Rezension: Air Gear – Vol. 1 (Blu-ray)

Der dreizehnjährige Itsuki „Ikki“ Minami entwickelt in Air Gear Volume 1 eine Leidenschaft für Air Treks und die Duelle mit diesen speziellen Inlineskates.

Air Treks sind ein neuer Trend unter Jugendlichen in Japan. Dabei handelt es sich um Inlineskates mit eingebautem Motor, mit denen rasante Geschwindigkeiten erreicht werden können und Flüge durch die Luft möglich sind. Der dreizehnjährige Waise Itsuki „Ikki“ Minami, der bei den vier Schwestern Ringo, Mikan, Rika und Shiraume Noyamano lebt, entdeckt im Haus zufällig Air Treks und ein seltsames Emblem. Kurzerhand schnappt er sich beides und rast durch die Nacht. Durch ein Versehen wird er jedoch in ein Duell verwickelt, das den Noyamano-Schwestern Probleme bereiten könnte. Doch Ikki entdeckt seine Leidenschaft für Air Treks und zeigt ein ungeahntes Talent im Fahren. Deshalb beschließt er, mit seinen beiden Freunden Kazuma und Onigiri ein eigenes Air-Trek-Team zu gründen. Allerdings weiß Ikki nicht, dass die Welt der Air Treks einige Geheimnisse birgt, die ihm auch die Noyamano-Schwestern vorenthalten.

Actionreiches Inlineskaten

Basierend auf der gleichnamigen Manga-Reihe von Tenjo-Tenge-Mangaka Oh! Great haben Toei Animation und Marvelous 2006 die fünfundzwanzig Episoden lange Anime-Serie Air Gear umgesetzt. Als Grundlage für die Geschichte dienen die sogenannten Air Treks, Inlineskates, mit denen dank eines eingebauten Motors rasante Geschwindigkeiten, halsbrecherische Manöver und sogar Flüge in luftigen Höhen möglich sind. Protagonist Itsuki „Ikki“ Minami gelangt zufällig an ein Paar Air Treks und zeigt schon bei seinen ersten Fahrversuchen enormes Talent. Bereits hier fällt auf, dass Air Gear auf reichlich bekannte Genre-Standards setzt. Gerade die erste Hälfte von Air Gear Volume 1, das dreizehn Episoden umfasst, gestaltet sich dadurch teilweise etwas zäh. So fällt auf, dass die Anime-Serie verschiedene Genres miteinander zu kombinieren versucht, aber meist in keinem wirklich brillieren kann. So treffen ordentliche Action-Szenen auf seichte Witze und oberflächliche Ecchi-Elemente. Nichts davon ist wirklich schlecht, aber auch nicht unbedingt gut.

Trotzdem schafft es Air Gear Volume 1 immer wieder kurzweilig zu unterhalten. Selbst nervige Momente, Charaktereigenschaften oder Wendungen werden dadurch zumindest ein wenig ausgeglichen. Zwar bleiben einige Handlungselemente etwas fragwürdig und unlogisch, aber mit der Zeit stören sie nicht mehr so sehr wie zu Beginn. Dazu zählt beispielsweise das Verhalten von Mikan, Rika, Shiraume und teilweise Ringo in Bezug auf Ikki. Nicht nur behandeln sie ihn manchmal ziemlich hart, vor allem verschweigen sie ihm fast alles bezüglich Air Treks und der damit verbundenen Herausforderungen und Gefahren. Das ist angesichts der aktiven Air-Trek-Gangs und durchaus gefährlichen Duelle unverständlich, zumal die Schwestern offensichtlich noch mehr Geheimnisse vor Ikki haben. Allgemein versucht die Serie eine etwas zu bedeutungsvolle Geschichte inklusive großer Mysterien aufzubauen. Das wirkt gerade aufgrund der Air-Trek- beziehungsweise Inlineskate-Thematik eher skurril als interessant oder spannend. Zumal die vermeintlich geheimnisvollen Andeutungen oft aufgesetzt wirken.

Umso stärker fällt das aufgrund der vor allem auf Humor oder Charaktere fokussierten Episoden auf. Hier steht weniger die Hauptgeschichte im Mittelpunkt, was der Serie sichtlich zugute kommt. Es ist weitaus unterhaltsamer Ikki und seine Freunde beim Versuch, Prüfungslösungen zu stehlen zu beobachten als irgendwelche Andeutungen bezüglich der bedeutungsvollen acht Könige oder der besonderen Rolle des Teams der Noyamano-Schwestern erzählt zu bekommen. Entsprechend liegt die Stärke der Serie wesentlich mehr beim seichten Humor und den trotz ihrer geringen Ausarbeitung grundsätzlich funktionierenden Charakteren. Zum Glück können diese Elemente gerade in der zweiten Hälfte von Air Gear Volume 1 trotz des weiteren Aufbaus der Haupthandlung immer wieder stärker hervorstechen, so dass die Serie nach einem zähen Einstieg mit der Zeit unterhaltsamer wird und letztlich sogar angenehm kurzweilig ist. Dazu tragen auch die vielleicht nicht perfekten, aber ordentlichen Animationen sowie die meist gute deutsche Synchronisation bei. Hervorstechen kann Air Gear Volume 1 beim stimmungsvollen Soundtrack, der zwar eindeutig den 2000ern zuzuordnen ist, aber gut zur Thematik passt. Das offene Ende von Air Gear Volume 1 kann trotz aller Schwächen sogar Interesse am Nachfolger wecken. Ein weiterer Beweis dafür, dass der Fokus auf die Charaktere wesentlich besser funktioniert als die unnötig gewollt bedeutungsvolle Geschichte.

Fazit

Air Gear Volume 1 hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen. Gerade die ersten Episoden haben sich für mich vorwiegend zäh angefühlt. Zu viele Klischees und unsympathische Akteure haben den Unterhaltungswert gedämpft. Außerdem ist die Geschichte für meinen Geschmack zu gewollt bedeutungs- und geheimnisvoll. Das wirkt schon ohne die übertriebene Inszenierung unglaubwürdig. Allerdings konnte mich Air Gear Volume 1 nach etwa einem Drittel etwas besser unterhalten. Hier liegt der Fokus immer wieder auf eher kurzweiligen Alltagsgeschichten und auch die mit der Haupthandlung verbundenen Ereignisse erhalten etwas mehr Witz und Figurenfokus. Zwar bleiben Ikki, Ringo und die anderen weitgehend eindimensional und zeigen wenig Entwicklung, trotzdem sind sie gerade in der zweiten Hälfte ausreichend sympathisch, um die Serie zu tragen. Allerdings bleibt die zu gewollt bedeutungsvolle Geschichte sowie die zahlreichen Klischees inklusive vermeintlich fieser Gegenspieler ein großes Manko. Leider ist zu erwarten, dass Air Gear Volume 2 mit der zweiten Serienhälfte ebenfalls auf diese Aspekte setzt. Trotzdem bin ich nach dem Ende interessiert daran, wie die Geschichte weitergeht. Ob oder wem ich Air Gear Volume 1 empfehlen kann, ist nicht leicht. Wer sich an einer unnötig bedeutungsvollen Geschichte und zahlreichen Standards nicht stört, erhält immerhin eine ordentliche Action-Comedy-Serie mit Inlineskate-Thematik und Ecchi-Elementen. Viel mehr als seichte Kost sollte aber nicht erwartet werden.

Kurzfazit: Seichte Action-Comedy-Ecchi-Serie, die trotz Genre-Standards, Klischees und zu gewollt bedeutungsvoller Geschichte mit leichtgängigen Humor und eindimensionalen aber funktionierenden Charakteren zumindest kurzweilig unterhalten kann.

Vielen Dank an Hardball Films für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Air Gear – Vol. 1!

Details
Titel: Air Gear – Vol. 1
Originaltitel: Air Gear
Genre: Action, Comedy, Ecchi, Sport, Romantik
Regie: Hajime Kamegaki
Studio: Toei Animation Co., Ltd., Marvelous Inc.
Produktionsjahr: 2006
Laufzeit: ca. 312 Minuten
Sprachen: Deutsch, Japanisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Booklet, 2 Artcards
Herkunftsland: Japan
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungstermin: 06. Dezember 2024
Herstellerseite: Air Gear – Vol. 1 (Blu-ray) bei Hardball Films
Air Gear – Vol. 1 (DVD) bei Hardball Films

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