Rezension: Dragon Age: The Veilguard (Xbox Series X)
Um die Welt vor finsteren Mächten zu retten, muss Rook in Dragon Age: The Veilguard Verbündete für einen gefährlichen Kampf finden.
Zehn Jahre nach Dragon Age: Inquisition ist BioWare zu der Rollenspiel-Reihe zurückgekehrt und präsentiert mit Dragon Age: The Veilguard eine klassische Fortsetzung, die jedoch auch ohne Vorkenntnisse verständlich bleibt. Erneut übernimmt eine neue Hauptfigur und wird in Ereignisse verwickelt, die mit den Geschehnissen des Vorgängers in Verbindung stehen. Als Rook habe ich mich bereits zu Beginn des Spiels mit dem aus den Vorgängern bekannten Zwerg Varric sowie Zwergin Harding verbündet, um den ebenfalls aus Dragon Age: Inquisition bekannten Elfen Solas aufzuhalten und ein zerstörerische Ritual zu verhindern. Allerdings sorgt unser Eingreifen nicht für ein Ende des Rituals. Stattdessen geht einiges schief, die Gruppe landet in Solas’ Zuflucht im Nichts und zwei alte, tyrannische Elfengötter entkommen aus ihrem Gefängnis. Es ist natürlich Rooks Aufgabe, die beiden Gottheiten aufzuhalten. Dafür werden jedoch Verbündete benötigt, die an verschiedenen Orten von Thedas anzutreffen sind.
Gefährliche Mission
Dragon Age: The Veilguard erzählt eine wendungsreiche und packende Geschichte, in deren Verlauf ich regelmäßig Entscheidungen, die mal mehr, mal weniger starke Auswirkungen haben, treffen darf. Die Folgen einiger meiner Handlungen werden mir sogar erst Stunden später offenbart. Da es aber nicht zwingend gute oder schlechte Entscheidungen gibt, kann ich stets so vorgehen, wie ich es für richtig halte. Allerdings sollte ich auch auf die Meinung meiner Begleiter gefasst sein, da nicht jeder von ihnen mit jeder Entscheidung einverstanden ist. Immerhin zählt hier nur die Meinung der beiden gerade an meiner Seite befindlichen Gruppenmitglieder. Da die Beziehung zu ihnen essentiell ist, kann das manchmal meine Entscheidung beeinflussen. Unabhängig davon bleibt Dragon Age: The Veilguard stets spannend und gipfelt schließlich in verschiedenen Enden, was viel zum Wiederspielwert beiträgt.
Ebenfalls ein Anreiz, das Rollenspiel erneut anzugehen, schafft die Charaktererschaffung. Bevor ich ins Abenteuer starte, erstelle ich mir in einem umfangreichen Editor einen eigenen Rook. Hierbei wähle ich zwischen den vier Völkern Mensch, Elf, Zwerg und Qunari aus. Außerdem lege ich das Geschlecht von Rook fest, darf das Aussehen maßgeblich beeinflussen, wähle eine der drei Klassen Krieger, Magier oder Schurke und bestimme schließlich den Hintergrund meiner Hauptfigur. Dafür stehen sechs verschiedene Gruppierungen wie Graue Wächter, Schleierspringer oder Schattendrachen zur Verfügung. Gerade die Hintergrundgeschichte von Rook verleiht der Persönlichkeit des Hauptcharakters mehr Tiefe.
Zum Abschluss dürfen noch bestimmte Ereignisse aus Dragon Age: Inquisition sowie die Erscheinung des Inquisitors festgelegt werden. Damit habe ich schon vor Spielbeginn viele Freiheiten. Bedauerlich ist jedoch, dass nur maximal drei verschiedene Rooks erstellt werden dürfen. Das passt zwar zu den drei Klassen, nicht aber zu den vier Völkern. Hier wäre eine höhere Charaktergrenze wünschenswert. Besonders weil ich bei der Erstellung eines Charakters mehrere Stunden verbringen kann und eine Figur löschen muss, um jemand neuen zu erstellen, wenn bereits drei vorhanden sind.
Actionreiches Abenteuer
Bei Dragon Age: The Veilguard handelt es sich um kein Open-World-Rollenspiel. Stattdessen ist die Spielwelt in mehrere nicht immer miteinander verbundene Gebiete eingeteilt. Einige sind teilweise etwas weitläufig, während andere Abschnitte linear und schlauchig verlaufen. Negativ fällt das nicht auf, da trotzdem ausreichend Möglichkeiten zum Erkunden inklusive angemessener Belohnungen geboten werden. Zudem versteht es Dragon Age: The Veilguard die Spielwelt hervorragend mit dem spaßigen Gameplay zu verknüpfen. Mit zwei Begleitern an Rooks Seite gilt es die Gebiete zu durchstreifen, Gegner zu bekämpfen und die Ziele der Hauptquests zu erfüllen, um in der Geschichte voranzuschreiten. Gerade die Story-Abschnitte sind oft linear gehalten, wissen aber dank erstklassiger Inszenierung zu fesseln.
Dazu tragen auch die actionreichen Echtzeit-Kämpfe bei. Wichtig ist, welche Klasse Rook hat, da sich Krieger, Magier und Schurke merkbar anders spielen. Als Krieger setze ich beispielsweise auf Nachkampfangriffe mit Schwert, Axt oder Zweihand-Kriegshammer. Neben schnellen Angriffen sind auch starke Attacken oder Schildschläge möglich. Diese werden mit Abwehren, Kontern und Ausweichen verknüpft, um Gegnern zuzusetzen. Schurken nutzen hingegen Fernkampfwaffen oder Dolche und Magier setzen vorwiegend auf Magie. Ebenfalls nützlich sind Rooks Fähigkeiten, die in einem Schnellauswahl-Menü zur Verfügung stehen.
Die anderen Gruppenmitglieder können nicht direkt gesteuert werden, agieren aber ziemlich gut selbständig. Auf Befehl setzen sie zudem ihre Fähigkeiten und Zauber ein, wodurch Wechselwirkungen verschiedener Aktionen genutzt werden können. Hier ist es sinnvoll, möglichst überlegt jedes Talent einzusetzen. Das gilt auch für Spezialangriffe, die erst aufgeladen werden müssen oder die nach einiger Zeit verfügbaren, mächtigen Runen. Hilfreich ist zudem, Gegner ins Taumeln zu bringen, um anschließend mit mächtigen Angriffen direkt einen Todesstoß durchzuführen oder stärkeren Feinden wie Bossen großen Schaden zuzufügen.
Abenteuer mit Verbündeten
Ganz Rollenspiel erhält Rook von besiegten Gegnern nicht nur Gold, Gegenstände oder Materialien, sondern auch Erfahrungspunkte. Nach einiger Zeit erhöht sich das Charakterlevel und Fähigkeitspunkte dürfen in einem sehr umfangreichen, klassenspezifischen Talentbaum investiert werden. Hier fallen früh die Spezialisierungen, die ab Level zwanzig zur Verfügung stehen und die Klasse weiterentwickeln lassen auf. Neben passiven Effekten gewährt der Talentbaum auch neue Fähigkeiten, die im Kampf eingesetzt werden können. Zusätzlich kann Rook mit Ausrüstung, die jedoch in überschaubarem Rahmen bleibt, verstärkt werden. Neue Waffen, Rüstungen, Ringe und Accessoires haben merkliche Auswirkungen und oft passive Effekte. Ausrüstung kann ich in dem als Basis und Ausgangspunkt dienenden Leuchtturm im Nichts auch verbessern. Dafür benötige ich allerdings die nötigen Ressourcen, was manchmal zu Sammelei führen kann.
Natürlich erhalte ich im Laufe von Dragon Age: The Veilguard auch zahlreiche Nebenquests, die oftmals eigene, interessante und spannende Geschichten erzählen. Es lohnt sich also die zusätzlichen Aufgaben oft zu erfüllen. Besonders die Begleiterquests, wissen zu überzeugen und tragen zudem zur Charakterisierung der Figuren bei. Schließlich unterstützt Rook Harding, Neve, Bellara und die anderen bei persönlichen Anliegen. Das verbessert auch die Beziehung zu den jeweiligen Gruppenmitgliedern. Das ist wichtig, da Harding, Neve, Bellara und die anderen nicht klassisch im Level aufsteigen, sondern durch eine erhöhte Bindungsstufe zu Rook Fähigkeitenpunkte für ihre überschaubaren Talentbäume erhalten. Zusätzlich ist es möglich zu allen Begleitern eine Romanze aufzubauen. Allerdings ist es hier erforderlich, sich für eine Figur zu entscheiden. Ein weiteres Merkmal, das zum Wiederspielwert beiträgt.
Einflussreiche Fraktionen
Ebenfalls wichtig ist Rooks Verbindung zu den verschiedenen Fraktionen auf die ich im Laufe des Rollenspiels treffe. Nicht nur erhalte ich bei höherem Ansehen bei Schleierspringern, Krähen von Antiva, Trauerwacht und den anderen zusätzliche Quests, ich darf auch in den Fraktionsläden weitere Gegenstände kaufen. Gerade neue Rüstungen für bestimmte Begleiter können hier den Ausschlag geben. Außerdem ist es wirklich reizvoll, die Nebenquests zu erfüllen, da diese, wie bereits erwähnt, oft interessante zusätzliche Geschichten erzählen und mir einen weiteren Einblick in die Welt sowie die Fraktionen gewährt. Ein Faktor, der dazu führt, dass mich Dragon Age: The Veilguard früh packt und bis zum Ende und darüber hinaus motiviert. Schließlich habe ich noch weitere Rooks erstellt und will auch mit ihnen die Geschichte erleben, andere Entscheidungen treffen und vielleicht ein anderes Ende erleben.
Optisch hat mich der bunte, leicht comichafte, aber trotzdem düster-realistische Stil schon in den ersten Trailern angesprochen. Das ist allerdings Geschmackssache und nicht jeder wird mit dem Stil des Rollenspiels einverstanden sein. Dafür weiß die grafische Darstellung von Dragon Age: The Veilguard mit wenigen Ausnahmen zu überzeugen. Vor allem die Gestaltung der Welt ist überaus faszinierend und immer wieder versetzen mich die abwechslungsreichen Umgebungen und Landschaften ins Staunen. Schon die ersten Schritte in dem Rollenspiel warten mit einer enorm dichten Atmosphäre, erstklassigen Lichteffekten und einer atemberaubenden Optik auf. Zwar fallen auch ein paar schwächere Texturen oder leere Abschnitte auf, wirklich negative Auswirkungen hat das aber nicht.
Dank des des stimmungsvollen, fantastischen Soundtracks und der dichten Atmosphäre fesselt das Rollenspiel stets. Ebenfalls gelungen ist die deutsche Synchronisation, die zwar nicht ganz so gut ist wie die englische Originalvertonung, aber trotzdem durchweg überzeugt. Zu erwähnen sei noch, dass Dragon Age: The Veilguard bei Texten und deutsche Synchronisation auf Gendersprache setzt und dafür eine vielleicht etwas weniger gebräuchliche Variante ohne Erklärung nutzt. Dragon Age: The Veilguard ist das beste Rollenspiel von BioWare seit mindestens zehn Jahren und gehört zu den besten Genre-Vertretern des Jahres.
Fazit
Als Dragon-Age-Fan war ich seit der Ankündigung des vierten Teils gespannt, was mich bei dem neuen BioWare-Rollenspiel erwartet. Ein wenig skeptisch war ich zu Beginn, doch kaum hatte ich es endlich geschafft, meine elfische Kriegerin zu bauen und bin in die Geschichte eingestiegen, hat mich das Rollenspiel gefesselt. Fällt der Einstieg noch etwas zäh, aber durchaus gut inszeniert aus, weiß Dragon Age: The Veilguard spätestens nach dem Prolog mit einer spannenden Geschichte, interessanten Nebenquests, tollen Charakteren und einer faszinierenden Welt zu begeistern. Sicher, ein paar kleinere Schwächen hat das Rollenspiel, diese sind mir jedoch kaum aufgefallen, da mich die positiven Seiten von Dragon Age: The Veilguard immer wieder aufs Neue motiviert haben. Besonders die actionreichen Kämpfe gehören zu den großen Stärken des Rollenspiels. Dass einige Designentscheidungen nicht jedem gefallen, ist bei fast jedem Spiel der Fall. Wer sich daran nicht stört, sollte Dragon Age: The Veilguard unbedingt eine Chance geben und erhält ein packendes Rollenspiel sowie das wahrscheinlich beste BioWare-Spiel seit langem.
Kurzfazit: Fantastisches Action-Rollenspiel, das trotz kleinerer Schwächen mit einer spannenden Geschichte, packenden Kämpfen, tollen Charakteren und faszinierender Welt motivierenden Genre-Spielspaß garantiert.
Vielen Dank an Electronic Arts für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dragon Age: The Veilguard!
Details
Titel: Dragon Age: The Veilguard
Genre: Rollenspiel
Publisher: Electronic Arts
Entwickler: BioWare
Spieler: 1
Syteme: Xbox Series X|S (getestet), PlayStation 5, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 31. Oktober 2024