Rezension: Alien: Descendant (Comic)

Eine Expedition zur Bergung der Boreas auf dem Eismond LV-695, stößt in Alien: Descendant auf unerwartete Grauen, während eine Person eigene Ziele verfolgt.

Dreizehn Jahre sind vergangen, seit das Weyland-Yutani-Raumschiff Boreas auf dem Eismond LV-695 verschwunden ist. Im Zuge einer Mission sollte die Besatzung den dortigen Forschungsaußenposten und die Xenomorph-Proben der leitenden Wissenschaftlerin Batya Zahn beanspruchen. Die darauf folgende Katastrophe hat nur Batyas Tochter Zasha überlebt. Doch die Boreas ist nicht vergessen. Das zivile Weyland-Yutani-Raumschiff Descendant beginnt unter dem Kommando von Jun Yutani die Bergung der Boreas. Zur Expedition gehört auch die Leiterin des Teams vor Ort, Cole. Aber Cole hat ein Geheimnis und verfolgt eigene Ziele, da sie an diesem Ort etwas suchen möchte, was sie einst zurückgelassen hat. Doch auf LV-695 lauern noch immer die tödlichen Xenomorph.

Riskante Bergungsmission

Alien: Descendant bildet bereits den Abschluss der zweiten neuen Alien-Comic-Reihe von Marvel. Bevor der Comic-Sammelband jedoch die Geschichte von Alien: Tauwetter fortsetzt, widmet sich die Geschichte der Herkunft der im Vorgänger erstmals aufgetauchten weißen Xenomorphen. Ein spannender Einblick in die Evolution der außerirdischen Wesen des Alien-Universums und ein wichtiges Element für den anschließenden, vier US-Hefte umfassenden Handlungsbogen. Dieser widmet sich der Expedition der Descendant zum Eismond LV-695, dem Schauplatz von Alien: Tauwetter. Aufgabe der Besatzung ist es, die dreizehn Jahre zuvor im Eismeer versunkene Boreas zu bergen. Dass auf dem Eismond auch weiterhin die gefährlichen und tödlichen Xenomorph lauern, ist offensichtlich und trägt von Anfang an zur Spannung des Comic-Sammelbands bei. Zudem erzählt Alien: Descendant die Geschichte von Zasha weiter.

Es ist sehr offensichtlich, dass sie unter falschem Namen zur Besatzung der Descendant gehört und auf dem Eismond eigene Ziele verfolgt. Dadurch erhält der Comic-Sammelband nach einiger Zeit zwei miteinander verknüpfte, aber getrennte Handlungsbögen. Natürlich bleibt dabei der Schrecken der Xenomorph nicht aus und auch die Brutalität der außerirdischen Wesen kommt zur Geltung. Allerdings verlieren gerade die klassischen Aliens aufgrund ihrer weißen Abwandlungen sowie der Leichtigkeit mit der sie teilweise getötet werden ein wenig an Bedrohung. Das geht auch zu Lasten der sonst dichten und packenden Atmosphäre. Im Mittelpunkt von Alien: Descendant steht allerdings sowieso nicht der direkte Kampf mit den Xenomorphen, sondern vielmehr ein Familiendrama, das bereits in Alien: Tauwetter seinen Anfang genommen hat. Parallel wird zudem ein vierzig Jahre früher spielender, direkt mit der Geschichte verbundener Handlungsbogen erzählt.

Deshalb wirkt sich die Darstellung der nicht menschlichen Gefahr auch nicht allzu stark aus. Zumal Alien: Descendant trotzdem durchweg zu fesseln weiß und mit einigen ausreichend gelungenen Wendungen aufzuwartet. Allerdings bleiben abseits weniger zentraler Figuren die meisten Charaktere eher eindimensional. Wirklich negativ wirkt sich das jedoch nicht aus, da es trotzdem leicht fällt mit ihnen zu fühlen und ausreichend Interesse an ihrem Schicksal zu entwickeln. Dennoch wären ein paar besser ausgearbeitete Charakteren definitiv eine Bereicherung für den Spannungsaufbau gewesen. Unabhängig davon versteht es Alien: Descendant aber bis zum durchaus gelungenen Ende unterhaltsame Alien-Comic-Kost zu bieten. An den direkten Vorgänger kommt Alien: Descendant zwar nicht ran, dennoch überzeugt der Sammelband auch dank der stimmungsvollen Zeichnungen.

Fazit

Während die bisherigen Bände der neuen Alien-Comic-Reihe stets für sich funktioniert haben, stellt Alien: Descendant erstmals eine direkte Fortsetzung dar. Entsprechend ist es sinnvoll, Alien: Tauwetter zu kennen. Die dreizehn Jahre später einsetzende Geschichte folgt einer Bergungsexpedition zum Eismond LV-695, zu der auch Zasha unter falschem Namen gehört. Damit kehrt sie zu jenem Ort zurück, an dem sie aufgewachsen ist, und verfolgt damit natürlich eigene Ziele. Obwohl einige Wendungen vorhersehbar und viele Charaktere lediglich ein Mittel zum Zweck sind, gelingt es Alien: Descendant einen ausreichend fesselnden Spannungsbogen aufzubauen. Damit hat mich der Alien-Comic-Sammelband wieder gut unterhalten, auch wenn nicht ganz die Qualität des direkten Vorgängers erreicht wird. Besonders die Horror-Stimmung kommt etwas kürzer als gewohnt. Der dichten Atmosphäre schadet das jedoch kaum, zumal die Geschichte trotzdem zu unterhalten weiß. Alien-Comic-Fans, die den Vorgänger gerne gelesen haben, können wieder bedenkenlos zugreifen.

Kurzfazit: Fesselnder, wenn auch nicht durchweg spannender Alien-Comic-Sammelband, der eine atmosphärische Geschichte mit gelungener Inszenierung erzählt.

Vielen Dank an Panini für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Alien: Descendant!

Details
Titel: Alien: Descendant
Originaltitel: Alien Annual (2023), Alien (2023 B) 1-4
Genre: Science-Fiction, Horror, Action
Verlag: Panini
Autor: Declan Shalvey
Zeichner: Danny Earls (Alien Annual), Andrea Broccardo (Alien 1-4), Declan Shalvey (Alien 1-4)
Farben: Ruth Redmond, Declan Shalvey
Seiten: 136
Preis: 16,00 €
Verlagsseite: Alien: Descendant bei Panini Comics
Erscheinungsdatum: 20. August 2024

© 2023 20th Century Studios / Marvel
© 2024 Panini Verlags-GmbH

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