Rezension: Made in Abyss: Seelen der Finsternis

Der Abstieg von Riko und Reg geht in Made in Abyss: Seelen der Finsternis voller Gefahren und Herausforderungen weiter.

Nach der Kino-Premiere im vergangenen September, folgt nun endlich die Blu-ray- und DVD-Veröffentlichung des lang erwarteten Fortsetzungsfilms Made in Abyss: Seelen der Finsternis. Leonine Anime veröffentlicht diesen als Limited Edition gemeinsam mit den beiden Recap-Filmen, die die Geschichte der ersten Staffel wiedergeben. Dabei knüpft Seelen der Finsternis direkt an die Handlung der dreizehnteiligen Serie an und adaptiert den nächsten Handlungsbogen der Geschichte. Angesichts der eindeutigen Einstufung als Fortsetzung, sind Spoiler nicht zu vermeiden.

Beklemmende Begegnungen

Nachdem Riko und Reg von Nanachi gerettet wurden, setzen die drei den Abstieg in den Abyss gemeinsam fort. Zu dritt dringen sie in die fünfte Tiefenschicht vor. Dabei ist ihnen Nanachis Wissen über die tiefern Schichten eine große Hilfe. Allerdings befindet sich auf der fünften Ebene des Abyss auch die Heimstatt von Bondrewd, jener Weißpfeife, die Experimente an Nanachi und Mikki durchgeführt hat. Eine Begegnung mit dem zwielichtigen Höhlentaucher ist unumgänglich, da der Klang einer Weißpfeife nötig ist, um den Zugang zur sechsten Tiefenschicht zu öffnen.

Made in Abyss: Seelen der Finsternis beginnt mit dem weiteren Abstieg von Riko, Reg und Nanachi. Gemeinsam erreichen sie den Garten der Unbeugsamkeit, eine riesige Blumenwiese, die Rikos Mutter geliebt hat. Dort begegnen sie allerdings auch erstmals einem Handlanger von Bondrewd. Bereits am Ende der Serie wurde deutlich, dass die gefährliche Weißpfeife in der Fortsetzung eine große Rolle spielen wird. Seelen der Finsternis nutzt den mächtigen Höhlentaucher als geheimnisvollen Antagonisten, dessen wahre Absichten anfangs nur schwer zu durchschauen sind. Hier gelingt eine exzellente Inszenierung, die Bondrewd nicht zu einem reinen Bösewicht macht, sondern auch andere Seiten des dennoch grausam dargestellten Mannes zeigt.

Zu verdanken ist der mehrdeutige Eindruck Bondrewds zum einen Nanachi. Noch immer scheint die Weißpfeife stark an ihr interessiert zu sein. Schließlich ist Nanachi eines der wenigen gelungenen Experimente, die in der Serie so erschreckend dargestellt wurden. Zugleich tritt mit Prushka erstmals die Ziehtochter Bondrewds auf. Das aufgeweckte, neugierige Mädchen hängt an ihrem Vater und ist absolut überzeugt von ihm. Gleichzeitig ist sie so offenherzig, dass sie besonders zu Riko eine enge Bindung aufbaut. Es fällt überaus leicht, sie ins Herz zu schließen, wodurch einige der erneut harten, teils schockierenden Wendungen nur umso heftiger wirken.

Allgemein hat der Film, der wieder grandios vom Studio Kinema Citrus animiert wurde, nichts von der grausamen Fasziniation der Serie verloren und bleibt dem eingeschlagenen Stil treu. Das bedeutet neben einigen ruhige, fröhlichen oder auch witzigen Momenten auch grausame Entwicklungen, erschreckende Wendungen und natürlich eine gnadenlose Handlung. Begonnen bei erneut heftigen Nebenwirkungen eines auch nur kleinen Aufstiegs über die Experimente Bondrewds bis hin zu noch viel beklemmenderen Szenen, bietet Made in Abyss: Seelen der Finsternis keine leichte Kost, setzt aber auch nicht auf reinen Schauwert. Alles fügt sich wunderbar zusammen und ergibt für Geschichte und Charaktere Sinn. Gerade deshalb ist der Film so fesselnd und eine Fortsetzung, die nichts von der Atmosphäre der Serie verloren hat. Besonders das Ende sorgt für ein flaues Gefühl im Magen und schlägt mit voller Härte, aber auch angemessen sanften Tönen, zu. Spätestens hier wird deutlich, dass Made in Abyss: Seelen der Finsternis ein hochspannender, ausgezeichnter Anime-Film ist, den sich alle Fans der Serie unbedingt ansehen sollten.

Fazit

Lange habe ich auf eine Fortsetzung von Made in Abyss gewartet und war ein wenig skeptisch, dass diese nicht in einer zweiten Staffel, sondern einem Film erfolgen soll. Made in Abyss: Seelen der Finsternis hat mich allerdings eines besseren belehrt. Die Geschichte wird hochspannend, konsequent und genauso beklemmend wie die Serie weitererzählt. Zu keiner Sekunde hatte ich den Eindruck, dass für den Film irgendwelche Abstriche oder Kompromisse gemacht wurden. Im Gegenteil, wird die Handlung sogar durchgängiger, stringenter und damit noch fesselnder erzählt. Viel verdankt Seelen der Finsternis natürlich auch dem zugrundeliegenden Handlungsbogen, der mit Bondrewd einen grandiosen Antagonisten präsentiert und in Prushka eine liebenswerte neue Figuren vorstellt. Dank der fesselnden Geschichte, beklemmenden Atmosphäre und großartig eingesetzten Charaktere, ist Made in Abyss: Seelen der Finsternis genau die Fortsetzung, die ich mir erhofft habe. Fans der Serie sollten sich den Film nicht entgehen lassen. Wer Made in Abyss jedoch noch nicht gesehen hat, sollte sich die Zeit für die dreizehn Episoden nehmen. Die Recap-Film habe ich zwar nicht gesehen, doch trotz neuer Szenen, bezweifel ich, dass die gesamte Tragweite der Geschichte auf diese Weise zusammengefasst werden kann.

Kurzfazit: Beklemmende, hochspannende Film-Fortsetzung, die die Fantasy-Geschichte würdig weitererzählt, mit erschreckenden Wendungen und vielschichtigen Charakteren auftrumpft und mit der düsteren Atmosphäre brilliert.

Vielen Dank an Leonine Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Made in Abyss: Seelen der Finsternis!

Details
Titel: Made in Abyss: Seelen der Finsternis
Originaltitel: Gekijōban Made in Abyss: Fukaki Tamashī no Reimei
Genre: Fantasy, Abenteuer, Drama
Regie: Masayuki Kojima
Studio: Kinema Citrus
Produktionsjahr: 2020
Laufzeit: ca. 105 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Extras: Special Booklet (44 Seiten), Miniserie „Marulk’s Everyday“
Erscheinungstermin: 30. April 2021
Herstellerseite: Made in Abyss: Seelen der Finsternis bei Leonine Anime

©Akihito Tsukushi, TAKE SHOBO/MADE IN ABYSS “Dawn of a Deep Soul” PARTNERS.

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