Rezension: Tomb Raider IV-VI Remastered (PS5)
Erneut kehrt Lara Croft in Tomb Raider IV-VI Remastered in drei klassischen Abenteuern in überarbeiteter Neufassung zurück.
Nachdem Aspyr Media im Februar 2024 den ersten drei Tomb-Raider-Spielen ein Remaster spendiert hat, erhalten genau ein Jahr später auch die Teile vier bis sechs eine Frischzellenkur und Veröffentlichung für aktuelle Systeme. Dabei setzt Aspyr auf das mit der ersten Trilogie geschaffene Fundament. Tomb Raider IV-VI Remastered präsentiert die drei enthaltenen Action-Adventures in aufgefrischter Grafik inklusive Möglichkeit jederzeit zur Retro-Optik zurückzukehren. Außerdem wurden den Abenteuern von Lara Croft moderne Steuerungen spendiert, während die originale Panzersteuerung ebenfalls zur Verfügung steht. Leider hat Aspyr jedoch nicht aus den Macken der ersten Remaster-Trilogie gelernt.
Höhepunkt und Niedergang
Wie schon Tomb Raider II und Tomb Raider III sind die Serienteile vier und fünf mit jeweils nur einem Jahr Abstand zum Vorgänger in den Jahren 1999 und 2000 erschienen. Entsprechend stark ist die Ähnlichkeit zu den drei ersten Spielen rund um Lara Croft. Core Design hat erneut dieselbe Grafik-Engine verwendet und beim Gameplay auf bekannte Mechaniken gesetzt. Zwingend negativ ist das in den Originalen nicht gewesen, da beide Teile trotz erster Ermüdungserscheinungen noch spaßig waren. Während Tomb Raider: The Last Revelation mit einem Einstieg in der Vergangenheit in Kambodscha beginnt und sich anschließend auf Ägypten konzentriert, führt Tomb Raider: Die Chronik Lara Croft auf der Suche nach Artefakten an verschiedene Orte wie Rom, Irland und New York City. Das hängt auch mit der Geschichte des fünften Teils zusammen. Denn Lara ist tot und die einzelnen Level sind Erinnerungen an ihre Abenteuer.
Nach Tomb Raider: Die Chronik, das zumindest vorläufig als Abschluss der Reihe geplant war, legte Core Design eine dreijährige Pause ein. Erst 2003 erschien mit Tomb Raider: The Angel of Darkness der sechste Teil und zeigte nicht nur grafisch, sondern auch beim Gameplay die dringend notwendige Entwicklung. Allerdings konnte das Action-Adventure schon bei der Erstveröffentlichung nicht überzeugen und stellt bis heute den Tiefpunkt der Reihe dar. Das liegt weit weniger an der durchaus interessanten Handlung. Lara Croft wird des Mordes verdächtigt. Um ihre Unschuld zu beweisen und die wahren Machenschaften hinter allem aufzudecken, muss sie die fünf Gemälde der Finsternis finden. Dafür reist sie unter anderem nach Paris und Prag.
Unnötige Schwächen
Wie bereits erwähnt hat sich beim grundlegenden Gameplay gerade bei Tomb Raider: The Last Revelation und Tomb Raider: Die Chronik wenig getan. Erneut gilt es alte Ruinen zu erkunden, Gegner zu bekämpfen, Schiebe- und Schalterrätsel zu lösen sowie Geschicklichkeitsabschnitte zu absolvieren. Das spielt sich wie schon in der ersten Remaster-Trilogie auch in Tomb Raider IV-VI Remastered recht behäbig. Besonders die klassische Panzersteuerung ist gewohnt umständlich, doch auch die moderne Bedienung ist nur mäßig gelungen. Das gilt auch für Tomb Raider: The Angel of Darkness. Besonders ärgerlich ist, dass in den Tutorials keine Buttons angezeigt werden. Wenn dann auch noch der Hinweis auf den zu drückenden Aktionsknopf je nach Situation eine andere Eingabe erfordert, ist das einfach nur nervig. Hier hätte Aspyr aus den Fehlern der ersten Remaster-Trilogie lernen müssen.
Tomb Raider: The Angel of Darkness leidet jedoch nicht nur unter den Macken der nicht zu Ende geführten Neuauflage, sondern auch unter den Schwächen des Originals. Wie zu erwarten, setzt das Remaster lediglich auf eine optische Frischzellenkur sowie eine moderne Steuerung. Anpassungen an den grundlegenden Spielen gibt es nicht. Deshalb spielt sich das sechste Tomb-Raider-Abenteuer wie im Original einfach nicht gut. Während Springen und Kämpfen noch funktionieren, ist Klettern oft eine Qual. Dazu gesellt sich ein aufgesetzt wirkendes Stärke-System, das auch mit Laras Ausdauer und somit der Zeit, wie lange sie klettern oder hangeln kann, zusammenhängt. Einfach nur schrecklich. Allerdings wäre es auch zu viel erwartet, von einem Remaster diesbezüglich Besserung zu erwarten, weshalb das der Neuauflage nicht vorzuwerfen ist.
Technisch saubere Neuauflagen
Der Kern von Tomb Raider IV-VI Remastered, die grafische Auffrischung, ist wie schon bei der ersten Trilogie wieder sehr gut. Gerade bei den Serienteilen vier und fünf ist es erneut gelungen, den Stil der Originale zu erhalten und dennoch die grafische Darstellung deutlich zu verbessern. Umgebungen, Charaktermodelle und Effekte sehen deutlich besser aus. Der jederzeit mögliche Wechsel zur Originalgrafik ermöglicht es zudem, immer wieder einen Vergleich zu ziehen. Bei Tomb Raider: The Angel of Darkness ist der Unterschied hingegen nicht ganz so auffällig, was den grafischen Sprung unterstreicht. Dennoch sieht das sechste Abenteuer von Lara Croft im Remaster natürlich ebenfalls besser aus als noch auf der PlayStation 2. Erwähnt werden sollte noch, dass die in der ersten Remaster-Trilogie vorhandenen Einbrüche der Bildwiederholrate deutlich geringer ausfallen. Immerhin ein Fortschritt bei den Tomb-Raider-Neuauflagen, die erneut vor allem mit ausreichend Nostalgie Spielspaß bieten können.
Fazit
Nach der ersten Tomb-Raider-Remaster-Trilogie war ich durchaus neugierig, ob Aspyr die kleinen Macken der Neuauflagen für die Teile vier bis sechs ausgemerzt hat. Leider ist das gerade bei der wichtigen Steuerung nicht der Fall. Das ist bedauerlich und eine verschenkte Möglichkeit mit der zweiten Tomb-Raider-Trilogie auch abseits von Nostalgie zu motivieren. Erneut fällt auf, dass der Fokus vor allem auf der grafischen Frischzellenkur, die aufgrund fehlender Ruckler besser gelungen ist, lag. Das ist zwar in Ordnung, dennoch hätte die Steuerung ebenfalls noch mehr angepasst werden müssen. Abseits davon bietet Tomb Raider IV-VI Remastered aber genau das, was ich erwartet habe: eine Möglichkeit, die drei klassischen Lara-Croft-Abenteuer auf aktuellen Systemen zu spielen, und das in schickerer Optik. Dass die Qualität der Spiele schwankt, war schon bei den Originalen so. Besonders der sechste Teil ist weiterhin überaus schwach und höchstens interessant, um jedes Tomb Raider zu kennen. Tomb-Raider-Fans mit entsprechender Nostalgie oder dem Wunsch, die Klassiker trotz aller Schwächen kennenzulernen, werden dennoch Spaß haben.
Kurzfazit: Ordentliche Remaster-Trilogie, die die drei Klassiker grafisch gut aufgefrischt zurückbringt, aber unter nervigen Schwächen leidet und vor allem nostalgische Fans ansprechen dürfte.
Vielen Dank an Konami für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tomb Raider IV-VI Remastered!
Details
Titel: Tomb Raider IV-VI Remastered
Genre: Action-Adventure
Publisher: Aspyr Media
Entwickler: Core Design, Aspyr Media
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 14. Februar 2025
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