Rezension: Time of Eve: Komplette Film-Kollektion (Blu-ray)
Rikuo und Masaki entdecken in Time of Eve zufällig ein geheimnisvolles Café, in dem Menschen und Roboter ohne Vorurteile und unerkannt miteinander agieren.
Nachdem sich in der nahen Zukunft bereits verschiedene Roboter verbreitet haben, finden sich mittlerweile in fast jedem Haushalt humanoide Dienstroboter. Während manche Menschen nur Verachtung für die menschenähnlichen Androiden zeigen, sind andere von ihnen besessen und behandeln sie wie Familienmitglieder, Freunde oder gar Geliebte. Als Oberschüler Rikuo einen unerklärlichen Eintrag im Aktivitätsprotokoll der Haushalts-Androidin seiner Familie entdeckt, will er mit seinem Freund Masaki herausfinden, was das zu bedeuten hat. Dabei entdecken die beiden ein geheimnisvolles Café, das eine dritte Möglichkeit für den Umgang zwischen Menschen und Robotern als Regel verwendet. Im Time of EVE gibt es keine Unterschiede und sogar die für Androiden üblichen Ringe über ihren Köpfen sind deaktiviert. Dadurch ist es unmöglich Mensch und Roboter auseinanderzuhalten. Hier lernen Rikuo und Masaki einige unerwartete Wahrheiten und erfahren mehr über sich selbst.
Café ohne Unterschiede
Time of Eve: Der Film ist die erweiterte Filmversion der gleichnamigen Web-Anime-Serie, die als Bonus ebenfalls in der von AnimEigo veröffentlichten Film-Kollektion enthalten ist. Regisseur und Drehbuchautor Yasuhiro Yoshiura erzählt eine nachdenkliche Alltagsdrama-Geschichte, die sich mit dem Unterschied zwischen Menschen und Androiden befasst. Das mag keine neue Thematik sein und viele Handlungselemente könnten Science-Fiction-Fans bekannt vorkommen, trotzdem erhält Time of Eve durch Charaktere, Setting und verschiedene Ereignisse eine eigene Note. So sind es vor allem die Beziehungen zwischen den Figuren sowie der Umgang mit der Wahrheit, ob sie Mensch oder Roboter sind, der den Film auszeichnet.
So befasst sich Time of Eve zentral mit Rikuos Umgang mit der Haushaltsandroidin seiner Familie, die er Sammy nennt. Ihr Aktivitätsprotokoll ist es, das ihn und seinen Freund Masaki ins titelgebende Café führt. Dort fällt es ihm anfangs schwer, die Regel, dass Menschen und Roboter gleichberechtigte Gäste und nicht unterschiedlich behandelt werden dürfen, einzuhalten. Sogar die Identitäten der verschiedenen Besucher des Cafés sollen geschützt werden. Dadurch ist gerade zu Beginn nicht klar, bei wem es sich um einen Androiden handelt und wer ein Mensch ist. Ein interessanter Aspekt, der den verschiedenen Alltagsgeschichten zusätzliche Tiefe verleiht.
Nachdenkliche Alltagsgeschichten
Gleichzeitig ist dem Film die episodische Erzählweise der Serie teilweise anzumerken. Das ist allerdings nicht negativ, sondern trägt vielmehr zu einer geordneten Struktur inklusive verschiedener, zusammenhängender Handlungsstränge bei. So rücken im Laufe der Geschichte verschiedene Gäste des Cafés in den Mittelpunkt, während stets Rikuo und auch Masaki mit ihnen interagieren. Dabei sind es die zwischenmenschlichen Entwicklungen, persönliche Veränderungen und langsam aufkommende Erkenntnisse, die den Film auszeichnen. Selbst dramatische Einspielungen sowie die eingeflochtenen politischen wie gesellschaftlichen Fragen über den Umgang mit Robotern, werden niemals übertrieben, so dass Time of Eve bis zum Ende angenehme, nachdenkliche und vielschichtige Science-Fiction-Alltagsdrama-Unterhaltung bietet.
Optisch ist dem Film zwar das Alter von mittlerweile fünfzehn Jahren teilweise anzumerken, doch auch ohne die hochwertige Restaurierung für die Blu-ray-Veröffentlichung, wissen Animationen und Zeichnungen noch immer zu überzeugen. Sowohl Charaktere als auch die Hintergründe sind aufwändig gestaltet und fangen die Geschichte visuell sehr gut ein. Dazu gesellt sich eine stimmungsvolle Musikuntermalung. Lediglich einige Kamerafahrten sind bewusst anstrengend und schnell, trüben den Gesamteindruck aber nicht. Leider wurde auf eine deutsche Vertonung verzichtet. Die deutschen Untertitel wissen aber genauso wie die japanische Original-Synchronisation zu überzeugen. Neben der Original-Web-Serie finden sich in den Extras noch der neunminütige Kurzfilm Aquatic Language und der dreiundzwanzig Minuten lange Kurzfilm Pale Cocoon. Letzterer erzählt eine ruhige Science-Fiction-Geschichte in dystopischem Szenario und verfügt unter anderem über eine deutsche Synchronisation.
Fazit
Die Web-Serie von Time of Eve wollte ich mir schon öfter ansehen, bin aber trotz der Möglichkeit nie dazu gekommen. Umso gespannter war ich auf die etwas erweiterte Film-Version. Ruhig, nachdenklich und ein wenig melancholisch, hat mich Time of Eve sowohl mit der Grundstimmung als auch der Geschichte überrascht. Allerdings ausschließlich positiv. Es ist interessant, Rikuo und Masaki bei ihren Besuchen im titelgebenden Café zu begleiten und mit ihnen mehr über das harmonische Zusammenleben von Menschen und Robotern zu erfahren. Dabei profitiert der Film von gut geschriebenen, vielschichtigen Charakteren genauso wie von den gut geschriebenen Dialogen und Handlungssträngen. Gerne hätte ich noch länger mit Rikuo und den anderen im Café Zeit verbracht. Fans ruhiger, nachdenklicher Geschichten und der zugrundeliegenden Roboter-Thematik sollten Time of Eve unbedingt eine Chance geben.
Kurzfazit: Ruhiger Alltagsdrama-Science-Fiction-Anime-Film, der eine nachdenkliche Geschichte über Menschen und Roboter mit gut geschriebenen, vielschichtigen Charakteren erzählt und angenehme Unterhaltung mit leicht melancholischer, aber auch fröhlicher Stimmung bietet.
Vielen Dank an AnimEigo & Anime Sugoi für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Time of Eve: Komplette Film-Kollektion!
Details
Titel: Time of Eve
Originaltitel: Eve no Jikan Gekijōban
Genre: Science-Fiction, Slice of Life, Drama
Regie: Yasuhiro Yoshiura
Studio: Studio Rikka Ltd., DIRECTIONS Inc.
Produktionsjahr: 2008-2010
Laufzeit (Film): ca. 106 Minuten
Laufzeit (Extras): ca. 109 Minuten
Sprachen: Japanisch, Englisch, Deutsch (nur „Pale Cocoon)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Russisch, Hebräisch, Chinesisch
Extras: Kurzfilme „Pale Cocoon“ & „Aquatic Language“, Interviews mit Regisseur Yasuhior Yoshiura & dem japanischen Cast, Behind-the-Scenes, Original Trailer, Opening Day Footage
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungstermin: 15. Januar 2025
Herstellerpartnershop: Time of Eve: Komplette Film-Kollektion bei Anime Sugoi
© Yasuhiro Yoshiura / DIRECTIONS, Inc. / Licensed and released by AnimEigo a division of MediaOCD