Rezension: Otaku no Video (Blu-ray)
Student Ken Kubo wird in Otaku no Video von seinem Freund Tanaka in die Otaku-Szene hineingezogen.
Als frischer Student verfolgt Ken Kubo einen typischen Alltag an der Universität. Er lernt für sein Studium und widmet sich mit Elan dem Tennis-Klub oder trifft sich mit seiner Oberschul-Liebe und Freundin Yoshiko Ueno. Als er zufällig seinem alten Freund Tanaka begegnet, sorgt das dafür, dass der bisher kaum mit Anime, Manga oder Cosplay in Berührung gekommene Kubo ein neues Hobby und Leben entdeckt. Von Tanaka und seinen Freunden angeleitet, entwickelt sich Kubo zu einem leidenschaftlichen Otaku. Allerdings hat das auch ungeahnten Einfluss auf sein Leben. Doch Kubo bleibt hartnäckig und will zum größten Otaku der Menschheit werden, zum Otaking.
Entwicklung eines Otaku
Das Anime-Studio Gainax veröffentlichte die beiden OVAs, die den Film Otaku no Video ergeben, ursprünglich im September und Dezember 1991. Erzählt wird die Geschichte des Studenten Ken Kubo, der 1982 durch seinen alten Oberschul-Freund das Leben als Otaku kennenlernt und eine neue Leidenschaft entdeckt. Inspiriert von der Gründungsgeschichte von Gainax, folgt Otaku no Video Kubo, Tanaka und weiteren Charakteren in verschiedenen Abschnitten ihres Lebens. So sind die beiden OVAs nach den Jahren benannt, in denen sie jeweils beginnen. Während der erste Teil von Otaku no Video entsprechend 1982 heißt, folgt darauf 1985. Allerdings werden auch die dazwischen liegenden Jahre thematisiert und mit regelmäßigen Zeitsprüngen wird die Entwicklung von Kubo, aber auch Tanaka und einigen anderen verfolgt.
Aufgrund der Erzählweise und der über mehrere Jahre ausgedehnten Geschichte, wirkt Otaku no Video manchmal etwas gestückelt. So fallen einige Szenenübergänge zu holprig aus und auch die wechselnden Jahre sind nicht immer gut umgesetzt. Dennoch kann die Geschichte auch aufgrund der oftmals überzeichneten Darstellung von Otaku, dem vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäßen, aber trotzdem ausreichenden Humor und den durchaus sympathischen Charakteren kurzweilige unterhalten. Umso störender können die regelmäßig eingeflochtenen Live-Action-Szenen wirken. In diesen werden Interviews mit sehr klischeehaften Otakus sowie Statistiken in Form einer Dokumentation gezeigt. Für sich stehend könnte das durchaus nett, wenn auch nicht glaubhaft, sein, so aber stört es den Ablauf der Geschichte. Glücklicherweise lassen sich die Live-Action-Szenen in den Einstellungen ausschalten. Für ein besseres Anime-Erlebnis sei dies auch anzuraten, auch wenn die Dokumentations-Segmente etwa ein Drittel des hundert minütigen Films ausmachen.
Obwohl Otaku no Video immer wieder zu unterhalten weiß und gerade die erste OVA mit Witz und Charme auffällt, überzeugt die Geschichte nicht vollends. Abseits der bereits erwähnten Schwächen wirken einige Handlungselemente zu aufgesetzt, konstruiert und unlogisch herbeigeführt. Das gilt besonders für die zweite OVA und die darin inszenierte große Wendung. Zudem bleiben zu viele Handlungsstränge offen oder werden lediglich angedeutet. Das ist bedauerlich, da hier definitiv vorhandenes Potenzial verschenkt wird. Nicht selten kommt das Gefühl auf, dass Otaku no Video sich als Serie weitaus besser entfalten könnte. So bleibt ein für die frühen 1990er-Jahre gut animierter und schick gezeichneter Anime, der zwar durchaus spaßig sein kann, aber von zu vielen störenden Schwächen getrübt wird. Immerhin bieten die zahlreichen Anspielungen auf bekannte Anime, Manga und Videospiele Fans einen kleinen Mehrwert. Auf eine deutsche Synchronisation wurde verzichtet. Stattdessen liegt Otaku no Video in der leider nicht komplett überzeugenden, aber ordentlichen japanischen Originalvertonung mit neuen deutschen Untertiteln vor.
Fazit
Auf Otaku no Video war ich gespannt, da mich die Geschichte der beiden OVAs sofort angesprochen hat. Leider sorgt die zu sprunghafte und holprige Erzählweise sowie einige zu konstruierte Wendungen für etwas Ernüchterung. Grundsätzlich hatte ich zwar Spaß an Otaku no Video, doch die vorhandenen Schwächen trüben den positiven Eindruck zu sehr. Zudem reißen die Live-Action-Szenen komplett aus der Geschichte und fügen sich nicht gut in den Anime ein. Umso besser ist es, dass ich die für mich unnötige Dokumentation ohne Mehrwert auch deaktivieren darf. Dadurch wirkt die Geschichte auch ein wenig flüssiger, leidet aber weiterhin unter kleinen Schwächen. Trotzdem können Anime-Fans, die an der Geschichte interessiert sind, einen Blick wagen.
Kurzfazit: Ordentlicher Comedy-Slice-of-Life-Anime, dessen Geschichte unter einer holprigen Erzählweise, zu viel ungenutztem Potenzial, veraltetem Humor und unnötigen Live-Action-Dokumentations-Szenen leidet, aber dennoch mit charmanter Otaku-Thematik und sympathischen Charakteren kurzweilig unterhalten kann.
Vielen Dank an AnimEigo & Anime Sugoi für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Otaku no Video!
Details
Titel: Otaku no Video
Originaltitel: Otaku no Video
Genre: Comedy, Slice of Life
Regie: Takeshi Mori
Studio: Gainax Co., Ltd.
Produktionsjahr: 1991
Laufzeit: ca. 96 Minuten
Sprachen: Japanisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Booklet, Original Promo-Trailer
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 31. Oktober 2024
Herstellerpartnershop: Otaku no Video bei Anime Sugoi
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