Rezension: Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered (Switch)

Die dreizehnjährige Waise Marona arbeitet in Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered gemeinsam mit Phantom Ash als Abenteurerin.

Obwohl Phantom Brave bereits 2004 erschienen ist, erfreuen sich das Taktik-Rollenspiel und besonders die Charaktere noch immer großer Beliebtheit. Das ist auch der Grund, weshalb mit Phantom Brave: The Lost Hero über zwanzig Jahre nach dem PlayStation-2-Original Ende Januar 2025 ein Nachfolger erscheint. Zuvor hat Nippon Ichi Software dem ersten Abenteuer von Marona und Ash eine erneute Neuauflage als Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered spendiert. Bereits auf Wii und PSP erschienen inhaltlich erweiterte Versionen des Taktik-Rollenspiels, die später als Phantom Brave PC ebenfalls auf den PC portiert wurden. Zuletzt war Phantom Brave 2021 gemeinsam mit Soul Nomad & The World Eaters Teil der NIS Prinny Collection Vol. 1 für Switch und PC. Das PlayStation-5-Remaster umfasst auch die in der Wii-Version erstmals hinzugefügte Zusatzgeschichte Another Marona, die über das Hauptmenü sofort gestartet werden kann.

Abenteuerliche Waise

Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered ist schon im Menü anzusehen, dass es sich um die angepasste Version eines bereits über zwanzig Jahre alten Spiels handelt. Obwohl Grafiken, Logo und Schrift an die höhere Auflösung der PlayStation 5 angepasst wurden, fallen bei einigen größeren Wörtern deutliche Pixel-Kanten auf. Das ist allerdings keineswegs negativ gemeint. Zumal sich das Taktik-Rollenspiel trotz eher geringer Anpassungen noch als genauso motivierend, fesselnd und spaßig herausstellt wie einst auf der PlayStation 2 sowie in den nachfolgenden Umsetzungen.

Die Geschichte folgt der dreizehnjährigen Waisen Marona, die alleine in einem kleinen Haus auf Phantom Isle in der größtenteils aus Ozeanen bestehenden Welt Ivoire lebt. Vollkommen alleine ist Marona allerdings nicht. An ihrer Seite steht das Phantom Ash. Einst Abenteurer und Gefährte von Maronas verstorbenen Eltern, ist der zwischen Leben und Tod stehende Ash zu Maronas Aufpasser und Beschützer geworden. Gemeinsam nehmen sie Aufträge von anderen Inseln an. Dabei setzt Marona, die von den anderen Bewohnern Ivoires aufgrund ihrer Fähigkeit Phantom sehen zu können, als Besessene bezeichnet und gemieden wird, eben jenes Talent im Kampf ein. Ziel von Marona ist es, genug Geld zu verdienen, um die lediglich gemietete Insel Phantom Isle kaufen zu können. Allerdings werden Marona und Ash in ein weitaus größeres Abenteuer, das mit dem Tod von Maronas Eltern in Verbindung steht, hineingezogen.

Beschworene Phantome

Erzählt wird die Geschichte in Spielgrafik-Zwischensequenzen, die dank der gut geschriebenen englischen Texte und der sehr guten japanischen sowie guten englischen Vertonung die Charaktere hervorragend darstellen. Dadurch ist es leicht, Marona und Ash schnell ins Herz zu schließen und mit ihnen zu fiebern. Zudem setzt das Taktik-Rollenspiel bei den schicken Pixel-Figuren auf eine ausgeprägte, slapstick- und cartoon-artige Mimik, die viel zur Persönlichkeits-Darstellung sowie dem amüsanten Humor des Taktik-Rollenspiels beiträgt. Hier zeigt sich, dass Nippon Ichi Software genauso wie bei der Disgaea-Reihe auch bei Phantom Brave ein Händchen für die Verknüpfung von witzigen Momenten mit einer ernsten Geschichte und vielschichtigen Charakteren hat.

Um die Kämpfe, die Marona und Ash während ihrem Abenteuer erwarten, bestreiten zu können, benötigen die beiden weitere Mitstreiter. Dafür kehre ich zwischen den Missionen nach Phantom Isle zurück. Hier kann Marona weitere Phantome herbeirufen, die sich der bestehenden Gruppe anschließen. Zumindest sofern die nötigen finanziellen Mittel vorhanden sind. Geld wird allerdings auch benötigt, um neue Waffen zu kaufen oder Charaktere zu heilen. Hier gilt es entsprechend gut überlegt vorzugehen. Zumal beschworene Phantome nicht automatisch an jedem Kampf teilnehmen, sondern in diesen erst herbeigerufen werden müssen.

Kraft der Phantome

Im Kern ist Phantom Brave ein typisches Taktik-Rollenspiel und erinnert vor allem an die Disgaea-Spiele, die ebenfalls von Nippon Ichi Software entwickelt werden. Allerdings zeigen die Auseinandersetzungen, denen sich Marona und Ash stellen, auch viele Eigenheiten. Das beginnt beim Herbeirufen von Phantomen, die Marona benötigt, da sie selbst keine sonderlich starke Kämpferin ist. Um Ash und andere Phantome auf das Kampffeld zu schicken, benötigt Marona ein Objekt, das als Grundlage für den temporären Körper des Phantoms dienen kann. So können Bäume, Sträucher, Steine und andere Objekte in Maronas Mitstreiter verwandelt werden. Dabei ist zu beachten, dass sich die Statuswerte je nach genutztem Gegenstand verändern.

Erhöht ein Baum etwa Ashs Lebenspunkte, seine Intelligenz und seine Resistenz, sinken gleichzeitig sein Angriff und seine Geschwindigkeit. Bei einem Stein hingegen erhält er Boni auf Attacke, Verteidigung und Resistenz und Abzüge auf Intelligenz und Geschwindigkeit. Es sollte also gut überlegt sein, welches Phantom mit welchem Gegenstand beschworen wird. Zumal die unterschiedlichen Klassen wie Soldat, Kämpfer, Valkyrie, Heiler, Händler oder Hexe bereits in ihrer Grundlage sehr unterschiedlich sind. Im Spielverlauf werden außerdem weitere mögliche Phantome, die jeweils einer Klasse entsprechen, freigeschaltet.

Kämpfende Phantome

Die Kämpfe selbst laufen rundenbasiert ab. Eine Leiste am rechten Rand zeigt jederzeit die Zugreihenfolge an, wodurch es leichter ist passende Strategien zu entwickeln. Gerade in späteren Schlachten ist es sinnvoll, überlegt vorzugehen, zumal Ash und die anderen Phantome jeweils nur befristet auf dem Schlachtfeld verweilen und pro Kampf nur einmal gerufen werden können. Es ist also bereits eine taktische Entscheidung, wann welcher Charakter gerufen wird. Gleichzeitig sollten ausreichend Phantome vorhanden sein, damit Marona nicht irgendwann alleine einer Überzahl Feinden gegenübersteht.

Sobald ein Charakter am Zug ist, darf sich dieser in einem vorgegebenen Radius bewegen und Gegner angreifen sowie Objekte hochheben und werfen. Die möglichen Attacken eines Phantoms hängen von der Klasse und der ausgerüsteten Waffe ab. Hat eine Figur angegriffen, beenden wir deren Zug und die Reihenfolge geht weiter. Natürlich müssen auch feindliche Attacken eingeplant werden, weshalb gerade schwächere Figuren wie eine Heilerin oder ein Händler entsprechenden Schutz erhalten sollten. Hier können auch Sondereffekte von Objekten auf den kleinen Schlachtfeldern genutzt werden, um zusätzliche Boni zu erhalten. Eine Besonderheit von Phantom Brave im Vergleich zu anderen Taktik-Rollenspielen ist zudem, dass Gegenstände, Gegner und Charaktere über den Rand des Schlachtfeldes fallen können. Hier gilt es also vorsichtig zu sein und sich nicht von Feinden in den Abgrund drängen zu lassen.

Nützliche Phantom-Unterstützung

Abseits der Kämpfe dürfen auf Phantom Isle, wie bereits erwähnt, neue Phantome beschworen, Waffen gekauft und verletzte Charaktere geheilt werden. Außerdem schließen sich mit der Zeit weitere Phantome mit Sonderfähigkeiten an. So ermöglicht ein Schmied die Verbesserung von Waffen. Dafür müssen sie durch Einsatz oder über Zeit allerdings Mana sammeln. Jedes Phantom und jede Waffe zählt außerdem zum maximalen Limit an beschworenen Objekten. Sobald es voll ist, kann die Phantom-Ebene als Lager genutzt werden. Eine praktische Möglichkeit, um trotz bereits voller Gruppe neue Klassen auszuprobieren, ohne Mitstreiter zu verlieren.

Wie bereits erwähnt ist es Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered anzusehen, dass es sich um kein neues Spiel handelt. Dennoch sieht das Taktik-Rollenspiel so schön aus wie noch nie. Die schicken Pixel-Charaktere erstrahlen in der hohen Auflösung und wissen mit schönen Animationen inklusive witziger Mimiken zu überzeugen. Zudem sind die Umgebungen ebenfalls angemessen an die höhere Auflösung angepasst worden, sodass sie sich wirklich sehen lassen können. Das unterstützt genauso wie der fantastische Soundtrack die dichte Atmosphäre, die ebenfalls von der sehr guten japanischen und der guten englischen Synchronisation profitiert. Die englischen Texte sind gut geschrieben, auch wenn es bedauerlich ist, dass Phantom Brave weiterhin keine deutsche Übersetzung spendiert bekommen hat. An der hohen Qualität des Taktik-Rollenspiels und dem hervorragenden Remaster ändert das aber nichts.

Fazit

Bereits vor Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered habe ich das Taktik-Rollenspiel gespielt, allerdings leider nie die Zeit gefunden es zu beenden. Die PlayStation-5-Neuauflage hat mir endlich die Gelegenheit geboten, mich ausführlich mit dem Abenteuer von Marona und Ash zu beschäftigen. Schon nach kurzer Zeit haben mich die sympathischen Hauptfiguren, die spannende Geschichte und die strategischen wie spaßigen Kämpfe gefesselt. Immer wieder habe ich neue Phantome erstellt, um zu testen, welche Möglichkeiten sie in den Kampf bringen. Die taktischen Anforderungen sind dabei ausreichend, um mich angenehm zu fordern, wobei der Schwierigkeitsgrad mit der Zeit durchaus anzieht. Mit der Zeit entwickelt sich eine motivierende Gameplay-Spirale, die mich, unterstützt von der Geschichte, nicht mehr losgelassen hat. Genre-Fans, die Phantom Brave noch nicht kennen, sollten das Remaster nutzen, um den PS2-Klassiker in der bisher besten Version nachzuholen. Besonders weil Ende Januar der lang erwartete Nachfolger erscheint.

Kurzfazit: Sehr gutes Remaster eines fantastischen Taktik-Rollenspiels, das noch immer mit motivierendem Gameplay, spannender Geschichte und liebenswerten Hauptfiguren sowie viel Charme fesselt.

Vielen Dank an NIS America für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered!

Details
Titel: Phantom Brave: The Hermuda Triangle Remastered
Genre: Strategie-Rollenspiel
Publisher: NIS America
Entwickler: Nippon Ichi Software
Spieler: 1
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 07. November 2024