Rezension: Total War: Warhammer (PC)
Lange gewünscht, endlich da: Die Fusion zweier Strategiegrößen in Total War: Warhammer.
Die Total-War-Spiele von Sega und Creative Assembly gelten als eine der besten und langlebigsten Strategiespiel-Reihen überhaupt. Bereits 16 Jahre ist es her, seit der erste Teil der Reihe – Shogun: Total War – im Juni 2000 erschien. Seit dem haben die Entwickler sich in historischen Epochen vom antiken Rom über das Mittelalter bis hin zu Napoleon ausgetobt. Mit dem zehnten Teil der Reihe wagt sich das Team von Creative Assembly nicht nur erstmals an ein Fantasy-Setting, sondern nutzt mit Warhammer eine bestehende Marke. Schon lange haben Fans die Verschmelung von Total War und Warhammer gewünscht. Schließlich passen Warhammer mit seinen Miniaturen, die Spielern als Armeen dienen und das Spielprinzip von Total War scheinbar sehr gut zusammen. Mit Total War: Warhamer ist kürzlich das Ergebnis der Verknüpfung beider Marken exklusiv für den PC erschienen.
Nur ein Teil
Wer sich ein wenig mit Warhammer auskennt, weiß, dass es sich um ein analoges Tabletop-Spiel handelt, das mit Minitauren, die selbst zusammengebaut und bemalt werden müssten, gespielt wird. Dabei bauen sich die Spieler mit den Figuren ihre Armee aus, um anschließend gegen die Armeen anderer Spieler antreten zu können. Als Hintergrund dient dafür eine umfangreiche Fantasy-Welt, die vom Unternehmen Games Workshop für Warhammer erschaffen wurde. Unter PC- und Videospielern ist der Science-Fiction-Ableger Warhammer 40.000 teilweise bekannter. Mittlerweile wurde das ursprüngliche Warhammer Fantasy durch ein neues, als Nachfolger angelegtes Spiel namens Warhammer: Age of Sigmar ersetzt. Für Total War: Warhammer haben sich Sega und Creative Assembly jedoch noch das ursprüngliche Tabletop zur Vorlage genommen.
Angesiedelt ist das Spiel in der Alten Welt, die nur einen Teil der Warhammer-Welt darstellt. Insgesamt umfasst die Vorlage mehrere Kontinente und zahlreiche Völker, von denen es jedoch nur vier in Total War: Warhammer geschafft haben. Dabei handelt es sich um das Imperium (Menschen), Zwerge, Vampirfürsten und Grünhäute, die sich auch Orks und Goblins zusammensetzen. Vorbesteller und Frühkäufer konnten sich in der ersten Woche nach Release noch die Fraktion der Chaos Krieger als DLC sichern. Mittlerweile stehen diese kostenpflicht zur Verfügung. Das gerade eines der beliebtesten und ein storyrelevantes Volk nur so den Weg ins Spiel schafft, hat bereits im Vorfeld zu einiger Kritik geführt. Spielerisch bieten aber auch die anderen vier Fraktionen einige Möglichkeiten und Unterschiede. Noch fehlende Landesteile und Völker der Vorlage sollen später folgen, da Creative Assembly Total War: Warhammer als Trilogie angelegt hat.
Der ewige Krieg
Die Warhammer-Welt befindet sich in einem stetig schwellenden Kriegszustand. In der Rolle eines Anführers oder Helden eines der genannten Völker, ist es die Aufgabe des Spielers, die verschiedenen Fraktionen des Volkes wieder zu vereinen, gegen Feinde zu bestehen und das Chaos zurückzuhalten. Dabei ist es Creative Assembly gelungen die Eigenarten der Völker sehr gut umzusetzen, so dass es deutliche Unterschiede gibt. Jede Fraktion verfügt über eine nur ihr anhaftende Eigenart, die starken Einfluss auf die Spielweise haben kann.
So ist es beim Imperium möglich Kommandanten Posten zuzuweisen, um zusätzliche Boni zu erhalten, während die Zwerge jegliche Untat gegen ihr Volk im Buch des Grolls festhalten und sühnen müssen. Die Armeen der Grünhäut hingegen haben eine Anzeige für Streitlust, die bei einem zu niedrigen Wert den Einheiten schadet und bei einem besonders hohen Wert zu einer Verbündeten Waagh!-Armee führen kann. Bei den Vampirfürsten kommt statt Gold Magie zur Beschwörung neuer Einheiten zum Einsatz, außerdem zerfallen die Einheiten bei sinkendem Moralwert zu Staub, statt vom Schlachtfeld zu fliehen. Weitere Besonderheiten finden sich beispielsweise bei den Einheiten. Neben der Kampagne stehen zudem noch Gefechte und historische Warhammer-Schlachten, die auch in die Geschichten der Völker eingebaut sind, zur Verfügung.
Geteilte Strategie
Beim Spielablauf ist Total War: Warhammer ein klassischer Vertreter der Reihe. So ist das Geschehen in zwei Teile eingeteilt: die Kampagnenkarte und die Schlachten. Erstere zeigt die Spielwelt schön animiert und mit Effekten versehen. Hier zieht man seine Armee über das Feld, bringt sie in Position, greift Feinde an, belagert Städte, erobert diese oder plündert einfach nur Landstriche. Auch Diplomatie und das Verwalten der eigenen Fraktion spielen eine wichtige Rolle. Im Vergleich zu anderen Teilen der Total-War-Reihe hat Creative Assembly allerdings einige Abstrich vorgenommen, wodurch es auf der Kampagnenkarte Vergleichweise wenig zu tun gibt. Ein weiteres Problem ist, dass das Spiel zu leicht wird, sobald man erst einmal die nötige Machtposition aufgebaut hat. Nichts desto trotz versteht es das Spiel an den PC zu fesseln und löst den Nur-noch-eine-Runde-Effekt, der einen schnell die Zeit vergessen lässt, aus.
Der zweite große Part sind die Schlachten selbst. Treffen zwei Armeen aufeinander oder kommt es zu der Belagerung einer Stadt, stehen mehrere Optionen zur Verfügung. Entweder zieht man sich zurück, geht bei Städten und Siedlungen in Belagerungsstellung oder aber die Schlacht wird ausgefochten. Das kann entweder automatisch berechnet werden oder vom Spieler manuell ausgespielt werden. Ersteres ist nur bei einem deutlichen Vorteil ratsam, da das Ergebnis meist etwas schlechter als nötig ausfällt. Entscheidet man sich für eine Schlacht, wechselt die Ansicht auf das Schlachtfeld und ähnlich einem Echtzeitstrategiespiel positioniert man seine Einheiten, um mit ihnen gegen den Feind ins Feld zu ziehen. Dabei sind Beschaffenheiten wie Hügel oder Wälder genauso zu berücksichtigen wie Fernkampfeinheiten, Kavallerie, Artillerie, Flugeinheiten oder Magie. Durch die Möglichkeiten jederzeit die Geschwindigkeit der Schlacht zu beeinflussen oder diese zu pausieren, ist es immer wieder möglich sich einen guten Überblick über das Geschehen zu verschaffen. Insgesamt fallen die Schlachten je nach Stärke des Gegners und des Schwierigkeitsgrades überaus taktisch aus und erfordern einiges an Aufmerksamkeit, um zu siegen und unnötige Verluste zu vermeiden.
Setting bedingt
Passend zum Warhammer-Setting hat Creativ Assembly einige sinnvolle Neuerungen vorgenommen. So stehen erstmals Flugeinheiten wie Drachen oder riesige Fledermäuse zur Verfügung. Außerdem können Magier, Schamanen und dergleichen arkane Kräfte freisetzen, um die eigene Armee zu stärken oder den Feind anzugreifen. In wie weit Magie eingesetzt werden kann entscheidet sich zu Beginn der Schlacht. Außerdem muss der entsprechende Charakter die Zauber erst lernen. Das funktioniert durch die Rollenspielelemente. Alle Kommandanten und Helden erhalten im Laufe des Spiels Erfahrung und steigen im Rang auf. Mit den dadurch verdienten Punkten lassen sich neue Eigenschaften sowie aktive Fähigkeiten freischalten. Das erhöht die Bindung zu den wichtigen Figuren seiner Armeen enorm und passt perfekt zum Warhammer-Setting.
Allgemein ist den Entwicklern die Atmosphäre hervorragend gelungen. Zwar fällt die Inszenierung der Geschichte etwas mäßig aus, doch das macht die Umsetzung der Vorlage mehr als wett. Bekannte Helden und Städte, eine akkurate und lebendige Umsetzung der Weltkarte, passende Eigenheiten der Völker und den Miniaturen überaus ähnlich sehende Einheiten auf den Schlachtfeldern, lassen das Herz von Warhammer-Fans jubeln. Eine bessere Strategiespiel-Umsetzung hat das Tabletop in Sachen Atmosphäre noch nicht erhalten. Dazu trägt auch die allgemein gelungene Grafik bei, die mit tollen Animationen überzeugt. Allerdings trüben die teils etwas detailarmen Schlachtfelder, gelegentliche KI-Schwächen und im Vergleich zu den Vorgängern eher kurze Kampagnen den positiven Gesamteindruck. Zudem ist es fragwürdig, dass nur einige Dialoge deutsch vertont wurden, während die Aussagen der Einheiten weiterhin englisch sind. Das stört zwar im Spiel selbst kaum, fällt aber dennoch auf.
Fazit
Als Total War: Warhammer angekündigt wurde, schien der Schritt nicht nur logisch, sondern entsprach auch einem Wunsch vieler Fans. Perfekt ist die Fusionierung der beiden Strategiegrößen leider nicht geworden. Dennoch beweist Creative Assembly ein Händchen für die Marke von Games Workshop und präsentiert die vielleicht beste Strategiespiel-Umsetzung von Warhammer, die es je gab – definitiv aber die beste seit langer Zeit. Dabei profitiert das Spiel besonders von der gelungen Atmosphäre und den sehr gut umgesetzten Eigenheiten der Völker. Dadurch spielt sich jede Fraktion etwas anders und man muss sich unterschiedlichen Herausforderungen stellen. Dass es letztlich nur vier Völker in das Spiel geschafft haben, ist zwar bedauerlich, aber angesichts der Unterschiede und der dennoch gelungenen Balance verständlich. Lediglich die DLC-Vorgehensweise bei den Chaos-Kriegern ist bedauerlich, schadet dem ansonsten positiven Eindruck des Spiels jedoch nicht.
Kurzfazit: Total War: Warhammer ist ein atmosphärisches Strategiespiel, das seiner Vorlage gerecht wird und trotz einiger Schwächen lange fesselt.
Vielen Dank an Koch Media für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Total War: Warhammer!
Details
Titel: Total War: Warhammer
Genre: Strategie
Publisher: Sega
Entwickler: Creative Assembly
Spieler: 1-8
Syteme: PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 24. Mai 2016
Bilder Copyright Sega/Creative Assembly