Rezension: Dungeon Drafters (PC)

Mit magischen Karten stellen sich in Dungeon Drafters Abenteurer der bösen Bedrohung des Fremden entgegen.

Manalith Studios vereinen für Dungeon Drafters rundenbasierte Kämpfe mit dem Rogue-like-Prinzip und Deck-Building-Mechaniken. Dafür schlüpfen wir in die Rolle von einem von sechs Charakteren, die aufbrechen, um das wiedererwachte Böse zu versiegeln. Als Mittel des Kampfes dienen uns dabei magische Karten, die zum Gleichgewicht der Welt der vier Ecken gehören. Erst der aus Neid und Gier entstandene sogenannte Fremde, hat dieses gestört und wurde deshalb verbannt. Doch da das Böse nun zurück ist, bricht ein Kreuzzug zur Insel, auf der es seinen Ursprung hat, auf, um der Bedrohung Einhalt zu gebieten. Die sechs Helden von Dungeon Drafters gehören natürlich diesem Kreuzzug an.

Magische Decks

Nach einem kurzen Intro, das uns in die durchaus gelungene, aber wenig überraschende oder spannende Geschichte einführt, dürfen wir uns für einen der sechs Helden entscheiden. Abgesehen von ihrer optischen Erscheinungen, liegt der einzige Unterschied zwischen ihnen bei den Kartensets, die sie verwenden. So setzt die Magierin beispielsweise auf rote und blaue Karten und ist mit Jäger- und Orakelsets somit auf Fernkampf spezialisiert. Der Kämpfer hingegen nutzt für seine Nahkampf Ausrichtung eine Kombination aus Jäger- und Aufseherdeck. Der Mönch nutzt eine Mischung aus Aufseher- und Orakelkarten. Weitere Zusammenstellungen bieten mit Barde, Shinobi und Entdecker angenehm viel Abwechslung, so dass wir uns bereits früh für einen Spielstil entscheiden können. Hier sollten wir jedoch auch bedenken, welche Ausrichtung für uns die beste ist. Spätere Deckanpassungen ermöglichen es uns jedoch, den Spielstil weiter zu verfeinern und auch als Magierin andere Karten zu nutzen.

Haben wir uns für einen Charakter entschieden, erreichen wir jedoch nicht direkt die auf der Insel gebaute Stadt, sondern erleiden Schiffbruch. Entsprechend müssen wir uns einem ersten Dungeon stellen. Hier lernen wir die wichtigsten Grundlagen des Gameplays. Raum für Raum erkunden wir den Dungeon, entdecken Geheimnisse, sammeln als Geld fungierende Splitter oder neue Karten. Treffen wir auf Monster, wechselt das Geschehen in die rundenbasierten Kämpfe. Hierfür stehen uns pro Runde drei Aktionen zur Verfügung. Dabei kann es sich um Bewegungen von Feld zu Feld, Nahkampfangriffe oder den Einsatz einer unserer Karten handeln. Welche Karten wir einsetzen können, hängt dabei ein wenig vom Zufall ab, da wir zu Kampfbeginn fünf Karten aus unserem Deck ziehen. Jede weitere Runde ziehen wir eine Karte nach. Ein kleiner Glücksfaktor mag hier erkennbar sein, weitaus wichtiger ist aber, dass wir unser Deck sinnvoll gestalten, regelmäßig überarbeiten und an den jeweiligen Dungeon anpassen.

Rundenbasiertes Rogue-like

Das grundsätzliche Gameplay bleibt in den Kämpfen simpel. Wir führen unsere drei Aktionen aus, anschließend nutzen alle Gegner die ihnen zur Verfügung stehenden, ebenfalls limitierten Aktionen. Mit Hilfe unserer Nahkampfangriffe und Karten versuchen wir alle Feinde zu besiegen, ohne dabei selbst zu viel Schaden zu erleiden. Unüberlegtes Vorgehen kann dabei schnell zum Ableben führen, weshalb wir möglichst taktisch vorgehen. Schwierige Gegner und starke Bosse erschweren uns das Vorankommen in späteren Bereichen und Ebenen der Dungeons. Dabei gehört der Tod jedoch gerade zu Beginn durchaus zum Spielerlebnis, was mitunter etwas frustrierend sein kann. Besonders weil wir die gesammelten Splitter und Karten zum Teil wieder verlieren. Immerhin dürfen wir einmal gefundene Karten jederzeit bei den Händlern in der Stadt kaufen. Dadurch bleibt uns stets ein gewisser Erfolg erhalten und wir verbessern uns kontinuierlich, obwohl wir regelmäßig an den Herausforderungen des Dungeons scheitern.

Zudem dürfen wir verschiedene Runen ausrüsten. Diese sind essentiell für die Erstellung unseres Decks. So beginnen wir etwa bei jedem Helden mit vier Runen, jeweils zwei für jedes der getragenen Kartensets. Die farbigen Runen geben an, welche Karten wir nutzen können. Wollen wir also beispielsweise als Magierin neben blauen und roten Karten auch Grüne nutzen, müssen wir erst eine entsprechende Rune ausrüsten. Da wir jedoch nur eine begrenzte Anzahl an Runen tragen können, müssen wir uns gut überlegen, was sinnvoll ist. Schließlich erfordern stärkere Karten auch mehr Runen einer Farbe. Planen wir nicht ausreichend, kann es schnell passieren, dass wir zwar verschiedene Kartenarten bei uns tragen, darunter aber kaum starke sind und deshalb spätestens bei den Bossen scheitern. Gerade Deck-Building-Fans werden hier auf ihre Kosten kommen.

Bedienungsprobleme & ordentliche Präsentation

Größere Bugs oder sonstige Probleme konnten wir in der Testphase nicht entdecken. Allerdings hatten wir anfangs ein paar Schwierigkeiten mit der Steuerung. Besonders mit einem Controller, spielt sich Dungeon Drafters wenig intuitiv, einige Eingaben werden nicht immer wie gewünscht umgesetzt und Menüs sowie Bildschirmanzeigen sind nur bedingt auf eine Bedienung mit Controller ausgelegt. Mit Maus und Tastatur funktioniert das Deck-Building-Rogue-like deutlich besser, auch wenn trotzdem bei manchen Funktionen eine kurze Eingewöhnungszeit nötig ist. Haben wir diese überwunden und die Steuerung verinnerlicht, lässt sich Dungeon Drafters sowohl mit Maus und Tastatur als auch Controller ordentlich bedienen.

Optisch setzt Dungeon Drafters auf einen schicken, bunten Pixel-Stil, der uns das Geschehen aus der isometrischen Draufsicht präsentiert. Schöne Effekte, abwechslungsreiche Level, unterschiedlich gestaltete Gegner und gelungene Helden- wie Nicht-Spieler-Charaktermodelle, unterstreichen den gelungenen optischen Eindruck. Untermalt wird das Geschehen von stets passender Musik, die jedoch nicht sonderlich hervorsticht. Ordentliche deutsche Texte runden das Spielerlebnis ab.

Fazit

Eine Mischung aus Deck Builder, Rogue-like und rundenbasierten Kämpfen klingt durchaus interessant. Manalith Studios gelingt es, diese Idee in Dungeon Drafters gut umzusetzen. Besonders die Komplexität der Kartendecks und ihre freie Gestaltung hat mich immer wieder aufs Neue motiviert, weitere Karten freizuschalten, um noch mehr Möglichkeiten zu erhalten. Leider fallen die Rogue-like-Elemente, auch aufgrund eines meiner Meinung nach gerade für Neulinge zu hohen Schwierigkeitsgrades, eher störend als hilfreich aus. Dass ich regelmäßig sterbe und dadurch in die Stadt zurück teleportiert werde, stört nicht einmal. Zumal ich trotzdem Fortschritte und Erfolge verzeichnen kann. Aber mit der Zeit kann es doch frustrieren, wenn ich immer wieder am selben Boss scheitere, obwohl ich mein Deck jedes Mal anpasse. Doch das kann den grundsätzlichen Spielspaß, den das Zusammenstellen meiner Kartendecks und die rundenbasierten Kämpfe bieten, nur teilweise beeinflussen. Insgesamt bleibt Dungeon Drafters ein durchaus gelungenes und motivierendes Spiel, das Genre-Fans ruhig Probespielen können.

Kurzfazit: Interessanter Deck-Building-Rogue-like-Mix mit rundenbasierten Kämpfen, der jedoch unter Steuerungproblemen und mangelnder Einsteigerfreundlichkeit leidet.

Vielen Dank an Dangen Entertainment für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dungeon Drafters!

Details
Titel: Dungeon Drafters
Genre: Rogue-lik, Deck Builder, Rollenspiel, Taktik
Publisher: Dangen Entertainment
Entwickler: Manalith Studios
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet)
Altersfreigabe:
Erscheinungsdatum: 27. April 2023