Rezension: Sky Oceans: Wings for Hire (PS5)

Glenn wird in Sky Oceans: Wings for Hire zum Flugjet-Piloten und erfüllt mit seinen Freunden Missionen in den Weiten des Himmelsozeans.

Seit der GameCube-Neuveröffentlichung des Dreamcast-Klassikers Skies of Arcadia warten Rollenspiel-Fans auf eine Rückkehr des Sega-Hits. Diese Lücke versucht Octeto Studios mit Sky Oceans: Wings for Hire zu schließen. Auf den ersten Blick wirkt der von zahlreichen japanischen Rollenspielen inspirierte Genre-Vertreter auch wie ein möglicher kleiner, aber durchaus würdiger Erbe. Wie einst Skies of Arcadia führt mich Sky Oceans: Wings for Hire in luftige Höhen. Mit Glenn und seinen Freunden und Kameraden gilt es den Himmelsozean zu erkunden, Missionen zu erfüllen und Feinde zu bekämpfen. Leider nutzt das Rollenspiel das vorhandene Potenzial nicht aus.

Ausreichend motivierend

Sky Oceans: Wings for Hire erzählt von Glenn, der drei Jahre zuvor seinen Vater bei einer Expedition, von der nur Glenns Mutter zurückgekehrt ist, verloren hat. Gemeinsam mit seinen Freunden Fio, Ren und Mica absolviert Glenn zu Beginn des Rollenspiels die Abschlussprüfung zum Luftjet-Piloten und damit Verteidiger des kleinen Dorfes Blossom in den weiten des Himmelsozeans. Kurz darauf wird Blossom jedoch von einer Flotte der tyrannischen Allianz angegriffen. Glenn und seinen Freunden gelingt knapp die Flucht und um ihrer Heimat zu helfen, werden sie Luftpiraten, helfen den Menschen auf den verschiedenen Himmelsinseln und stellen sich dem Kampf gegen Feinde wie die Allianz.

Die Geschichte mag nicht sonderlich überragend sein, erfüllt aber ihren Zweck und schafft es, mich zumindest ausreichend zu motivieren. So möchte ich durchaus wissen, was als nächstes auf Glenn und seine wachsende Besatzung zukommt. Daran ändern auch die eher einfach geschriebenen Charaktere wenig. Tatsächlich sind Glenn, Fio, Ren, Mica und die anderen ausreichend sympathisch, um zusätzliches Interesse an ihrem Schicksal zu entwickeln. Allzu viel Tiefe sollte jedoch nicht erwartet werden, zumal Sky Oceans: Wings for Hire auf bekannte Stereotypen und Klischees setzt. Vor allem die Antagonisten gleichen bekannten Mustern, erfüllen aber immerhin ihren Zweck.

Beeinträchtigte Kurzweiligkeit

Auch das grundlegende Gameplay zeigt Potential. Vorwiegend erkunde ich als Glenn Städte und Dörfer, um mit den Bewohnern zu sprechen, Missionen anzunehmen oder einzukaufen. Abseits davon, gilt es den Himmelsozean zu erkunden, die Missionsorte anzufliegen und dort die Aufträge zu erfüllen. Allerdings dauert es eine Weile bis das eigene Luftschiff freigeschaltet wird und sich Sky Oceans: Wings for Hire öffnet. Zuvor ist das Rollenspiel komplett linear und lässt mich lediglich in bestimmten Bereichen mit dem Luftjet herumfliegen, um die Questsziele zu erreichen. Dabei kann ich jederzeit zwischen den bis zu vier Mitgliedern der aktiven Gruppe wechseln und somit auch Sonderfertigkeiten wie Glenns Bedrohungsscanner, der Gegner in der Nähe anzeigt oder Rens Sprengschuss, mit dem ich bestimmte Hindernisse zerstören kann, einsetzen. Allerdings ist die Steuerung der Luftjets gewöhnungsbedürftig und bleibt auch danach schwammig und ungenau, so dass gerade in engen Passagen Kollisionen kaum zu vermeiden sind. Damit habe ich mich zwar arrangiert, trotzdem wäre hier etwas mehr Feinschliff nötig.

Treffe ich auf Gegner, kann ich diese aktiv mit einem Schuss angreifen, um im anschließenden rundenbasierten Kampf einen Vorteil zu haben. Ansonsten sind die Auseinandersetzungen relativ typisch für japanische Rollenspiele, von denen Sky Oceans: Wings for Hire eindeutig inspiriert ist. Daran ändert auch die Inszenierung als Luftkampf wenig. Nacheinander weise ich den Gruppenmitgliedern Befehle zu. Entweder greifen sie mit ihrem Maschinengewehr an, setzen einen Spezialangriff ein oder nutzen Gegenstände. Dabei ist es durchaus sinnvoll, die Elementarschwächen der Gegner auszunutzen, um mehr Schaden anzurichten. Außerdem achte ich theoretisch darauf, wie genau die Trefferquote bei welchem Gegner ist. In der Praxis fallen die Unterschiede hierbei jedoch meist so gering aus, dass ich einfach immer Spezialangriffe einleite und nur hin und wieder andere Aktionen wie Heilung nutze. Dadurch nutzen sich die Kämpfe schon nach kurzer Zeit ab, was merklich dem Spielspaß schadet. Zusätzlich schwankt der Schwierigkeitsgrade teilweise so extrem, dass Frust aufkommen kann.

Deutliche Schwächen

Ebenfalls nur bedingt überzeugen kann die Optik von Sky Oceans: Wings for Hire. Schon in den ersten Momenten wird deutlich, wie veraltet die Grafik des Rollenspiels wirkt. Abgesehen von der Auflösung werde ich oft an Nintendo-64-Zeiten erinnert. Das ist nicht zwingend negativ, da der bunte Stil, die seltenen animierten Zwischensequenzen und die Charakterartworks durchaus schick sind. Aber genau betrachtet fallen matschige Texturen, klobige Objekte, unpassende Größenunterschiede, leere Umgebungen und Ähnliches deutlich auf. Besonders störend sind die in Spielgrafik gehaltenen Gespräche und Zwischensequenzen, da die Charaktermodelle lediglich über eine Mimik verfügen. Die Gesichter sind nicht animiert, so dass Glenn etwas auch lächelt, wenn er über schreckliche und dramatische Ereignisse wie den Tod von jemandem oder den Überfall auf Blossom spricht. Das stört merklich die immerhin ordentliche Atmosphäre.

Dazu gesellen sich kleinere Probleme wie seltene Grammatikfehler in den deutschen Texten oder fehlende Übersetzungen. Bei letzteren wird allerdings nicht einfach Text in einer anderen Sprache angezeigt, sondern eine Platzhalter-Fehlermeldung, wodurch vor allem einige Tutorials fehlen. Zusätzlich bleiben Textzeilen weiß oder in Tutorial-Textboxen ist es nicht möglich, richtig zu scrollen, um den vollständigen Text zu lesen. Außerdem hatte ich zwei Bugs, die mich dazu gezwungen haben, das Spiel zu laden. Zum einen ist auf der Flucht aus Blossom der Storytext nicht weitergelaufen, weshalb keine Ereignisse mehr ausgelöst wurden, obwohl ich den Abschnitt durchfliegen konnte. Später war der Wechsel von einem Gebiet ins nächste nicht möglich. Das ist ärgerlich, tritt aber glücklicherweise nicht regelmäßig auf. Trotzdem dürfen solche Fehler nicht sein und trüben den sowieso bereits von Macken getrübten Spielspaß noch mehr. Immerhin hat der Soundtrack einige gelungene Momente, was den eher mäßigen Eindruck von Sky Oceans: Wings for Hire allerdings nicht ändert.

Fazit

Auf Sky Oceans: Wings for Hire war ich ein wenig gespannt. Schließlich hat sich das Rollenspiel von Octeto Studios der Aufgabe angenommen, das Erbe von Skies of Arcadia anzutreten. Dabei habe ich nicht erwartet, dass die Qualität des Genre-Klassikers erreicht wird, doch Sky Oceans enttäuscht in vielen Punkten deutlich. Kann mich die Geschichte noch ein wenig motivieren, fällt das Gameplay zu langweilige aus, um mich wirklich lange an das Rollenspiel zu fesseln. Zusätzlich erlaubt sich Sky Oceans einige Fehler, die den Spielspaß zusätzlich beeinträchtigen. Besonders zwei Bugs, die mich gezwungen haben, meinen Spielstand zu laden, sind ärgerlicher. Der schwankende Schwierigkeitsgrad sorgt für Frust und das Gameplay nutzt sich zu schnell ab. Trotzdem hat Sky Oceans ein wenig Charme, der jedoch nicht ausreicht, um über die Fehler hinweg zu täuschen. Rollenspiel-Fans finden bessere Alternativen und nur wer großes Interesse an einem versuchten Skies-of-Arcadia-Erben hat und über die Mängel hinwegsehen kann, sollte Sky Oceans eine Chance geben.

Kurzfazit: Mäßiges Rollenspiel, das viel vorhandenes Potenzial ungenutzt lässt.

Vielen Dank an PQube für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Sky Oceans: Wings for Hire!

Details
Titel: Sky Oceans: Wings for Hire
Genre: Rollenspiel
Publisher: PQube
Entwickler: Octeto Studios
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 10. Oktober 2024