Rezension: Lucky Devil (Comic)

Als Dämon Zedirex in Stanley fährt, verändert sich in Lucky Devil das Leben des von allen schikanierten und ausgenutzten Verlierers schlagartig.

Stanley gilt in den Augen vieler als der typische Verlierer. Seine Freundin, die er als das Beste, was ihm jemals passiert ist, bezeichnet, betrügt ihn. Von seinen Vorgesetzten wird er fertig gemacht und seine Kollegen nutzen ihn täglich aus. Einen Ausweg aus seinem wortwörtlich beschissenen Leben sieht Stanley nicht. Statt sich jedoch ein Ventil zu suchen, erhält Stanley unerwartete Hilfe. Dämonenlord Zedirex, der Quäler fährt in ihn, übernimmt die Kontrolle und präsentiert seine unbändige Kraft. Dabei nimmt er auf brutale und blutige Weise Rache an allen, die Stanley ausnutzen und schikanieren. Allerdings nagt die unermessliche Schuld an Stanley. Die erhoffte Erlösung verändert sein Leben jedoch auf ganz andere Weise als erwartet.

Dämonische Kräfte

Das Autoren-Zeichner-Team Cullen Bunn und Fran Galán erzählen in Lucky Devil eine schwarzhumorige Horror-Mystery-Geschichte über den typischen Verlierer Stanley, dessen Leben dank dämonischer Mächte eine unerwartete Wendung nimmt. Dabei beginnt die vierteilige Comic-Mini-Serie überaus blutig, makaber und mit reichlich Gore und Splatter. Stanley erzählt in einer Selbsthilfegruppe von seinem Leben. Die täglichen Schikanen, Lügen, Betrügereien und Lasten des Alltags liegen schwer auf seinen Schultern. Stanley akzeptiert, dass seine Freundin ihn betrügt, weil sie das Beste ist, was ihm je passiert ist. Auch die ständigen Tiraden seiner Vorgesetzte und das selbstsüchtige Ausnutzen durch seine Kollegen nimmt Stanley hin. Schließlich kennt er keinen Ausweg und glaubt nicht, dass es einen für ihn gibt. Zumindest bis Dämonenlord Zedirex, der Quäler, beschließt, dass Stanley sein neues Gefäß auf Erden sein soll. Erstklassig inszeniert und optisch umgesetzt, verspricht die Wandlung von Stanley reichlich schwarzen Humor, Zynismus und Splatter. Schließlich konzentriert sich der erste der vier Teile fast ausschließlich auf die Rache und Ausnutzung der dämonischen Mächte, die Zed in Stanleys Körper besitzt.

Das ist auf makabere Art überaus unterhaltsam. Zumal Lucky Devil vollkommen überzeichnet ist und sich zu keiner Zeit wirklich ernst nimmt. Allerdings wandelt sich der Comic-Sammelband, der die gesamte Mini-Reihe enthält, bereits im zweiten Kapitel deutlich. Genauso wie Stanley, haben die Maßnahmen gegen Zed auch auf die Geschichte spürbaren Einfluss. Statt Splatter, wandelt Lucky Devil auf seichten philosophischen Spuren und befasst sich zeitweise mit der Frage nach dem Sinn des Lebens, Religion, dem Glauben oder der Kontrolle jedes Einzelnen. Das ist durchaus gelungen erzählt und umgesetzt, lässt aber teilweise den Zynismus des Reihen-Auftaktes vermissen. Allerdings bedeutet das nicht, dass Lucky Devil weniger unterhaltsam wäre. Stanleys Wandlung wird weitgehend glaubhaft vollzogen und auch die Geschichte präsentiert sich weiterhin voller schwarzem Humor sowie spannender Wendungen. Dabei nutzen Cullen Bunn und Fran Galán kleinere Gemeinsamkeiten mit dem Filmklassiker Fight Club, um ihrer Geschichte etwas Drama zu verleihen. Ein durchaus gelungener Kniff, der gerade in der zweiten Hälfte des Comics dazu führt, dass Lucky Devil wieder spürbar anzieht.

Zwar bleibt die Geschichte in manchen Punkten leider hinter ihren Möglichkeiten zurück, schafft es aber trotzdem, die Handlung stets unterhaltsam weiterzuerzählen. Ein oder zwei US-Hefte beziehungsweise Kapitel mehr hätten Lucky Devil nicht geschadet. Vor allem die Gefahren, denen sich Stanley stellen muss, sowie die Inszenierung mancher Handlungselemente hätten davon spürbar profitiert. Dennoch gipfelt Lucky Devil nach einem abwechslungsreichen finalen Kapitel in einem gelungenen Ende, das einige interessante Fragen aufwirft, die der Geschichte einen nachdenklich stimmenden Nachgeschmack verleihen. Dank der stimmungsvollen, detailreichen, comichaften Zeichnungen von Fran Galán, wird das Geschehen von Lucky Devil immer gut in Szene gesetzt und unterstützt die Geschichte nicht nur, sondern verleiht ihr oft auch zusätzliche Tiefe und Seele.

Fazit

Lucky Devil hat mich mit dem Auftakt gepackt und trotz einer unerwarteten Richtung, die die Geschichte nach dem ersten Kapitel einnimmt, bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Zwar hätte ich mir mehr in Richtung Auftakt der vierteiligen Mini-Serie gewünscht, doch auch so versteht es die schwarzhumorige, zynische, makabere und blutige Geschichte spannende, amüsante und durchaus auch nachdenklich stimmende Unterhaltung zu bieten. Lediglich im Mittelteil schwächelt Lucky Devil ein wenig und verliert sich etwas zu stark in philosophischen Fragen, die jedoch genutzt werden, um eine gelungene Wendung zu inszenieren. Zudem verleihen die nachdenklichen Themen Lucky Devil etwas mehr Tiefe, was vor allem den Charakteren zu Gute kommt. Auch deshalb kann der Horror-Comedy-Comic bis zum gelungenen Ende unterhalten, auch wenn ich mir etwas mehr makaberen Splatter und dämonischen Zynismus gewünscht hätte. Genre-Fans sollten einen Blick wagen und erhalten kurzweiligen, bitterbösen Lesespaß.

Kurzfazit: Schwarzhumoriger Horror-Comedy-Comic, der trotz kleinerer Schwächen mit viel Zynismus, makaberen Splatter und kurzweilig-spannender Geschichte spaßige, packende Unterhaltung bietet.

Vielen Dank an Splitter Verlag für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Lucky Devil!

Details
Titel: Lucky Devil
Originaltitel: Lucky Devil
Genre: Mystery, Horror, Comedy, Drama
Verlag: Splitter Verlag
Story: Cullen Bunn
Zeichnungen: Fran Galán
Seiten: 104
Preis: 19,80 €
Verlagsseite: Lucky Devil bei Splitter Verlag
Erscheinungsdatum: 20. September 2023

© Splitter Verlag GmbH & Co. KG · Bielefeld
Lucky DevilTM © 2021, 2022, 2023 Cullen Bunn and Fran Galán.
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