Rezension: Hamatora: The Animation – Vol. 4 (Blu-ray)
Das Finale der ersten Staffel von Hamatora zeigt sich in den drei Episoden von Volume vier ernst und düster.
Der ehemalige Professor Moral hat zahlreiche künstlich erschaffene Minimum Holder auf Yokohama losgelassen. Gleichzeitig wird das Geheimnis um die Menschen mit besonderen Fähigkeiten gelüftet und die Bevölkerung erfährt davon. Schnell bauen sich Hass und Abneigung gegen die Minimum Holder auf. Durch eine Liste mit Studenten und Absolventen der Facultas Akademie sind viele bisher im Geheimen lebenden Menschen mit einem Minimum bekannt. Die Stimmung in Yokohama kocht schließlich über und es kommt zu gewalttätigen Übergriffen. Auch Nice, Murasaki, Hajime, Birthday, Ratio, Honey und Three werden mehr oder weniger freiwillig mit hineingezogen.
Hass auf das Unbekannte
Bisher ist Hamatora: The Animation weitgehend seicht geblieben und hat das wahre Potenzial nur gelegentlich – insbesondere in Episode sieben – gezeigt. Die finalen drei Folgen der ersten Staffel beweisen nun, dass wesentlich mehr aus der Thematik und Geschichte der Serie hätte gemacht werden können. Alleine die Tatsache, dass die Existenz der Minimum Holder und der Facultas Akademie bisher vor der einfachen Bevölkerung unter Mitwisserschaft von Regierung und Polizei geheim gehalten wurde, hätte einige mögliche Konflikte und Problematiken aufwerfen können. Genutzt wurde das allerdings lediglich im Hintergrund. Häufig wirkte es nicht einmal so, dass die besonderen Fähigkeiten mancher Menschen wirklich geheim sind. Um so interessanter sind die Folgen der Enthüllung der Existenz von Minimum Holdern zu betrachten.
Die Serie setzt hierbei auf eine glaubhafte Reaktion vieler Menschen und zeigt beispielsweise durch ein Fernsehteam das auf der Straße in Interviews Meinungen einholt, die unterschiedlichen Sichtweisen der Bürger. Es ist logisch, dass ein Hass auf die andersartigen Menschen aufkommt und sogar offene Ausgrenzung bis hin zu Angriffen statt finden. Genauso sind die anschließenden – von Moral angestachelten – Aufstände der Minimum Holder eine nachvollziehbare Folge der Ereignisse. Dabei entsteht eine packende und düstere Atmosphäre, die Erinnerungen an den Umgang mit den Mutanten in den X-Men-Geschichten des Marvel-Universums aufkommen lässt. Die Art der Darstellung der Reaktionen von einfachen Bürgern und Minimum Holdern zeigen wie schnell eine Gesellschaft zerfallen kann, wenn plötzlich geheime Unterschiede enthüllt werden. Selbst verehrte Personen wie berühmte Künstler sind nicht vor ihren Fans sicher, weil sich herausstellt, dass sie Minimum Holder sind. Auffällig ist außerdem, dass die finalen drei Episoden blutiger ausfallen als die bisherige Serie. Deshalb fällt die Alterseinstufung höher aus. Statt ab 12 Jahren ist Volume vier ab 16 Jahren freigegeben.
Genutztes Potenzial
Sicherlich wäre es gut gewesen, wenn Hamatora: The Animation bereits von Anfang an mit diesen Elementen gearbeitet und sie stärker in die Serie eingebaut hätte. Doch der starke Kontrast zu einigen anderen Episoden sorgt dafür, dass die Wandlung eine wesentlich intensivere Wirkung hat. Das sorgt zwar nicht dafür, dass die schwächeren Episoden mit einem Mal besser sind, aber das Gesamtbild der Serie wandelt sich ins Positivere. Alleine für die abschließenden drei Episoden lohnt es sich der Serie treu zu bleiben und das obwohl Hamatora: The Animation noch immer nicht zu den besten Genre-Vertretern zählt. Das genutzte Potenzial weckt allerdings das Interesse an der zweiten Staffel. Dazu trägt auch das offene Ende bei. Der schockierende und völlig unerwartete Cliffhanger schafft es mit den abschließenden Worten ‚To be Continued‘ die Neugier auf die weiteren Ereignisse rund um das Hamatora-Tram und deren Freunde zu wecken.
Gelungen ist zudem der Einsatz der Charaktere. Fast jede relevante Figur der Serie hat noch einmal einen Auftritt. Selbst kleinere Nebencharaktere aus einzelnen Episoden dürfen – und sei es nur in einer einzigen kurzen Szene – zurückkehren. So sind nicht nur Theo und Rei zu sehen, sondern auch Gasquet, Mao oder die Auftraggeber aus der ersten Folge, Shinji Toyosaki und Azusa. Einige bereits zuvor relevante Nebenfiguren erhalten sogar noch einmal einen wichtigen Auftritt. Dies gilt in Episode zehn besonders für den monsterartig mutierten Takahiro Itou und dessen Mutter Shouko Itou. Endlich darf außerdem Hajime – noch immer einer meiner persönlichen Lieblingscharaktere durch die Manga-Vorgeschichte – ihre Kräfte so richtig zeigen. Ihr Auftritt im Kampf ist zwar eher kurz, dafür um so interessanter. Auch hier bleibt die Hoffnung, dass die zweite Staffel mehr von ihr zu bieten hat.
Blick zurück
Interessant ist die Verbindung zur Manga-Reihe. Bisher diente die Vorgeschichte mehr als Ergänzung zu Hamatora: The Animation und offenbarte wie sich Nice und Murasaki kennengelernt haben und welche Ereignisse dazu geführt haben, dass sie gemeinsam als Hamatora auftreten. Sogar der Grund für ihr zweckmäßiges Büro an einem Tisch im Café Nowhere ist Hamatora: The Comic zu entnehmen. Zwingend nötig war die Kenntnis der Mangas bisher nicht und das bleibt auch so. Dennoch bieten die abschließenden drei Episoden von Hamatora: The Animation einige schöne kleine Anspielungen auf die in drei Bänden erzählte Vorgeschichte. Ein Charakter auf den Nice, Murasaki und Hajime im ersten Manga getroffen sind, spielt sogar in Morals finalem Plan eine wichtige Rolle. Hierbei ist es gut, dass die Serie die relevanten Informationen liefert ohne die Umstände der Ereignisse zu erläutern. Dadurch erinnern sich Kenner des Mangas an den Fall, während all jene, die die Vorgeschichte nicht gelesen haben, trotz allem keine Verständnisprobleme erwarten.
Wie schon die vorherigen Volumes bleibt Hamatora: The Animation in Sachen Technik unverändert. Die ordentlichen bis guten Animationen unterstützen die Ereignisse gut und wirken zu keiner Zeit zu hölzern oder unpassend. Besonders der Einsatz der Minimum-Kräfte ist wieder gut umgesetzt und sticht durch Farbspiele und Filter hervor. Nur in wenigen Szenen hätten den Hintergründen ein paar mehr Details nicht geschadet. Unterstützt werden die drei Episoden von einer passenden Musikuntermalung, die der packenden Atmosphäre zu Gute kommt. Wie gewohnt gelungen ist die weitgehend gute deutsche Synchronisation.
Fazit
Hamatora: The Animation erhält mit den abschließenden drei Episoden ein unerwartet packendes und düsteres Ende. Die Andeutungen waren bereits in Episode sieben zu erkennen, dennoch überraschen besonders die letzten Szenen der ersten Staffel und werfen Fragen auf, die hoffentlich in der zweiten Staffel beantwortet werden. Durch die Worte ‚To be Continued‘ am Ende ist deutlich, dass die Geschicht von Anfang an auf mehr als zwölf Episoden ausgelegt war. Das ist auch gut so, da das Finale zeigt, welches Potenzial in der Serie steckt. Besonders die Enthüllung der Existenz von Minimum Holdern hat weitreichende Folgen, die den Abschluss der ersten Staffel eine unerwartet düstere Atmosphäre verpasst. Gleichzeitig sind die Reaktionen und Aktionen der Menschen stets nachvollziehbar und erscheinen angesichts der Geschehnisse als logisch – egal wie grausam oder unmoralisch sie sein mögen. Alleine für Volume vier lohnt es sich die gesamte Serie anzusehen, um das letztlich gelungene Gesamtbild von Hamatora: The Animation zu kennen.
Kurzfazit: Überraschend ernstes, packendes Finale der ersten Staffel, das durch eine düstere Atmosphäre und ein unerwartetes Ende überzeugt.
Vielen Dank an Kazé Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Hamatora: The Animation – Vol. 4!
Lesetipp: Rezension von Hamatora: The Animation – Vol. 3
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Details
Titel: Hamatora: The Animation – Vol. 4
Genre: Action, Mystery
Regie: Seiji Kishi, Hiroshi Kimura
Studio: NAZ
Produktionsjahr: 2014
Laufzeit: ca. 75 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch (DTS-HD Master 2.0)
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 31. Juli 2015
Herstellerseite: Hamatora: The Animation – Vol. 4 bei Kazé Anime
Bilder Copyright NAZ / Kazé Anime
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