Rezension: The Liminal Zone – Band 2 (Manga)
Staub in einem alten Hotel, Perpetuum mobile in einem geheimnisvollen Dorf, eine bizarre Familie und ein verfluchter Sumpf bringen in The Liminal Zone Band 2 schaurigen Horror.
Yuichi lebt mit seinem Vater Daisuke und den beiden Haushälterinnen Frau Nihei und Frau Katei in einer alten, abseits gelegenen Herberge. Aus Angst, der Staubteufel könne das Haus vereinnahmen, ist Daisuke darauf bedacht, dass stets geputzt wird. Jeder Staub muss entfernt werden. Doch hinter dem Schmutz verbirgt sich ein grausiges Familiengeheimnis. Gemeinsam mit seinen Freunden Toru, Karin und Mima, will Yota das Dorf, in dem er als Kind gelebt hat, besuchen. Dort hat er einst etwas gesehen, was für die Physik-Studenten unvorstellbar ist: ein Perpetuum mobile. Kaum angekommen, entdecken sie erste Spuren für Maschinen, die keine Energiequelle benötigen. Deren Erfinder und seine Dienerschaft wirken jedoch zwielichtig und scheinen etwas zu verbergen. Seit ihrer Geburt wird Hotaru von einer schweren Last geplagt. Diese beeinträchtigt ihren Alltag und in dem Waisenhaus, in dem sie lebt, gilt sie als verflucht oder vom Karma ihres vorherigen Lebens heimgesucht. Zufällig entdeckt Hotaru ein Haus, das sie anzieht. Dort leben die bizarren Hikizuri-Geschwister, die Hotaru vielleicht helfen können. Die Schildkröten und Krähen des Manju-Sumpfs sollen verflucht sein. Das hindert Kunikazu nicht daran, eine der Schildkröten bei sich aufzunehmen.
Geheimnisvolle Schrecken
The Liminal Zone Band 2 erzählt wie der Vorgänger in vier Kurzgeschichten schaurigen Horror von Mangaka Junji Ito. Wie beim ersten Band zeigt sich in der stark abweichenden Länge der Kapitel die Freiheit, die der Mangaka bei der Gestaltung der Kurzgeschichten hatte. So fallen gerade die ersten beiden Erzählungen „Schmutzteufel“ und „Das Ätherdorf“ deutlich länger aus als „Die seltsamen Geschwister Hikizuri Teil 3: Onkel Ketanosuke“ und „Die Schildkröten vom Manju-Sumpf“. Negativ wirkt sich das bei keiner der Kurzgeschichten aus, da sie alle ihre Handlung voll entfalten können und mit schaurigem Horror sowie erschreckenden Wendungen an den Manga fesseln.
Dabei behandelt Junji Ito in The Liminal Zone Band 2 wieder sehr unterschiedliche Themen. So konzentriert sich „Schmutzteufel“ auf die Angst vor Staub und den damit in Verbindung stehenden Dämonen und dem Grauen, das sie mit sich bringen. Allerdings greift die Geschichte auch die Bedeutung einer einst angesehenen Familie, deren Niedergang sowie die Beziehung zwischen Familie und Bediensteten auf. Daraus ergibt sich eine gewohnt faszinierende Erzählung, die wie auch die anderen Kurzgeschichten oft auf subtilen Horror setzt. Ähnliches gilt für „Das Ätherdorf“, das auf die Faszination für Perpetuum mobile aufbaut und diese mit schaurigen Grusel-Elementen verbindet und gleichzeitig auch etwas direkter vorgeht als der Auftakt des Mangas.
Ähnliches gilt für die abschließende Geschichte „Die Schildkröten vom Manju-Sumpf“, die einige durchaus eklige Zeichnungen enthält, aber vorwiegend auf erschreckende Taten und Aberglaube setzt. Daraus entwickelt sich eine gewohnt gruselige Horror-Manga-Erfahrung. Zuvor setzt Junji Ito mit „Die seltsamen Geschwister Hikizuri Teil 3: Onkel Ketanosuke“ siebenundzwanzig Jahre nach Teil zwei die Geschichte der namensgebenden Familie fort. Im Mittelpunkt steht dabei die Jugendliche und Waise Hotaru, die auf die Geschwister Hikizuri trifft und eine Verbindung ihrer seit Geburt bestehenden Last zu ihnen sieht. Subtil und dennoch gruselig versteht es die Kurzgeschichte genauso wie die anderen Kapitel, eine dichte Atmosphäre aufzubauen. Im Einklang mit den gewohnt stimmungsvollen Zeichnungen von Junji Ito, fesselt The Liminal Zone Band 2 durchgehend und bietet mit den vier Kurzgeschichten wieder abwechslungsreichen Horror-Lesespaß.
Fazit
The Liminal Zone Band 2 hat mich mit den vier schaurig-gruseligen Geschichten gut unterhalten und an den Manga gefesselt. Es ist angenehm schaurig und überaus atmosphärisch, die vier unabhängigen Horror-Erzählungen zu erleben. Dabei garantieren die verschiedenen Themen, Herangehensweisen und Ausrichtungen viel Abwechslung und zeigen dennoch die typischen Junji-Ito-Elemente. Der Mangaka beweist einmal mehr sein Händchen für faszinierenden, subtilen Horror. Daran ändert auch die nicht gleich bleibende Qualität der Kurzgeschichten nichts, zumal jede der vier Erzählungen auf eigene Weise fesselt. Horror-Manga- und Junji-Ito-Fans können wieder bedenkenlos zugreifen.
Kurzfazit: Gruseliger Junji-Ito-Horror-Manga, der vier individuelle Kurzgeschichten mit dichter Atmosphäre erzählt und fesselnde Genre-Unterhaltung garantiert.
Vielen Dank an Carlsen Manga für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von The Liminal Zone – Band 2!
Details
Titel: The Liminal Zone – Band 2
Originaltitel: Genkai Chitai
Genre: Horror
Verlag: Carlsen Manga
Mangaka: Junji Ito
Seiten: 228
Preis: 16,00 €
ISBN: 978-3-551-80126-5
Verlagsseite: The Liminal Zone – Band 2 bei Carlsen
Erscheinungsdatum: 28. Januar 2025
© JI Inc. 2022 / Junji Ito / Asahi Shimbun Publications Inc.
© 2025 Carlsen Verlag GmbH
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