Rezension: Pepper Grinder (PC)

Nach einem Schiffbruch setzt Pepper in Pepper Grinder auf einen leistungsstarken Bohrer, um ihre gestohlenen Schätze wiederzubeschaffen.

Fast sieben Jahre nach der Ankündigung von Pepper Grinder im Juni 2017 ist das ungewöhnliche Jump & Run mit Bohrer-Gameplay-Mechanik Ende März für PC und Nintendo Switch erschienen. Entwickelt von Einzel-Entwickler Ahr Ech mit Unterstützung für Soundtrack und Portierungen, präsentiert sich das Abenteuer von Schatzsucherin Pepper in einem schicken Pixel-Grafik-Stil und mit temporeichen Gameplay. Dabei bleibt die Geschichte ziemlich simpel. Pepper erleidet Schiffbruch und wird all ihrer Schätze beraubt. Bei der Verfolgung der Diebe stürzt sie von einer Brücke und muss sich nun mit einem leistungsstarken Bohrer einen Weg durch die Level bahnen und Gegner bezwingen. Dabei packt Pepper Grinder in die rund vier bis fünf Spielstunden reichlich Abwechslung und regelmäßig neue Gameplay-Mechaniken.

Rasantes Bohrer-Gameplay

Pepper Grinder setzt von Anfang an auf die eigenständige Bohrer-Mechanik des Jump & Runs. Nach den ersten Schritten, in denen wir die Verfolgung der Diebe von Peppers Schätzen aufnehmen, erhalten wir auch schon den Bohrer und müssen ihn fortan stets nutzen, um in den Leveln voranzukommen. Zwar laufen und springen wir auch, doch meistens gilt es, durch Erde, Gestein und andere Hindernisse durchzubohren. Das bedeutet nicht, dass wir die Umgebung zerstören, sondern wir bewegen uns mit unserem Bohrer regelrecht durch das Erdreich und flitzen auf diese Weise durch die Levelarchitektur. Natürlich gibt es dennoch klare Grenzen und festes Gestein, das wir nicht durchqueren können. Fühlt sich die ungewöhnliche Fortbewegungsmethode anfangs ungewohnt an, gehen Steuerung und Gameplay schon nach kurzer Zeit in Fleisch und Blut über. Spätestens wenn es soweit ist, rasen wir regelrecht durch die Level-Abschnitte, springen mit unserem Bohrer von einem Erdbereich zum nächsten und müssen sowohl Sprünge als auch andere Aktionen gut aufeinander abstimmen.

Oft müssen Sprünge zum genau richtigen Zeitpunkt erfolgen, um Schaden zu vermeiden, Hindernisse zu umgehen oder nicht in Löcher, Lava und dergleichen zu stürzen. Zusätzlich sorgen Dornenranken, Gegner und andere Gefahren für Abwechslung und verlangen uns auch aufgrund der hohen Spielgeschwindigkeit einiges ab. Wollen wir keinen Schaden nehmen, müssen wir die Kontrolle über Pepper behalten und uns die Level genau anschauen. Doch keine Sorge. Zu schwer oder gar unfair wird Pepper Grinder zu keiner Zeit. Vielmehr entwickelt sich ein temporeicher Spielfluss, der selbst nach einem Ableben und der damit einhergehenden Rücksetzung zum letzten Checkpoint nicht abreißt. Hier fällt auf, dass Pepper Grinder auf eine begrenzte Anzahl an Versuchen verzichtet. Bedeutet, jedes Mal wenn wir das Zeitliche segnen, geht es nur zum Checkpoint zurück. Sehr fair und eine Garantie, um Frust zu vermeiden.

Abwechslungsreich mit Schwächen

Für Abwechslung sorgen neue Gameplay-Mechaniken, die gekonnt in den Spielablauf eingebaut werden. So müssen wir nicht nur kleinere Rätsel lösen, sondern erhalten beispielsweise auch einen Gatling-Gun-Aufsatz für unseren Bohrer. Anschließend bohren wir uns nicht mehr durch das Level, sondern ballern Gegner und Hindernisse zu Staub. Zusätzlich weiß Pepper Grinder mit vier angenehm unterschiedlichen Welten zu überzeugen. So sind wir anfangs in den Bergen unterwegs, bevor es uns in eine Region mit gefährlicher Lava und Vulkanen verschlägt. Das bringt neue Möglichkeiten bei den Leveln.

Am Ende jeder Welt wartet ein Bosskampf auf uns. Leider sind gerade diese die größte Schwäche von Pepper Grinder. Sie nehmen die sonst so hervorragende Geschwindigkeit aus dem Spiel und konfrontieren uns mit sich ziehenden Kampf-Abläufen. Das kann an den Nerven zehren und durchaus frustrieren, besonders, wenn die beengten Möglichkeiten und die nicht direkt durchschaubaren Verhaltensweisen der Bosse für einen Tod sorgen. Hier wäre mehr möglich gewesen, doch auch so können die Bosse den positiven Gesamteindruck kaum schmälern. Zumal wir jeden Boss spätestens nach ein paar Versuchen besiegt haben.

Großartige Level, charmante Präsentation

Abseits des Kerngameplays, sind die Level eines der Highlights von Pepper Grinder. Herausragend gestaltet, sind die Level nahezu perfekt auf das Gameplay abgestimmt und laden zum temporeichen Bohrer-Rasen ein. Allerdings verpassen wir auch etwas, wenn wir ohne genau hinzuschauen durch die Level flitzen. Immer wieder gibt es versteckte Abschnitte in denen wir Schätze erhalten oder sogar eine von fünf Totenkopfmünzen, die es in jedem Level zu finden gibt, entdecken. Während wir für die Schätze bis zu vier zusätzliche Lebenspunkte oder Sticker kaufen können, erwerben wir mit den Totenkopfmünzen in jeder Welt einen wertvollen Schlüssel. Dadurch schalten wir einen Bonus-Level frei. Zusätzlich können wir die Totenkopfmünzen nutzen, um Stickerseiten, neue Haar- oder Umhangfarben zu kaufen. Sonderlich motivierend oder nützliche sind die Sammelobjekte nicht, wollen wir aber alles finden, sind wir zumindest ein paar Stunden länger beschäftigt. Zusätzlich dürfen wir uns nach einmaligem Durchspielen eines Levels an einem Zeitmodus versuchen. Doch auch hier erhalten wir als Belohnung lediglich etwas für unser Stickeralbum.

Wie bereits erwähnt, setzt Pepper Grinder auf einen schicken Pixel-Grafik-Stil. Stimmungsvoll schafft es das Jump & Run, einen teils bitterbösen, schwarzen Humor zu vermitteln. Gerade Pepper ist knallhart, was ihre Animationen in kurzen, in Spielgrafik gehaltenen Zwischensequenzen auch wiedergeben. Zudem trumpft Pepper Grinder mit detailreich gestalteten Leveln, einer charmanten Weltkarte und einem atmosphärischen Soundtrack auf. Technisch läuft das Jump & Run zudem sowohl auf dem PC als auch auf dem Steam Deck durchweg flüssig und bugfrei. Damit ist Pepper Grinder eine schöne Überraschung, ein spaßiger Jump-&-Run-Snack.

Fazit

Pepper Grinder ist ein liebevolles Jump & Run, das mich mit der kreativen Bohrer-Mechanik und dem temporeichen Gameplay schnell gepackt hat. Nach kurzer Zeit habe ich mich an Geschwindigkeit und Steuerung gewöhnt und bin regelrecht durch die Level gerast. Zugleich verströmt das Jump & Run viel Charme und schafft es, die kleinen Schwächen bei den Bosskämpfen locker mit den herausragenden Leveln auszugleichen. Dabei fällt nicht einmal die kurze Spielzeit von vier bis fünf Stunden negativ auf. Vielmehr ist die Länge genau richtig und garantiert, dass sich Pepper Grinder nicht abnutzt. Dafür sorgen auch die einfallsreichen neuen Mechaniken, die im Laufe von Peppers Abenteuer geboten werden. Angesichts der eher mauen Sammelgegenstände, die ich mit den Totenkopfmünzen und im Zeitmodus sammeln kann, fehlt mir allerdings die Motivation, in allen Leveln alles zu entdecken. Wer das jedoch versucht, wird ein paar Stunden mehr Spaß mit dem Jump & Run haben. Genre-Fans sollten sich Pepper Grinder auf keinen Fall entgehen lassen.

Kurzfazit: Temporeiches Jump & Run mit kreativer Gameplay-Mechanik, die hervorragend funktioniert und zusammen mit der charmanten Präsentation und trotz kleiner Schwächen zwar kurzen, aber dafür umso gelungneren Genre-Spielspaß garantiert.

Vielen Dank an Devolver Digital & Ahr Ech für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Pepper Grinder!

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