Rezension: Phantom Brave: The Lost Hero (Switch)
Von Ash getrennt erleidet Marona in Phantom Brave: The Lost Hero Schiffbruch und verbündet sich mit Phantom-Piratin Apricot im Kampf gegen Geisterschiffe.
Fast genau einundzwanzig Jahre nach der japanischen Erstveröffentlichung von Phantom Brave im Januar 2004 für PlayStation 2, kehren Marona und Ash in einem neuen Abenteuer zurück. Phantom Brave: The Lost Hero setzt nicht nur auf die beliebten Hauptfiguren, sondern auch auf vertraute Gameplay-Mechaniken, die mit einigen Neuerungen weiter verfeinert werden. Dadurch erhält das Strategie-Rollenspiel noch mehr taktische Möglichkeiten.
Piraten-Abenteuer mit Phantomen
Die Geschichte von Phantom Brave: The Lost Hero beginnt einige Monate nach dem Ende des Vorgängers. Marona und Ash sind auf dem Rückweg von einem Auftrag, der sie auf eine weit entfernte, ihnen bisher unbekannte Insel geführt hat. Als legendäre Chroma und Heldin bekannt, weckt Marona an Bord des Passagierschiffs sofort Aufmerksamkeit. Allerdings taucht bald eine Geisterschiff-Flotte, bekannt als Shipwreck Fleet, auf. Während die anderen Passagiere fliehen, versuchen Marona und Ash Zeit zu schinden. Dabei versucht der Anführer der Shipwreck Fleet Maronas Kräfte zu stehlen. Nur dank Ashs Eingreifen wird das verhindert. Als er ihr die Flucht ermöglicht, bleibt er jedoch zurück, um sich dem Kampf zu stellen.
Kurz darauf findet sich Marona alleine an einem Strand wieder und wird von unfreundlichen Piraten des Eindringens bezichtigt. Deshalb soll sie sich ihrer Crew anschließen und mit ihnen die umliegenden Inseln plündern. Etwas, das für Marona nicht in Frage kommt. Auf der Insel begegnet sie dem Phantom-Mädchen Apricot, Tochter des ehemaligen, gutherzigen Kapitäns der Piraten. Gemeinsam halten sie die Fieslinge auf und verbünden sich, um die Shipwreck Fleet aufzuhalten und Ash sowie Apricots verschollenen Vater zu finden. Die Geschichte von Phantom Brave: The Lost Hero fängt zwar etwas langsam an, entwickelt sich aber sehr gut und zieht spätestens in der zweiten Hälfte spürbar an. Zudem profitiert das Strategie-Rollenspiel von liebenswerten, vielschichtigen Charakteren.
Beschworene Taktik
Wie bereits erwähnt, orientiert sich das Gameplay stark am Vorgänger. Entsprechend setzt Phantom Brave: The Lost Hero wieder auf zahlreiche rundenbasierte Strategie-Kämpfe auf kleinen Schlachtfeldern. Hier gilt es, mit Marona Phantom zu beschwören, die ihr im Kampf zur Seite stehen. Dafür werden jedoch Objekte benötigt, die als Grundlage für die Verkörperung der Phantome dienen. Steine, Blumen, Bäume, Waffen und mehr haben verschiedene Effekte, so dass gut überlegt sein sollte, welches Phantom auf Basis welches Gegenstands beschworen wird. Zudem bleiben die Charaktere nur eine begrenzte Rundenzahl auf dem Schlachtfeld, bevor sie wieder verschwinden und im aktuellen Kampf nicht erneut beschworen werden können. Wirkt sich das anfangs kaum aus, ist später genaues Planen und ein überlegtes Vorgehen bei den Beschwörungen gefragt.
Dabei gilt es auch die Klassen der Phantome zu beachten. Diese setzen auf klassische Professionen wie Kämpfer, Hexe oder Heilerin sowie ausgefallene Ausrichtungen wie Matrose oder Angler. Sogar Monster wie Zombies oder Geister können auf der als Basis dienenden Insel erstellt werden. Angesichts der Begrenzung von maximalen Phantomen und Waffen, will gut überlegt sein, was in den Kämpfen benötigt wird. Zumal jede Klasse über eigene Angriffe und Fähigkeiten verfügt und sogar passive Vorteile mit sich bringen kann. Zusätzlich sind besondere Gegebenheiten auf den Schlachtfeldern zu beachten. So können Phantome Objekte wie eine Kanone nutzen oder gleich übernehmen, um mächtige Attacken auszuführen. Marona wiederum kann ihre Beziehung zu den Phantomen verbessern und dadurch deren Aussehen sowie Spezialfähigkeiten erlangen.
Entwicklung von Phantomen
Allgemein bietet Phantom Brave: The Lost Hero viel Freiheit bei der Charakterentwicklung. Hierbei werden verschiedene Einrichtungen genutzt. Diese werden freigeschaltet, sobald Phantome bestimmter Klassen erstellt wurden. Ein Händler ermöglicht beispielsweise das ein- und verkaufen, während der Koch die Juice Bar freischaltet. Hier können in Kämpfen erlangte Erfahrungspunkte gesammelt und anschließend frei verteilt werden. Dadurch ist es möglich, auch an Kämpfen nicht beteiligte Charaktere aufzuleveln. Zusätzlich können Charaktere mit der Zeit immer neue Fähigkeiten lernen. Darunter sogar seltene, die mit Hilfe von Schriftrollen freigeschaltet werden.
Über die Weltkarte können andere Inseln angesteuert und auch bereits absolvierte Kämpfe erneut gespielt werden. Das ermöglicht nicht nur das Sammeln von Erfahrungspunkten, Geld oder Items, sondern auch das Lösen zuvor verpasster Aufgaben. So sind auf einigen Karten Schatztruhen zu finden, die jedoch nur unter bestimmten Bedingungen geöffnet werden können. Wertvolle seltene Waffen, die Charakteren mehr Angriffe und Fähigkeiten gewähren, winken als Belohnung. Wie im Vorgänger verbessern sich Waffen durch Nutzung. Es will also gut überlegt sein, ob ein neues, vermeintlich besseres Schwert wirklich stärker ist als eine bereits lange genutzte Waffe.
Charmant und niedlich
Optisch setzt Phantom Brave: The Lost Hero auf einen bunten 3D-Cel-Shading-Anime-Stil mit niedlichen Chibi-Charakteren. Dabei setzen sich die Figuren deutlich von den Hintergründen ab, was jedoch nicht der grafischen Qualität, sondern dem bewusst gewählten Stil zu verdanken ist. Gerade die Charaktere wissen mit viel Charme zu überzeugen und stechen in Dialogen und Zwischensequenzen mit Individualität und Detailliebe heraus. Allerdings zeigen sich auch ein paar kleinere grafische Schwächen, die jedoch angesichts der schicken Präsentation kaum auffallen.
Etwas durchwachsener ist hingegen die englische und japanische Vertonung. Kann diese grundsätzlich und gerade bei den Hauptfiguren überzeugen, fallen einige Stimmen mit hölzernen Dialogen negativ auf. Glücklicherweise kann das der gelungenen Atmosphäre nur wenig schaden und beeinträchtigt zu keiner Zeit den Spielspaß. Auf eine deutsche Übersetzung wurde leider verzichtet. Die englischen Texte sind allerdings sehr gut und zusätzlich steht auch französisch als Textspache zur Verfügung. Untermalt wird das Strategie-Rollenspiel von einem schönen, stimmungsvollen Soundtrack, der den charmanten, audiovisuellen Eindruck abrundet.
Fazit
Phantom Brave: The Lost Hero ist genauso komplex wie der Vorgänger. Doch wer sich erst einmal auf das Gameplay einlässt, wird die taktische Tiefe zu schätzen wissen. Zumal das Strategie-Rollenspiel mit einer spannenden, wendungsreichen Geschichte, liebenswerten Charakteren und einer charmanten audiovisuellen Präsentation auftrumpft. Vor allem nachdem ich erst kürzlich das PS5-Remaster des ersten Teils gespielt habe, kam die Fortsetzung genau richtig. Zwingend notwendig sind Vorkenntnisse aber nicht. Deshalb können sowohl Phantom-Brave- als auch Genre-Fans, die erstmals ein Abenteuer mit Marona erleben, bedenkenlos zugreifen. Phantom Brave: The Lost Hero hat das Potential zu einem der besten Strategie-Rollenspiele des Jahres.
Kurzfazit: Charmantes Strategie-Rollenspiel, das eine spannende Geschichte mit komplexem Gameplay und liebenswerten Charakteren zu einem großartigen Genre-Erlebnis verbindet. Ein Genre-Geheimtipp nicht nur für Fans des Vorgängers!
Vielen Dank an NIS America für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Phantom Brave: The Lost Hero!
Details
Titel: Phantom Brave: The Lost Hero
Genre: Strategie-Rollenspiel
Publisher: NIS America
Entwickler: Nippon Ichi Software
Spieler: 1
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 30. Januar 2025
©2025 Nippon Ichi Software, Inc. ©2025 NIS America, Inc. All rights reserved. Phantom Brave is a trademark or registered trademark of Nippon Ichi Software, Inc.
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