Rezension: Visions of Mana (PS5)

Um die Welt vor Katastrophen zu bewahren, soll Seelenwächter Val in Visions of Mana die Geweihten zum Mana-Baum führen.

Trotz verschiedener Remakes und der Collection of Mana, war es abseits von Mobile-Titeln lange still um Square Enix’ Mana-Reihe. Mit Visions of Mana, kehrt die besonders dank Secret of Mana bekannte und beliebte, Rollenspiel-Reihe rund siebzehn Jahre nach dem Nintendo-DS-Teil Heroes of Mana zurück. Dabei fällt sofort auf, dass sich Visions of Mana sehr klassisch präsentiert und zugleich moderne Elemente mit viel Charme verbindet. Das gleicht kleinere Schwächen wie die manchmal etwas seichte und vorhersehbare Geschichte problemlos aus. Hier zeigt sich, dass Liebe und Herz manchmal wichtiger sind als ein perfekt umgesetztes Spielprinzip.

Klassisches Abenteuer

Visions of Mana ist in vielerlei Hinsicht ein typischer Vertreter des Japan-Rollenspiel-Genres sowie der Mana-Reihe. Um die Welt Qi’Diel vor Katastrophen zu schützen, müssen alle vier Jahre Geweihte der Elemente ihre Seelen am Mana-Baum der Göttin darbieten und so das Mana wieder aufladen. Dafür erwählen die Elementargeister ihre Vertreter, die gemeinsam mit dem Seelenwächter die Reise zum Mana-Baum antreten. Allerdings kam es in der Vergangenheit bereits zu Vorfällen, die eine Entsendung verhindert haben, was die Vernichtung der jeweiligen Dörfer, Städte und Gebiete zur Folge hatte. Für die Bewohner von Qi’Diel gilt es trotz des damit einhergehenden Ablebens als große Ehre zum Geweihten ausgewählt zu werden.

Die Geschichte von Visions of Mana folgt dem jungen Seelenwächter Val, der gemeinsam mit seiner Kindheitsfreundin Hina, der Geweihten des Feuers, aufbricht, um die anderen Geweihten abzuholen und schließlich gemeinsam zum Mana-Baum zu reisen. Gemächlich schreitet die Geschichte voran und wie vom Genre bekannt, treffen Val und Hina mit der Zeit auf neue Freunde, die sie begleiten und genauso wie Val zu spielbaren Mitgliedern der Gruppe werden. Zugleich wird die Gelegenheit genutzt, um regelmäßig weitere Details zur Welt, der Ernennung der Geweihten und der Opferung einzuflechten. Hier folgt Visions of Mana zwar sehr klassischen Pfaden und die gerade zu Beginn seichte Geschichte ist oftmals Vorhersehbar, dennoch versteht es die Handlung zu überzeugen. Es ist unterhaltsam mit Val und Hina Qi’Diel zu entdecken, die faszinierenden und wunderschön gestalteten Gebiete kennenzulernen und auf die anderen Geweihten zu treffen. Dabei stellen sich Val, Hina und die anderen als abwechslungsreiche, sympathische Charaktere, die ich gerne auf ihrer Reise begleite heraus. Zumal die Geschichte mit der Zeit auch auf unerwartete Wendungen setzt und spürbar anzieht, was auch der Spannung zu Gute kommt.

Elementare Kämpfe und Klassen

Spielerisch erinnert Visions of Mana gerade bei den Kämpfen an Vorgänger wie Secret of Mana oder das Trials-of-Mana-Remake. Val oder einer der anderen spielbaren Charaktere übernimmt die Führung einer Dreiergruppe. Die Welt wird aus der Verfolgerperspektive gezeigt, birgt so manche Geheimnisse wie Truhen, Elementarkristalle und mehr und natürlich zahlreiche Gegner. Kämpfe finden direkt in der Welt in einem begrenzten Bereich statt. Verlassen wir diesen, können wir aus dem Kampf fliehen. Die Auseinandersetzungen setzen auf ein Echtzeit-Action-System. Zwei verschiedene Angriffsarten werden zu Kombos aneinander gereiht. Zusätzlich lassen sich verschiedene Fähigkeiten und Zauber einsetzen. Vier davon können in einer Schnellauswahl ausgerüstet und somit zügig angewandt werden. Ansonsten kann jederzeit das von der Mana-Reihe bekannte Kreis-Menü geöffnet werden. Hier können sowohl Zauber und Fähigkeiten als auch Gegenstände eingesetzt werden, während das Spiel pausiert. Auch lassen sich den anderen Charakteren der Gruppe Befehle erteilen. Zusätzlich können Klassen-Angriffe sowie eine mächtige Spezialattacke durchgeführt werden.

Essenziell bei Visions of Mana sind die unterschiedlichen Klassen. Mit der Zeit finden Val und seine Freunde verschiedene Reliquien der Elementargeister. Jede Reliquie schaltet für jeden Charakter eine neue Klasse frei. Rüstet Val beispielsweise die Wind-Reliquie aus, wechselt er von seiner Standard-Klasse Leibwächter zum Runenkrieger. Dadurch verfügt jeder Charakter über neun individuelle Klassen mit drei unterschiedlichen Waffentypen. Welche Waffe getragen wird, hängt von der aktuellen Klasse ab. So schwingt Val als Leibwächter ein Einhandschwert, während er als Runenkrieger zum wuchtigen Zweihänder-Schwert greift. Das hat Einfluss auf den Spielstil, so dass Visions of Mana mit den fünf spielbaren Charakteren viel Abwechslung bietet. Zusätzlich können für jede der acht Elementar-Klassen im Elementarbrett neue aktive und passive Fähigkeiten freigeschaltet werden. Dafür müssen etwa durch Levelaufstiege freigeschaltete Elementarpunkte verwendet werden. Die Fähigkeitenbäume sind recht einfach aufgebaut und nicht sofort komplett zugänglich. Neue Abschnitte können nur mit den richtigen Gegenständen freigeschaltet werden.

Seichte Erkundung

Allerdings hängen die Fähigkeiten und Zauber nicht ausschließlich von der Klasse ab. Neben Waffe und Rüstung, kann jeder Charakter auch Fähigkeitensamen ausrüsten. Diese gewähren ebenfalls passive Boni oder aktive Fähigkeiten. So kann Val etwa mit dem Fähigkeitssamen Feuerball den entsprechenden Zauber ausführen, während die Lebensrune die maximalen Trefferpunkte erhöht. Ein gutes Mittel, um die Charaktere abseits von Levelaufstiegen und Klassen anzupassen, zumal die Vielfalt an Ausrüstung eher gering ist. Ist die Anzahl an Fähigkeitssamen anfangs auf zwei begrenzt, lassen sich mit der Zeit für jeden Charakter bis zu zehn Slots freischalten. Genauso wie beim Elementarbrett müssen hierfür jedoch die charakterspezifischen Gegenstände für eine Erweiterung gefunden werden.

Überzeugen kann Visions of Mana zudem mit der abwechslungsreichen, malerischen und fantasievollen Welt. Dabei verzichtet das Rollenspiel auf eine offene, zusammenhängende Welt und setzt stattdessen auf lineare oder weitläufige miteinander verbundene Gebiete. Das fühlt sich angenehm klassisch an und ermöglicht gerade in den großen Umgebungen viele Möglichkeiten zur Erkundung. Allerdings sind alle wichtigen Orte bereits auf der Karte markiert, so dass wir Truhen, Elementarsteine oder Geisterweiler, bei denen eine Kampf-Herausforderung wartet, nicht lange suchen müssen. Negativ ist das angesichts der schönen Landschaften aber nicht. Es ist bereits spaßig, einfach nur die unterschiedlichen Details, die mit viel Liebe platziert wurden, zu entdecken.

Malerische Welt

Abseits des Abenteuers warten auf Val und die anderen auch noch verschiedene Nebenquests. Diese gestalten sich zwar recht einfach, sind aber eine ordentliche Auflockerung. Viel mehr als eine bestimmte Anzahl an Gegnern besiegen oder Gegenstände sammeln, wird meist aber nicht geboten. Manchmal ist die Aufgabe auch ein bestimmtes Objekt zu finden oder eine Person aufzusuchen. Das mag nicht sonderlich spannend sein, versteht es aber ausreichend zu motivieren, um die Welt noch weiter zu erkunden und die kleinen Geschichten der Bewohner mitzuerleben. Hier zeigt sich ebenfalls, wie klassisch und gleichzeitig charmant Visions of Mana ist.

Wie bereits erwähnt, wissen die malerischen Gebiete mit abwechslungsreicher und fantasievoller Gestaltung zu überzeugen. Das gilt auch für die sonstige optische Präsentation. Visions of Mana setzt auf einen bunten Anime-Stil, der besonders bei den Charakteren auch eine leichte Puppenhaftigkeit zeigt, die jedoch sehr gut zum Rollenspiel passt. Dazu gesellen sich ansehnliche Effekte, zahlreiche kleine Details, die zur Lebendigkeit der Welt beitragen, sowie optisch besonders faszinierende Momente. Damit mag Visions of Mana nicht das technisch aufwendigste Spiel sein, versteht es aber visuell zu verzaubern. Die zauberhafte Musikuntermalung trägt ebenfalls viel zur märchenhaften Atmosphäre bei und versteht es, jede Szene perfekt zu untermalen. Ob fröhlich, beschwingt, sanft, dramatisch oder traurig, der Soundtrack verstärkt die vermittelten Emotionen hervorragend. Abgerundet wird Visions of Mana von einer sehr guten japanischen und einer gelungenen englischen Synchronisation, die von gut geschriebenen deutschen Texten begleitet werden und viel zum Charme, Witz, Abenteuer und Drama des Rollenspiels beitragen.

Fazit

Secret of Mana hat mich in meiner Jugend stark geprägt. Der SNES-Rollenspiel-Klassiker gehört bis heute zu meinen Favoriten im Genre und schon lange habe ich mir ein neues Mana-Spiel gewünscht. Visions of Mana ist in fast allen Punkte die Erfüllung meiner Träume. Ein klassisches Mana-Abenteuer mit actionreichem Kampfsystem, einer malerisch-fantasievollen Welt, sympathischen Charakteren und unglaublich viel Herz, Liebe und Charme. Da verzeihe ich gerne, dass die Geschichte teilweise etwas seicht und vorhersehbar ist. Zumal mich die Handlung trotzdem sehr gut unterhalten und nach einiger Zeit auch wirklich gefesselt hat. Hier erfüllt Visions of Mana auch das, was ich mir von einem Spiel der Reihe erhofft habe und bleibt den Vorgängern treu. Genau diese klassische Erzählung ist es, die viel zum Charme von Visions of Mana beiträgt. Rollenspiel-Fans, insbesondere mit einem Bezug zur Mana-Reihe, sollten sich Visions of Mana nicht entgehen lassen. Für mich einer der besten Genre-Vertreter des Jahres!

Kurzfazit: Visions of Mana ist die grandiose Rückkehr einer legendären Rollenspiel-Reihe und verbindet klassische mit modernen Elementen, einer zwar etwas seichten, aber spannenden Geschichte, sympathischen Charakteren, spaßigen Gameplay und viel Charme und Liebe.

Vielen Dank an Square Enix für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Visions of Mana!

Details
Titel: Visions of Mana
Genre: Rollenspiel
Publisher: Square Enix
Entwickler: Ouka Studios, Square Enix
Spieler: 1
Syteme: PlayStation 5 (getestet), PlayStation 4, Xbox Series X|S, PC
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 29. August 2024

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