Rezension: Der kühne Knappe (PS5)

Um den fiesen Magier Grummweil aufzuhalten, muss Bilderbuchheld Jot in Der kühne Knappe die Welt seines Bilderbuchs verlassen.

Der kühne Knappe ist buchstäblich ein charmantes Bilderbuchmärchen. Schließlich ist der Protagonist des Action-Adventures der Bilderbuchheld Jot. Als Hauptfigur von Der kühne Knappe ist Jot ein strahlender Held, guter Freund und erfolgreicher Autor. Zu Beginn des unter anderem von der The-Legend-of-Zelda-Reihe inspirierten Erstlingswerks des Indie-Studios All Possible Futures begeben begibt sich Jot für seinen Freund, den Zauberer Mondbart, auf die Suche nach Wachs. Dafür erklimmt er einen Berg und stürzt bei einem Erdrutsch fast in den Tod. Schuld daran hat der fiese Zauberer Grummweil, der wieder einmal seine finsteren Pläne verfolgt. Natürlich ist Jot sofort zur Stelle, um Grummweil aufzuhalten. Dabei kommt es zu einer zentralen Wendung, die maßgeblich Einfluss auf das Gameplay hat. Wer das selbst erleben will, sollte nach diesem Absatz nicht weiterlesen. Zuvor sei noch verraten: Der kühne Knappe ist ein charmantes, fantasievolles, ideenreiches und spaßiges Action-Adventure, das für rund acht Stunden Spielspaß bietet.

Veränderte Perspektive

Grummweil offenbart während der Konfrontation mit Jot, dass die Welt, in der sie leben, lediglich ein Bilderbuch ist. Entsprechend hat Grummweil keine Chance jemals den Sieg zu erringen und ist dazu verdammt, trotz zahlreicher Versuche, stets zu scheitern. Das will der Zauberer nicht akzeptieren, weshalb er Jot kurzerhand aus dem Bilderbuch wirft, um freie Hand zu haben. Daraufhin ändert sich die gezeichnete 2D-Comic-Grafik in eine 3D-Perspektive. Jot ist nun auf dem Schreibtisch des Jungen Sam unterwegs. Bücherwurm Liesbet verrät Jot, dass er Grummweil aufhalten muss, damit aus Sam ein kreativer Bilderbuchautor werden kann.

Anschließend gilt es als Jot einen Weg zurück in das zugeklappte Bilderbuch zu finden. Dafür muss der eher linear aufgebaute Schreibtisch erkundet werden, um schon bald die Fähigkeit, das Bilderbuch zu manipulieren, zu erhalten. Fortan kann Jot an grünen magischen Wirbeln das Buch betreten oder verlassen und Seiten umblättern. Mit der Zeit erlernt er noch weitere Fähigkeiten oder nimmt zeitweise Objekte von einer Welt in die andere mit. Das ist essentiell, um Rätsel zu lösen.

Abenteuerlich charmant

Beim Gameplay erinnert Der kühne Knappe ein wenig an die The-Legend-of-Zelda-Spiele. Jot schwingt ein Schwert und bekämpft damit Gegner. Außerdem müssen Rätsel gelöst und neue Fähigkeiten erlernt werden. Allerdings ist das Action-Adventure durchgehend linear. Lediglich die Rückkehr auf bestimmte vorherige Seiten des Bilderbuchs, um benötigte Gegenstände einzusammeln, ist möglich. Die Linearität ist aber keineswegs negativ, da reichlich Abwechslung und Kreativität geboten wird. So setzt Der kühne Knappe bei Bosskämpfen gerne auf Minispiele, die an NES-Klassiker wie Punch-Out!! angelehnt sind. Auch ein Shoot-’em-up-Abschnitt ist vorhanden.

Zwischen den Gameplay-Abschnitten gibt es immer wieder Bilderbuchseiten, in denen animiert die Geschichte weitererzählt wird. Hier setzt Der kühne Knappe genauso wie in einigen anderen Szenen auf einen Erzähler, der wunderbar auf Deutsch vertont ist und viel zur Märchen-Atmosphäre beiträgt. Zusätzlich brilliert Der kühne Knappe mit einer stimmungsvollen audiovisuellen Präsentation. Besonders die 2D-Bilderbuchabschnitte sind schön gezeichnet, doch auch die 3D-Bereiche können überzeugen. Untermalt wird das Geschehen von einem passenden Soundtrack. Erwähnt werden sollte noch, dass sich das Action-Adventure wirklich gut spielt. Lediglich einige Minispiele und Ausflüge in andere Genres hätten eine genauere Steuerung verdient. Anspruchsvoll wird Der kühne Knappe aber zu keiner Zeit. Das ist jedoch nicht schlimm, da das Erleben der charmanten Geschichte im Mittelpunkt steht.

Fazit

Der kühne Knappe hat schon bei der Ankündigung mein Interesse geweckt. Der schicke Zeichenstil und die Wechselmöglichkeit zwischen 2D-Bilderbuch und 3D-Realität ist faszinierend. Hier zeigt sich die enorme Kreativität von Entwicklerstudio All Possible Futures. Dazu gesellt sich eine charmante Geschichte und Atmosphäre sowie ein spaßiger Gameplay-Mix. Nur selten hätte das Action-Adventure etwas mehr Feinschliff vertragen – etwa bei den Bogenschieß-Szenen. Das ist jedoch so selten, dass es den Spielspaß nicht negativ beeinflusst. Für mich ist Der kühne Knappe ein wirklich schönes und ideenreiches Action-Adventure. Eine eindeutige Empfehlung für alle Genrefans.

Kurzfazit: Kreatives Action-Adventure, das kleine Schwächen mit viel Charme und spaßigem Gameplay ausgleicht.

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