Rezension: Worshippers of Cthulhu [Early Access] (PC)

Eine Gruppe Kultisten baut in Worshippers of Cthulhu auf einer düsteren Insel eine Siedlung im Namen ihres Gottes auf.

Worshippers of Cthulhu lässt sich am einfachsten als Anno trifft Lovecraft beschreiben. Damit sind sowohl Genre als auch Setting des im Oktober in die Early-Access-Phase gestarteten Aufbaustrategiespiels genau beschrieben. Crazy Goat Games, die bereits mit Republic of Pirates das Anno-Prinzip mit einem eigenen Szenario verbunden haben, nutzen den von H.P. Lovecraft erschaffenen Cthulhu-Mythos als Grundlage für das Errichten von Siedlungen auf verschiedenen Inseln. Entsprechend düster, schaurig und teilweise auch blutig ist Worshippers of Cthulhu. Dank eigenständiger Ideen und einfallsreicher Gameplay-Mechaniken, zeigt das Aufbaustrategiespiel nicht nur viel Individualität, sondern auch wie gut Spielprinzip und Setting zusammenpassen.

Anfänge eines Kults

Anders als manche anderen Genre-Vertreter ist Worshippers of Cthulhu zumindest in der Early-Access-Phase stark an eine Kampagne gebunden. Allerdings ist für ein Update am 19. Dezember ein Sandbox-Modus mit mehr Freiheiten angekündigt. Vorerst konzentriert sich das Aufbaustrategiespiel jedoch auf die Kampagne. Insgesamt sind vier der neun Karten bereits verfügbar. Jedoch lassen sich diese nicht frei wählen, sondern sind in der vorgegebenen Reihenfolge zu spielen. Das ist gerade beim ersten Kapitel sinnvoll, da dieses als Einführung dient und die Spielmechaniken erklärt.

Nachdem das Schiff mit den Cthulhu-Kultisten auf einer Insel mit einem großen Schrein ihres Gottes gestrandet ist, gilt es zuerst die grundlegenden Aufgaben zu erfüllen. Es müssen Materialien gesammelt, ein Holzfäller und ein Sägewerk sowie Behausungen für die Anhänger errichtet werden. Um Cthulhu angemessen zu huldigen, ist ebenfalls bald ein Opferaltar notwendig. Dieser ermöglicht Rituale, bei denen Ressourcen wie Holz, Muscheln oder Umhänge für eine Schnitzerei genutzt werden, um ein Opfer darzubringen. Dieses gewährt wiederum Ältesten-Gunst, die benötigt wird, um neue Gebäude freizuschalten. Hier zeigt sich bereits der Einfluss des Szenarios, der sich durch das gesamte Spiel zieht.

Siedlungsbau im Namen Cthulhus

Grundsätzlich handelt es sich bei Worshippers of Cthulhu allerdings um ein klassisches Aufbaustrategiespiel im Anno-Stil. Das bedeutet, mit der Zeit werden neue Produktionsstätten hinzukommen und neben Holz werden Muscheln im Meer gesammelt oder Mais auf Plantagen abgebaut. Auch Schafe oder Rinder lassen sich züchten. All das wird in bestimmten Gebäuden schließlich weiterverarbeitet. So kann Mais gekocht werden oder für Mais-Bier in die Brauerei wandern. Schafe wiederum dienen zur Herstellung von Umhängen und für den Gewinn von Blut beim Blutentnehmer. Schließlich benötigen gute Rituale und Beschwörungen ausreichend Blut – genauso wie Menschenopfer.

Welche Anhänger die Ehre erhalten im Namen Cthulhus ihr Leben zu lassen, will gut überlegt sein. Schließlich verfügen die Kultisten über Spezialisierungen. So ist ein Bewohner der Insel besonders für das Holzfällen geeignet, während eine andere Person ein Talent für Blutentnahme oder Mais-Anbau haben. Dadurch arbeiten sie in entsprechenden Produktionsstätten nicht nur effizienter, sondern verbessern sich auch, was wiederum die Produktion steigert.

Angepasste Kultisten

Wird dringend ein Anhänger mit einer bestimmten Spezialisierung benötigt, lässt sich diese in der Zeremonien-Halle ändern. Dafür wird dem gewählten Anhänger ein göttliches Symbol in die Haut geschnitzt. Position, Größe und Symbol entscheiden darüber, welche Profession angenommen werden kann. Hier lässt die Erkennung manchmal jedoch zu wünschen übrig, weshalb ein Symbol falsch erkannt wird und nicht mehr geändert werden kann. Das ist ärgerlich und schränkt die Möglichkeit aufgrund der zehnminütigen Wartezeit bis zur nächsten möglichen Zeremonie ein.

Mit der Zeit können Kultisten, sofern alle Bedingungen erfüllt sind, von Novizen zu Akolythen und schließlich zu Jüngern aufsteigen. Das ist notwendig, um bestimmte Gebäude zu besetzen. So erfordern Rinder-Zucht und Brauerei Akolythen. Diese arbeiten allerdings nicht auf Mais-Plantagen oder Schaf-Farmen. Es sollte also gut überlegt sein, welche Kultisten aufsteigen dürfen und welche nicht. Zumal nach einiger Zeit Siedlungen auf weiteren Inseln dazu kommen und nur Anhänger auf der jeweiligen Insel in den Produktionsstätten arbeiten können. Glücklicherweise ist eine Umsiedlung jederzeit möglich. Zwar könnte das etwas unkomplizierter sein, funktioniert aber recht ordentlich.

Cthulhus Wille

Wie bereits zu Beginn erwähnt, geht es in Worshippers of Cthulhu nicht ausschließlich um das Errichten einer Siedlung im Namen des großen Alten. Während Gebäude gebaut, Straßen verlegt und Ressourcen gesammelt werden, erhalte ich regelmäßig Quests. Diese bilden den roten Faden und müssen erfüllt werden, um in der Geschichte voranzuschreiten. Auch das Freischalten mancher Gebäude ist von Quests abhängig. Entsprechend sinnvoll ist es, die Aufgaben der Kultisten oder des Boten Cthulhus zu erfüllen. Zumal die Belohnungen oft lukrativ sind und die Geschichte stimmungsvoll erzählt wird.

Zusätzlich kommt es gelegentlich zu Ereignissen im Kult, bei denen meine Entscheidung gefragt ist. Dafür darf zwischen zwei bis drei möglichen Reaktionen auf die beschriebene Situation reagiert werden. Die mögliche Belohnung wird fast immer angegeben, manche Entscheidungen ziehen aber auch unbekannte Folgen nach sich. Allerdings nehme ich damit keinen Einfluss auf die Geschichte, sondern erhalte lediglich etwas Glauben, der als Geld fungiert, steigere den Fanatismus oder erhöhe Cthulus Geduld. Trotzdem bringen die Ereignisse willkommene Abwechslung und tragen zur Atmosphäre bei.

Göttliche Geduld, Fanatischer Kult

Der erwähnte Fanatismus wird benötigt, dauerhafte Boni freizuschalten. Allerdings können manche Entscheidungen den Fanatismus auch senken. Hier muss gut überlegt werden, ob die anderen Belohnungen einen Rückgang des Fanatismus rechtfertigen. Noch wichtiger ist Cthulhus Geduld, da diese angibt, wie lange der große Alte noch bereit ist zu warten, bis ich erfolgreich bin. Glücklicherweise erhalte ich in Quests oder bei Ereignissen immer wieder etwas Geduld zurück. Außerdem lässt sich diese Mechanik deaktivieren, sofern ich lieber ohne Stress und Zeitdruck spielen möchte – sehr schön.

Erwähnt werden sollten noch die sehr simplen Seeschlachten. Dafür baue ich jedoch keine Schiffe, sondern beschwöre an der Beschwörungsritual-Stätte Kreaturen wie Az’athar oder Yuggothar. Damit wird auch hier das Cthulhu-Setting sehr gut genutzt. Etwas störend ist jedoch, dass beschworene Kreaturen permanent Lebenspunkte verlieren. Dadurch sind sie nicht dauerhaft verfügbar, sondern gehen nach einiger Zeit automatisch verloren. Zudem sind sie bereits angeschlagen, wenn ein Feind etwas weiter entfernt ist oder wenn ich mehrere Kreaturen entsenden will und sie aufeinander warten müssen. Angesichts der Einfachheit der Seeschlachten fällt das aber letztlich kaum störend auf. Dafür benötige ich zu selten Kreaturen.

Stimmungsvolle Cthulhu-Siedlung

Optisch überzeugt Worshippers of Cthulhu mit einer durchaus schicken, zweckmäßigen Grafik, die perfekt zum Setting sehr düster gehalten ist. Zwar kann die stetige Finsternis manchmal etwas stören, gleichzeitig werden grafische Schwächen dadurch gut kaschiert. Damit mag das Aufbaustrategiespiel nicht der hübscheste oder aufwendigste Genre-Vertreter sein, das ist aber angesichts der dichten Atmosphäre auch nicht notwendig. Die gelungene Musikuntermalung sowie die gute englische Synchronisation, die von deutschen Texten begleitet wird, runden das stimmungsvolle Aufbaustrategiespiel ab.

Fazit

Passen Anno und Cthulhu wirklich zusammen? Diese Frage habe ich mir, bevor ich Worshippers of Cthulhu gespielt habe, gestellt. Die Antwort lautet: ja! Worshippers of Cthulhu ist ein stimmungsvolles Aufbaustrategiespiel, das bekannte Genre-Mechaniken mit eigenständigen Ideen und einer tollen Umsetzung des Settings verknüpft. Gerade die Einbindung des Cthulhu-Kults in das Gameplay ist hervorragend und sorgt dafür, dass der Mythos um die großen Alten Götter nicht nur als optische Grundlage dient. Vielmehr stellt der Cthulhu-Mythos die Grundlage für das Erlebnis des Aufbaustrategiespiels dar und sorgt für eine düstere Atmosphäre. Gleichzeitig weiß Worshippers of Cthulhu als spaßiges und ausreichend komplexes Aufbaustrategiespiel zu überzeugen. Damit ist reichlich Spielspaß garantiert. Genre- und Cthulhu-Fans sollten sich Worshippers of Cthulhu unbedingt ansehen. Bedenkt dabei aber, dass sich das Aufbaustrategiespiel noch in der Early-Access-Phase befindet, weshalb der Umfang eingeschränkt ist und noch kleinere Fehler vorhanden sein können. Das Potenzial ist aber in jedem Fall groß.

Kurzfazit: Atmosphärisches Aufbaustrategiespiel mit Cthulhu-Setting, das spaßiges Gameplay mit stimmungsvollem Genre verknüpft und bereits im Early Access überzeugt.

Vielen Dank an Crytivo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Worshippers of Cthulhu!

Details
Titel: Worshippers of Cthulhu
Genre: Aufbaustrategiespiel
Publisher: Crytivo
Entwickler: Crazy Goat Games
Spieler: 1
Syteme: PC (getestet)
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum (Early Access): 21. Oktober 2024