Rezension: The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom (Switch)
Link stellt sich in The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom der Gefahr des wiedererwachenden Dämonenkönigs entgegen.
Als The Legend of Zelda: Breath of the Wild am 03. März 2017 zum Launch der Nintendo Switch und parallel für die Wii U erschien, waren die Erwartungen an das erste Open-World-Abenteuer von Link groß – und wurden für viele übertroffen. Eine große Welt, die wir frei erkunden dürfen; zahlreiche zu entdeckende Geheimnisse; enorme spielerische Freiheit und eine durchaus spannende Geschichte sorgten dafür, dass The Legend of Zelda: Breath of the Wild der Action-Adventure-Reihe neue Erfolge und Beliebtheit bescherte. Entsprechend groß waren die Erwartungen an den im Zuge einer Nintendo-Direct-Präsentation zur E3 2019 angekündigten Nachfolger. Mehrere Verschiebungen später, ist The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom am 12. Mai 2023 erschienen und – so viel sie vorab verraten – übertrifft Breath of the Wild sogar noch.
Neugestaltete, bekannte Welt
The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom beginnt einige Jahre nach dem Vorgänger. Wie viel Zeit genau vergangen ist, wird zwar nicht verraten, doch gealterte Charaktere und andere Hinweise lassen entsprechende Rückschlüsse zu. Statt das zweite Open-World-Abenteuer von Link jedoch in einer neuen Welt anzusiedeln, nutzt Nintendo erneut das aus Breath of the Wild bekannte Hyrule in stark veränderter Variante und um einige Himmelsinseln sowie den Untergrund erweitert. Die Betonung muss hierbei auf den deutlichen Anpassungen an Hyrule liegen. Denn die Spielwelt mag aus Breath of the Wild bekannt sein, fühlt sich aber trotzdem überraschend frisch an. Wer den Vorgänger kennt, wird sofort wissen, wo sich in Tears of the Kingdom Kakariko befindet oder wie wir zum Dorf der Orni gelangen. Dadurch wird ein Vertrautheitsgefühl geweckt, das gleichzeitig genutzt wird, um die Veränderungen in Hyrule deutlich werden zu lassen.
Überall in der Spielwelt haben die Ereignisse des Kataklysmus dafür gesorgt, dass sich die Landschaft gewandelt hat. Felsen von den Himmelsinseln sind herabgestürzt, Dörfer haben sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt und in ganz Hyrule können wir unzählige neue Höhlen, die kleine Mini-Dungeons sind, finden. Damit weckt Tears of the Kingdom genau den Entdeckungsdrang, der schon Breath of the Wild ausgezeichnet hat. Es ist motivierend und spaßig zugleich, Hyrule zu erkunden, bekannte Orte wiederzusehen, ihre Veränderungen festzustellen und all die Neuheiten in dem bekannten Königreich zu entdecken. Zusätzlich dürfen wir jederzeit in den Himmel aufsteigen, um die dort schwebenden Inseln zu untersuchen. Allerdings fällt recht bald auf, das abseits der großen Tutorial Inselgruppe und storybezogenen Bereichen, die Himmelsinseln sehr klein und ähnlich ausfallen. Wirkliche Variationen bleiben aus und auch langes Erkunden ist nicht möglich. Hier wäre definitiv mehr möglich gewesen. Etwas anders ist es beim Untergrund, den wir an verschiedenen Orten überall in Hyrule betreten können. Die gesamte Spielwelt birgt eine unterirdische Ebene, die jedoch nicht komplett miteinander verbunden ist. Wände versperren teilweise den Weg, so dass wir an der Oberwelt den richtigen Zugang finden müssen. Trotzdem lädt der Untergrund zum Erkunden ein.
Verschwundene Prinzessin, wiedererwachte Bedrohung
Bevor wir jedoch in die offene Spielwelt entlassen werden, beginnt Tears of the Kingdom linear. Gemeinsam mit Prinzessin Zelda erkunden wir als Link den Untergrund von Schloss Hyrule. Von dort steigt giftiges Miasma auf, dessen Ursprung unbekannt ist. In geheimen Katakomben machen Link und Zelda eine fürchterliche Entdeckung, ein altes Grauen erwacht wieder, Link wird schwer verletzt und Zelda verschwindet vor seinen Augen. Als wir wieder erwachen, ist Link alleine auf dem größten Himmelsinsel-Gebiet. Dieses dient mit mehreren Schreinen, in denen wir die wichtigsten neuen Fähigkeiten erlernen, als Tutorial-Bereich und ersetzt somit das Plateau aus dem Vorgänger. Erst wenn wir die Geschichte hier weit genug voran gebracht haben, gelangen wir nach Hyrule.
Eine unserer zentralen Aufgaben ist es, Prinzessin Zelda wiederzufinden. Allerdings müssen wir auch dem Kataklysmus auf die Spur gehen und herausfinden, was bei den Orni, Gornen, Zoras und Gerudo vor sich geht. Dabei nimmt uns Tears of the Kingdom etwas mehr an die Hand als Breath of the Wild und führt uns deutlich stärker durch die Geschichte. Eine sinnvolle Entscheidung, da die Handlung strikter erzählt werden kann und somit mehr Spannung erzeugt. Gleichzeitig setzt das Action-Adventure aber auf die bekannte Freiheit und erzählt etwa die Ereignisse um Zelda weiterhin in knappen Zwischensequenzen, die wir ähnlich wie die Fotoerinnerungen im Vorgänger überall in der Spielwelt finden müssen. Dieses Mal handelt es sich allerdings um riesige Geoglyphen, die überall in Hyrule erschienen sind. Es ist die Mischung aus klarer definierten Hauptquests, strikt erzählter Geschichte und spielerischer Freiheit, die dafür sorgen, dass sich Tears of the Kingdom mehr wie ein klassisches The-Legend-of-Zelda-Spiel anfühlt und gleichzeitig das Spielgefühl von Breath of the Wild bietet.
Enorme Freiheiten
Der Freiheitsgedanke bleibt bei Tears of the Kingdom wieder ein zentrales Thema. Entsprechend ist es uns überlassen, welche Aufgabe wir wann erledigen, ob wir uns lieber Nebenbeschäftigungen oder der Erkundung widmen oder einfach nur Hyrule kennenlernen wollen. Zahlreiche Nebenquests sorgen dafür, dass wir stets etwas zu tun haben. Hier übertrifft das Action-Adventure locker den Vorgänger und erzählt zugleich deutlich bessere Geschichten in den Nebenmissionen. Einige Questreihen sind sogar so gut, dass wir uns regelrecht in ihnen verlieren und erfahren wollen, wie sie weitergehen. Teilweise sind sie sogar ein wenig mit der Hauptquest verknüpft oder gehen auf Zeldas Verschwinden und dergleichen ein. Es ist wirklich motivierend, jede noch so kleine Aufgabe anzunehmen und zu erfüllen – und sei es nur, um den Bewohnern von Hyrule zu helfen.
Zusätzlich bleibt Tears of the Kingdom dem Vorgänger in vielerlei Hinsicht treu. Entsprechend sammeln wir weiterhin viel zu viele Krog-Samen, um unsere Waffen-, Schild- und Bogentaschen zu erweitern. Absolvieren Schreine um an Segenslichter zu gelangen. Diese sind wieder essenziell für unseren Fortschritt, schließlich erweitern wir wie schon in Breath of the Wild unsere Herzen oder Ausdauer mit vier Segenslichtern. Wollen wir also stärker werden, müssen wir uns den Rätseln der Schreine stellen. Diese fallen zum Teil recht knackig, aber nie unfair aus und motivieren uns, die Aufgaben zu lösen. Dabei kommen wenig überraschend vor allem die neuen Fähigkeiten von Link zum Einsatz.
Links neue Fähigkeiten
Statt des Shiekah-Steins aus Breath of the Wild, verfügt Link in Tears of the Kingdom über einen Sonau-Arm, der seinen verletzten Arm ersetzt. Dieser ermöglicht es dem jungen Recken, verschiedene Fähigkeiten einzusetzen, die wir zwingend für das Abenteuer in Hyrule benötigen und uns noch mehr Freiheiten bieten. Mit der Ultra-Hand dürfen wir fast alle Objekte in der Spielwelt greifen, bewegen, herumtragen oder miteinander verbinden. Gerade letzteres ist wichtig, da wir immer wieder verschiedene Gebilde bauen müssen, um Rätsel zu lösen, Quests abzuschließen oder abgelegene Orte zu erreichen. Wir bauen Kutschen, Fluggeräte, Fahrzeuge und die skurrilsten anderen Dinge. Die Grenzen scheinen hier fast endlos zu sein. Zumal die Sonau-Bauteile, zu denen etwa Ventilatoren, Flammenwerfer oder Raketen gehören, besondere Möglichkeiten bieten.
Mit Synthese dürfen wir viele Objekte mit unserer Waffe oder unserem Schild verbinden. Wenn wir etwa eine Rakete an unserem Schild befestigen, zündet diese, sobald wir das Schild hochhalten und entsprechend fliegen wir ein Stück in die Luft. Waffen können wir verstärken, so dass aus vermeintlich schwachen Schwertern mächtige Ausrüstung wird. Auch dürfen wir verschiedenste Items an Pfeilen befestigen, um diesen etwa elementare Angriffe zu verleihen. Auch hier zeigt sich die enorme Freiheit des Action-Adventures. Unterstrichen wird diese vom Deckensprung, eine Fähigkeit, die wir uns in ihrer Form nie hätten vorstellen können. Fast überall dürfen wir Deckensprung einsetzen und damit die Decke über uns einfach durchqueren. Egal ob nun in Gebäuden, Ruinen oder Höhlen, wenn die Decke nah genug ist und die Beschaffenheit stimmt, schwimmen wir mit Deckensprung einfach hindurch und kommen am oberen Ende raus. Eine wirklich wichtige Fähigkeit, die uns so manchen Weg erspart oder erleichtert.
Zeitumkehr hingegen ermöglicht es uns die Zeit von Objekten umzukehren. Von Himmelsinseln herabfallende Steine kehren beispielsweise zu diesen zurück und können als Fahrstuhl genutzt werden. Im Kampf befördern wir von Gegnern geworfene Bomben zu diesen zurück. Oft setzen natürlich auch Rätsel darauf, dass wir Objekte in der Zeit zurückspulen. Abgerundet werden Links Fähigkeiten von der etwas versteckten Bautomatik, die es uns ermöglicht einmal mit Ultra-Hand gebaute Gebilde, jederzeit nachzubauen. Zumindest wenn wir die nötigen Teile haben oder diese mit dem wertvollen Erz Sonanium ersetzen können. Damit nicht genug, erhalten wir im Laufe des Abenteuers vier Begleiter, deren geisterhafte Formen wir nach Abschluss ihres Storyabschnitts jederzeit rufen dürfen. Sie kämpfen dann nicht nur an Links Seite, sondern erlauben es uns auch auf ihre hilfreichen Fähigkeiten zurückzugreifen.
Bekanntes Gameplay
Widmen wir uns nun auch noch dem grundsätzlichen Gameplay, das am meisten Breath of the Wild ähnelt. Als Link schwingen wir wieder unterschiedliche Waffen, kämpfen gegen Feinde, erkunden Hyrule, reiten, lösen Rätsel, finden Schätze und gleiten durch die Lüfte. Obwohl hier auf Altbekanntes gesetzt wird, fühlt sich Tears of the Kingdom angenehm frisch an und schafft es schon nach kurzer Zeit zu begeistern und zu fesseln. Es fällt leicht, sich im Spielfluss des Open-World-Action-Adventures zu verlieren. Besonders weil enorm viel Umfang geboten wird.
Dazu zählen auch die im Zuge der Geschichte auftretenden Tempel. Diese ersetzen die Titanen aus dem Vorgänger und erinnern zumindest ein wenig stärker an klassische Zelda-Dungeons, sind aber weiterhin überschaubar gestaltet. Das liegt allerdings auch daran, dass bereits der Weg zu den Tempeln Rätsel und andere Aufgaben bieten, so dass grob betrachtet bereits diese Abschnitte zum Dungeon dazugehören. Hier setzt Tears of the Kingdom weiterhin auf das Breath-of-the-Wild-Konzept mit mehr Natürlichkeit, Bosskämpfen außerhalb von Dungeons und geht trotzdem auf die Wünsche vieler Fans ein, etwas klassischere Dungeons zu bieten. Ein geglückter Mittelweg, der ebenfalls zu motivieren weiß und viel zum Spielspaß des Action-Adventures beiträgt.
Saubere Präsentation
Optisch erinnert Tears of the Kingdom wenig überraschend an Breath of the Wild, wirkt aber in vielen Bereichen noch etwas schicker und stilsicherer. Das mag auch daran liegen, dass das Action-Adventure im Gegensatz zum Vorgänger exklusiv für die Switch entwickelt wurde. Zusätzlich nutzt Tears of the Kingdom alle technischen Möglichkeiten der Hybrid-Konsole, was nicht nur im flüssigen Spielablauf, der fast komplett ohne Ruckler auskommt, zu erkennen ist, sondern auch in den enorm kurzen Ladezeiten. Diese treten allerdings eher selten auf, da Hyrule, Himmelsinseln und Untergrund direkt miteinander verbunden sind. Damit beweist Tears of the Kingdom, welche Möglichkeiten die Switch auch über sechs Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch bietet.
Etwas bedauerlich ist allerdings, dass weiterhin nur auf eine teilweise Sprachausgabe gesetzt wird. Statt zumindest alle wichtigen Dialoge zu vertonen, sind die meisten Dialoge weiterhin stumm und werden ausschließlich mit sehr guten deutschen Texten wiedergegeben. Zumindest wichtige Storyabschnitte hätten wir gerne komplett vertont gehabt. Besonders weil die deutsche Synchronisation hochwertig ist und bei sämtlichen Figuren zu überzeugen weiß. Hier bleibt zu hoffen, dass Nintendo in Zukunft noch stärker auf Sprachausgabe setzt. Doch auch so versteht es Tears of the Kingdom mit einer einzigartigen Atmosphäre zu fesseln, was auch der herausragenden, zauberhaften Musikuntermalung zu verdanken ist. Der Soundtrack ist einfach fantastisch, passt stets und sorgt zusätzlich dafür, dass wir in die Spielwelt gezogen werden. The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom ist einfach ein Meisterwerk und eines der besten Switch-Spiele, die bisher erschienen sind.
Fazit
Über sechs Jahre nach Breath of the Wild, ist endlich der Nachfolger The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom erschienen. Anders als bei den meisten Teilen der Action-Adventure-Reihe, knüpft die Handlung direkt an den Vorgänger an und präsentiert uns damit eine direkte Fortsetzung. Als Link erkunden wir entsprechend eine bekannte, aber stark veränderte Spielwelt, die sich überraschend frisch und doch vertraut anfühlt. Bereits daran zeigt sich, wie viel Liebe zum Detail in das Action-Adventure geflossen ist. Gemeinsam mit der spannenden Geschichte, der tollen Optik, dem fantastischen Soundtrack, der erstklassigen Atmosphäre und dem spaßigen Gameplay, ist es ein Leichtes für mich, mich in Tears of the Kingdom zu verlieren. Stunde um Stunde verbringe ich in Hyrule, erkunde Höhlen, bekämpfe Monster, entdecke Tempel, löse Schreinrätsel oder lüfte Geheimnisse. Es ist einfach eine große Freude, Links Abenteuer mitzuerleben, sich dem Bösen zu stellen und Zelda zu suchen. Damit übertrifft Tears of the Kingdom spürbar den Vorgänger und gehört für mich bereits jetzt zu den besten Spielen des Jahres. The-Legend-of-Zelda- und besonders Breath-of-the-Wild-Fans müssen zugreifen!
Kurzfazit: Fantastisches Open-World-Action-Adventure, das abwechslungsreiches Gameplay mit spielerischer Freiheit und einer spannenden Geschichte verknüpft und enorm viel Spielspaß bietet. Ein Meisterwerk!
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom!
Details
Titel: The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom
Genre: Action-Adventure
Publisher: Nintendo
Entwickler: Nintendo
Spieler: 1
Syteme: Switch (getestet)
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 12. Mai 2023
© Nintendo