Rezension: Steel Seed (PC)

Androidin Zoe muss in Steel Seed gemeinsam mit Roboter Koby gegen feindliche Maschinen kämpfen, um die Zukunft der Menschheit zu retten.

Das Indie-Studio Storm in a Teacup verzichtet bei Steel Seed auf eine offene Welt und setzt bei dem Action-Stealth-Spiel stattdessen auf lineare Level. Stimmungsvoll inszeniert, erzeugen diese trotz allem den Eindruck einer weitläufigen, großen Science-Fiction-Welt, in der die dystopische Geschichte angesiedelt ist. Bereits in der ersten Spielstunde wird deutlich, dass Androidin Zoe, die die Erinnerungen und Persönlichkeit der Tochter des genialen Wissenschaftlers Dr. Archer hat, in einer ihr fremden Zukunft aufgewacht ist. Die Menschheit ist nicht mehr und stattdessen bevölkern Maschinen die Erde. Kurz darauf erfährt sie, dass ihr Vater ein Sicherheitsprotokoll zur Rettung der Menschheit geschaffen hat. Zoe soll die für dessen Aktivierung notwendigen Datenkerne finden. Dafür muss sie verschiedene Orte der technisierten Welt erkunden und gegen feindliche Roboter kämpfen. Begleitet wird sie von dem kleinen, niedlichen, fliegenden Roboter Koby, der auch spielerisch eingebunden ist.

Charmantes Weltrettungs-Duo

Mehr zur Geschichte soll aus Spoiler-Gründen nicht verraten werden. Denn obwohl Steel Seed auf ein paar bekannte Science-Fiction-Elemente setzt, ist das Action-Stealth-Spiel überraschend geschichtslastig. Immer wieder sorgen stimmungsvolle Zwischensequenzen dafür, dass wichtige Momente ansprechend inszeniert werden. Eine große Stärke sind dabei Zoe und Koby, die schnell ans Herz wachsen und weitaus mehr Persönlichkeit zeigen als anfangs gedacht. Gerade Zoe stellt sich als etwas kindlich-naiv heraus und hat einen liebevollen Umgang mit ihrem Roboter-Begleiter. Koby wiederum gibt zwar nur Geräusche von sich, trotzdem wirken die Gespräche zwischen ihm und Zoe überaus lebendig und natürlich. Zwar stimmt in der deutschen Synchronisation die Betonung nicht immer, aber das kann dem positiven Eindruck nicht schaden.

Zoe und Koby unterstützen sich auch beim Gameplay. Dabei setzt Steel Seed auf die Erkundung der linearen, aber teilweise etwas weitläufigen Level sowie teilweise knackige Kletter- und Geschicklichkeits-Passagen. Genaues Umsehen ist sinnvoll, da es überall versteckte Geheimnisse gibt. Als weiterer großer Gameplay-Part dienen größere Bereiche mit Gegnern. Hier ist es ratsam, leise vorzugehen, um nicht entdeckt zu werden. Auf Knopfdruck kann jederzeit die Kontrolle über Koby übernommen werden. Das ist nicht nur hilfreich, weil Objekte mit denen interagiert werden kann hervorgehoben oder Geheimnisse gefunden werden können, sondern auch weil Koby Gegner markieren kann. Das erleichtert das anschließende Schleichen spürbar. Zoe kann hinter Kisten, Mauern und Ähnlichem in Deckung gehen, Gegner anlocken und lautlos ausschalten. Zudem können Objekte wie explosive Fässer oder an Kränen hängende Kisten zur Beseitigung von Feinden genutzt werden. Daraus ergibt sich ein spannender wie spaßiger Spielfluss. Nur etwas intelligenter dürften die Gegner manchmal sein.

Actionreiche Kämpfe

Unabhängig davon ist es wirklich belohnend, ein Gebiet erfolgreich absolviert zu haben und die eventuell vorhandenen Terminals, Kisten und dergleichen zu bergen, bevor es schließlich weitergeht. Steel Seed gelingt es unglaublich gut, Level-Fortschritte und Herausforderung miteinander zu verknüpfen. Dabei zieht der Schwierigkeitsgrad nach einiger Zeit noch einmal spürbar an, lässt sich aber jederzeit in drei Stufen anpassen. Nicht völlig gelungen sind die direkten Konfrontationen mit Gegnern. Hierbei zückt Zoe ein Energieschwert, während Koby auf Knopfdruck schießen oder zuvor freizuschaltende weitere Waffen einsetzen kann. Die Kämpfe sind actionreich und schnell, können aber trotz Zielfunktion etwas chaotisch werden. Besonders bei mehreren Gegnern sorgen Effekte und Kamerawechsel schnell für Unübersichtlichkeit und unnötig oder gar unbemerkt eingesteckte Treffer. Das ist gerade deshalb ärgerlich, weil Zoe nur wenig Schaden einstecken kann. Perfekt sind die Kämpfe zwar nicht, aber trotzdem durchaus unterhaltsam, zumal der Fokus sowieso weitaus stärker auf heimlichem Vorgehen und Ausschalten von Gegnern liegt.

Mit der Zeit sammelt Zoe Datenpunkte, die sie unter anderem von besiegten Gegnern erhält. Diese können an den als S4VI-Kammern bezeichneten Speicher- und Schnellreisepunkten in Upgrades investiert werden. Die drei Fähigkeitenbäume umfassen über fünfzig Talente, Verbesserungen und Ähnliches für Zoe und Koby. Darunter beispielsweise mehr Lebensenergie oder neue Waffen für den Roboter-Begleiter. Bevor diese jedoch gekauft werden dürfen, müssen bestimmte Herausforderungen gemeistert sein. So gilt es etwa, eine bestimmte Zahl an Gegnern unbemerkt auszuschalten oder oft genug, feindlichen Angriffen im richtigen Moment auszuweichen. Dadurch motiviert Steel Seed noch mehr zum Experimentieren mit den Möglichkeiten. Außerdem dürfen beim Erfüllen geheimer Herausforderungen ebenfalls für Datenpunkte neue Skins für Zoe und Koby gekauft werden.

Atmosphärische Präsentation

Die erstklassige und dichte Science-Fiction-Atmosphäre profitiert deutlich von der hochwertigen Optik des Action-Stealth-Spiels. Zwar ist Steel Seed keine Triple-A-Produktion, kann aber trotzdem mit stimmungsvollen Umgebungen, schicken Effekten und einer glaubhaften Welt überzeugen. Jedes Level trumpft mit einer eigenen Gestaltung auf und setzt auf perfekt zum Setting passende Designs. Dabei werden die sehr mechanisch geprägten Gebiete nie langweilig, sondern wissen mit viel Abwechslung zu überraschen. Lediglich die Gegner-Designs fallen etwas zu einseitig und wenig innovativ aus. Dafür können Zoe und Koby trotz bekannter Genre-Standards umso mehr überzeugen. Zu verdanken ist das auch ihrer bereits erwähnten tollen Darstellung. Abgerundet wird das etwa fünfzehn bis zwanzig Stunden Action-Stealth-Abenteuer von einem fantastischen Soundtrack, der ebenfalls viel zur Atmosphäre beiträgt. Damit ist Steel Seed eine große Überraschung und ein wirklicher Genre-Geheimtipp.

Fazit

Von Steel Seed habe ich erst relativ spät erfahren, dafür haben Bilder und Trailer sofort mein Interesse geweckt. Und meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Das Action-Stealth-Spiel hat mich mit dem erstklassigen Gameplay, der spannenden Geschichte, der dichten Atmosphäre und dem liebenswerten Hauptfiguren-Duo durchgehend motiviert und immer wieder aufs Neue begeistert. Es ist wirklich spaßig mitzuerleben, wie sich Zoe und Koby besser kennenlernen, wie sie miteinander agieren und welchen Hindernissen sie sich stellen müssen. Gleichzeitig bringt Zoes Persönlichkeit Aspekte wie Hoffnung, Freundschaft und Familie in die Handlung, die dadurch noch mehr Tiefe erhält. Ähnlich überzeugt hat mich die stimmungsvolle Welt, die trotz linearer Level lebendig und weitläufig wirkt. Hier zeigt Storm in a Teacup, dass auch ohne Open-World-Ansatz eine glaubhafte Welt erschaffen werden kann. Abgerundet wird das Action-Stealth-Spiel von einer atmosphärischen grafischen Umsetzung und dem fantastischen Soundtrack. Genre-Fans sollten Steel Seed unbedingt eine Chance geben. Für mich eine der bisher größten Überraschungen des Jahres.

Kurzfazit: Atmosphärisches Action-Stealth-Spiel, das eine spannende Science-Fiction-Geschichte mit charmantem Hauptfiguren-Duo erzählt und mit spaßigem Gameplay motiviert. Ein Genre-Geheimtipp!

Vielen Dank an ESDigital Games und Storm in a Teacup für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Steel Seed!

Details
Titel: Steel Seed
Genre: Action, Stealth
Publisher: ESDigital Games Ltd.
Entwickler: Storm in a Teacup
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet), PlayStation 5, Xbox Series X|S
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 22. April 2025

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