Rezension: My Big Sister: Remastered (Switch)
Luzia versucht in My Big Sister: Remastered ihre große Schwester Sombria von einem Fluch zu befreien und mit ihr nach Hause zurückzukehren.
Fast genau fünfeinhalb Jahre nach der Veröffentlichung von My Big Sister, haben Publisher Ratalaika Games und Entwicklerstudio Stranga Games die Neuauflage des Top-Down-Horror-Adventures für Nintendo Switch veröffentlicht. Damit ist My Big Sister: Remastered optisch vergleichbar mit dem Prequel Ashina: The Red Witch, das bereits 2023 für die Hybrid-Konsole erschienen ist. Wie im Original folgt die Geschichte der sarkastischen zwölfjährigen Luzia, die gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Sombria entführt wird. Nachdem Sombria verflucht wurde, versucht Luzia sie zu retten und gemeinsam einen Weg nach Hause zu finden. Auf dem Weg gilt es, einige Rätsel zu lösen und der linearen Geschichte zu folgen. Als Vorgänger beziehungsweise Story-Fortsetzung von Ashina: The Red Witch, sind die beiden Horror-Adventure eng miteinander verbunden. Da My Big Sister ursprünglich vor Ashina: The Red Witch erschienen ist, ist Vorwissen nicht notwendig.
Verfluchte Schwestern
My Big Sister: Remastered setzt bereits zu Beginn auf eine verwinkelte Erzählweise. So beginnt das Adventure mit einem seltsamen Traum von Luzia. Anschließend wechselt die Handlung regelmäßig zwischen Realität, Traum, Vorstellung und Visionen. Dennoch bleibt das Horror-Adventure stets verständlich, zumal die Erzählweise wirklich gelungen ist und schon früh mit aufgeworfenen Geheimnissen Neugier weckt. So wird Sombrias Schicksal relativ bald thematisiert, bevor die Geschichte darauf eingeht, wie Luzias ältere Schwester verflucht wurde und was mit den beiden Schwestern passiert ist. Der schönen Pixel-Grafik gelingt es dabei, eine schaurige Atmosphäre zu erschaffen und der Geschichte die richtige Stimmung zu verleihen. Das ist auch einigen harten und erschreckenden Szenen sowie Wendungen zu verdanken.
Beim Gameplay setzt My Big Sister: Remastered vorwiegend auf das Sammeln von Gegenständen, die anschließend entweder am richtigen Ort eingesetzt oder einer bestimmten Person gebracht werden müssen. Dafür gilt es die schön gestalteten, abwechslungsreichen Umgebungen genau zu erkunden und alles zu untersuchen. Die Möglichkeiten sind jedoch begrenzt und oftmals müssen Interaktionspunkte genau gesucht werden. Immerhin weist der Name eines Objektes oder einer Person darauf hin, dass Luzia mit ihnen interagieren oder sprechen kann. Manchmal werden wichtige Orte auch mit einem Glänzen hervorgehoben. Unübersichtlich ist das Horror-Adventure jedoch nie. Stets finden sich schon nach kurzer Zeit die benötigten Gegenstände, so dass der Spielfluss erhalten bleibt. Das ist trotz der eher kurzen Spielzeit von rund vier Stunden wichtig, damit der Spielspaß nicht negativ beeinflusst wird. Zumal Luzia gelegentlich auch sterben kann. Deshalb ist regelmäßiges Speichern an den Speicherpunkten sinnvoll.
Die spannende und abwechslungsreiche Geschichte ist eindeutig die größte Stärke von My Big Sister: Remastered. Schon nach kurzer Zeit hatte ich Luzia und Sombria mit all ihren Eigenarten ins Herz geschlossen, wollte mehr über sie erfahren und herausfinden, was sie als nächstes erwartet. Dabei thematisiert das Horror-Adventure psychische Erkrankungen und Selbstmord, was der Geschichte eine realistische und ernste Note verleiht, ohne dass die düstere Stimmung darunter leidet. Unterstützt wird das von den gelungenen Haupt- und Nebenfiguren sowie den verschiedenen Enden. Zwar sind die für diese notwendigen Entscheidungen ausschließlich im finalen Kapitel zu treffen, dennoch erhöht sich die Spielzeit etwas, zumal die verschiedenen Story-Abschlüsse durchaus sehenswert sind und My Big Sister: Remastered jeweils einen anderen Eindruck verleihen. Unterstützt wird die dichte Atmosphäre zudem vom gelungenen, wenn auch manchmal etwas zu unauffälligen Soundtrack. Aufgrund der fehlerhaften deutschen Übersetzung, ist es ratsam My Big Sister: Remastered mit englischen Texten zu spielen. Die Sprachbarriere ist dank der einfachen Formulierungen eher gering.
Fazit
Wie schon Ashina: The Red Witch, hat mich My Big Sister: Remastered mit dem schicken Pixelstil und der spannenden Geschichte früh gefesselt und nicht mehr losgelassen. Das Gameplay des Top-Down-Horror-Adventures mag etwas simpel sein, funktioniert aber sehr gut und trägt zum angenehmen Spielspaß bei. Zumal sich relativ bald ein stimmungsvoller Spielfluss entwickelt, der die knapp vier Stunden wie im Flug vergehen lässt. Dabei tragen die interessanten Charaktere, vor allem Luzia und Sombria, sowie ernste Themen wie Depressionen und Selbstmord viel zum Stimmung des Horror-Adventures bei. Die unterschiedlichen Enden haben mich zudem motiviert das letzte Kapitel mehrmals zu spielen, um wirklich jeden möglichen Ausgang der Geschichte zu erleben. Bedauerlich ist nur, dass die deutsche Übersetzung misslungen ist. Die Texte weisen maßgebliche Fehler, die Einfluss auf Verständnis und Sinn der Sätze haben, auf. Entsprechend ist es sinnvoller My Big Sister: Remastered auf Englisch zu spielen. Adventure-, Horror- und Mystery-Fans sollten My Big Sister: Remastered trotzdem unbedingt eine Chance geben.
Kurzfazit: Atmosphärisches Horror-Adventure, das mit spannender, wendungsreicher Geschichte, gelungenen Charakteren und simplem, aber gelungenem Gameplay fesselt.
Vielen Dank an Ratalaika Games & Stranga Games für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von My Big Sister: Remastered!
Details
Titel: My Big Sister: Remastered
Genre: Adventure
Publisher: Ratalaika Games
Entwickler: Stranga Games
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet), PlayStation 5, PlayStation 4, Xbox Series X|S Xbox One, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 11. Oktober 2024
© 2024 Ratalaika Games S.L. © 2024 Stranga Games © 2024 Grab The Games