche von Bedeutung wie Emi oder eher Komparsen wie Saitou. Diese Stärke trägt maßgeblich dazu bei die Serie lebendig zu halten und unterstützt die Alltags-Glaubwürdigkeit.
Fazit
Shigatsu Wa Kimi No Uso ist eine der vielleicht besten Anime-Serien, die ich jemals gesehen habe. Diesen Status festigt die Serie mit Volume 3 noch mehr. Die erneut perfekte Komposition aus Bild und Ton gepaart mit exzellent eingesetzten Geschichtsmomenten, sorgen gerade in Episode dreizehn für tiefe, bewegende Gefühle, bei denen ich einen Kloß im Hals hatte und deutlich gespürt habe wie sehr mich das Geschehen mitreißt. Zwar wandelt sich die Serie anschließend wieder etwas, doch trotz der nicht mehr tränenfördernden Grundstimmung, bleiben die anschließenden Episoden noch immer atmosphärisch dicht. Sei es eine leichte Fröhlichkeit oder tief empfundene Beklemmung, das Wechselbad der Gefühle setzt A1 Pictures ausgezeichnet um und fesselt dadurch nur noch mehr vor den Fernseher. Besonders durch die weitreichenden Entwicklungen der Charaktere gelingt das. Aber auch der Einsatz der Figuren an sich ist wieder überaus gelungen und verleiht der Serie zusätzliche Glaubwürdigkeit. Unweigerlich habe ich mit Kousei, Kaori, Tsubaki und sogar neuen und bekannten Nebenfiguren wie Emi oder Nagi mitgefühlt. Das gelingt nur wenigen Serien so gut! Nach dem offenen und etwas schockierenden letzten Satz, der das Ende einleitet, ist die Spannung auf Volume 4 und den damit verbundenen Serien-Abschluss um so größer. Ich kann es kaum erwarten endlich zu erfahren wie die Geschichte von Kousei, Kaori und den anderen endet.
Kurzfazit: Shigatsu Wa Kimi No Uso Volume 3 beweist einmal mehr wie bewegend, gefühlvoll und mitreißend die Serie ist, während die traurig-fröhliche Geschichte in einer perfekten Bild-Ton-Komposition und bis in die kleinste Nebenrolle glaubwürdigen Figuren erzählt wird.
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Details
Titel: Shigatsu Wa Kimi No Uso – Sekunden in Moll – Vol. 3
Genre: Drama, Coming of Age, Slice of Life
Regie: Kyōhei Ishiguro
Studio: A-1 Pictures
Produktionsjahr: 2014
Laufzeit: ca. 125 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD Master Audio 2.0)
Untertitel: Deutsch
Bonus: Soundtrack-CD, Notenblatt
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 25. November 2016
Herstellerseite: Shigatsu Wa Kimi No Uso – Sekunden in Moll bei peppermint anime
Bilder Copyright A-1 Pictures. / peppermint anime