Rezension: 365 Days To The Wedding

Um einer Versetzung nach Alaska zu entgehen, verloben sich Takuya und Rika in 365 Days To The Wedding.

Takuya Ohara ist ein introvertierter, alleinstehender Angestellter einer Reiseagentur und mit seinem aktuellen Leben glücklich. Ähnlich geht es seiner ebenfalls ruhigen, schüchternen und zurückhaltenden Kollegin Rika Honjouji. Als jedoch angekündigt wird, dass ein Mitarbeiter aus ihrer Filiale im nächsten Jahr die Leitung der neu gegründeten Niederlassung in Alaska übernehmen soll, befürchten die beiden Singles, dass sie ausgewählt werden. Nicht bereit ihr bisheriges Leben hinter sich zu lassen, beschließen sie bei einer zufälligen Begegnung spontan, sich zum Schein zu verloben, um die Versetzung zu vermeiden. Aber können Takuya und Rika ein überzeugendes Paar spielen?

Spontaner Verlobungsplan

Die zwölf Episoden von 365 Days To The Wedding liefen in der Herbst-Saison 2024 bei Crunchyroll im Simulcast und adaptiert die auf deutsch bisher nicht erhältliche Manga-Reihe Kekkon Suru tte, Hontō desu ka von Tamiki Wakaki. Wer nun befürchtet, dass die Geschichte von Takuya und Rika in nur einer Staffel nicht vollständig erzählt werden kann, kann beruhigt sein. 365 Days To The Wedding hat ein unerwartet rundes Ende erhalten. Allerdings zeigt sich im Verlauf der zwölf Episoden, dass bei dem scheinbaren Versuch, die Vorlage möglichst komplett zu adaptieren, einige Schwächen aufgetreten sind. So werden Nebengeschichten nur kurz angerissen und wichtige Handlungsbögen etwas zu oberflächlich behandelt. Trotzdem unterhält 365 Days To The Wedding als charmante und witzige Romantik-Komödie mit liebenswerten Charakteren.

Dabei setzt 365 Days To The Wedding nicht auf die üblichen Ober- oder Mittelschüler, sondern auf erwachsene Charaktere, die bereits mitten im Berufsleben stehen. Zwar sind Takuya und Rika unerfahren in Liebesdingen, weshalb sie sich manchmal kaum besser als Jugendliche verhalten, dennoch wirkt sich der Unterschied immer wieder aus. Zumal das Arbeitsumfeld der beiden genauso wie ihre unabhängigen Leben, Hobbies und Interesse eine wichtige Rolle einnehmen. Rika liebt beispielsweise Landkarten und besucht in ihrer Freizeit verschiedene Orte, die sie zuvor auf einer Karte genau studiert hat. Takuya hingegen hat eine eigenwillige, abweisende Katze, die er trotzdem fest ins Herz geschlossen hat. Es sind gerade die Eigenheiten, die den beiden Hauptfiguren Persönlichkeit und Individualität verleihen, sie zugleich aber auch gleichermaßen als Kontrast zueinander sowie perfekte Ergänzung füreinander inszenieren.

Gefühlvolle Romantik

Natürlich setzt die Geschichte auch auf Hindernisse für die vorgespielte Verlobung, die schließlich nur die Versetzung der beiden nach Alaska verhindern soll. So müssen sie bei einer Feier ihrer Kollegen ihre Beziehung gut spielen oder mit eigentlich unnötiger, aber dennoch wachsender Eifersucht umgehen. Dass sie sich dabei näher kommen, ist genauso wenig überraschend wie der Auftritt einer schönen Kindheitsfreundin von Takuya. Allerdings umgeht 365 Days To The Wedding trotz einiger Genre-Standards viele Klischees, was spürbar der Geschichte zugutekommt. Zwar ist dabei nicht immer klar, ob das der befristeten Länge im Vergleich zur umfangreichen Vorlage geschuldet ist oder ob bewusst auf entsprechende Elemente verzichtet wird, begrüßenswert ist es trotzdem.

Ähnliches gilt für Nebengeschichten über andere Figuren wie Takuyas und Rikas Kollegen Gonda, der zumindest zeitweise etwas mehr Aufmerksamkeit bekommt. Allerdings fällt hier genauso wie bei einem geheimnisvollen Drohanrufer, der das Geheimnis der Hauptfiguren kennt, auf, wie nebensächlich die Handlungsbögen letztlich abgeschlossen werden. Das ist angesichts der sonstigen Qualität der Serie bedauerlich. Zumal 365 Days To The Wedding mit schönen und flüssigen Animationen auch optisch einen guten Eindruck hinterlässt. Die passende Musikuntermalung unterstreicht zudem die oftmals ruhige, friedliche oder romantische Stimmung, während die gute deutsche Synchronisation den Figuren trotz kleiner Schwächen glaubhaft Leben einhaucht.

Fazit

365 Days To The Wedding ist charmant, witzig, kurzweilig und ruhig. Zwar setzt die Romantik-Comedy-Serie auch auf bekannte Genre-Standards, verzichtet zugleich aber auf einige unnötige Klischees. Gerade Takuya und Rika wissen als liebenswerte Hauptfiguren zu überzeugen und tragen die zwölf Episoden. Dabei werden sie von genauso gelungenen und sympathischen Nebenfiguren unterstützt. Zudem weiß die Geschichte mit ein paar Wendungen, zarter Romantik und leichtgängigem Humor zu unterhalten. Umso bedauerlicher ist es, dass manche Handlungsbögen und Nebengeschichten etwas oberflächlich behandelt und relativ schnell und plötzlich beendet werden. Außerdem wirkt die Serie gerade zum Ende in manchen Punkten ein wenig zu zügig vorangetrieben, um das runde, zufriedenstellende Ende zu erreichen. Zwar werden die Schwächen vom Charme der Serie ausgeglichen, dennoch fallen sie auf und trüben ein klein wenig den Gesamteindruck. Das ändert aber nichts daran, dass 365 Days To The Wedding eine liebenswerte, sanfte und ruhige Romantik-Comedy-Serie mit hohem Unterhaltungswert ist. Genre-Fans sollten Takuyas und Rikas Geschichte unbedingt eine Chance geben.

Kurzfazit: Charmante Romantik-Comedy-Serie, die trotz kleiner Schwächen eine abwechslungsreiche, ruhige Geschichte mit liebenswürdigen Charakteren und gelungenem Ende erzählt.

Details
Titel: 365 Days To The Wedding
Originaltitel: Kekkon Suru tte, Hontō desu ka
Genre: Romantik, Comedy
Regie: Ikehata Hiroshi
Studio: Ashi Productions Co., Ltd.
Produktionsjahr: 2024
Laufzeit: ca. 288 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch und weitere
Untertitel: Deutsch, Englisch und weitere
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: 12+
Erscheinungstermin: 03. Oktober 2024 bis 19. Dezember 2024
Streaming: 365 Days To The Wedding bei Crunchyroll

© Tamiki Wakaki, Shogakukan / 365 Days To The Wedding Production Committee / Crunchyroll LLC.