Rezension: Megalo Box – Vol. 1 (Blu-ray)

Untergrundboxer JNK.DOG alias Joe strebt in Megalo Box Volume 1 die Spitze des größten Weltturniers an.

In einer nicht allzu weit entfernten Zukunft wurde der Boxsport weiterentwickelt. Mittels Gears genannter Exoskelette wird die Schlagkraft der Kämpfer verstärkt. Als namenloser Unregistrierter verdient sich JNK.DOG (kurz JD) gemeinsam mit seinem Partner und Trainer Gansaku Nanbu seinen Lebensunterhalt mit manipulierten, illegalen Wettkämpfen. Als Megaloboxer im Untergrund schlägt sich JD durch, sehnt sich aber nach stärkeren Gegnern und einer wahren Herausforderung. Diese entdeckt er nach einer Begegnung mit Megalobox-Champion Yuri. Um gegen ihn antreten zu können, beschließt JD am Megalonia, dem weltweiten Megalobox-Turnier, teilzunehmen. Dafür legt er seinen alten Namen JNK.DOG ab und tritt unter neuer Identität und mit dem Ringnamen Joe an.

Sport trifft Science-Fiction

Megalo Box basiert auf der in Japan sehr populären und bereits Anfang der 70er und 80er in zwei Serien umgesetzten Manga-Reihe Ashita no Joe von Zeichner Tetsuya Chiba und Autor Ikki Kajiwara. Als Teil des 50-Jahre-Jubiläums der Vorlage entstand die 2018 im japanischen Fernsehen ausgestrahlte Serie beim Studio TMS Entertainment unter der Regie von Yō Moriyama. Die Geschichte des unbekannten Boxers Joe, der versucht sich nach oben zu kämpfen, wurde für Megalo Box in die Zukunft versetzt. Der Boxsport ist mittlerweile weiterentwickelt worden und die Kämpfer tragen sogenannte Gears, die ihre Schlagkraft und Leistung verbessern. Allerdings hat sich auch die Gesellschaft verändert. Recht schnell wird klar, dass die soziale Aufteilung der Menschen eine große Rolle spielt. So ist JNK.DOG zu Beginn nicht als Bürger registriert, lebt in einem heruntergekommenen Slum vor der großen Stadt und darf nicht am Megalonia-Turnier teilnehmen. Dieses steht zwar allen Bürgern offen, aber als Unregistrierter gilt er nicht als solcher.

Damit setzt Megalo Box ein interessantes Setting an und verfrachtet die recht typische Sport-Geschichte in einen interessanten Rahmen, der Eigenständigkeit und Abgrenzung gegenüber anderen Genre-Vertretern ermöglicht, ohne auf gut umgesetzte und eingebundene Standards zu verzichten. Megalo Box kann von der ersten Minute mit dem gelungenen Zeichenstil sowie einem passenden Charakterdesign überzeugen. Die Atmosphäre wird schnell aufgebaut und gut inszenierte Boxkämpfe sorgen für die nötige Action-Spannung. Allerdings verlässt sich Megalo Box nicht zu sehr auf den Sport selbst, sondern verbindet diesen neben der klassischen „Ich-möchte-gegen-den-besten-kämpfen“-Story mit sympathischen, nahbaren und glaubhaften Charakteren. Zusätzliche Handlungsbögen wie das Auftreten einer Gruppe Straßenkinder oder die Mafia, der Gansaku Nanbu Geld schuldet sorgen genauso wie Joes Box-Training für Abwechslung.

Sicherlich sind manche Elemente recht genretypisch und fast schon klischeehaft. Die grundlegende Geschichte um einen talentierten Untergrund-Boxer, der einen Kampf gegen den starken Champion anstrebt und dafür versucht in kürzester Zeit erfolgreich zu sein, mag nicht neu sein, ist aber gut und spannend erzählt. Aufgelockert mit ein klein wenig Humor, ist Megalo Box einer der unterhaltsamsten und besten Sport-Anime seit langem. Zu verdanken ist das auch den gelungenen Figuren, die trotz ein paar stereotypischer Eigenschaften, die jedoch nicht verzichtbar sind, hervorragend funktionieren. Unterstrichen wird das von der sehr guten deutschen Synchronisation. Abgesehen von unwichtigen Komparsen, passt jede Stimme zum jeweiligen Charakter und die Sprecher vermitteln die Dialoge glaubhaft und lebendig. Besonders Joe-Sprecher Patrick Roche (u.a. Jon Schnee in Game of Thrones und Daikichi in Usagi Drop) kann überzeugen. Ein weiteres Merkmal von Megalo Box ist der abwechslungsreiche, stets perfekt eingesetzte Soundtrack, der unter anderem mit Hip-Hop-Stücken und einem wunderbaren Outro, das die Episoden hervorragend abschließt, aufwartet. Als Bonus findet sich zudem das zirka acht Minuten lange Picture Drama #1 auf der Disc. In minimal animierten Standbildern erzählt das Extra von JNK.DOGs und Gansaku Nanbus Anfängen. Ein willkommener Abschluss eines hervorragenden Serien-Auftaktes, der zusätzlich Lust auf die noch kommenden neun Episoden macht.

Fazit

Ohne polyband Anime wäre Megalo Box möglicherweise an mir vorbei gegangen. Obwohl die Serie in der Frühjahrs-Saison 2018 gut ankam, habe ich kaum mehr als den Titel mitbekommen. Um so gespannter war ich auf die Kombination aus Box- und Science-Fiction-Serie. Die ersten vier Episoden, die auf Megalo Box Volume 1 zu finden sind, haben mich sehr gut unterhalten. Zwar mag die Geschichte einige Sport-Genre-Standards erfüllen, doch das Setting verleiht der Serie genau die richtigen Alleinstellungsmerkmale. Zudem ist JNK.DOGs Werdegang als Untergrundboxer zu Joe und seinem Versuch, am Megalonia teilzunehmen, spannend erzählt und ausgezeichnet inszeniert. Gerade die blutigen Kämpfe sorgen für Action und Spannung, sind hervorragend in Szene gesetzt und haben genau die richtige Länge. Dadurch liegt das Augenmerk auch stark auf den Charakteren, ihrer Entwicklung und der Darstellung der Welt. Besonders das Setting und die Möglichkeiten von diesem werden gut genutzt, ohne den Kern eines Box-Sport-Anime in den Hintergrund rücken zu lassen. Die Mischung von Megalo Box Volume 1 hat mich sehr gut unterhalten und ich freue mich bereits zu erfahren, wie es mit Joe, seinen Partnern und Gegnern weitergeht. Sport-Anime-Fans, die kein Problem mit einer härteren Gangart und Blut haben, sollten sich die Serie definitiv ansehen.

Kurzfazit: Boxen trifft Science-Fiction: Megalo Box vereint hervorragend zwei Genres und erzählt in Volume eins den Auftakt einer spannenden Sport-Anime-Geschichte mit sympathischen, glaubhaften Figuren und sehr guter deutscher Synchronisation.

Vielen Dank an polyband anime für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Megalo Box – Vol. 1!

Details
Titel: Megalo Box – Vol. 1
Originaltitel: Megaro Bokusu
Genre: Sport, Drama
Regie: Yo Moriyama
Studio: TMS Entertainment
Produktionsjahr: 2018
Laufzeit: ca. 100 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Sammelschuber, Picture Drama #1
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 08. März 2019
Herstellerseite: Megalo Box – Vol. 1 bei polyband anime

© Asao Takamori, Tetsuya Chiba / Kodansha / Megalobox project. / polyband Medien GmbH