Rezension: No Longer Human: Der entfremdete Mensch (Manga)

Die Manga-Adaption No Longer Human: Der entfremdete Mensch erzählt vom Leid erfüllten und entgleitenden Leben des jungen Yozo Oba.

Yozo Oba hat seit seiner Kindheit Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Belastet von seinem Umfeld, insbesondere von seinem Vater, entschließt er sich, den Narren zu spielen. Mit allerlei Scherzen, Clownereien und beabsichtigten Missgeschicken zieht er das Lachen auf sich und kann seine Unsicherheit und Ängste vertreiben. Von schlimmen Erfahrungen gezeichnet, entwickelt Yozo Oba eine belastete Psyche. Von Frauen geliebt und umschwärmt, erlebt Yozo zahlreiche Auf und Abs, durch die sein Leben zu einem belasteten Leidensweg wird. Heimgesucht von wahnwitzigen Albträumen, entfremdet sich Yozo immer mehr von der Gesellschaft und seinen Mitmenschen.

Leidvolles Leben

Bei No Longer Human: Der entfremdete Mensch handelt es sich um kein typisches Werk von Horror-Mangaka Junji Ito. Der als über sechshundertzwanzig Seiten dicke Deluxe Edition erschienene Manga basiert auf dem erstmals 1947 veröffentlichten Roman Ningen Shikaku, der auf deutsch als Gezeichnet oder Nicht länger ein Mensch veröffentlicht wurde, von Osamu Dazai. Die teilweise autobiografische Geschichte folgt Dazais Alter Ego Yozo Oba, in dessen von Leiden, Ängsten und Albträumen bestimmte Leben. Dabei beginnt No Longer Human mit einem Doppel-Selbstmord, woran bereits die ernsten, heftigen und belastenden Themen des Drama-Horror-Mangas zu erkennen sind. Erst im Anschluss wandelt sich Yozo Oba, der bereits in früher Kindheit von Ängsten vor Menschen geplagt wird und seine Unsicherheit im Umgang mit seinem Umfeld überspielt, in dem er als Narr auftritt.

Früh wird deutlich, wie leidvoll die Kindheit von Yozo ist und auch später, wenn er aus seinem bisherigen Umfeld herauskommt, bleibt seine Unsicherheit. Die verschiedenen Lebensabschnitte Yozos greifen direkt ineinander und der Protagonist von No Longer Human entwickelt sich glaubhaft angesichts seiner Erfahrungen weiter. Ohne zu viel zu verraten, wird Yozos Leben von Frauengeschichten, Alkohol, Sucht, Toten und seinen tief sitzenden Ängsten sowie Albträumen bestimmt. Gerade letztere nutzt Junji Ito, um in eindrucksvollen Bildern die Schrecken von Yozos Leben und den Heimsuchungen, denen er immer wieder verfällt, darzustellen. Dabei ist er es nicht alleine, der seinen Leidensweg stets auf neue Bahnen lenkt und bestehendes Glück zerstört.

Getrieben von seinen psychischen Problemen und seinen Erfahrungen, beeinflusst Yozo sein sich veränderndes Umfeld und wird gleichermaßen von diesem beeinflusst. Mitnehmend, versteht es No Longer Human eine bedrückende, harte und erschreckende Geschichte eines Lebens zu erzählen, das sich von der Gesellschaft immer mehr entfernt. Hier passt der Titel des Mangas genauso wie der deutsche Untertitel perfekt. Es ist überaus belastend mitzuerleben, wie Yozos Leben verläuft. Eine eindrucksvolle, einzigartige Geschichte, die Junji Ito erstklassig als Manga adaptiert hat. Dabei profitiert No Longer Human vom individuellen Zeichenstil des Horror-Mangaka und besonders der Darstellung grausiger Schrecken. Dennoch wird No Longer Human nicht jedem Junji-Ito-Fan gefallen. Wer sich aber auf die Geschichte einlässt und keine Probleme mit einem Psycho-Drama über ein Leid erfülltes Leben hat, erhält einen ganz besonderen Manga, dessen Geschichte lange im Gedächtnis bleibt.

Fazit

Vor No Longer Human: Der entfremdete Mensch, kannte ich weder die Roman-Vorlage des Mangas noch dessen Autor Osamu Dazai. Die Psycho-Drama-Geschichte mit Horror-Elementen, hat mir jedoch eindrucksvoll gezeigt, weshalb Dazai in Japan als einer der wichtigsten Autoren seiner Zeit gilt. Teilweise autobiografisch, wird die Geschichte des leidvollen Lebens von Yozo Oba in eindrucksvollen Bildern von Horror-Mangaka Junji Ito erzählt. Zahlreiche Wendungen, erschreckende Ereignisse und die Veränderungen des schwer belasteten Protagonisten sorgen dafür, dass No Longer Human keine leichte Kost ist. Es ist nicht einmal leicht von Unterhaltung oder Lesespaß zu sprechen, dafür ist der Manga zu belastend, mitnehmend und hart. Dennoch sollte jeder, der an Geschichten über die menschliche Psyche und die Wandlung einer Person interessiert ist, No Longer Human lesen. Junji-Ito-Fans sollten bedenken, dass es sich um kein klassisches Werk des Mangaka handelt, auch wenn Horror-Elemente durchaus vorhanden sind.

Kurzfazit: Beklemmender Psycho-Drama-Manga, der mit Horror-Elementen und vor allem einer bedrückenden Geschichte über das leidvolle Leben des Protagonisten eine mitnehmende Leserfahrung bietet.

Vielen Dank an Carlsen Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von No Longer Human: Der entfremdete Mensch!

Details
Titel: No Longer Human: Der entfremdete Mensch
Originaltitel: Ningen Shikkaku
Genre: Horror
Verlag: Carlsen Manga
Mangaka: Junji Ito
Seiten: 624
Preis: 32,00 €
ISBN: 978-3-551-80125-8
Verlagsseite: No Longer Human: Der entfremdete Mensch bei Carlsen
Erscheinungsdatum: 26. November 2024

© JI Inc. 2017 / Junji Ito / Shogakukan
© 2024 Carlsen Verlag GmbH

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