Rezension: Star Wars Outlaws (PS5)

Gaunerin Kay Vess versucht in Star Wars Outlaws einem Verbrechersyndikat zu entkommen und in der Galaxis Reichtum zu erlangen.

Schon die beiden Star-Wars-Jedi-Spiele haben gezeigt, dass Singleplayer-Titel in der weit, weit entfernten Galaxis überaus spaßig sein können. Ubisoft hat mit Star Wars Outlaws das erste Open-World-Spiel zum beliebten Science-Fiction-Franchise veröffentlicht. Das Action-Adventure stellt sich trotz kleiner Schwächen als überaus spaßig heraus. Dazu tragen besonders das charmante Hauptfiguren-Duo aus Diebin Kay Vess und ihrem kleinen, niedlichen Begleiter Nix sowie die kurzweilige Geschichte, aber auch das gelungene Gameplay bei.

Atmosphärisches Abenteuer

Star Wars Outlaws erzählt von Gaunerin Kay Vess, die nach einem misslungenen Raubzug an der Spitze der Fahndungsliste des Verbrechersyndikats Zerek Besh steht. Gerade noch entkommen, muss sich Kay gemeinsam mit Nix in der ihr fremden Galaxie irgendwie durchschlagen, sich bei anderen Syndikaten gut stellen und versuchen zu überleben. Die rund fünfzehn bis zwanzig Stunden lange Hauptgeschichte des Open-World-Spiels mag dabei nicht sonderlich tiefgründig sein, bietet aber beste Star-Wars-Popcorn-Unterhaltung. Viel mehr habe ich nicht erwartet und es ist überaus motivierend Kays Versuchen sich in der Galaxie durchzuschlagen zu folgen. Zumal sie keine Ahnung von den Ereignissen hat. Angesiedelt zwischen den Filmen Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter, sind auch die Rebellion und der eiserne Griff des Imperiums präsent. Es ist amüsant zu erleben, wie Kay von einer Situation in die nächste stolpert, versucht sich groß darzustellen und gleichzeitig immer wieder durch Glück vorankommt.

Wie bereits erwähnt ist das Hauptfiguren-Duo aus Kay Vess und Nix eine der großen Stärken von Star Wars Outlaws. Charmant, witzig und liebenswert ist es leicht, die beiden ins Herz zu schließen und mit ihnen mitzufiebern. Dabei kommt es zu einigen überaus amüsanten Szenen, an denen teilweise auch bekannte Charaktere beteiligt sind. Doch auch abseits davon überzeugt Star Wars Outlaws mit interessanten, humorvollen und vielschichtigen Nebenfiguren, die ihren Teil zur Geschichte, den Nebenmissionen und dem Spielspaß beitragen.

Motivierende Schleich-Action

Beim Gameplay setzt Star Wars Outlaws auf eine Mischung aus bekannten Elementen, verzichtet aber auf eine zu vollgepackte Open World. Kay schleicht, schießt und klettert auf den fünf verschiedenen Planeten, um voranzukommen. Dabei funktionieren die verschiedenen Gameplay-Komponenten ziemlich gut und fügen sich trotz kleiner Schwächen zu einem spaßigen Gesamtbild zusammen. Zumal die meisten Missionen schleichend oder schießend absolviert werden können. Hierbei hilft Nix’ Impulswelle, die Gegner auch durch Wände sichtbar macht, genauso wie die Möglichkeit Gegner heimlich und leise von hinten auszuschalten. Allerdings können auf diese Weise besiegte Feinde nicht versteckt werden, weshalb die Entdeckung besiegter Gegner durch deren Kameraden das leise Vorgehen stören kann. Glücklicherweise führt das nur selten zu Frust, zumal im Zweifelsfall einfach Kays Blaster gezückt wird. Hierbei sollte allerdings vorsichtig vorgegangen werden, da Kay schon nach wenigen Treffern das Zeitliche segnet.

Nützlich sind auch Nix weitere Fähigkeiten. So können dem niedlichen Begleiter von Kay verschiedene Befehle erteilt werden. Nix kann Gegner ablenken oder angreifen, Alarme deaktivieren, Schalter betätigen oder stehlen. In manchen Situationen ist das kleine Pelztier ein regelrechter Lebensretter. Außerdem können Nix’ Fähigkeiten verbessert werden. Ähnliches gilt für Kay selbst. Auf einen Fähigkeitenbaum wurde allerdings verzichtet. Stattdessen werden mit individuellen Quest-Reihen sogenannte Experten freigeschaltet. Sobald Kay diese kennt und ihre Aufgaben erfüllt hat, stehen die mit ihnen zusammenhängenden Talente zur Verfügung. Um etwas zu erlernen, müssen die Experten jedoch nicht besucht werden. Stattdessen warten die Fähigkeiten im Menü darauf, dass alle Bedingungen für den Erwerb erfüllt sind. Da es keine Levelaufstiege, Erfahrungs- oder Fähigkeitspunkte gibt, sind hierfür meist bestimmte Aktionen oder Ressourcen erforderlich.

Intuitiver Spielablauf

Mit Ressourcen kann auch Kays Blaster verbessert werden. So wird die einzige dauerhafte Waffe der Protagonistin nicht nur mit der Zeit stärker, sondern es werden auch zusätzliche Schussvarianten verfügbar. Ionenschüsse sind beispielsweise hilfreich gegen Droiden und Schilde, während Plasmaschüsse einen Vorteil gegenüber Elite-Sturmtrupplern und anderen Gegnern bringen. Einige Schussvarianten und Werkzeuge, die Kay mit der Zeit erhält, oder Fähigkeiten sind sogar erforderlich, um bestimmte Bereiche auf den Planeten zu erreichen. Umso besser, dass die Schnellreise-Funktion ermöglicht, in Sekunden jederzeit zwischen den Welten zu wechseln.

Spielerisch fühlt sich Star Wars Outlaws durchaus gut an. Die Schießereien und das Schleichen funktionieren gut, auch wenn gerade die Gegner etwas zu stark ihren vorgegebenen Mustern folgen. Das Klettern wiederum ist eindeutig von den Uncharted-Spielen inspiriert, weshalb sich manche Abschnitte sogar fast wie eine Star-Wars-Variante von Nathan Drake’s Abenteuern anfühlen – und das ist ausschließlich positiv gemeint. Ganz so gut wie im Vorbild spielt sich das Klettern zwar nicht, die Steuerung ist aber genauso intuitiv und gelungen wie in den anderen Gameplay-Bereichen. Das gilt auch für den Einsatz des Speeder-Bikes, mit dem die offenen Planeten erkundet werden können, oder die Weltraum-Abschnitte. Letztere fühlen sich aber etwas limitiert an. Ist die Einschränkung des Alls auf den Orbit von vier Planeten noch verständlich, bleibt das Gameplay hier etwas seicht. Trotzdem hatten wir zumindest kurzweiligen Spaß, auch außerhalb der Planeten Missionen zu erfüllen.

Abwechslungsreiche Welten

Weitaus motivierender sind jedoch die verschiedenen Planeten. Der Wüstenplanet Tatooine, die Eiswelt Kijimi oder das stürmische Toshara sind überaus detailverliebt gestaltet und transportieren eine dichte Star-Wars-Atmosphäre. Allerdings bieten nur Tatooine, Toshara und Akiva klassische offene Welten. Auf diesen Planeten können weitläufige Gebiete abseits der zentralen Städte erkundet werden. Anders verhält es sich mit Kijimi. Hier ist Kay lediglich in den verwinkelten, verschneiten Straßen einer Stadt unterwegs. Canto Bight wiederum wird nur für bestimmte Missionen aufgesucht. Negativ wirkt sich das angesichts der abwechslungsreichen Welten jedoch nicht aus. Egal ob ich auf Tatooine, Toshara, Akiva oder Kijimi unterwegs bin, stets gibt es genug zu entdecken und zahlreiche Nebenmissionen zu erledigen. Dazu gehören zwar auch ein paar Beschäftigungen, doch viele Quests sind individuell geschrieben und erzählen kleine Geschichten, so dass ich noch mehr in das Leben einer Gaunerin im Star-Wars-Universum eintauchen darf.

Zusätzlich versucht Kay ihren Ruf bei verschiedenen Syndikaten zu verbessern. Das ist essentiell, da bestimmte Gebiete von den Kriminellen kontrolliert werden. Ist unser Ruf zu schlecht, dürfen wir diese Bereiche nicht betreten oder werden gar direkt angegriffen. Zudem stehen bei gutem Ruf nicht nur mehr Syndikats-Missionen, sondern auch bestimmte Belohnungen sowie die Händler zur Verfügung. Es ist also sinnvoll, die Syndikate, die auch in die Hauptgeschichte eingebunden sind, zufriedenzustellen. Ein zwar einfaches, aber wirklich motivierendes Ruf-System.

Spaßige Beschäftigungen

Damit nicht genug, bietet Star Wars Outlaws auch ein paar Minispiele. Während die Holo-Pferderennen und Arcade-Automaten eher kurzweiligen Spielspaß bieten, fesselt die Star-Wars-Poker-Alternative Sabacc für Stunden. Nicht nur finden sich verschiedene Spieltische mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, jede Runde kann außerdem vom Kartenglück und der richtigen Taktik beeinflusst werden und somit anders verlaufen. Das ist überaus motivierend und bringt beim erstmaligen Sieg an einem Sabacc-Tisch auch eine besondere Belohnung. Wer lieber einige witzige und niedliche Momente zwischen Kay und Nix erleben will, sollte die Essenswagen ansteuern und in Quick-Time-Events miterleben, wie das Hauptfiguren-Duo verschiedene Speisen zu sich nimmt.

Erwähnt werden sollten noch ein paar kleinere Schwächen abseits der eingeschränkten Gegner-KI. So fällt etwa Kays Adrenalinschuss bei dem das Spiel kurz in Zeitlupe übergeht, damit Gegner markiert werden können, die anschließend angegriffen werden, eher unnötig aus. Oft habe ich diese Fähigkeit sogar vergessen. Auch die Steuerung des Speeder-Bikes ist nicht immer perfekt und es ist unverständlich, weshalb es kein freies Schießen in wilder Fahrt gibt. Wirklich negativ wirkt sich das jedoch nicht aus, zumal Star Wars Outlaws trotz der nicht immer perfekten Gameplay-Umsetzung stets motivierend und spaßig bleibt. Die Schwächen werden von den Stärken, der Atmosphäre sowie dem motivierenden Spielfluss problemlos ausgeglichen, sodass das Action-Adventure zu keiner Zeit wirklich frustriert oder nicht unterhaltsam ist.

Detailverliebte Präsentation

Die dichte Atmosphäre von Star Wars Outlaws wird von der erstklassigen Musikuntermalung perfekt unterstützt. Der Soundtrack passt perfekt zum Franchise. Zusätzlich setzt das Action-Adventure auf eine gelungene Sound-Untermalung sowie eine hochwertige deutsche Synchronisation. Grafisch kann das Open-World-Spiel mit detailverliebten, weitläufigen und abwechslungsreichen Planeten sowie einer schicken Optik überzeugen. Im Performance-Modus sind jedoch kleinere grafische Abstriche hinzunehmen. Zudem kann die angepeilte Bildwiederholrate von sechzig nicht immer gehalten werden. Wirklich ruckelig oder gar Spiel-beeinträchtigend wird das aber nie. Die beiden Qualitäts-Modi mit dreißig beziehungsweise vierzig Bildern pro Sekunde laufen beständig flüssig und das Spiel sieht zudem etwas besser aus als im Performance-Modus. Trotzdem ist Star Wars Outlaws in allen Grafik-Modi ein schönes Spiel und durchweg gut spielbar, sodass sich der Open-World-Spaß voll entfalten kann.

Fazit

Als großer Star-Wars-Fan habe ich mich sehr auf Star Wars Outlaws gefreut. Das Open-World-Action-Adventure hat mich bereits nach kurzer Zeit gefesselt. Kay Vess und Nix sind ein liebenswertes Hauptfiguren-Duo und auch die anderen Charaktere sind interessant, humorvoll und vielschichtig gestaltet. Zudem wird eine kurzweilige, unterhaltsame Geschichte rund um die kriminelle Seite der Star-Wars-Galaxie erzählt. Dass sich Star Wars Outlaws beim Gameplay an bekannten Mechaniken bedient, ist keineswegs negativ, zumal schießen, schleichen und klettern wirklich gut funktionieren und sich ein spaßiger Gameplay-Fluss entwickelt. Dazu gesellen sich die detailverliebt gestalteten, abwechslungsreichen Planeten sowie die erstklassige Star-Wars-Atmosphäre. Kleinere Schwächen werden vom Charme des Action-Adventures problemlos ausgeglichen, sodass Star Wars Outlaws durchweg motivierenden Open-World-Spielspaß bietet.

Kurzfazit: Stimmungsvolles Star-Wars-Open-World-Action-Adventure, das kleinere Schwächen mit viel Charme, Detailliebe, sympathischem Hauptfiguren-Duo, kurzweiliger Geschichte und gelungenem Gameplay-Mix ausgleicht und motivierenden Genre-Spielspaß garantiert.

Vielen Dank an Ubisoft für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Star Wars Outlaws!

Details
Titel: Star Wars Outlaws
Genre: Action-Adventure
Publisher: Ubisoft
Entwickler: Massive Entertainment
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), Xbox Series X|S, PC
Altersfreigabe: ab 16
Erscheinungsdatum: 30. August 2024

STAR WARS © & TM 2024 Lucasfilm Ltd. All Rights Reserved. Developed by Ubisoft. Ubisoft TM & © 2024 Ubisoft Entertainment. All Rights Reserved.