Rezension: Dragon Quest III HD-2D Remake (PS5)

Das Rollenspiel Dragon Quest III HD-2D Remake bringt einen Genre-Klassiker in neuem grafischen Gewand mit sinnvollen Anpassungen zurück.

Bereits im Mai 2021 erstmals angekündigt, ist Dragon Quest III HD-2D Remake rund dreieinhalb Jahre später endlich erschienen. Die Neuauflage des Rollenspiel-Klassikers setzt auf Square Enix’ HD-2D-Engine, die bereits die Octopath-Traveler-Spiele, Triangle Strategy und Live A Live eine besondere Optik verliehen hat. Zudem wurden dem erstmals 1988 für das NES veröffentlichten Rollenspiel einige Verbesserungen, inhaltliche Ergänzungen sowie erstmals deutsche Texte spendiert. Dennoch handelt es sich bei Dragon Quest III HD-2D Remake um einen im Kern klassischen Genre-Vertreter. Der Einstieg in das Abenteuer war trotzdem noch nie so komfortabel und zuvorkommend wie in der bisher aufwändigsten Neuauflage des Klassikers.

Klassisches Welt-Retten-Abenteuer

An der eher einfachen Geschichte von Dragon Quest III hat sich im HD-2D-Remake wenig geändert. Als Nachkomme des legendären Ortega, erhält der Held oder die Heldin die Aufgabe, den Erzfeind Baramos, der die Welt unterjochen will, aufzuhalten. Fällt die Handlung weiterhin simpel aus und hält sich an klassische Genre-Standards, die das NES-Original mitgeprägt hat, ist die Inszenierung merklich aufwändiger. Dadurch erhalten die Zwischensequenzen und Dialoge eine stärkere Wirkung und unterstreichen sowohl die dichte Atmosphäre als auch die trotz allem ausreichend motivierende Geschichte.

Allerdings bleibt die selbstbenannte Hauptfigur, bei der ich zu Beginn auswählen darf, ob ich einen Helden oder eine Heldin spiele, stumm und eher blass. Das ist nichts Neues für frühe japanische Rollenspiele. Im Gegensatz zu den meisten anderen Dragon-Quest-Teilen gilt das auch für die Begleiter, die ich für die Heldengruppe rekrutieren darf. Dafür besuche ich direkt nach dem Gespräch mit dem König von Aliahan Hildas Heldenhort. Hier darf ich bis zu drei Mitstreiter erstellen, die mich anschließend begleiten. Entsprechend fehlt es den anderen Gruppenmitgliedern jedoch an Persönlichkeit. So beteiligen sie sich nicht an Gesprächen und sind vorwiegend für die zahlreichen Kämpfe relevant.

Eine Frage der Klasse

So sehr ich das Fehlen vorgegebener Charaktere mit starker Persönlichkeit, eigener Vergangenheit und gut geschriebenen Dialogen vermisse, so sehr schätze ich die Möglichkeiten des Klassensystems. Dies wird erst durch die selbst erstellten Begleiter möglich. So kann ich frei entscheiden, welcher Profession meine drei Mitstreiter nachgehen. Dafür stehen klassische Ausrichtungen wie Krieger, Magier, Heiler oder Dieb genauso zur Verfügung wie ausgefallene Klassen wie Kaufleute oder Monsterbändiger. Letztere ist im Remake sogar komplett neu. Anhand der Klassen kann ich festlegen, welche Möglichkeiten mir im Kampf geboten werden.

Zusätzlich können die Charaktere beim Erreichen einer bestimmten Stufe eine Umschulung erhalten. Dadurch wechseln sie ihre Klasse, behalten aber trotz des Zurücksetzens auf Level eins einen Teil der bereits erreichten Attribute sowie sämtliche erlernten Zauber und Fähigkeiten. Ein überaus mächtiges Mittel, um interessante Mischklassen zu erschaffen. Hierbei gibt es zahlreiche Variationen, die zum Experimentieren einladen und unerwartete taktische Möglichkeiten. So kann meine Magierin später zur Kriegerin oder Monsterbändigerin umschulen, ohne die bereits erlernten Zauber zu verlieren.

Zufällige Kämpfe mit Taktik

Bei den Kämpfen bleibt Dragon Quest III HD-2D Remake klassisch und setzt auf zahlreiche Zufallsbegegnungen. Bin ich mit meiner Heldengruppe auf der Weltkarte oder in Dungeons unterwegs, kommt es regelmäßig zu nicht vorhersehbaren Begegnungen mit Gegnern. Die Kämpfe laufen dabei rundenbasiert ab. So erteile ich erst Befehle und anschließend werden die Aktionen nach einer nicht einsehbaren Zugreihenfolge durchgeführt. Dadurch kann es vorkommen, dass Feinde vor mir agieren dürfen und meine Planung nicht mehr voll aufgeht. Auch Aktionen von Gruppenmitgliedern können so Einfluss auf die Angriffe von Begleitern haben. Das sind Rollenspiel-Fans jedoch von vergleichbaren Kampfsystemen gewohnt.

Eine interessante und praktische Option sind hierbei die voreinstellbaren Taktiken. Für alle Gruppenmitglieder darf ich bestimmte Verhaltensweisen einstellen. So kann ich festlegen, ob Angriffs- und Abwehrfähigkeiten ausgewogen eingesetzt oder ob keine Magiepunkte genutzt werden. Zwar ist die Anzahl an Befehlen begrenzt, trotzdem sind alle notwendigen Vorgaben vorhanden, so dass ich die Gruppe in ihrem Verhalten individualisieren kann. Anschließend agieren die Begleiter überaus intelligent und reagieren direkt auf Veränderungen in einer Runde. Erleidet beispielsweise ein Charakter vor dem Zug des Heilers viel Schaden, reagiert dieser sofort mit einem entsprechenden Heilzauber darauf. Solche direkten Reaktionen auf veränderte Bedingungen sind mir nicht möglich, weshalb die Taktiken hier einen noch größeren Vorteil bringen. Wer möchte, kann natürlich trotzdem der gesamten Gruppe individuell und direkt Befehle erteilen.

Erkundung einer wunderschönen Welt

Ansonsten gilt es die Welt zu erkunden, Städte zu besuchen, Dungeons zu absolvieren, versteckte Orte zu finden, Truhen zu plündern und wie bereits erwähnt zahlreiche Gegner zu besiegen. Klassisch Rollenspiel erhalten die Gruppenmitglieder für erfolgreiche Kämpfe Erfahrungspunkte und steigen irgendwann im Level auf. Außerdem kaufe ich neue Ausrüstung, um die verschiedenen Attribute der Charaktere zu verbessern und bessere Chancen in Kämpfen zu haben. Der jederzeit in drei Stufen anpassbare Schwierigkeitsgrad ermöglicht es zudem, die Herausforderung den persönlichen Wünschen anzupassen. Wirklich knackig wird das Rollenspiel allerdings erst in den letzten Kämpfen.

Grafisch überzeugt Dragon Quest III HD-2D Remake mit schicken 2D-Sprite-Figuren, die in hochauflösenden Umgebungen herumlaufen. Hier zeigt die titelgebende Grafikengine, wozu sie imstande ist und lässt das Rollenspiel in aller Pracht erstrahlen. Wunderschöne Animationen, atemberaubende Wasser-, Licht- und Schatteneffekte, abwechslungsreiche Landschaften und detailreiche Pixel-Figuren garantieren optischen Hochgenuss. Begleitet wird dieser von einem fantastischen Soundtrack, der perfekt die dichte Atmosphäre unterstreicht und die Stimmung in jeder Situation hervorragend unterstützt. Auf der PlayStation 5 läuft das Rollenspiel zudem durchweg flüssig.

Fazit

Dragon Quest III HD-2D Remake ist nicht nur eine herausragende Neuauflage des Rollenspiel-Klassikers, sondern die beste Version, die es bisher von Dragon Quest III gab. Audiovisuell verzaubernd, garantiert das klassische Gameplay mit modernen Quality-of-Life-Funktionen ein fantastisches Genre-Erlebnis. Spaßige rundenbasierte Kämpfe, eine faszinierende Welt und eine zwar eher einfache, aber trotzdem motivierende Geschichte sorgen dafür, dass ich für dutzende Stunden in Dragon Quest III HD-2D Remake versinke. Ein Rollenspiel-Meisterwerk, das sich kein Genre-Fan entgehen lassen sollte. Nun freue ich mich noch mehr auf Dragon Quest I & II HD-2D Remake, das die ersten beiden Serienteile neu auflegt, inhaltlich aber an den dritten Teil anknüpft. Fans japanischer Rollenspiele sollten sich Dragon Quest III HD-2D Remake nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Fantastisches Remake eines klassischen Rollenspiel-Meisterwerks, das spielerisch sinnvoll verbessert wurde und in audiovisueller Brillanz erstrahlt.

Vielen Dank an Square Enix für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Dragon Quest III HD-2D Remake!

Details
Titel: Dragon Quest III HD-2D Remake
Genre: Rollenspiel
Publisher: Square Enix
Entwickler: Artdink, Square Enix
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 14. November 2024

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