Rezension: Granblue Fantasy: Relink (PS5)

Die Himmelsfahrer-Crew um Lyria und Gran/Syta erlebt in Granblue Fantasy: Relink ein neues Abenteuer im Zegagrande-Himmelsreich.

Rund siebeneinhalb Jahre nach der Ankündigung im September 2016, ist Granblue Fantasy: Relink Anfang Februar 2024 endlich erschienen. Nach einer holprigen Entwicklung, die unter anderem einen Studiowechsel von Platinum Games zu Cygames sowie die Schwierigkeiten der Corona-Pandemie beeinträchtigte, präsentiert sich das Action-Rollenspiel zum besonders in Japan beliebten Franchise als wahrer Überraschungshit. Besonders die actionreichen Kämpfe wissen zu fesseln und wecken Erinnerungen an NieR: Automata oder die Bayonetta-Reihe. Vorkenntnisse zum Granblue-Fantasy-Franchise sind nicht notwendig, können aber gerade aufgrund der Charakterbeziehungen von Vorteil sein.

Actionreiches Abenteuer

In Granblue Fantasy: Relink schlüpfen wir wahlweise in die Rolle von Gran oder Syta und sind Kapitän einer Himmelsfahrer-Crew. Diese fliegt mit ihrem Luftschiff durch das Himmelsmeer, erkundet Inseln und erlebt Abenteuer. Zu Beginn von Granblue Fantasy: Relink erreichen die Hauptcharaktere an Bord ihres Schiffes, der Grandcypher, das Zegagrande-Himmelsreich und sind schon gespannt, was sie hier erwartet. Mit an Bord ist auch Lyria, deren Lebenskraft an den Protagonisten gebunden ist. Sie kann Astralbestien, auch als Urgottheiten bezeichnet, befehligen. Eine Fähigkeit, die bei einem Angriff auf die Grandcypher hilfreich ist. Doch der von Lyria kontrollierte Bahamut verfällt in Raserei und das Luftschiff wird schwer beschädigt. Kurz darauf, nach ihrer Ankunft in einem kleinen Dorf, wollen Gran/Syta, Lyria und die anderen bei einem Vorfall mit einer Astralbestie helfen. Die Ereignisse überschlagen sich und Lyria wird von einem geheimnisvollen Kult, der ihre Kräfte für sich nutzen will, entführt. Es ist an uns und unserer Crew, Lyria zu retten. Dafür begeben wir uns auf ein lineares Abenteuer und bereisen die Inseln des Zegagrande-Himmelsreichs.

Eine allzu überraschende Geschichte, sollte von Granblue Fantasy: Relink nicht erwartet werden. Die Handlung bewegt sich in bekannten Bahnen und setzt auf bekannte Standards. Dennoch wissen der feindliche Avia-Kult, Lyrias Entführung sowie die erstklassige Inszenierung zu überzeugen und fesseln früh an das Action-Rollenspiel. Zumal die Geschichte trotz ausbleibender unerwarteter Wendungen mit einigen wirklich schönen Szenen und Ereignissen aufwartet. Hier versteht es Granblue Fantasy: Relink die vielleicht etwas undramatische Story spannend, interessant und vor allem motivierend zu gestalten. Zu verdanken ist das auch den Charakteren, die uns ausreichend vorgestellt werden. Besonders Lyria haben wir schnell ins Herz geschlossen.

Rasante Kämpfe

Granblue Fantasy: Relink verzichtet auf eine offene, frei erkundbare Welt. Stattdessen erkunden wir überschaubare und lineare Areale, die uns stets vorwärts führen, aber auch kleinere Abzweigungen und Geheimnisse beherbergen. Das ist sinnvoll, da sich so die wohl größte Stärke des Action-Rollenspiels voll entfalten kann: das motivierende, rasante Kampfsystem. Fühlen sich die Echtzeit-Auseinandersetzungen anfangs zwar gut, aber wenig besonders an, ändert sich das nach einiger Zeit. Wir lernen die Feinheiten der Kämpfe kennen und verstehen, diese immer besser einzusetzen. So führen wir nicht nur Kombo-Angriffe aus, sondern nutzen auch unsere Fertigkeiten sowie starke Link-Attacken mit unseren stets drei Begleitern. Zudem können wir bei aufgeladener Leiste unsere Himmlischen Künste einsetzen. Diese mächtigen Angriffe lassen sich mit den Himmlischen Künsten unserer Gruppe verbinden, so dass wir im besten Fall anschließend eine Vierer-Ketten-Attacke ausführen. Das mag zwar auch aus anderen Titeln bekannt sein, fühlt sich in Granblue Fantasy: Relink aber überaus gut an und spielt sich wirklich angenehm.

Zusätzlich gilt es auf die Schwächen der Gegner zu achten. Jeder unserer Charaktere verfügt über eine Elementaffinität. Selbiges gilt für feindliche Soldaten, Monster und Astralbestien. Nutzen wir die Anfälligkeiten gezielt aus, fügen wir mehr Schaden zu. Gerade in den effektreichen, fantastischen und teils knackigen Kämpfen gegen Astralbestien, ist das essentiell. Hier müssen wir außerdem wie bei anderen Bosskämpfen die Verhaltensweisen unseres Widersachers beachten. Zudem greifen wir besonders an, wenn unser Feind im gebrochenen Zustand ist, um mehr Schaden zu verursachen. Befindet sich ein Gegner hingegen im Overdrive, ist Vorsicht geboten. Ähnliches gilt, wenn wir im Level unter unseren Kontrahenten sind. Zwar können wir auch Auseinandersetzungen mit deutlich stärkeren Feinden theoretisch gewinnen, doch das wird wesentlich herausfordernder. Besonders auf den beiden höheren der insgesamt drei Schwierigkeitsgrade ist Vorsicht geboten. Um etwas Level-Grinding kommen wir in Granblue Fantasy: Relink leider nicht herum. Wirklich gestört hat uns das angesichts der gelungenen Nebenquest-Struktur aber nicht.

Motivierende Aufträge

Ähnlich wie in der Monster-Hunter-Reihe dürfen wir in Dörfern und Städten bei der Gilde Aufträge annehmen. Hierbei gilt es bestimmte Monster zu bezwingen. Statt jedoch selbst an die entsprechenden Orte zu reisen, gelangen wir nach unseren Vorbereitungen auf Knopfdruck in das jeweilige Areal. Oft stellen wir uns in einer kleinen Arena Wellen von Feinden oder einem mächtigen Boss entgegen. Gerade die riesigen Monster wecken noch mehr die Erinnerung an Monster Hunter. Je nachdem wie gut wir eine Quest abschließen, winken mehr und bessere Belohnungen. Vor allem die Bonus-Ziele sollten wir im Auge behalten, um eine möglichst hohe Wertung zu erhalten. Doch keine Sorge, jede Nebenquest dürfen wir auch mehrmals spielen. Das ist ebenfalls wichtig, um Materialien zu verdienen, die wir beim Schmied wiederum verwenden, um Waffen zu schmieden oder zu verbessern. Auch die passive Effekte gewährenden Siegel können wir auf diese Weise aufwerten. Auf Wunsch können wir sogar im Ko-op-Modus mit unseren Freunden auf Monsterjagd gehen. Gerade das Endgame, nachdem wir die Geschichte beendet haben, hält einige spannende Quests parat und lädt dazu ein, noch etliche Stunden in Granblue Fantasy: Relink zu verbringen.

Wer nun befürchtet, dass dabei zu wenig Abwechslung geboten wird, darf sich über zahlreiche rekrutierbare Charaktere freuen. Bereits zu Spielbeginn umfasst unsere Gruppe mit Gran/Syta, Katalina, Rackam, Io, Rosetta und Eugen sechs Charaktere, wodurch auch alle Elementaffinitäten vertreten sind. Später können wir Crewmitgliedskarten verdienen, die es uns ermöglichen weitere Charaktere freizuschalten. Zum aktuellen Zeitpunkt können wir auf diese Weise vierzehn verschiedene Figuren, die alle eine unterschiedliche Spielweise haben, in unsere Crew aufnehmen. Gerade weil sich die Charaktere so verschieden spielen, ist es überaus spaßig herauszufinden, wer für uns am besten passt und eine möglichst perfekte Gruppe aus vier Figuren zusammenzustellen. Zugleich sollten wir dabei jedoch auch Anpassungen vornehmen, um den Elementarschwächen der Gegner gerecht zu werden. Auch hieran zeigt sich, wie viel Granblue Fantasy: Relink im Endgame zu bieten hat.

Malerische Präsentation

Außerdem steigt jeder Charakter im Level auf und wird auf diese Weise stärker. Auch die ausgerüsteten Waffen haben Einfluss auf die Eigenschaften eines Charakters. Dabei werden jedoch nicht nur Attribute wie der Angriffswert beeinflusst, sondern jede Waffe verfügt auch über andere passive Effekte sowie Fähigkeiten. Ganz Rollenspiel dürfen wir außerdem sogenannte Meisteschaftspunkte, die wir etwa bei Levelaufstiegen verdienen, in Charakterspezifische Talentbäume, genannt Meisterschaften, investieren. Stehen uns anfangs nur Offensive und Defensive zur Verfügung, schalten wir später auch neue Kräfte für unsere Waffen frei. Dabei teilen sich die Charaktere die Meisterschaftspunkte, weshalb wir gut überlegen müssen, wen wir wann verbessern und wie viele Punkte wir uns für eventuell notwendige spätere neue passive und aktive Skills sparen.

Schnell entwickelt Granblue Fantasy: Relink aus der exzellenten Mischung aus effektreichen Kämpfen, kurzweilig-spannender Geschichte und motivierenden Quests eine Sogwirkung und verleitet uns dazu, immer weiter zu spielen. Dazu trägt auch die hervorragende technische Umsetzung bei. Das Action-Rollenspiel läuft durchweg mit sechzig Bildern pro Sekunde und absolut flüssig. Zugleich erstrahlt Granblue Fantasy: Relink in wunderschöner Anime-Optik und lässt die detailreichen Charakterdesigns in malerischen Umgebungen erstrahlen. Unterstrichen wird die erstklassige Atmosphäre vom hochwertigen und stimmungsvollen Soundtrack sowie der gelungenen japanischen Vertonungen, die von sehr guten deutschen Texten begleitet wird. Damit präsentiert sich Granblue Fantasy: Relink audiovisuell genauso wie spielerisch von einer herausragenden Seite und ist ein exzellentes Action-Rollenspiel, das mehr als nur den Status eines Geheimtipps verdient hat.

Fazit

Schon seit der Ankündigung von Granblue Fantasy: Relink im September 2016 freue ich mich auf das Action-Rollenspiel. Zwar kenne ich das Franchise vorwiegend durch Anime-Serie und Manga-Reihe, doch gerade deshalb war ich umso gespannter mit der Himmelsfahrer-Crew um Gran beziehungsweise in meinem Fall Syta und Lyria ein Abenteuer zu erleben. Granblue Fantasy: Relink hat mich trotz des etwas zähen Einstiegs schnell mit der erstklassigen Atmosphäre, der wunderschönen Optik und den liebenswerten Charakteren gepackt. Die Geschichte mag nicht sonderlich überraschend sein, versteht es aber mich durchweg zu motivieren und ausreichend Spannung zu bieten. Zudem trumpft Granblue Fantasy: Relink mit absolut erstklassigem Gameplay auf. Besonders die Feinheiten des Kampfsystems wissen immer wieder aufs Neue zu begeistern und gerade die Auseinandersetzung mit den mächtigen Astralbestien sind fantastisch. Dazu gesellt sich ein Quest-System, das mich in einen „Nur noch eine Quest“-Sog zieht und nicht mehr so schnell loslässt. Dank der zahlreichen Charaktere wird zudem viel Abwechslung geboten. Als wäre das nicht genug, sieht Granblue Fantasy: Relink auch noch wunderschön aus, läuft absolut flüssig und setzt auf einen grandiosen Soundtrack. Nicht nur Fans des Granblue-Fantasy-Franchises, sondern alle Action-Rollenspiel-Fans sollten sich Granblue Fantasy: Relink nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Fantastisches Action-Rollenspiel, das mit erstklassigem Gameplay kleinere Schwächen ausgleicht und eine zwar standardmäßige, aber spannende Geschichte mit liebenswerten Charakteren erzählt und auch abseits davon viel Spielzeit bietet.

Vielen Dank an Cygames für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Granblue Fantasy: Relink!

Details
Titel: Granblue Fantasy: Relink
Genre: Action-Rollenspiel
Publisher: Cygames, Inc.
Entwickler: Cygames, Inc.
Spieler: 1-4
Syteme: PlayStation 5 (getestet), PlayStation 4, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 01. Februar 2024

© Cygames, Inc.