Rezension: Castlevania Dominus Collection (Xbox Series X)

Die Castlevania Dominus Collection bringt vier Klassiker und ein Remake von Nintendo DS und Arcade-Automaten zurück.

Fast genau drei Jahre nach der Castlevania Advance Collection, hat Konami überraschend die nächste Klassiker-Sammlung zur Reihe angekündigt und veröffentlicht. Nach den Game-Boy -Advance-Teilen haben damit auch die Nintendo-DS-Spiele eine Neuauflage für aktuelle Systeme erhalten. Neben Castlevania: Dawn of Sorrow, Castlevania: Portrait of Ruin und Castlevania: Order of Ecclesia beinhaltet die Castlevania Dominus Collection auch den Arcade-Titel Haunted Castle und dessen komplett neues Remake Haunted Castle Revisited.

Rückkehr der Doppel-Bildschirm-Abenteuer

Bei Fans genießen die drei Nintendo-DS-Castlevania-Teile bis heute einen guten Ruf. Ähnlich wie die Game-Boy-Advance-Vorgänger orientierten sich Dawn of Sorrow, Portrait of Ruin und Order of Ecclesia am mit Symphony of the Night eingeführten Metroidvania-Prinzip. Entsprechend ähnlich sind sich die drei Action-Rollenspiele beim Gameplay, setzen aber zugleich auf individuelle Eigenheiten. Das fängt bereits bei den Geschichten an. So ist Dawn of Sorrow eine direkte Fortsetzung des dritten GBA-Teils Castlevania: Aria of Sorrow. Erneut wird Soma Cruz in die Geschicke um die Mächte des Bösen und Dracula verwickelt. Portrait of Ruin wiederum erzählt von Vampirjäger Jonathan Morris und der Magierin Charlotte Aulin, die gemeinsam Draculas Schloss betreten, um mysteriöse Vorkommnisse aufzuklären. In Order of Ecclesia schlüpfen wir in die Rolle von Shanoa, die für den namensgebenden Orden eine magische Glyphe beherrschen soll. Als sie beim Diebstahl von dieser verletzt wird, verliert Shanoa ihre Erinnerungen und soll einige Zeit später den Dieb jagen und die Glyphe wieder beschaffen.

Erzählerisch und atmosphärisch trumpfen die drei Nintendo-DS-Spiele durchweg auf. Textlastig und mit ausgearbeiteten Charakteren sowie gelungenen Wendungen, wissen die drei Action-Rollenspiel zu fesseln und jeweils für sich spannende Geschichten zu erzählen. Dabei fällt auch ein sichtlicher Unterschied in Präsentation, Inszenierung und Erzählweise auf. So ist Dawn of Sorrow noch etwas seichter und orientiert sich stark am direkten GBA-Vorgänger, während Portrait of Ruin noch stärker auf Anime-Designs und -Elemente setzt als Aria of Sorrow und Dawn of Sorrow. Order of Ecclesia wiederum ist das düsterste Spiel der Castlevania Dominus Collection. Durch die Abweichungen kann jeder Teil andere Fans ansprechen, ohne dass die anderen Spiele deshalb auf Missfallen treffen werden.

Erkundung mit Eigenheiten

Wie bereits erwähnt, setzen die drei Nintendo-DS-Spiele auf das Metroidvania-Prinzip. Entsprechend erkunden wir größtenteils zusammenhängende Gebiete, erhalten neue Fähigkeiten und gelangen dadurch an zuvor unzugängliche Orte. Gleichzeitig erhalten Soma, Jonathan, Charlotte und Shanoa Erfahrungspunkte und steigen Rollenspiel-typisch im Level auf, wodurch sie stärker werden. Auch neue Ausrüstung kann gefunden oder gekauft werden, um die Attribute zu beeinflussen. Allerdings setzen die drei Spiele auch auf eigenständige Gameplay-Elemente. Bei Dawn of Sorrow kommen wie bei Aria of Sorrow die Monster-Seelen zum Einsatz. Mit diesen kann Soma verschiedene Angriffsarten ausführen. Die große Besonderheit von Dawn of Sorrow auf dem Nintendo DS war jedoch die Einbindung des Touchscreens. Regelmäßig, etwa bei Bosskämpfen, müssen schnell Runen eingezeichnet werden, um magische Siegel zu aktivieren. War das auf dem Nintendo DS mit Stylus und Touchscreen noch problemlos möglich, stehen nun zwei Varianten zur Verfügung. Entweder kann mittels rechtem Stick und rechten Trigger die Touchscreen-Eingabe simuliert werden oder aber es müssen schnell die richtigen Buttons gedrückt werden. Aufgrund der eher schwammigen und ungenauen Touchscreen-Simulierung, haben sich die Quick-Time-Events als zuverlässiger und eingängiger erwiesen.

Portrait of Ruin verzichtet genauso wie Order of Ecclesia auf Touchscreen-Eingaben. Dafür sind in ersterem zwei Charaktere gleichzeitig unterwegs. Es ist jederzeit möglich, zwischen Jonathan und Charlotte zu wechseln und auf ihre unterschiedlichen Angriffsarten zurückzugreifen. Auf Wunsch können auch beide Charaktere anwesend sein und somit gemeinsam agieren, wobei die gerade nicht direkt kontrollierte Figur selbstständig agiert. Gerade bei einigen Rätsel ist es notwendig, Jonathan und Charlotte gemeinsam einzusetzen. Ein nettes Gameplay-Element, das sich jedoch nicht immer als praktisch herausgestellt hat. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Order of Ecclesia mit Shanoa wieder auf eine einzelne Hauptfigur setzt. Auffällig ist, dass neben der Verwendung der durchaus mächtigen Glyphen, die Shanoa einige hilfreiche und für Rätsel sowie Erkundung erforderliche Fähigkeiten verleiht, auch auf eine nicht direkt zusammenhängende Welt gesetzt wird. Zwar gibt es auch das große zentrale Gebiet, doch gerade zu Beginn besucht Shanoa verschiedene Orte, die kleine in sich geschlossene Metroidvania-Level darstellen. Das bringt genauso viel Abwechslung wie die Gemälde, die wir als Unterlevel in Portrait of Ruin betreten.

Aufgefrischter Arcade-Klassiker

Abgerundet wird die Castlevania Dominus Collection von Haunted Castle und dem Remake Haunted Castle Revisited. Dabei fällt schnell auf, dass Haunted Castle zu Recht einen eher durchwachsenen Ruf hat. Der Arcade-Titel spielt sich nicht sonderlich gut und kann somit nur bedingt überzeugen. Ganz anders sieht es beim Remake Haunted Castle Revisited aus. Hier hat Entwicklerstudio M2 weitaus mehr Arbeit reingesteckt als erwartet. Statt dem Original einfach nur eine frische Optik und kleine Anpassungen zu spendieren, wurde basierend auf Haunted Castle ein komplett neues Spiel mit verbessertem Gameplay und überarbeiteten Leveln umgesetzt. Dadurch ist Haunted Castle Revisited nicht nur ein deutlich besseres Spiel als das Arcade-Original, sondern ein wirklich schöner, kurzweiliger Bonus für die Spielesammlung.

Allerdings steht in Haunted Castle Revisited im Gegensatz zu den Nintendo-DS-Spielen die für Klassiker-Sammlungen obligatorische Rückspulfunktion nicht zur Verfügung. Diese mag in Dawn of Sorrow, Portrait of Ruin und Order of Ecclesia zwar hilfreich sein, hätte aber etwas umfangreicher ausfallen können, da die Zeit, die zurückgespult werden kann, stark begrenzt ist. Dafür können bei den Nintendo-DS-Teilen jederzeit Schnellspeicherstände erstellt werden. Diese stehen in Haunted Castle Revisited ebenfalls nicht zur Verfügung. Ansonsten bietet die Spielesammlung Einstellungsmöglichkeiten für Bild, Musik oder Audiosprache. Auffällig dabei ist, dass für die Nintendo-DS-Spiele auch mehrere Einstellungen für die zwei Bildschirme des Nintendo Handhelds verfügbar sind. Standardmäßig wird links groß der Spielinhalt angezeigt, während rechts Karte und Statuswerte zu sehen sind. Dies kann beispielsweise in eine Darstellung mit nur zwei Bildschirmen neben- oder übereinander geändert werden. Hier sollte für jeden eine bevorzugte Anzeige vorhanden sein.

Gewohnt umfangreiche Boni

Abseits der enthaltenen Spiele dürfen in der umfangreichen Galerie zahlreiche Bilder zu den drei Nintendo-DS-Spielen betrachtet werden. Neben schicken Zeichnungen gehören dazu auch Charakterentwürfe und Skizzen, die einen Blick auf die Entwicklung gewähren. Der Musik-Player ermöglicht es hingegen, die fantastischen Soundtracks der fünf enthaltenen Spiele zu hören und sogar eine eigene Playlist zu erstellen. Hier zeigt sich noch einmal, wie stimmungsvoll die Musikuntermalung der Spiele der Castlevania Dominus Collection ist. Optisch wiederum können die Spiele ihre Herkunft nicht verbergen, doch das ist keinesfalls negativ, da Dawn of Sorrow, Portrait of Ruin und Order of Ecclesia charmante, atmosphärische Stile, die auch heute noch zu gefallen wissen, haben. Zudem wird so das Castlevania-Retro-Gefühl verstärkt. Letztlich lässt sich noch sagen, dass die Castlevania Dominus Collection auf der Xbox Series X durchweg flüssig läuft und in der Testphase keine Bugs aufgefallen sind.

Fazit

Endlich hat Konami den von mir lange gewünschten Nintendo-DS-Castlevania-Spielen eine Collection spendiert. Nach der Castlevania Anniversary Collection und der Castlevania Advance Collection war das der nächste logische Schritt, dennoch kam die Ankündigung unerwartet. Zumal die Nintendo-DS-Herkunft mit Doppel-Bildschirm und Touchscreen ein paar Probleme erahnen ließ. Diese hat Entwicklerstudio M2 hervorragend gelöst, sodass Dawn of Sorrow, Portrait of Ruin und Order of Ecclesia herausragende Umsetzungen spendiert bekommen hat. Haunted Castle hingegen ist nur ein netter Bonus, der vom Remake Haunted Castle Revisited überstrahlt wird. Die Neuauflage des Arcade-Spiels ist überraschend gut und motivierend und eine wirklich willkommene Ergänzung der Sammlung. Damit bietet Castlevania Dominus Collection genauso wie die beiden vorherigen Castlevania-Sammlungen wieder viel Spielspaß für Fans der Reihe und alle, die schon immer in die Nintendo-DS-Klassiker eintauchen wollten.

Kurzfazit: Großartige Castlevania-Sammlung, die drei Nintendo-DS-Klassiker hervorragend portiert und stimmungsvolle Metroidvania-Action-Rollenspiel-Unterhaltung mit großem Umfang bietet.

Vielen Dank an Konami für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Castlevania Dominus Collection!

Details
Titel: Castlevania Dominus Collection
Genre: Rollenspiel, Action, Metroidvania, Plattformer
Publisher: Konami
Entwickler: M2, Konami
Spieler: 1
Syteme: Xbox Series X|S (geteste auf Series X), PlayStation 5, Switch, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 27. August 2024