Rezension: Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered (PS5)
Vampir Raziel will sich in Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered an seinem ehemaligen Herren Kain rächen.
Nachdem eine Neuauflage der beiden Soul-Reaver-Spiele lange in Gerüchten gehandelt wurde, ist Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered am 10. Dezember 2024 unter anderem für die PlayStation 5 erschienen. Die von Aspyr umgesetzte Rückkehr der Rache-Geschichte des Vampirs Raziel setzt dabei vor allem auf technische und grafische Neuerungen, während am Gameplay ähnlich wie bei Tomb Raider I-III Remastered nichts verändert wurde. Entsprechend sehen die beiden ursprünglich 1999 für PlayStation und 2001 für PlayStation 2 veröffentlichten Action-Adventure schicker aus als im Original, spielen sich aber noch fast genauso wie Ende der 1990er- beziehungsweise Anfang der 2000er-Jahre.
Rache eines verratenen Vampirs
Obwohl es sich bei Legacy of Kain: Soul Reaver um eine Fortsetzung von Blood Omen: Legacy of Kain aus dem Jahr 1996 handelt, funktioniert die Geschichte weitgehend unabhängig. Kain, der Protagonist aus Blood Omen, ist mittlerweile ein mächtiger Vampir und Herrscher über Nosgoth. Als Raziel, einer seiner Untergebenen und Abkömmlinge, eine genetische Entwicklung zeigt, die selbst Kain übertrifft, wird Raziel zum Verräter erklärt. Kain wirft seinen loyalen General in einen magischen Strudel, in dem er bis ans Ende aller Zeiten Höllenqualen erleiden soll. Nach Jahrhunderten wird Raziel von einer uralten Gottheit gerettet.
Seines Fleisches beraubt, hat sich Raziel zu einer grotesken Version seiner selbst entwickelt. Im Namen der uralten Gottheit soll Raziel fortan als Seelenfänger fungieren und Kain und dessen Schergen aufgeben. Bereitwillig geht Raziel darauf ein, schließlich kann er so Rache an seinem ehemaligen Herren und seinen Brüdern nehmen. Mehr soll nicht zur Geschichte verraten werden, da die Handlung eine der großen Stärken von Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered ist. Der zweite Teil knüpft an das Ende des Vorgängers an und führt Raziels Geschichte fort.
Übliches Action-Adventure-Gameplay
Beim Gameplay haben sich die von Crystal Dynamics entwickelten Soul-Reaver-Spiele an damaligen Action-Adventure-Größen wie Tomb Raider und The Legend of Zelda orientiert. Als Raziel gilt es verwinkelte, schlauchige Gebiete zu erkunden, Gegner zu bekämpfen und Schalter- sowie Schieberätsel zu lösen. Das spielt sich sehr vertraut und gerade bei den Rätseln kommen Erinnerungen an die frühen The-Legend-of-Zelda-3D-Teile auf. Negativ ist das nicht, da hier bekannte Genre-Elemente sinnvoll genutzt und mit ausreichenden Eigenheiten verknüpft werden.
Besonders bei den Gegnern zeigen sich kreative Elemente. So können Menschen einfach bezwungen werden, bei Vampiren muss Raziel aber überlegt vorgehen. Die blutrünstigen Wesen können lediglich kurzzeitig betäubt werden und müssen anschließend entweder aufgespießt, angezündet oder ins Wasser geworfen werden, damit sie sterben. Eine weitere Besonderheit dabei: Wird die Waffe aus einem gepfählten Vampir gezogen, kann sich dieser erholen. Deshalb muss zuerst dessen Seele auf Knopfdruck eingesaugt und verspeist werden. Da Raziel sich auf diese Weise auch heilt, ist das sehr nützlich.
Anderseitige Welt
Eine weitere Eigenheit der Soul-Reaver-Spiele ist die Spektralwelt. In diese kann Raziel jederzeit wechseln, sie aber nur an bestimmten Punkten wieder verlassen. Leider wird auf ausführliche Erklärungen, was es mit der Spektralwelt auf sich hat weitgehend verzichtet. Dennoch ist relativ schnell sicher, dass sich dort Wege offenbaren, die in der realen Welt nicht existieren. So können Hindernisse dank in der Spektralwelt vorhandener Blöcke überwunden werden. An anderer Stelle ist es wichtig, dass Objekte in der Spektralwelt unbeweglich sind. Das gilt natürlich auch für Plattformen. Gerne wird die Spektralwelt mit Rätseln oder kleineren Sprungpassagen verknüpft.
Leider spielt sich gerade der erste Teil, aber auch Soul Reaver 2 nicht perfekt. Die schwammige Steuerung hat mehrmals dazu geführt, dass ich in Sprungpassagen gescheitert bin. Das kann besonders im ersten Teil ärgerlich sein, wenn ich dadurch ins Wasser falle, da Raziel hier automatisch stirbt und somit in die Spektralwelt gelangt. Daran zeigt sich eine weitere Besonderheit: Verliert Raziel seine gesamte Lebensenergie, bedeutet das noch nicht den endgültigen Tod. Stattdessen gelangt der Vampir in die Spektralwelt und kann versuchen, hier zu überleben.
Ärgerliche Versäumnisse
Umso ärgerlicher ist es, wenn ich auch hier scheitere, da mich das Spiel dann zum Ausgangspunkt der Geschichte zurückschickt. Lediglich mit einem nahen Portal kann ich zu anderen bereits entdeckten Portalen reisen. Das kann ich bei einem Tod noch verzeihen, ist aber beim Speichern wirklich ärgerlich und fühlt sich wie eine Strafe an, wenn ich Soul Reaver nicht am Stück durchspiele. Immerhin hat Soul Reaver 2 mit Speicher- und Rücksetzpunkten hier eine bessere Lösung gefunden, verzichtet dafür aber auf die Möglichkeit jederzeit zu speichern.
Es ist wirklich bedauerlich, dass Aspyr solche aus heutiger Sicht fragwürdigen Designentscheidungen nicht behoben hat. Schon eine optionale Speichermöglichkeit über ein übergeordnetes Menü hätte geholfen. Ebenso wären automatische Speicherpunkte sinnvoll gewesen. Es ist offensichtlich, dass wie bei dem ebenfalls von Aspyr umgesetzten Tomb Raider I-III Remastered die technische und grafische Überarbeitung das eigentliche Ziel war. Leider hat Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered von der Lara-Croft-Trilogie auch einen unverständlichen Fehler übernommen: Gelegentlich werden in Tutorials die falschen Eingaben angezeigt. So dauert es etwas, bis deutlich wird, dass nicht über die Richtungstaste nach oben, sondern mit der rechten Schultertaste Gegner anvisiert werden. Ärgerlich. Immerhin bleiben sonst größere Fehler oder Bugs aus.
Aufgehübschte Präsentation
Grafisch wissen die Remaster der beiden Soul-Reaver-Spiele durchaus zu überzeugen. Da es jederzeit möglich ist zwischen alter und neuer Grafik zu wechseln, ist ein Vergleich einfach und besonders bei den Charakter- und Gegnermodellen fallen die höheren Details deutlich auf. Zudem werden beide Action-Adventure auf der PlayStation 5 in einer höheren Auflösung dargestellt, während die Texturen entsprechend angepasst wurden und deutlich besser aussehen. Natürlich kann die Herkunft der Originale nicht gänzlich verborgen werden, trotzdem überzeugt die grafische und technische Überarbeitung durchweg. Dazu gesellt sich ein stimmungsvoller, passender Soundtrack.
Schwächen zeigen sich bei der deutschen Vertonung, die gerade beim ersten Teil höchstens mittelmäßig ist. Hier fällt das englische Original auch dank namhafter Synchronsprecher wesentlich besser aus. Positiv ist, dass Vertonung und Texte unabhängig voneinander eingestellt werden können. Allerdings zeigt die deutsche Übersetzung auch hier ein paar seltsame Schwächen und Abweichungen vom gesprochenen Wort. Das alles war jedoch bereits in den Originalen der Fall. Abgerundet wird Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered von umfangreichem Bonusmaterial inklusive Galerie mit Artworks, Jukebox, Outtakes der Synchronisation-Aufnahmen, Hintergrundinformationen und sogar spielbarer Level, die in den Originalen herausgeschnitten wurden.
Fazit
Auf der PlayStation und PlayStation 2 erfreuten sich Legacy of Kain: Soul Reaver und Legacy of Kain: Soul Reaver 2 großer Beliebtheit. Trotzdem habe ich die beiden Action-Adventure bisher nie richtig gespielt. Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered hat mir die Gelegenheit gegeben, die beiden auch heute noch guten Abenteuer des Vampirs Raziel nachzuholen. Besonders die Geschichte und die Charaktere haben mich überzeugt und an die PlayStation 5 gefesselt. Da ich trotz einiger Macken in der Erzählweise, die dem Alter der Spiele geschuldet sind, war ich stets gespannt, wie es weitergeht. Leider hat mich das Gameplay nicht vollends überzeugt. Gerade die schwammige Steuerung des ersten Teils hat mich mehrmals geärgert. Zudem zeigen sich einige aus heutiger Sicht fragwürdige Gameplay-Design-Entscheidungen. Vor allem das Speichersystem des ersten Teils ist ärgerlich, doch auch zu ungenaue und teilweise fehlerhafte Erklärungen können für Frust sorgen. Allerdings nie so viel, dass ich nicht mehr motiviert wäre weiterzuspielen. Eine Vorliebe für ältere Action-Adventures solltet ihr aber haben, um mit Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered Spaß zu haben. Die rein grafischen und technischen Verbesserungen reichen nicht aus, um über das Alter hinweg zu täuschen. Wer sich damit arrangieren kann, wird jedoch auch heute noch spaßige Stunden mit den Action-Adventures verbringen können.
Kurzfazit: Trotz spielerischer Macken und eindeutiger Alterserscheinungen noch immer motivierende Action-Adventures, die grafisch und technisch gut aufgefrischt wurden.
Vielen Dank an Konami für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered!
Details
Titel: Legacy of Kain: Soul Reaver 1 & 2 Remastered
Genre: Action-Adventure
Publisher: Aspyr Media
Entwickler: Aspyr, Saber Interactive, Crystal Dynamics
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), PlayStation 4, Xbox Series X|S, Xbox One, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 18
Erscheinungsdatum: 10. Dezember 2024
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