Rezension: Star Wars: Lando (Comic)
Nach Prinzessin Leia hat auch Halunke und Glücksritter Lando Calrissian von Marvel eine eigene Comic-Mini-Reihe, die auf deutsch als Sammelband erschienen ist, spendiert bekommen.
Lando Calrissian ist Schurke und Glücksritter, der versucht durch Tricksereien, Diebstahl und Betrug sein Glück im Universum zu finden. Lange bevor er Administrator der Wolkenstadt von Bespin geworden ist, haben ihm seine Geschäfte Schulden bei Papa Toren auf der imperialen Koloniewelt Castell eingebracht. Um diese los zu werden führt er mit seinem Freund und Partner Lobot sowie den Kriegerin Aleksin und Pavol und der Gelehrten Korin Pers im Auftrag seines Gläubigers den Diebstahl eines Schiffes durch. Dieses gehört nicht nur einem hohen Imperialen, sondern soll auch reiche Fracht an Bord haben. Doch das Glück ist Lando und seinen Kameraden nicht hold und schon bald macht ein Kopfgeldjäger Jagd auf die Diebe, während diese unerwartete und gefährliche Beute an Bord des Schiffes entdecken.
Vergangenheit eines Helden
In Star Wars: Das Imperium schlägt zurück wurde Lando Calrissian als schurkenhafter Kumpel von Han Solo, der es zum Geschäftsmann gebracht hat eingeführt. Sein Comic-Abenteuer, das den einfachen Titel Lando trägt, erzählt von Erlebnissen des Glücksritters noch bevor er Administrator der Wolkenstadt wurde, ist aber nach der Zerstörung des ersten Todessterns angesiedelt. Autor Chales Soule, der in der Vergangenheit unter anderem Superhelden-Comics für DC und Marvel geschrieben hat, setzt die Persönlichkeit des Protagonisten gekonnt um und verpasst Lando ein Auftreten, das nahezu perfekt zum bekannten Charakter aus den Filmen passt. Dadurch erhält die Geschichte nicht nur eine wesentlich bessere Wirkung, sondern passt auch gut in den Star-Wars-Kanon. Einziger Wehrmutstropfen ist die nicht ganz klare zeitliche Einordnung zwischen Episode vier und fünf. Das stört allerdings nur minimal, da theoretisch genügend Zeit bleibt, um Lando zum Administrator von Bespin werden zu lassen.
Mit Lobot begleitet den Protagonisten des Comics zudem ein ebenfalls aus Das Imperium schlägt zurück bekannter Charakter. Dort tritt der mit Implantaten versehene Partner von Lando als dessen Assistent auf, wirkt jedoch wesentlich teilnahmsloser und mechanischer als das im Comic der Fall ist. Schnell kommt die Frage auf, was der Grund für diese charakterlichen Unterschiede sind. Überraschend stellt sich heraus das sich hier eine der größten Stärken verbirgt, da Lobots Schicksal zeitweise offen ist und die Wandlung des Menschen hin zur halben Maschine immer wieder angedeutet wird. Damit erhält eine kleine Nebenfigur aus dem zweiten Star-Wars-Film eine weitaus tiefgründigere und bewegendere Vergangenheit, die durch den Auftritt eines weiteren Charakters noch verstärkt wird. Das Schicksal von Lobot stellt den vielleicht interessantesten Part des Comics dar, ohne dass die eigentliche Geschichte zu sehr in den Hintergrund rückt.
Gefährliches Spiel
Der Diebstahl der imperialen Yacht verläuft Erwartungsgemäß nicht ganz so glatt wie Lando sich das alles vorgestellt hat. Das liegt auch an dem überraschend mächtigen Besitzer des Schiffes und der darin verborgenen Sammlung. Letztere birgt für die Diebe eine große Überraschung und liefert den Grund für das Dasein der Gelehrten Korin Pers. Sie dient zwar auch dazu immer wieder Kritik an Landos Vorgehensweise einzubauen, doch ihre zentrale Rolle ist die Funktion als Erklärerin der Fracht des Schiffes. Dennoch wirkt ihre Anwesenheit genauso wenig aufgesetzt wie die von Aleksin und Pavol. Jeder Charakter im Comic erfüllt eine klare Rolle und ist dennoch logischer Teil der Handlung. Lediglich der Kopfgeldjäger fällt zeitweise etwas negativ auf, da das Charakterdesign etwas zu stark an Boba Fett erinnert. In der zweiten Hälfte nimmt die Handlung jedoch eine unerwartete Wendung, die dieser Tatsache ein wenig an Gewichtung nimmt.
Abgesehen vom etwas zu offensichtlichen Kopfgeldjäger-Design können sich die Zeichnungen von Alex Maleev sehen lassen. Der etwas düsterere, andersartige Stil, der durch die Farben von Paul Mounts unterstützt wird, passt hervorragend zur Geschichte und sorgt für eine angemessen zwiellichtige Atmosphäre, wie man sie von einem Abenteuer rund um Lando Calrissian erwartet. Lediglich manches Panel ist etwas zu dunkel geraten, so dass die Details nur schwer zu erkennen sind. Wird dies als Stilmittel eingesetzt, um die nötige Grundstimmung zu erzeugen, passt es in anderen Szenen weniger gut und sorgt für kleinere Übersichtsprobleme. Das ist jedoch nur ein minimales Problem, das den ansonsten guten Eindruck kaum schmälert.
Fazit
Mit Lando liefert Autor Charles Soule eine überraschend spannende und interessante Geschichte rund um den zweit beliebtesten Schurken der Star-Wars-Galaxie. Das Abenteuer von Lando Calrissian und Lobot fügt sich beinah perfekt in den Kanon ein und füllt einige bisher offene Lücken, von denen man nicht wusste, dass sie da sind. Überraschend ist dabei, dass besonders Lobots Schicksal eine wichtige Rolle spielt, obwohl der Auftritt des Charakters weitaus geringer ausfällt als beispielsweise Landos. Unterstützt wird die Geschichte auf gelungene Weise vom düsteren Zeichenstil, der für eine zwiellichtige Atmosphäre sorgt, die gut zum Comic passt. Als kleine Kritikpunkte bleiben vielleicht, dass die Einbindung eines mächtigen Charakters leicht aufgesetzt wirkt und dass es sich nur um ein Mini-Abenteuer handelt, das allerdings nachvollziehbar Einfluss auf Lando und Lobot hat. Star-Wars-Fans, die gerne mehr über Landos Vergangenheit erfahren wollen, sollten unbedingt einen Blick wagen.
Kurzfazit: Einblick in die Vergangenheit eines wichtigen und beliebten Star-Wars-Charakters, der mit interessanten Entwicklungen und guter Atmosphäre unterhält.
Vielen Dank an Panini für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Star Wars: Lando!
Details
Titel: Star Wars: Lando
Genre: Science-Fiction
Verlag: Panini
Autor: Charles Soule
Zeichner: Alex Maleev
Farben: Paul Mounts
Seiten: 116
Preis: 14,99 €
Verlagsseite: Star Wars: Lando bei Panini Comics
Erscheinungsdatum: 24. Mai 2016
Bilder Copyright Panini/Marvel/Disney/Lucasfilm