Rezension: Ultros (Xbox Series X)

Nach dem Absturz ihres Raumschiffs erwacht Ouji in Ultros auf der biologischen Raumstation Sarkophag und muss einen Ausweg finden.

Ultros ist ein einzigartiges Metroidvania – zumindest in grafischer Hinsicht. Schon beim ersten Blick auf das bisher einzige Werk des schwedischen Studios Hadoque fällt der bunte, lebhafte und überladene, wunderschöne visuelle Stil von Ultros auf. Hier besticht das Metroidvania und setzt sich von anderen Genre-Vertretern als optisches Kunstwerk ab. Die farbenfrohen Umgebungen strotzen nur so vor Details und laden regelrecht zu einem Fiebertraum voller Reizüberflutung ein. Gleichzeitig bleibt Ultros bei der Geschichte allerdings ein wenig zu kryptisch und das Gameplay fällt etwas zu seicht aus.

Lebendiger Sarkophag

Statt die Geschichte mit einer langen Erklärung oder dergleichen einzuleiten, erwacht Protagonistin Ouji nach dem Absturz mit ihrem Raumschiff auf der biologischen und lebendigen Raumstation Sarkophag, die gleichzeitig so etwas wie ein Alien-Uterus ist. Hier ist das dämonische Wesen Ultros eingesperrt. Allerdings liefert das Metroidvania zu Beginn keine wirklichen Antworten. Stattdessen heißt es erst einmal erkunden, erste unfreiwillige Bewohner des Sarkophags treffen, rätselhafte Erinnerungen und Ähnliches zu finden, um mehr zu erfahren. Da sich der Sarkophag im Einfluss eines schwarzen Lochs befindet, verläuft die Zeit jedoch nicht immer linear und das wird für die sehr relevanten Zyklen genutzt. Diese führen nach dem Erreichen eines der zentralen Ziele zu einem kleinen Neustart. Ouji verliert bereits erlangte Fähigkeiten und Gegenstände, auch wenn bereits im zweiten Zyklus Möglichkeiten geboten werden, um zumindest einen Teil davon zu behalten.

Negativ wirken sich die Zyklen-Wechsel nicht aus, da sie eng mit dem Konzept des Metroidvanias verknüpft sind, viel zur kryptischen Erzählweise beitragen und gleichzeitig stets ausreichend Möglichkeiten geboten werden, um den Spielablauf interessant zu halten. Zumindest sofern das etwas seichte Gameplay grundsätzlich motivieren kann – und das wird nicht bei jedem Genre-Fan der Fall sein. Abseits der visuellen Brillanz bietet Ultros leider nur das rudimentär notwendige für ein Spiel, weshalb sich das Metroidvania umso mehr wie ein Kunstprojekt anfühlt. Ouji kann springen, lernt auch Fähigkeiten wie einen Doppelsprung und muss gegen Gegner kämpfen. Allerdings fühlt sich die Steuerung nie wirklich gut an und bleibt durchgehend schwammig. Das gilt sowohl für die kaum vorhandenen Geschicklichkeits-Abschnitte als auch die viel zu seltenen Kämpfe. Zwar ist gerade die Seltenheit von diesen der Vorteil für die schwammige Bedienung, gleichzeitig unterstreicht das aber auch den seichten Eindruck des Gameplays.

Psychedelische Erkundung

Grundsätzlich ist Ultros trotzdem durchaus spaßig, da das Entdecken des Sarkophags und der sehr kreativen visuellen Gestaltung genauso wie die kryptische Geschichte ausreichend motivieren können. Leider verzichtet Ultros allerdings auf Rätsel, so dass der Kern des Metroidvanias auf diesen beiden Aspekten liegt. Umso wichtiger ist es, dass die überladene Optik nicht abschreckt. Das ist durchaus möglich, da es angesichts der kunterbunten und lebendigen Umgebungen schwerfällt, Gegner, sammelbare Gegenstände und Gegner voneinander zu unterscheiden. Entsprechend überrascht es nicht, dass in den Barrierefreiheits-Einstellung Optionen für Hintergrundunschärfe, Hintergrundsättigung und einen Lichtschein um Ouji vorhanden sind. Das kann durchaus helfen, sich besser zurechtzufinden.

Interessant ist das Fähigkeits-System von Ultros. Besiegte Gegner hinterlassen verschiedene Nahrungsmittel, deren Qualität davon abhängt, wie die Gegner besiegt wurden. Isst Ouji wird sie nicht nur geheilt, sondern erhält auch Attributpunkte in vier Kategorien. Diese sind wiederum notwendig, um an Speicherpunkten in Oujis Kortex, also dem Talentbaum, neue Fähigkeiten freizuschalten. Leider stellen sich die meisten Fähigkeiten jedoch als eher unnütz heraus, zumal nur eine begrenzte Zahl in den nächsten Zyklus mitgenommen werden kann. Dennoch ist die Grundidee interessant und durchaus motivierend, weshalb es umso bedauerlicher ist, dass sich die meisten Fähigkeiten kaum spürbar auswirken. Anders ist es bei Samen, die an bestimmten Stellen eingepflanzt werden dürfen. An diesen wachsen nicht nur Früchte, sondern sie wachsen mit jedem Zyklus weiter und öffnen dadurch neue Wege und Abkürzungen oder ermöglichen es, an unerreichbare Orte zu gelangen.

Audiovisuelle Brillanz

Wie bereits mehrmals erwähnt, ist die visuelle Gestaltung von Ultros das größte Alleinstellungsmerkmal des Metroidvanias. Kunterbunt, lebendig und wunderschön sticht die grafische Gestaltung inklusive der sehr individuellen Charaktermodelle heraus. Dabei baut Ultros eine einzigartige Atmosphäre auf, die von der exzellenten Soundkulisse und Musik zusätzlich unterstützt wird. Damit brilliert das Metroidvania mit einer faszinierenden audiovisuellen Präsentation, die in Einklang mit der kryptischen, aber durchaus spannenden, interessanten und überraschenden Geschichte motiviert und die spielerischen Schwächen zumindest teilweise ausgleicht. Zumindest, Genre-Fans, die etwas mit der Optik anfangen können und sich am dünnen Gameplay nicht stören, erhalten ein einzigartiges Erlebnis, das für rund zehn bis fünfzehn Stunden fesselt.

Fazit

Ultros ist audiovisuell brillant und zeigt damit den künstlerischen Anspruch, den das Entwicklerteam bei Hadoque wahrscheinlich hatte. Dazu passt auch die kryptische, aber trotzdem interessante Geschichte, die enorm vom einzigartigen Setting und der dichten Atmosphäre profitiert. Umso bedauerlicher ist es, dass Ultros spielerisch etwas seicht ausfällt. Das dünne Gameplay leidet unter einer schwammigen Steuerung und viel zu seltenen Kämpfen. Geschicklichkeitspassagen oder Rätsel fehlen fast vollständig, so dass die Erkundung des Sarkophags, das Erleben der Geschichte und die Entdeckung der lebendigen Umgebungen den größten Reiz des Metroidvanias ausmachen. Wer sich darauf einlässt, kann ein einzigartiges, faszinierendes Genre-Erlebnis haben, jedoch nur, wenn ihr euch mit dem seichten Gameplay arrangieren könnt und euch die künstlerische Seite von Ultros anspricht.

Kurzfazit: Visuell faszinierendes Metroidvania, dessen seichtes Gameplay etwas von der einzigartigen Grafik, der dichten Atmosphäre und der kryptischen, aber interessanten Geschichte ausgeglichen wird. Ein ungewöhnliches Metroidvania, das nicht jedem Genre-Fan gefallen wird.

Vielen Dank an Kepler Interactive und Hadoque für die freundliche Bereitstellung einer Vorschauversion von Ultros!

Details
Titel: Ultros
Genre: Metroidvania
Publisher: Kepler Interactive
Entwickler: Hadoque
Spieler: 1
Syteme: Xbox Series X|S (getest), PlayStation 5, PlayStation 4, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 13. Februar 2025

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