Rezension: After God – Band 1 (Manga)
Nahe eines von tödlichen Wesen kontrollierten Gefahrengebiets trifft Wissenschaftler Tokinaga in After God Band 1 die mysteriöse Waka.
Dreißig Jahre ist es her, seit riesige Wesen in den Meeren um Japan erschienen sind und den Tod mit sich gebracht haben. Wer eines der Geschöpfe erblickt, soll sterben, heißt es. Große Teile Japans wurden aufgrund der von vielen als Götter bezeichneten Wesen zu Gefahrengebieten erklärt. Eine Waffe gegen den neuen Feind scheint es nicht zu geben. Wissenschaftler Sachiyuki Tokinaga entdeckt bei einer seiner Runden in Tokio eine junge Frau, die direkt am Zaun einer Gefahrenzone steht. Sofort greift er, in der Befürchtung, sie könne den vermeintlich schmerzfreien Tod durch einen Gott suchen, ein. Waka Kamikura ist jedoch in Tokio, um ihre beste Freundin zu finden. Doch die Oberschülerin verfolgt in Wahrheit ein anderes Ziel und hat ein großes Geheimnis. Als eine geheimnisvolle Frau mit ungewöhnlichen Kräften auftaucht, wird Tokinaga offenbart, dass Waka keine normale Jugendliche ist.
Tödliche Götter
Obwohl das Szenario von After God Band 1 keineswegs neu ist, gehört es zu den größten Stärken des Auftaktmangas der bisher fünfteiligen Fantasy-Action-Reihe von Sumi Eno. Weite Teile Japans sind aufgrund riesiger, tödlicher Wesen, die vor dreißig Jahren plötzlich erschienen sind, zu Gefahrengebieten erklärt worden. Möglichkeiten die als Götter bezeichneten Geschöpfe zu besiegen, sind nicht bekannt. Entsprechend hilflos ist die Menschheit gegenüber dem neuen Feind. Am Beispiel Tokyos, das direkt an eine Gefahrenzone grenzt, wird gezeigt, was die neue Lage für Japan bedeutet. Die einstige Hauptstadt ist kaum noch bewohnt und die wenigen verbliebenen Menschen sind oft obdachlos, drogensüchtig und vegetieren vor sich hin. Zudem greift After God Band 1 früh das Thema Suizid durch die Götter auf. Da der Tod durch die geheimnisvollen Wesen schmerzfrei sein soll, wählen viele diesen freiwillig. Entsprechend reagiert Sachiyuki Tokinaga als er am Zaun zum Gefahrengebiet eine junge Frau entdeckt. Doch Waka Kamikura hat nicht vor sich das Leben zu nehmen, sondern sucht ihre Freundin. Hier gelingt After God Band 1 eine simple, aber zugleich neugierig stimmende Vorstellung der beiden bisher wichtigsten Charaktere.
Allgemein ist das überlange Auftaktkapitel der stärkste Teil des ersten Bandes. Nicht nur erhalten Waka und Tokinaga ausreichend Aufmerksamkeit, um sie ein wenig zu verstehen, auch versteht es Mangaka Sumi Eno, das Szenario perfekt umzusetzen. Angereichert wird das ganze mit genau der richtigen Portion Action inklusive brachialer Inszenierung. Zudem zeigt After God Band 1 bereits früh, wie bildgewaltig der Manga sein kann. Die Zeichnungen strotzen vor Details und besonders die Darstellung der Götter und den mit ihnen verbundenen Kräften sind wunderschön und gleichen skurrilen Gemälden. Gleichzeitig wissen Hintergründe und Charaktermodelle ebenfalls mit erstklassiger optischer Umsetzung zu überzeugen und zu gefallen. Dabei setzt der Manga auf einige Eigenheiten, die Figuren und Geschichte Individualität verleihen.
Leider verliert sich After God Band 1 in der zweiten Hälfte zusehends in einer zu langsamen Erzählweise und einigen gezogenen und unnatürlich eingebundenen Erklärungen. Das bedeutet nicht, dass der Manga nicht mehr zu unterhalten weiß oder an Spannung verliert, dennoch fällt die Qualität spürbar ab. Leider gilt das auch für einige später vorgestellte Charaktere. Diese sind zwar keineswegs misslungen, fallen bisher aber zu blass aus, um wirklich zu überzeugen. Teilweise sind die Figuren gar unsympathisch oder schlimmstenfalls uninteressant. Häufig liegt das an mittlerweile zu altbekannten Rollenbildern, die sie erfüllen sollen, so dass die zuvor geschaffen Individualität des Mangas darunter leidet. Glücklicherweise schadet das alles der Geschichte nie zu sehr, so dass die Motivation zum Weiterlesen erhalten bleibt. Zumal Wakas Schicksal stets interessant bleibt. Hier verbirgt sich letztlich auch die große Stärke, die zum packenden Cliffhanger führt und damit wiederum das Interesse am Nachfolger weckt. Nutzt After God in den kommenden Bänden das vorhandene Potenzial, können die erwähnten Schwächen des Auftaktmangas locker ausgeglichen werden. Zumal After God Band 1 gerade in der ersten Hälfte bereits eindrucksvoll zeigt, wie gut die Reihe sein kann.
Fazit
Das Cover lässt erahnen, welche bildgewaltigen und detailreichen Zeichnungen After God Band 1 zu bieten hat. Zwar gilt das nicht durchgängig, doch die Darstellung von Hintergründen und Charakteren weiß von der ersten Seite an zu überzeugen. Gleichzeitig versteht es der Fantasy-Action-Manga mit einer gelungenen Einführung, das Szenario, die Geschichte und die Hauptfiguren vorzustellen. Dabei trumpft After God Band 1 vor allem im ersten Kapitel mit reichlich Abwechslung und großartiger Inszenierung auf. Umso bedauerlicher finde ich, dass der Manga in der zweiten Hälfte nachlässt und gerade bei neuen Nebenfiguren nur bedingt überzeugt. Zum Glück bleiben der angenehme Lesefluss und die spannende Atmosphäre stets erhalten, so dass ich bis zum packenden Cliffhanger gelesen habe. Das offene Ende hat mein Interesse am Nachfolger sofort geweckt und zeigt so viel Potenzial, dass die Schwächen des Reihenauftaktes zukünftig ausgeglichen werden könnten. Genre-Fans sollten After God Band 1 eine Chance geben.
Kurzfazit: Bildgewaltiger, packender Fantasy-Action-Manga, der Schwächen mit stark umgesetzem Szenario, interessanter Hauptfigur und mitreißendem Auftakt sowie spannendem Cliffhanger ausgleicht.
Vielen Dank an altraverse für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von After God – Band 1!
Details
Titel: After God – Band 1
Originaltitel: After God
Genre: Fantasy, Action
Verlag: altraverse
Mangaka: Sumi Eno
Seiten: 192
Preis: 10,00 €
ISBN: 978-3-7539-1841-9
Verlagsseite: After God – Band 1 bei altraverse
Erscheinungsdatum: 23. Oktober 2023
© 2021 Sumi Eno / Shogakukan
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