Rezension: Tekkonkinkreet (Blu-ray/DVD)

Die Waisen-Brüder Black und White behaupten sich in Tekkonkinkreet in einer chaotisch-gefährlichen Stadt und geraten in das Visier von Yakuza und dem skrupellosen Schlange.

Die Glanzzeit des Schatzviertels sind schon lange vorbei. Längst verfallen die Gebäude, die Geschäftsleute haben Schwierigkeiten und Kriminalität greift um sich. Hier leben die Waisen Black und White und kämpfen gemeinsam ums Überleben. Als Straßenkinder, legen sich die Brüder mit anderen Kindern, Polizisten und brutalen Yakuza an. Dabei könnten Black und White nicht unterschiedlicher sein. Während Black eine brutale, gewalttätige Natur hat, ist White unschuldig-kindlich und scheint in seiner eigenen Welt zu leben. Als die beiden dem skrupellosen Schlange und dessen Plänen für das Schatzviertel ein Dorn im Auge werden, jagen drei Attentäter die beiden Brüder.

Brüderlicher Überlebenskampf

Basierend auf Taiyo Matsumotos gleichnamiger, dreiteiliger Manga-Reihe, hat das Studio 4°C im Jahr 2006 und der Regie von Michael Arias den Anime-Drama-Film Tekkonkinkreet umgesetzt. KSM Anime hat dem Film eine Neuveröffentlichung als Collector’s Edition mit Blu-ray und DVD spendiert. Angesiedelt ist die Geschichte im heruntergekommenen, chaotischen und gefährlichen Schatzviertel. Hier versuchen sich die beiden Waisen Black und White durchzuschlagen, zu überleben und genug Geld zusammenzubekommen, um sich ihren Traum zu erfüllen. Allerdings sind die Brüder sehr unterschiedlich und besonders der aggressive und gewalttätige Black ist immer wieder auf Konfrontationen aus, bezeichnet das Schatzviertel sogar als seine Stadt. Derweil ist White unschuldig-kindlich und lebt oft in seiner eigenen Welt, kann sich bei Auseinandersetzungen aber fast genauso behaupten wie sein Bruder.

Beginnt Tekkonkinkreet noch wie ein Gesellschaftsdrama über Freundschaft, Familie, Liebe, Verlust und kriminelle Machenschaften, entwickelt sich der Film immer mehr in eine weitaus ernstere Richtung inklusive abgedrehter und fast schon psychedelischer Elemente. Bevor es jedoch so weit ist, widmet sich Tekkonkinkreet dem Leben und Alltag von Black und White sowie einiger wichtiger Nebenfiguren. Hier werden nicht nur die Yakuza oder die Polizei, sondern auch der skrupellose Schlange und seine Attentäter ausreichend vorgestellt. Zwar fehlen einige Nebenhandlungsstränge der Vorlage im Film, ohne entsprechende Vorkenntnisse, fällt das aber nicht auf. Selbst der manchmal etwas sprunghafte Erzählstil ändert daran nichts.

Abgedrehte Verträumtheit

Zugleich überrascht Tekkonkinkreet mit einem unerwartet hohen Gewaltgrad, der jedoch zu Geschichte und Setting passt. Dass weder Black und White noch die Yakuza, Schlange oder die Attentäter zimperlich sind, ist angesichts des rauen Schatzviertels nachvollziehbar. Allerdings bietet der Film auch immer wieder ruhige, sanfte und verträumte Momente. Besonders die Dynamik zwischen Black und White inklusive ihrer großen Abhängigkeit voneinander, trägt Tekkonkinkreet über weite Teile. Allerdings zieht die Geschichte nach etwas der Hälfte immer mehr an, nimmt an Fahrt auf und wird gerade zum Ende ziemlich abgedreht inklusive der bereits erwähnten psychedelischen Elemente und einiger etwas zu gewollten Metaphern. Hier dürften die Meinungen auseinandergehen, ob der Abschluss der Geschichte gelungen oder zu übertrieben inszeniert ist. Unabhängig davon, weiß Tekkonkinkreet aber stets mit der spannenden, wendungsreichen und schön erzählten Geschichte zu fesseln.

Ein großer Teil der Faszination von Tekkonkinkreet ist dem sehr eigenwilligen Zeichenstil zu verdanken. Besonders die eher einfach gehaltenen, dennoch ausgearbeiteten und in ihrer Art ungewöhnlichen Charakter-Designs werden nicht jedem gefallen, sollten aber definitiv nicht abschrecken. Zumal Tekkonkinkreet mit überaus detailreichen Hintergründen und Umgebungen, flüssigen Animationen und einer erstklassigen Inszenierung aufwarten. Rasante Kamerafahrten wechseln sich mit ruhigen Szenen ab und sorgen dafür, dass jede Situation perfekt eingefangen wird. Dazu gesellt sich eine einzigartige Atmosphäre, die vom großartigen Soundtrack perfekt unterstützt wird. Die hochwertige deutsche Synchronisation rundet Tekkonkinkreet schließlich perfekt ab.

Fazit

Tekkonkinkreet ist ein ungewöhnlicher Anime-Film. Genauso wie die Manga-Vorlage dürfte die Drama-Geschichte von Black und White nicht jedem gefallen und bereits der Zeichenstil, insbesondere die Charakter-Designs, können abschrecken. Wer sich aber auf den Film einlässt, erhält ein spannendes, mitreißendes und faszinierendes Anime-Drama, das gerade mit der Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren überzeugt. Zwar wird mir Tekkonkinkreet gegen Ende ein wenig zu abgedreht und versucht, zu gewollt philosophische Metaphern aufzubauen, dem Gesamteindruck schadet das aber kaum. Dafür hat mich der Anime-Film mit der hervorragenden Inszenierung, der spannenden Geschichte und den gelungenen Wendungen zu gut unterhalten. Fans ungewöhnlicher Drama-Geschichten sollten Tekkonkinkreet eine Chance geben.

Kurzfazit: Eigenwilliger Drama-Anime-Film, der mit großartigem Protagonisten-Duo, spannender Geschichte und erstklassiger Inszenierung kleinere Schwächen ausgleicht und ein ungewöhnliches Genre-Erlebnis bietet.

Vielen Dank an KSM Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tekkonkinkreet Collector’s Edition!

Details
Titel: Tekkonkinkreet
Originaltitel: Tekkon Kinkreet
Genre: Drama
Regie: Michael Arias, Hiroaki Andō
Studio: Studio 4°C
Produktionsjahr: 2006
Laufzeit: ca. 111 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch, Englisch, Französisch
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch
Extras: Audiokommentar mit Michael Arias, Making of, Gespräch mit Regisseur Michael Arias, Trailer
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 20. Februar 2025
Herstellershop: Tekkonkinkreet bei Anime Planet

© 2006 Taiyo Matsumoto / Shogakukan, Aniplex, Asmik Ace, Beyond C., dentsu, TOKYO MX
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