Rezension: ReCore (Xbox One)

recore-coverMitte September ist das neue Action-Adventure ReCore von Mega-Man-Erfinder Keiji Inafune für Xbox One und PC erschienen.

In ReCore schlüpft der Spieler in die Rolle der Mechanikerin Joule Adams. Als Teil des Terraforming-Programms für den Planeten Neu-Eden wurde sie in Kälteschlaf versetzt und zu dem weit von der Erde entfernten Himmelskörper geschickt, um dabei zu helfen der Menschheit eine neue Heimat zu erschaffen. Als sie schließlich erwacht, findet sich Joule gemeinsam mit ihrem Kern-Bot Mack – ein Roboterhund – in einer Wüstenlandschaft wieder. Die für das Terraforming errichteten Gebäude stehen leer und sind zu Ruinen verkommen. Während sie versucht herauszufinden, was geschehen ist und weshalb die Maschinen für das Terraforming beschädigt sind, ohne dass sie zu Reparaturzwecken geweckt wurde, trifft sie auf die zur Arbeit auf Neu-Eden abgestellten Kern-Bots. Doch statt ihr zu helfen, greifen sie Joule aus irgendeinem Grund an.

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Nostalgiefaktor

Hinter ReCore stehen Mega-Man-Erfinder Keiji Inafune mit seinem Entwicklerstudio Comcept sowie die in Austin, Texas ansässigen Armature Studios mit einigen ehemaligen Metroid-Prime-Entwicklern im Team. Dementsprechend groß waren die Erwartungen an das Action-Adventure mit Science-Fiction-Setting. Erste Skepsis machte sich breit, als Publisher Microsoft mit der Begründung, eine neue Marke müsse sich erst etablieren, den Preis von ReCore auf knapp 40 Euro ansetzte. Schließlich ist der Titel damit günstiger als bei neuen Spielen üblich, es könnte also sein, dass der Hersteller selbst Zweifel an der Qualität hat. Ist diese Befürchtung berechtigt?

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ReCore ist häufig anzumerken, dass hinter dem Spiel sowohl der Mega-Man-Erfinder als auch ehemalige Metroid-Prime-Entwickler stehen. Allgemein weckt das Action-Adventure häufig Erinnerungen an klassische Konsolen-Action-Plattformer. Die Hauptgameplay-Elemente sind die auf schnellen Bewegungen und Ausweichen basierenden Kämpfe und Geschicklichkeitseinlagen. Damit weckt ReCore bei älteren Spielern und Kennern der Genre-Klassiker gelegentlich Nostalgiegefühle, während man durch die in Hub-Gebiete geteilt offene Welt sowie die gut gestalteten und spannenden Dungeons streift.

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Anpassungen

Allerdings stellt das Gameplay auch eine der größten Schwächen von ReCore dar. Bereits von Anfang an wird alles präsentiert, was das Spiel im Kern zu bieten hat. Erweitert wird das später durch die Möglichkeit Joules Waffe mit einer Farbcodierung zu versehen sowie durch die unterschiedlichen Kern-Bot-Begleiter, die neben Mack an der Seite der Mechanikerin kämpfen. Dadurch macht ReCore zwar Spaß, aber es fehlt auf Dauer ein wenig an Abwechslung. Zudem fallen manche Kämpfe reichlich hektisch aus, so dass trotz der weitgehend gelungenen Kamera schnell mal die Übersicht verloren geht.

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Die unterschiedlichen Farbcodierungen neutral, blau, rot und gelb von Joules Gewehr sind aufgrund der Kernarten der Gegner wichtig. So verfügen diese ebenfalls über die drei Grundfarben oder Mischungen aus diesen. Stimmt die Codierung überein, verursacht Joules Gewehr höheren Schaden. Später ist es erforderlich im Kampf schnell zu wechseln, um auf abweichende Feinde oder Farbwechsel von diesen zu reagieren. Zusätzlich kämpft immer ein Kern-Bot an Joules Seite. Mittels Tastendruck kann jederzeit zwischen den beiden aktiven von insgesamt fünf Begleitern gewechselt werden. Ein wenig mehr Tiefe erhält das Kampfsystem durch das Extrahieren. Hierbei gilt es im richtigen Moment einen Haken am Kern des Gegners zu befestigen und anschließend ein kleines Tauzieh-Minispiel zu gewinnen. Gelingt das, winkt einer der wertvollen Kerne. Wird ein Gegner normal besiegt gibt es als Belohnung Roboterteile, die ebenfalls wichtig sind.

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Die Begleiter lassen sich in Joules Crawler, ein großes Fahrzeug, das als Heimatbasis dient, verbessern. Während Levelaufstiege der an Tiere angelehnten Roboter und auch von Joules Gewehr automatisch ablaufen, können auf diese Weise Anpassungen vorgenommen werden. So baut man neue Körperteile wie Köpfe, Vorder- oder Hinterbeine, die die Statuswerte verbessern und Zusatzeffekte gewähren. Die Kerne hingegen können mittels Fusion mit den Kern-Bot-Begleitern verbunden werden, um so ebenfalls die drei Werte Angriff, Abwehr und Energie zu erhöhen. Zudem verfügen eure Mitstreiter über besondere Fähigkeiten, die im Verlauf des Spiels an diversen Stellen benötigt werden und auch die Rückkehr in bereits besuchte Gebiete und Dungeons lohnenswert machen, um bisher unzugängliche Abschnitte und Geheimnisse zu erkunden. Hier kommen erneut Erinnerungen an Spiele wie Metroid auf.

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Schwäche

Allerdings verfällt ReCore auch mit der eher kurzen, aber spannenden und interessanten Geschichte in lästige Sammelei und Backtracking. Eigentlich optionale Dungeons werden fast zur Pflicht, um im Spiel voranschreiten zu können. Das drückt den Spielspaß enorm und lässt den Eindruck einer künstlich gestreckten Spielzeit entstehen. Hier wäre weniger mehr gewesen. Dennoch offenbart ReCore an vielen Stellen großes Potenzial. Die Kämpfe und Geschicklichkeitspassagen können meist motivieren und auch das Anpassen der Begleiter kann unterhalten. Allerdings wirkt es so, als seien viele Ideen nicht zu Ende gedacht.

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Leider offenbart ReCore auch bei der Technik einige Probleme. So fallen die Texturen lediglich mittelmäßig aus und regelmäßige Pop-ins sowie Grafik-Glitches trüben den mäßigen Eindruck – besonders angesichts der teils eintönigen Umgebungen – zusätzlich. Dass ReCore zudem nur mit maximal 30 fps läuft und die Ladezeiten überaus lang ausfallen, ist deshalb um so weniger verständlich. Immerhin kann das Action-Adventure mit einem interessanten Roboter- und Charakterdesign aufwarten. Die liebenswerten Begleiter und auch Joule selbst überzeugen und helfen dabei die teils etwas vor sich hintröpfelnde Geschichte trotzdem weiter verfolgen zu wollen. Dabei hilft auch die durchaus gelungene deutsche Sprachausgabe, die gemeinsam mit Sound- und Musikuntermalung für eine insgesamt gute Atmosphäre sorgt.

Fazit

ReCore verfügt über einiges an Potenzial. Ein interessantes Setting mit einer grundsätzlich spannenden Geschichte, liebenswerten Begleiter-Robotern und einer weitgehend sympathischen Protagonistin unterstützt durch so manche unterhaltsame Spielmechanik, verspricht eigentlich ein gutes Spiel. Doch die Entwickler haben viele Ideen nicht ganz zu Ende gedacht und verschenken vorhandene Möglichkeiten durch unnötige Fehler. Häufig wäre es gut gewesen auf etwas zu verzichten, um die Konzentration auf die funktionierenden Elemente zu legen. Besonders die zweite Hälfte fällt etwas ab und trübt den Spielspaß durch Backtracking. Außerdem kann ReCore auf der technischen Seite nur teilweise überzeugen. Das ist bedauerlich, da das Action-Adventure dennoch unterhalten und motivieren kann. Damit ist ReCore ein typischer Titel, der beim ersten Teil das vorhandene Potenzial offenbart und mit einer Fortsetzung zu richtiger Größe kommen könnte. Hoffentlich geben genügend Genre-Fans dem Science-Fiction-Spiel eine Chance, so dass die Reihe eine weitere Möglichkeit erhält sich zu beweisen. Ein Fehlkauf ist ReCore definitiv nicht, da man mit den schnellen Kämpfen, kniffligen Geschicklichkeitspassagen, der spannenden Geschichte und den interessanten Dungeons trotz der Schwächen Spaß haben kann.

Kurzfazit: ReCore zeigt großes Potenzial, das allerdings von einigen Schwächen getrübt wird. Trotzdem sollten Genre-Fans dem Titel eine Chance geben, da der Mix aus Shooter und Plattformer trotzdem unterhalten kann.

Vielen Dank an Microsoft für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von ReCore!

Details
Titel: ReCore
Genre: Action-Adventure
Publisher: Microsoft
Entwickler: Comcept, Armature Studios
Syteme: Xbox One
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 16. September 2016

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