Rezension: Mario & Luigi: Brothership (Switch)
Mario und Luigi versuchen in Mario & Luigi: Brothership eine in mehrere Inseln zerbrochene Welt wieder zu vereinen.
Nach dem Remaster von Paper Mario: Die Legende vom Äonentor und dem Remake von Super Mario RPG, kehrt auch die dritte Rollenspiel-Reihe mit Mario zurück. Allerdings handelt es sich bei Mario & Luigi: Brothership um keine Neuauflage, sondern einen neuen Teil der bisher ausschließlich auf Nintendo-Handhelds präsenten Reihe. Schon die Ankündigung war eine Überraschung, da seit der Schließung des bisherigen Mario-&-Luigi-Studios AlphaDream wenig für eine Fortsetzung sprach. Das erste gemeinsame Rollenspiel-Abenteuer von Mario und Luigi seit dem Nintendo-3DS-Remake Mario & Luigi: Abenteuer Bowser + Bowser Jr.s Reise aus dem Jahr 2018 wurde von Octopath-Traveler-Studio Acquire unter Beteiligung ehemaliger Entwickler von AlphaDream umgesetzt. Gleichzeitig ist Mario & Luigi: Brothership der erste neue Teil der Reihe seit dem 2015 für den Nintendo 3DS veröffentlichten Mario & Luigi: Paper Jam Bros..
Zerbrochene Welt
Mario & Luigi: Brothership weiß schon mit dem Einstieg optisch zu begeistern. Der wunderschöne und farbenfrohe Cel-Shading-Comic-Stil passt hervorragend zum Rollenspiel und sticht nicht nur im Intro-Video hervor. In diesem wird auch der typische Humor der Mario-&-Luigi-Reihe deutlich, woran sich zeigt, dass auch das neue Studio die Essenz und Identität der Vorgänger weiterführt. Nach einem amüsanten Missgeschick und gezeigter Brüderlichkeit, werden Mario und Luigi sowie weitere bekannte Charaktere durch ein plötzlich auftauchendes Portal gezogen. Anfangs noch zusammen, werden die Brüder in dem Wirbel getrennt und Mario landet alleine auf einer fremden Insel. Hier werden die ersten Grundlagen vermittelt, bevor es sehr bald zu einer Wiedervereinigung mit Luigi an Bord der schwimmenden Schiffs-Insel Kapitarbora kommt.
Auf Kapitarbora treffen Mario und Luigi die junge Watanikerin Connetta und den fliegenden Gesellen Wattz, der trotz seines Aussehens betont, kein Schwein zu sein. Erneut zeigt sich der leichtgängige, manchmal alberne, aber stets funktionierende Humor des Rollenspiels. Von Connetta und Wattz erfahren Mario und Luigi, dass sie sich in Konektania befinden, einer Welt die einst vom mächtigen Konektarbor, einem riesigen Baum, zusammengehalten wurde. Allerdings kam es zu einer Katastrophe, der Konektabor ist gefallen und die Welt in zahlreiche Inseln zerbrochen. Kurzerhand erklären sich die Brüder bereit Connetta und Wattz zu helfen, die Inseln wieder mit Kapitarbora zu vereinen. Schließlich wächst auf der Schiffs-Insel ein als Segel diendener Konektarbor. Um zu den treibenden Inseln zu gelangen, werden Mario und Luigi mit einer großen Kanone zu diesen geschossen. Anschließend ist es auf jeder Insel stets die Aufgabe den Leuchtturm zu erreichen, um die Verbindung mit Kapitarbora herzustellen. Auf dem Weg dorthin erleben Mario und Luigi verschiedene Abenteuer, die natürlich alle mit der Haupthandlung, in die auf verschiedene weitere bekannte Figuren wie Prinzessin Peach und Bowser verwickelt sind, zusammenhängen. Ebenso dürfen neue Bösewichte in Gestalt von Meister Stekdov und der Ausfall-Brigade nicht fehlen.
Brüderliche Zusammenarbeit
Wie in den Vorgängern setzt Mario & Luigi: Brothership auf die gemeinsame Interaktion der Brüder. So läuft Luigi Mario fast immer hinterher und allzu weit voneinander dürfen sie auch nicht entfernt sein, sofern es nicht in einer Situation vorgesehen ist. Gleichzeitig verfügen Mario und Luigi über eigene Sprung- und Hammerschlag-Knöpfe. Das ist gerade bei den Rätseln wichtig. Sprung-Passagen hingegen müssen glücklicherweise nur mit Mario absolviert werden, da Luigi meist ausreichend intelligent automatisch folgt. Nur selten hatte ich das Problem, dass ich nicht weiter konnte, weil Luigi heruntergefallen ist.
Zusätzlich darf ich Luigi mit der L-Taste an vorgesehenen Stellen Aufgaben zuweisen. So kann er Blöcke zertrümmern, Rettiche aus dem Boden ziehen oder beim Fangen von Deutlichtern helfen. Außerdem hat Luigi immer wieder eine Luigidee, die an vorgesehenen Stellen Rätsel einleitet oder auf Geschicklichkeitsaufgaben hinweist. Das sorgt für eine enge Einbindung von Luigi und verleiht ihm eine wichtige Rolle. Allerdings agieren die Brüder auch gemeinsam. Immer wieder sind Brüderaktionen erforderlich, um weiterzukommen und beispielsweise Fallen oder Hindernisse zu überwinden. So können sich Mario und Luigi etwa in ein Kreisel-UFO verwandeln und für kurze Zeit schweben, um so Abgründe zu überqueren. Die Brüderaktionen sind witzig gestaltet und fügen sich sehr gut ein. Allgemein versteht es Mario & Luigi: Brothership das Zusammenspiel der Brüder passend zum Titel präsent zu halten.
Brüderliche Kämpfe
Wie von der Reihe und vom Rollenspiel-Genre gewohnt, stellen wir uns im Laufe des Abenteuers zahlreichen Gegnern im Kampf. Dabei sind die Gegner in der Spielwelt zu sehen und mit einem gezielten Sprung oder Hammerschlag kann sogar ein Vorteil erzielt werden. Die Auseinandersetzungen selbst sind rundenbasiert. Nacheinander agieren Mario, Luigi und die Gegner und führen ihre Aktionen aus. Die beiden Brüder können springen, ihre Hammer einsetzen, Gegenstände verwenden, Spezialangriffe nutzen oder fliehen. Wichtig dabei ist, dass, obwohl nur einer von beiden an der Reihe ist, beide Brüder agieren, um sich zu unterstützen. Dadurch fallen die Angriffe stärker aus, wenn beide Brüder einsatzbereit sind. Zu beachten ist, dass, wie für die Reihe üblich, die Kämpfe stark auf das rechtzeitige Drücken der jeweiligen Charakter-Buttons setzen. So muss ich bei einem Angriff für Mario den A- und für Luigi den B-Button drücken, damit der Angriff richtig gelingt. Das ermöglicht anschließend die bereits erklärte Kombo mit dem jeweils anderen Bruder.
Ähnliches gilt für die Spezialangriffe, bei denen Mario und Luigi ebenfalls gemeinsam agieren und korrekt die beiden Knöpfe gedrückt werden müssen. Hierbei ist ein gewisses Maß an Geschick gefragt, da auch Abwehr und Verteidigung auf die Reaktionseingaben setzen. Gelingt es nicht rechtzeitig einen gegnerischen Angriff abzuwenden oder zu kontern, stecken Mario und Luigi Schaden ein. Entsprechend schwer kann es werden in Kämpfen die Überhand zu gewinnen, wenn Probleme mit schnellen Reaktionszeit oder dem Erkennen des richtigen Moments bestehen. Zusätzlich ist es gerade zu Beginn gewöhnungsbedürftig, dass Luigis Befehle zwar mit A bestätigt, seine Aktionen anschließend aber mit B durchgeführt werden. Nach einiger Zeit hatte ich das zwar verinnerlicht, unschön ist dieser plötzliche Steuerungswechsel aber trotzdem. Bei Bosskämpfen kann sich das aufgrund der Luigideen, die besonders mächtig sind, noch verstärken. Werden diese individuell auf jeden Kampf abgestimmten Sonderaktionen korrekt durchgeführt, ist das ein spürbarer Vorteil gegenüber den Bossen. Der alternative Abwehrreflex hilft zwar bei der Schadensvermeidung, das damit ausgeführte blocken verringert den Lebenspunkte Verlust aber nur etwas.
Brüderliche Verbesserung
Ganz Rollenspiel sammeln Mario und Luigi in Kämpfen Erfahrungspunkte und steigen mit der Zeit im Level auf. Einen großen Einfluss auf die Änderung der Werte habe ich jedoch nicht. Lediglich alle acht Level darf ich einen passiven Effekt auswählen. Dieser hat aber große Auswirkungen. So kann ich festlegen, dass ein bestimmter Wert mit jedem Levelaufstieg zusätzlich steigt oder aber, dass mehr Erfahrungspunkte gesammelt werden. Auch ein weiterer Ausrüstungsslot lässt sich nur auf diesem Weg freischalten. Einmal ausgewählt, lassen sich die Effekte nicht mehr zurücknehmen, weshalb es gut überlegt sein will, in welche Richtung sich Mario und Luigi entwickeln sollen. Zumal sich die Brüder bereits grundsätzlich ein wenig unterscheiden. Während Mario stärker im Angriff ist, hat Luigi die bessere Verteidigung. Ein Umstand, der durchaus wichtig sein kann.
Zusätzlich lassen sich Mario und Luigi über ihre Ausrüstung anpassen. Schuhe und Hammer verbessern die jeweiligen Angriffe, während die Latzhosen Auswirkungen auf die Verteidigung haben. Handschuhe und Accessoire bringen hingegen passive Effekte wie mehr Lebenspunkte oder erhöhter Schaden beim ersten Angriff. Es ist entsprechend wichtig die Ausrüstung stets anzupassen und auch auf Zusatzeffekte zu achten. Ähnliches gilt für die Effektstecker, die nach einiger Zeit verfügbar sind. Um diese zu bauen werden die bereits erwähnten Deutlichter benötigt, die sich überall auf den Inseln, vor allem nachdem diese verbunden sind, finden lassen. Effektstecker gewähren zusätzliche Boni in Kämpfen. So können Angriffe effektiver gegen bestimmte Gegnertypen sein oder Konter leichter werden. Allerdings ist der Einsatz der Effektstecker individuell begrenzt. Sind die Aufladungen aufgebraucht, sind diese einige Kampfrunden nicht mehr verfügbar, können aber durch andere Effektstecker ersetzt werden. Das erhöht die Fluktuation und lädt zum experimentieren ein.
Brüderliche Hilfe
Während ihres Abenteuers begegnen Mario und Luigi verschiedenen Bewohnern der Inseln. Diese benötigen gelegentlich die Hilfe der Brüder. Dabei handelt es sich natürlich um klassische Nebenquests. Allerdings können diese verfallen, wenn die Geschichte zu weit voranschreitet, weshalb es sinnvoll ist, sie möglichst schnell zu erfüllen. Sonderlich lang dauert kaum eine der Nebenquests, dafür werden nette kleine Nebengeschichten rund um die Bewohner von Konektania erzählt. Außerdem winken durchaus lohnenswerte Belohnungen sowie Kämpfe, die zusätzliche Erfahrungspunkte gewähren. Als weitere Nebenbeschäftigung können wir nicht nur Inseln entdecken, sondern auch Riffe und kleine Inseln, die nicht angebunden werden können. Allzu anspruchsvoll ist beides nicht, da sich die Schiffs-Insel Kapitarbora auf festen Bahnen bewegt und lediglich festgelegt werden darf, zu welcher Strömung gewechselt wird. Das ist aber nicht negativ, da der Fokus eindeutig auf dem Abenteuer auf den zwar überschaubaren, aber abwechslungsreichen Inseln liegt.
Wie bereits erwähnt, ist das Rollenspiel optisch ein wahrer Hochgenuss. Die Cel-Shading-Comic-Grafik ist verspielt, detailverliebt und lässt die Inseln und Charaktere in schicker Optik erstrahlen. Zugleich unterstützt die Darstellung perfekt die amüsante und leichtgängige Atmosphäre, die zusätzlich von der gelungenen und stimmungsvollen Musikuntermalung profitiert. Zwar verzichtet Mario & Luigi: Brothership auf eine klassische Vertonung, dafür sorgen kleine Aussagen der Charaktere für viel Witz. Gerade das Zusammenspiel von Mario und Luigi gelingt durch einfache Wörter wie „Mario!“ und „Luigi!“. Die gut geschriebenen und amüsanten Texte runden das Rollenspiel ab und unterstreichen den Spielspaß sowie Humor des Rollenspiels.
Fazit
Die Ankündigung von Mario & Luigi: Brothership war für mich eine große Überraschung. Zwar hatte ich nach der Rückkehr von Paper Mario und Super Mario RPG gehofft, dass auch die Rollenspiel-Reihe der Brüder weiter geht, aber nicht wirklich mit einem neuen Spiel gerechnet. Statt Remaster oder Remake handelt es sich zudem um ein komplett neues Abenteuer, das mich schnell in seinen Bann gezogen hat. Gerade die charmante und witzige Präsentation unterstreicht die angenehme Stimmung des Rollenspiels. Zudem wird eine ausreichend interessante und motivierende Geschichte erzählt und das Gameplay bietet viel Spielspaß. Lediglich kleine Macken wie das etwas zu stark von den Button-Drücken abhängige Kampfsystem sowie einige nervige Stellen trüben den positiven Eindruck minimal. Am grundsätzlichen Spielspaß ändert das aber nichts. Mario-Rollenspiel-Fans und besonders all jene, die auf ein neues Mario-&-Luigi-Spiel gewartet haben, sollten sich Mario & Luigi: Brothership nicht entgehen lassen.
Kurzfazit: Witziges und charmantes Mario-&-Luigi-Rollenspiel, das trotz kleiner Schwächen motiviert und viel Spielspaß bietet.
Vielen Dank an Nintendo für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Mario & Luigi: Brothership!
Details
Titel: Mario & Luigi: Brothership
Genre: Rollenspiel
Publisher: Nintendo
Entwickler: Acquire
Spieler: 1
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 6
Erscheinungsdatum: 07. November 2024
© Nintendo