Rezension: Sid Meier’s Civilization VII (PC)

Bauen, Verwalten, Erobern und Verhandeln – Sid Meier’s Civilization VII setzt auf bekannte Grundlagen und große Neuerungen.

Über acht Jahre nach dem sechsten Teil, ist im Februar Sid Meier’s Civilization VII erschienen und setzt die Global-Strategie-Reihe mit einigen Neuerungen fort. Das grundlegende Spielprinzip bleibt dabei trotzdem erhalten. Bedeutet es gilt wieder die Geschicke des eigenen Volkes zu lenken, Technologien zu erforschen, Städte zu errichten und auszubauen, Truppen auszuheben, Kriege zu führen, Allianzen zu schließen und schließlich über verschiedene Wege den Sieg zu erringen. Allerdings fühlt sich Civilization VII aufgrund der Veränderungen teilweise deutlich anders an als die Vorgänger.

Ein Anführer, mehrere Zivilisationen

Eine zentrale Neuerung fällt bereits beim Spielstart auf. So wird der Herrscher nun unabhängig vom Volk gewählt. Dadurch ist es etwa möglich, als Isabella von Spanien über das Mississippi-Reich oder als Benjamin Franklin über die Maya zu herrschen. Historisch korrekt mag das nicht sein, die spielerische Freiheit profitiert aber spürbar davon. Schließlich verfügen Anführer und Völker erneut über unterschiedliche Vorteile und Besonderheiten, die sich nun individuell miteinander kombinieren lassen. Das bietet die Möglichkeit, etwa eine starke Ausrichtung auf einen der Aspekte wie Wissenschaft oder Handel zu legen oder sich etwas weniger, dafür breiter zu spezialisieren und gegensätzliche Boni durch Anführer und Volk zu wählen. Allerdings sollte der Herrscher wesentlich bewusster gewählt werden, da dieser im Gegensatz zur Zivilisation bis zum Ende erhalten bleibt.

Hier zeigt sich eine weitere Neuerung von Civilization VII. Statt als ein Volk das gesamte Spiel zu bestreiten und die Jahrtausende zu durchleben, ist der Spieldurchlauf in drei Zeitalter unterteilt. So beginnt das Strategiespiel in der Antike und wechselt später ins Zeitalter der Erkundung und schließlich in die Moderne. Der Zeitalter-Wechsel bedeutet eine Art Neustart der aktuellen Partie, da nicht nur Kriege und Bündnisse sofort beendet werden, sondern auch der technologische Fortschritt aller Zivilisationen auf einen ähnlichen Stand gelangt. Zudem gehen Boni von Gebäuden entweder verloren oder werden reduziert. Außerdem ist es erforderlich, ein neues Volk auszuwählen, mit dem das nächste Zeitalter bestritten wird. Hier stehen jedoch andere Zivilisationen als zu Spielbeginn zur Verfügung und die Auswahl hängt von bestimmten Bedingungen ab. So können sich etwa die Maya zu den Inka entwickeln oder aus dem Mississippi-Reich wird Hawaii. Zudem können Völker durch das Erreichen bestimmter Bedingungen im vorherigen Zeitalter oder den gewählten Herrscher freigeschaltet werden.

Veränderte Zeitalter

Grundsätzlich ist der Zeitalter-Wechsel wirklich spannend und gut umgesetzt. Besonders mögliche Nachteile oder Vorteile bestimmter Zivilisationen werden abgeschwächt, wodurch sich Civilization VII nicht nach einiger Zeit so anfühlt, als sei der Sieg bereits errungen oder die Niederlage sicher. Allerdings zeigen sich auch einige Schwächen. Gerade kurz vor dem Ende eines Zeitalters verlieren Aktionen ein wenig an Bedeutung, da Technologien sowieso beim anstehenden Wechsel automatisch freigeschaltet werden. Auch Diplomatie und Kriege wirken durch die automatische Beendigung beim Zeitalter-Wechsel im späten Verlauf einer Epoche wenig sinnvoll.

Etwas ausgeglichen wird das von den Vermächtnissen. Dabei handelt es sich genau betrachtet um Quest-Reihe in den Bereichen Militär, Kultur, Wissenschaft und Handel. Je nach Wahl des verfolgten Vermächtnisses werden andere Aufgaben aktiviert, die es zu erfüllen gilt. Das Erfüllen der Aufträge bringt Vermächtnis-Punkte ein, die wiederum in dauerhafte Boni, die auch Zeitalter überdauern, investiert werden dürfen. Umso interessanter ist es, die Quests rechtzeitig abzuschließen. Zusätzliche Vorteile bringt es, ein Vermächtnis in einem Zeitalter komplett abzuschließen. Gelingt das in der Moderne, werden sogar neue Siegmöglichkeiten freigeschaltet. So ist es beim Wissenschafts-Vermächtnis-Pfad etwa möglich, nach dessen Abschluss die Forschung des ersten Flugs ins All einzuleiten und damit einen Wissenschaftssieg zu erringen. Wirklich motivierend.

Kleine Anpassungen

Etwas kleinere Neuerungen zeigen sich im Kern-Gameplay. So werden mit Siedlern nicht mehr direkt Städte, sondern Gemeinden gegründet. Diese wachsen ebenfalls und erwirtschaften Geld, können aber nicht bauen, weshalb neue Gebäude oder Einheiten gekauft werden müssen. Gegen einen recht hohen Geldbetrag, der mit dem Fortschritt der Gemeinde sinkt, lässt sich auch eine Stadt gründen. Ein interessanter Aspekt, der es ermöglicht das Reich auf individuelle Weise zu vergrößern. Ansonsten gibt es Detail-Anpassungen bei den Kämpfen, in der Sozialpolitik oder bei der Religion. Außerdem müssen Zeitalter abhängige Krisen wie ein Seuchenausbruch oder eine Barbaren-Invasion oder Katastrophen wie Überschwemmungen gemeistert werden.

Ressourcen dürfen frei auf die Städte und Gemeinden verteilt werden, sofern diese miteinander verbunden sind. Die dafür erforderlichen Straßen entstehen automatisch. Auch Verbesserungen von Geländefeldern hängen nun mit den Städten zusammen und müssen nicht mehr von Arbeitern errichtet werden. Zudem werden Gebäude auf den zur Stadt gehörigen Feldern errichtet und auch mal über veralteten Bauwerken gebaut. Hier gilt es gut zu planen und auch zu überlegen in welche Richtung eine Erweiterung der Stadt sinnvoll ist, zumal sich dadurch auch die Grenze verschiebt. Das ist alles gewohnt komplex, aber eingängig. Lediglich die Tutorial-Erklärungen sind zu ungenau, was gerade Neulingen den Einstieg erschwert. Zusätzlich ist das Ingame-Lexikon, in dem jederzeit Erklärungen nachgeschlagen werden können, nicht intuitiv genug aufgebaut und manche Details werden überhaupt nicht erläutert.

Gewohnte Schwächen, präsentierte Stärken

Fast schon erwartbar und zu einem neuen Civilization-Spiel gehörend, ist die schwächelnde künstliche Intelligenz der Gegner. Kontrahenten fällen immer wieder dumme und nicht nachvollziehbare Entscheidungen. So werden Kriege trotz Vorteil beendet oder der Zorn der Gegner geweckt, obwohl es dafür keinen logischen Grund gibt. Hier müssen Updates unbedingt noch ein wenig nachbessern. Ähnliches gilt für die Balance. Gerade auf den unteren der sechs Schwierigkeitsgrade ist es viel zu leicht, übermächtig zu werden und problemlos Ressourcen zu horten. Immerhin kratzt das nur minimal am Spielspaß von Civilization VII.

Weitaus besser schneidet das Strategiespiel in technischer und audiovisueller Hinsicht ab. Civilization VII ist mit der gerade im Vergleich des Comic-Stils des Vorgängers deutlich realistischeren Grafik wirklich hübsch. Noch nie sahen Städte, Landschaften und Einheiten in der Reihe so gut aus wie im siebten Teil. Überall gibt es etwas zu entdecken und die Weltkarte trumpft mit allerlei Details auf. Gut, die Menüs könnten vielleicht etwas ansprechender sein. Dafür wissen die Charaktermodelle der Anführer zu überzeugen und Musik, Sound und die gelegentliche Sprachausgabe sorgen für die richtige Atmosphäre. Erwähnenswert ist noch die Controller-Steuerung, die zwar nicht ganz mit der Präzision von Maus und Tastatur mithalten kann, aber wirklich sehr gut umgesetzt ist. Außerdem läuft Civilization VII auch auf dem Steam Deck problemlos und ist dort gut spielbar.

Fazit

Schon in meiner Kindheit habe ich mit dem ersten Civilization-Teil zahlreiche Stunden verbracht. Seitdem gehört die Global-Strategie-Reihe zu den festen Titeln, die ich immer wieder spiele. Entsprechend gespannt war ich auf Civilization VII und die durchaus spannend klingenden, aber auch ein wenig skeptisch stimmenden Neuerungen. Nachdem ich nun zahlreiche Stunden damit verbracht habe, meine Zivilisationen durch die Zeitalter zu lenken, kann ich sagen: Civilization VII ist wieder ein sehr gutes und spaßiges Strategiespiel, das jedoch gerade Fans der Reihe abschrecken könnte. Die neuen Mechaniken sind eine interessante Idee und auch gut umgesetzt, können aber auch ein wenig neuen Frust mit sich bringen, wenn erzielte Erfolge durch den Zeitalter-Wechsel plötzlich verloren sind. Wirklich gestört habe ich mich daran nicht, viel zu spannend war es, als neue Zivilisation die Geschicke meines vorherigen Volkes weiterzuverfolgen. Lediglich die etwas zu enge Einteilung in die Zeitalter fühlt sich etwas unschön an, da sich jede Spielrunde nun fast wie drei aufeinander aufbauende anfühlt. Dennoch habe ich viel Spaß mit Civilization VII, auch wenn einige Probleme noch behoben werden müssen. Genre- und Civilization-Fans sollten Civilization VII zumindest antesten.

Kurzfazit: Motivierendes Strategiespiel, dessen interessante Neuerungen nicht jedem Fan gefallen werden, aber spannende Veränderungen mit sich bringen, während das grundlegende Gameplay gewohnt viel Spielspaß garantiert.

Vielen Dank an 2K für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Sid Meier’s Civilization VII!

Details
Titel: Sid Meier’s Civilization VII
Genre: Strategie
Publisher: 2K
Entwickler: Firaxis Games
Spieler: 1-6
Syteme: PC (getestet), PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Switch
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 11. Februar 2025

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