Rezension: Dynasty Warriors Origins (PS5)

Ein unter Amnesie leidender Krieger wird in Dynasty Warriors Origins in die Konflikte des Chinas der späten Han-Dynastie gezogen.

Nachdem ursprünglichen Fighting Game Dynasty Warriors, etablierten Koei Tecmo (damals noch Koei) und Omega Force mit dem zweiten Teil das heute bekannte Hack-and-Slash-Gameplay der Reihe und erschufen damit das Musou-Genre. Fünfundzwanzig Jahre nach Dynasty Warriors 2 soll Dynasty Warriors Origins der Reihe einen Neustart gewähren, ohne auf das grundlegende Spielprinzip zu verzichten. Allerdings fällt schon zu Beginn eine große Neuerung auf: statt in die Haut zahlreicher historischer chinesischer Krieger, Soldaten und Feldherren zu schlüpfe, setzt Dynasty Warriors Origins auf einen neuen, unter Amnesie leidenden Protagonisten, dessen Name festgelegt werden darf. Was anfangs vielleicht wie eine Einschränkung wirkt, stellt sich aus mehreren Gründen als gelungener Kniff heraus. Besonders die Geschichte profitiert spürbar von der zentralen Hauptfigur.

Schlachten der Drei Reiche

Angesiedelt ist Dynasty Warriors Origins in der späten Han-Dynastie und somit zur Zeit der Drei Reiche in China. Als Inspiration diente dabei die historische chinesische Geschichte Romance of the Three Kingdoms aus dem vierzehnten Jahrhundert. Wie bereits erwähnt steht im Mittelpunkt von Dynasty Warriors Origins keiner der bekannten Feldherren, sondern ein unter Amnesie leidender Protagonist. Dieser schließt sich bald einigen bekannten Figuren an und zieht für große Persönlichkeiten der damaligen Zeit in die Schlacht. Dabei gilt es, in den gewohnten Musou-Massen-Schlachten etwa gegen die gelben Turban-Rebellen zu kämpfen. Die Perspektive eines einzelnen Charakters sorgt dafür, dass die Geschichte deutlich besser inszeniert werden kann und zugleich spannender und interessanter ausfällt. Daran ändern auch manche hölzerne Animationen oder steife Dialoge wenig.

Zumal mit drei Pfaden und verschiedenen Kriegsherren, denen der Protagonist dient, reichlich Umfang geboten wird. Inklusive optionaler Nebenaufgaben bewegt sich die Spielzeit von Dynasty Warriors Origins im dreistelligen Bereich. Umso besser, dass das Musou-Spiel wirklich motiviert. Dazu tragen neben der Geschichte auch die Aufträge anderer Charaktere und die Gespräche mit diesen bei. Zwar fallen die Aufgaben kaum unterschiedlich aus, dafür sind die kleinen Nebenereignisse durchaus willkommen und einige der Figuren wachsen aufgrund ihrer Darstellung mit der Zeit sogar ans Herz. Eine Seltenheit in den Warriors-Spielen von Omega Force.

Bekanntes und neues Schlachtgefühl

Im Kern bleibt Dynasty Warriors Origins trotzdem ein klassisches Musou-Spiel. Das bedeutet natürlich, dass die Schlachten gegen tausende Gegner der Hauptteil des Gameplays sind. Abseits davon kann die Weltkarte erkundet werden. Dort warten Materialien für die Verbesserung von Waffen oder optionale Schlachten sowie Städte mit Händlern. Starten wir eine der zahlreichen Schlachten, heißt es in der Strategiebesprechung aufzupassen, denn einfaches, drauflos schnetzeln und unüberlegtes Vorgehen ohne Verbündete zu beachten führt schnell zum Scheitern und Game Over. Hier zeigt sich, dass Dynasty Warriors Origins zwar das Hack-and-Slash-Gameplay in den Mittelpunkt stellt, aber zumindest kleinere taktische Ansätze einflechtet. So muss darauf geachtet werden, wo auf dem Schlachtfeld die Anwesenheit des Protagonisten am sinnvollsten ist oder welche Aufgaben gerade zu erfüllen sind. Hinweise der Vorgesetzten und anderen Charaktere sollten deshalb unbedingt beachtet werden.

Die Schlachten selbst spielen sich zwar grundsätzlich wie die Vorgänger, fühlen sich aber dank der exzellenten Steuerung besser an als zuvor. Besonders die Konfrontationen mit feindlichen Offizieren sind dynamischer. Animationen dürfen jederzeit abgebrochen werden und Ausweichen sowie Parieren wird zufriedenstellend belohnt. Zudem fällt das Zeitfenster für Reaktionen höchst angenehm aus. Dadurch ergibt sich ein erstklassiges Kampfgefühl, das neue Maßstäbe im Genre setzt. Zusätzlich ist dank der zahlreichen Aktionen und Spezialangriffe sowie zehn verschiedener Waffentypen, die der Protagonist ausrüsten kann, viel Abwechslung garantiert. Ob schnelles Einhandschwert, schweres Podao oder exotischer Klingenreif, jede Waffe fühlt sich anders an, spielt sich anders und erfordert ein abweichendes Vorgehen. Das motiviert ungemein die unterschiedlichen Waffen auszuprobieren. Und das ist auch sinnvoll, da Waffen nur durch Verwendung besser werden. Waffen-Stufenaufstiege wiederum erhöhen den allgemeinen Kämpferrang. Verdiente Punkte dürfen anschließend in Fähigkeitenbäumen, von denen einige erst mit der Zeit freigeschaltet werden, investiert werden. Zudem lernt der Protagonist mit höheren Waffenrängen neue Manöver und Angriffstechniken, wodurch sich die Kämpfe noch vielfältiger gestalten. Ein großer Spaß.

Erstklassige Präsentation

Natürlich bleibt Dynasty Warriors Origins trotzdem Genre-typisch bis zu einem gewissen Grad repetitiv. Letztlich gilt es, sich immer wieder aufs Neue durch tausende Gegner zu metzeln, um die Ziele jeder Schlacht zu erfüllen. Doch auch hier garantiert das Musou-Spiel einen spürbaren Fortschritt im Vergleich zu den Vorgängern. Das ist vor allem der Präsentation und Technik zu verdanken. So bleibt es nicht ausschließlich bei kleinen Gegner-Gruppen, sondern oft warten riesige Armeen mit Truppen bis zum Horizont auf den Protagonisten. In Einklang mit der stimmungsvollen Soundkulisse, die herausragend ist, wenn zwei Armeen aufeinanderprallen, sorgen auch spielerische Aspekte für ein erstklassiges Erlebnis. So erfüllt Dynasty Warrior Origins wirklich die Prämisse der Reihe und stellt Kämpfe eins gegen tausend in Aussicht, ohne dass die Bildrate spürbar darunter leidet. In Einklang mit taktischen Mitteln wie Pfeilhagel oder Kavallerieangriff garantiert das herausragende Schlachten.

Damit nicht genug, ist Dynasty Warriors Origins das bisher schönste Spiel der Reihe. Optisch besticht das Musou-Spiel mit einer regelrechten Grafikpracht inklusive detailreicher Charaktermodelle, realistischem Stil und reichlich Effekten. Dank der unterschiedlichen Grafik- und Bildraten-Einstellungen kann das alles sogar in bis zu 120 Bildern pro Sekunde, dann allerdings mit grafischen Abstrichen, erlebt werden – großartig! Abgerundet wird Dynasty Warriors Origins von einem stimmungsvollen Soundtrack, der genauso wie die wahlweise englische, japanische oder chinesische Sprachausgabe viel zur Atmosphäre beiträgt.

Fazit

Als Musou-Fan habe ich mich gerade mit den letzten Ablegern der Dynasty-Warriors-Reihe etwas schwer getan und auch die Samurai-Warriors-Spiele und andere Ableger von Omega Force haben unter Problemen gelitten. Dynasty Warriors Origins ist jedoch der Neustart, den die Reihe gebraucht hat. Spielerisch an den grundlegenden Mechaniken festhalten, sorgen die zahlreichen Neuerungen und Anpassungen für ein einzigartiges Spielgefühl. Noch nie gingen die Angriffe so gut von der Hand und noch nie haben sich die Kämpfe so erstklassig gespielt. Dazu kommt die deutlich bessere Inszenierung der Geschichte, ein riesiger Umfang und eine herausragende technische sowie audiovisuelle Umsetzung. Dynasty Warriors Origins motiviert für zahlreiche Stunden und setzt einen neuen Maßstab für das Genre. Musou-Fans sollten sich das bisher beste Spiel der Reihe nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Herausragendes Musou-Spiel, das mit erstklassiger Spielbarkeit, großem Umfang, spannend inszenierter Geschichte, technisch sauberer Umsetzung und audiovisueller Brillanz begeistert.

Vielen Dank an Koei Tecmo & Plaion für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dynasty Warriors Origins!

Details
Titel: Dynasty Warriors Origins
Genre: Musou, Action, Rollenspiel
Publisher: Koei Tecmo
Entwickler: Omega Force
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 17. Januar 2025

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