Rezension: Violet Evergarden und das Band der Freundschaft
Violet wird in Violet Evergarden und das Band der Freundschaft zur Privatlehrerin an einem Internat für junge Mädchen und kümmert sich um ein Kind.
Der neue Auftrag von Violet Evergarden ist ungewöhnlich. Als Autonome Korrespodenz-Assistentin schreibt sie normalerweise Briefe. Dieses Mal verschlägt es die junge Frau allerdings in ein Mädcheninternat. Hier sollen die jungen Mädchen zu feinen Damen mit angemessenem Benehmen erzogen werden, bevor sie entsprechend ihres Standes heiraten. Unter ihnen ist auch Isabella York, die einst unter dem Namen Amy Barlett auf der Straße gelebt hat und nicht in die gehobene Gesellschaft passt. Ihre Ablehnung Violet gegenüber erleichtert der AKORA ihre Arbeit nicht unbedingt. Doch langsam taut Isabella auf und lässt Violet näher an sich heran, bis sie ihr von ihrem einstigen Leben und von dem kleinen Mädchen Taylor, für das sie alles aufgegeben hat, erzählt.
Emotionaler Auftrag
Violet Evergarden und das Band der Freundschaft knüpft an die Serie Violet Evergarden an und erzählt eine gänzlich neue Geschichte rund um Violet. Statt als AKORA Briefe zu schreiben, soll Violet für ihren neuen Auftrag ein junges Mädchen an einem Internat für feine Damen auf ihr Debüt vorbereiten. Entsprechend soll sie ihrer Schülerin Isabella York die notwendige Etikette beibringen. Das richtige Besteck beim Essen, tanzen oder eine aufrechte Haltung stehen auf dem Lehrplan. Schnell weckt der Film dabei die Stimmung klassischer Historiengeschichten im 19. Jahrhundert. Allerdings ist es weniger der Unterricht und vielmehr die sich langsam entwickelnde Freundschaft zwischen Violet und Isabella, die im Mittelpunkt steht. Dadurch rücken sämtliche andere Schülerinnen des Internats deutlich in den Hintergrund und der Fokus liegt fast ausschließlich auf den beiden Hauptfiguren. Ein gelungener Kniff, um Isabella ausführlich vorzustellen und einen Eindruck von ihrem Leben und dem, was sie in ihrer Zukunft erwartet, zu erhalten.
Bereits im ersten Drittel des Films wird die sanfte, emotionale Ausrichtung der Geschichte deutlich. Sehnsuchtsvoll blickt Isabella in die Ferne, wünscht sich genauso wie Violet hingehen zu können wohin sie möchte. Stattdessen ist sie aber gefangen hinter den Mauern des Mädcheninternats und darf dieses nicht verlassen. Der sanfte, dramaturgische Aufbau der Geschichte macht es leicht, die Gedanken und Gefühle von Isabella nachzuvollziehen und zu verstehen, weshalb sie sich Violet schneller als erwartet öffnet. Zum Teil ist das auch der zügigen Erzählweise zu verdanken. Es dauert nicht lange bis sich die beiden jungen Frauen näher kommen und eine sichtliche Freundschaft entsteht. Negativ ist das aber nicht, da auf diese Weise unnötige Längen vermieden werden. Stattdessen kann die Charaktervorstellung und -entwicklung hervorragend ausgenutzt werden, bis Isabella sich Violet komplett öffnet und von ihrer Vergangenheit erzählt.
Zweigeteilte Geschichte
Diese hat direkten Einfluss auf die zweite Hälfte des Films. Hier erfolgt tatsächlich ein recht großer Schnitt, drei Jahre vergehen und statt Isabella rückt das Mädchen Taylor in den Mittelpunkt der Geschichte. Der Kniff ist gelungen, da die emotionale Handlung trotz allem weitererzählt wird, aber Schauplatz und Ausrichtung einen etwas anderen Weg gehen können. Um so bewegender ist das Schicksal von Isabella und Taylor sowie Violets Rolle im Leben der beiden. Vielleicht wird der Film zeitweise etwas zu rührselig, aber das passt zur sehnsuchtsvollen Historiengeschichte, die eine wunderbare Ergänzung von Violet Evergardens Werdegang und zur Serie darstellt. Obwohl sich der Film in erster Linie wie eine Nebengeschichte anfühlt, erhalten Fans von Violet erneut genau die emotionale, bewegende und vielschichtige Unterhaltung, die sie von der Serie gewohnt sind.
Das gilt natürlich auch für die Inszenierung von Violet Evergarden und das Band der Freundschaft. Kyoto Animation bietet hochwertige Animationen mit prächtigen Bildern, die besonders dank des intensiven Farb- und Lichtspiels hervorstechen. Untermalt von einem wundervollen Soundtrack wird dem Film so auf opulente Weise, Leben eingehaucht, was von den sehr guten deutschen Sprechern hervorragend abgerundet wird.
Fazit
Violet Evergarden und das Band der Freundschaft erfüllt genau das, was ich von einem Film rund um die junge AKORA erwartet habe. Eine emotionale Geschichte, die wunderbar das historische Szenario zu nutzen weiß und mit einer sehnsuchtsvollen Stimmung jederzeit bewegt. Zu verdanken ist das neben der zügigen, aber unaufgeregten und angenehmen Erzählweise besonders den Charakteren. Violet, Isabella und Taylor werden wunderbar genutzt und ergänzen sich hervorragend. Sie verstehen es, gemeinsam mit den Nebencharakteren, bei denen Benedict eine wichtige Rolle einnimmt, die Geschichte zu tragen. Allerdings darf hinsichtlich der Titelheldin nur eine kleine Entwicklung erwartet werden. Stattdessen sind es Isabella und Taylor, die den Part der zentralen Protagonistinnen einnehmen. Ihre emotionalen Geschichten sind es, die den zweigeteilten aber nicht episodisch wirkenden Film so bewegend machen. Dass die Handlung manchmal sehr dramatisch ausfällt, stört Fans der Serie genauso wenig wie das leichte Drücken auf die Tränendrüse. Zumal letzteres sinnvoll genutzt und passend in den Film eingebaut ist. Tatsächlich schafft es Violet Evergarden und das Band der Freundschaft mit der sehnsuchtsvollen Geschichte, dass zumindest ein gelegentlicher Kloss im Hals kaum zu vermeiden ist. Wer bereits die Serie Violet Evergarden mochte, sollte sich auch den Film ansehen.
Kurzfazit: Emotionales Drama, das eine sehnsuchtsvolle, bewegende Geschichte mit vielschichtigen Charakteren in prächtiger Kulisse erzählt.
Vielen Dank an Leonine Anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Violet Evergarden und das Band der Freundschaft!
Details
Titel: Violet Evergarden und das Band der Freundschaft
Originaltitel: Violet Evergarden Gaiden: Eien to Jidou Shuki Ningyou
Genre: Drama
Regie: Haruka Fujita
Studio: Kyoto Animation
Produktionsjahr: 2019
Laufzeit: ca. 91 Minuten (Blu-ray), ca. 87 Minuten (DVD)
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 6
Extras: Booklet (36 Seiten), Special-Booklet: Kurzgeschichte, 3 Imageboards, TRUE – Sincerely (Karaoke), Originaltrailer & TV-Spots
Erscheinungstermin: 07. August 2020
Herstellerseite: Violet Evergarden und das Band der Freundschaft bei Leonine Anime
© Kana Akatsuki, Kyoto Animation / Violet Evergarden Production Committee