Rezension: Quantum Break (Xbox One)
In Quantum Break verknüpfen die Entwickler von Remedy Entertainment Third-Person-Shooter-Gameplay mit einer Live-Action-Serie.
Jack Joyce gerät gemeinsam mit seinem alten Freund Paul Serene in den Unfall einer Zeitmaschine, die letzterer mit Hilfe eines Forschungsteams und von Jacks Bruder William gebaut hat. Obwohl William noch versucht die Katastrophe zu verhindern, entsteht ein Riss in der Zeit. Während Paul in der Zeitmaschine gefangen ist, werden die Joyce-Brüder von Streitkräften des mysteriösen Großkonzerns Monarch angegriffen und müssen fliehen. Seltsamerweise führt ein deutlich gealterter Paul die Paramilitärs an.
Riss in der Zeit
Remedy Entertainment nimmt sich in Quantum Break des schwierigen, zugleich aber spannenden Themas der Zeitreisen an und strickt eine überaus interessante, fesselnde Geschichte darum. Durch das missglückte Experiment von Paul Serene entsteht ein Riss in der Zeit, der schwerwiegende Folgen für das physikalische Gefüge der Welt hat. Außerdem verfügt Jack als Folge seiner Nähe zu der Katastrophe über spezielle Kräfte, die es ihm erlauben sich innerhalb von Zeitanomalien zu bewegen und sie zu seinem Vorteil zu nutzen. Spielerisch geht Remedy dabei typische Third-Person-Shooter Wege. Bewaffnet mit Maschinengewehren, Schrotflinten, Pistolen und den Superkräften tritt der Spieler als Jack Joyce gegen die Sicherheitskräfte von Monarch an.
In den rasanten Kämpfen ist es hilfreich stets auf die Kräfte zurückzugreifen, um gegen die mit immer stärkerer und besserer Ausrüstung ausgestatteten Gegner zu bestehen. Deckungen helfen dabei, den Überblick über das Geschehen zu wahren. Unüberlegtes Handeln kann gerade auf den höheren der drei Schwierigkeitsgrade oder im späteren Spielverlauf schnell zum Tod führen. Genauso ist der Einsatz der aufwertbaren Zeitkräfte ratsam. Die Feind-KI handelt zwar nicht immer ganz logisch und Gegner laufen schnell in die Schussbahn, aber sie verfolgen Taktiken wie Flankieren und das gezielte Heraustreiben aus scheinbar sicheren Verstecken. Außerdem erhöht ein schnelles und gezieltes Vorgehen unter Ausnutzung aller Möglichkeiten spürbar den Spielspaß und hilft zusätzlich dabei, dass sich die Kämpfe im Laufe der etwas zehn Stunden Spielzeit nicht abnutzen.
Das verdankt Quantum Break auch dem gelungenen Mix aus Geschichte, Action und ruhigen Momenten. Immer wieder gilt es Gesprächen zu lauschen, kleinere Geschicklichkeitspassagen zu meistern oder Mini-Rätsel zu lösen. Auch zahlreiche versteckte Objekte, die Zusatzinformationen zu Geschichte, Charakteren und der Welt bieten, sind in den Leveln versteckt. Besonders gelungen sind die freischaltbaren Audio-Tagebücher von Jack, Paul, Beth und William, die Einblicke in die Gedanken der wichtigsten Charaktere ermöglichen. Dadurch wird etwas Abwechslung geboten.
Gut verknüpft
Größte Stärke des Action-Spiels ist aber ganz klar die spannende Geschichte. Ohne lange zu fackeln bricht das Chaos in Riverport aus und lässt von da an nicht mehr nach. Zahlreiche Fragen werden aufgeworfen, die im Laufe der Handlung mehr oder weniger zufriedenstellend beantwortet und von neuen Fragen abgelöst werden. Was hat es mit dem gealterten Paul Serene auf sich? Wer ist Beth Wilder wirklich? Welche Ziele verfolgen Monarch und die führenden Persönlichkeiten des Großkonzerns? Kann der Riss in der Zeit geschlossen werden? Gerade letztere Frage bestimmt das Spiel, da das missglückte Zeitmaschinen-Experiment weitreichende Folgen hat, die scheinbar zu einem möglichen Ende der Welt führen könnten. Ein besonderer Kniff der Handlung sind die Knotenpunkt-Abschnitte, in denen der Spieler als Paul Serene Entscheidungen über das weitere Vorgehen von Monarch fällt. Diese beeinflussen nicht nur das Ende sowie Spiel- und Storyverlauf, sondern auch die anschließenden Episoden der Live-Action-Serie.
Bereits früh war bekannt, dass Remedy Quantum Break mit einer hochwertig produzierten Serie verknüpfen möchte. Im Mittelpunkt der Episoden sollten laut ursprünglichen Ankündigungen die Antagonisten und Gegenspieler der Hauptfigur sein. Zumindest so ähnlich wurde es nun auch umgesetzt. Insgesamt finden sich im Spiel vier etwa 25 Minuten lange, mit Schauspielern gedrehte Serienepisoden, die jeweils zwischen zwei Akten spielen und die Handlung weitererzählen. Dabei entfernt sich der Blickwinkel von Jack Joyce und rückt hauptsächlich Nebenfiguren im Umfeld von Monarch in den Mittelpunkt. So werden wichtige Ereignisse, die maßgeblichen Einfluss auf Jacks Erlebnisse haben, näher beleuchtet. Im Grund kann man die einzelnen Episoden als etwas längere Zwischensequenzen mit Schauspielern betrachten.
Überraschend ist die Qualität in der die Serie gehalten ist. Rein von der Produktion her, braucht sich Quantum Break hier nicht vor anderen Serien zu verstecken. Im Gegenteil. Sowohl in Ausstattung, Spezialeffekten als auch der schauspielerischen Leistung können sich die Live-Action-Episoden durchaus sehen lassen. Zudem weist Quantum Break ein hochkarätiges Ensemble mit ein paar bekannten Schauspielern auf. So wird Jack Joyce in Serie und Spiel von X-Men-Darsteller Shawn Ashmore gespielt, während Paul Serene von Aidan Gillen, der aus Game of Thrones bekannt ist, verkörpert wird. Als William Joyce ist außerdem Dominic Monaghan mit dabei. Doch auch der restliche Cast kann durchweg überzeugen und liefert eine gute bis ordentliche Leistung.
Überzeugende Technik
Quantum Break kann nicht nur durch Gameplay und Geschichte überzeugen, sondern präsentiert sich auch in technischer Hinsicht von einer guten Seite. Das Action-Spiel läuft auf der Xbox One weitgehend flüssig mit 30 Bildern pro Sekunde bei einer Auflösung von 720p. Im direkten Vergleich mit anderen Spielen fällt der Titel zwar etwas ab, dennoch ist Quantum Break ein grafisch ausgesprochen gelungenes Spiel. Dabei stechen besonders die Zeit-, Licht-, Partikel und Spezialeffekte hervor, die in so mancher Szene für eine Augenweide sorgen und den surrealen Eindruck der Anomalien noch verstärken. Die Level strotzen vor Details und bieten zahlreiche zerstörbare Umgebungsobjekte.
Bei den Charakteren bewegen sich Mimik und Gestik nah an ihren Vorbildern, wodurch in den meisten Fällen sofort zu erkennen ist, um wen es sich handelt. Das gilt besonders für wichtige Figuren wie Jack Joyce, Paul Serene, William Joyce oder Beth Wilder. Leider wirken die Haare etwas unschön. Durchwachsener zeigt sich die Soundseite des Spiels. Während die Effekt brachial und wuchtig daher kommen, bleibt die Musik unscheinbar und unspektakulär. Dafür kann die deutsche Synchronisation mit wenigen Ausnahmen vollkommen überzeugen. Wahlweise steht auch die englische Sprachfassung zur Auswahl.
Fazit
Remedy Entertainment ist es mit Quantum Break ein weiteres Mal gelungenen ein sehr gutes Spiel mit innovativem Ansatz abzuliefern. Dabei versteht es die spannende Zeitreise-Geschichte bis zum nicht vollends zufriedenstellenden Ende zu fesseln, während die Shooter-Abschnitte dank brachialem und funktionierendem Gameplay für Spielspaß sorgen. Die Zeitkräfte erweitern die Möglichkeiten während der Konfrontationen sinnvoll. Neben der Geschichte ist die hervorragend gelungene Verknüpfung mit der Live-Action-Serie die größte Stärke des Spiels. Der Blick auf andere Charaktere dargestellt von Schauspielern sorgt für ein cineastisches Gefühl und hilft enorm bei der Vermittlung der Handlung. Interessant sind die Entscheidungen am Ende eines jeden Aktes, die den Wiederspielwert deutlich erhöhen. Spielerisch betrachtet fällt Quantum Break allerdings Genre-typisch aus und zeigt sich recht konservativ. Man durchläuft detaillierte, aber lineare Level, liefert sich immer wieder Shoot-outs mit den Gegnern, löst kleinere Rätsel oder Geschicklichkeitseinlagen und lauscht den Gesprächen der Charaktere. Dennoch versteht es das Action-Spiel über die gesamte Spielzeit zu unterhalten und motivieren. Alleine deshalb lohnt sich Quantum Break für alle Xbox-One-Besitzer.
Kurzfazit: Recht klassischer Third-Person-Shooter, der mit sinnvollen Superkräften und einer spannenden Zeitreise-Geschichte, die durch eine Live-Action-Serie gekonnt ergänzt wird unterhält.
Vielen Dank an Microsoft für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Quantum Break!
Details
Titel: Quantum Break
Genre: Action
Publisher: Microsoft
Entwickler: Remedy Entertainment
Spieler: 1
Syteme: Xbox One
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 05. April 2016
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