Rezension: Creatures of Ava (Xbox Series X)

Beim Versuch, die Lebewesen des sterbenden Planeten Ava in Sicherheit zu bringen, entdeckt Vic in Creatures of Ava die Geheimnisse der fremdartigen Welt.

Die Entwickler von Inverge Studios beschreiben Creatures of Ava auf ihrer Website als creature-saver-game. Eine gute Beschreibung für das gemeinsam mit Chibig und 11 bit studios umgesetzte Action-Adventure. Darin verschlägt es die junge Naturforscherin Vic auf den titelgebenden Planeten Ava. Dieser wird von einem geheimnisvollen Phänomen, das die Einheimischen Naam als das Welken bezeichnet, bedroht. Eine Rettung des Planeten scheint aussichtslos, weshalb Vic gemeinsam mit ihrer Kollegin Tabitha eine Rettungsmission durchführen soll. Dafür wollen sie so viele Lebewesen von Ava wie möglich auf eine Bio-Arche im Orbit transportieren und somit vor dem drohenden Untergang retten. Doch gerade bei den Naam stoßen die Pläne der Menschen auf Widerstand, Unverständnis und Ablehnung. Die Geschichte weiß durchgehend zu motivieren und gehört gemeinsam mit den Charakteren zu den größten Stärken des Action-Adventures.

Ungefragte Retterin

Creatures of Ava beginnt mit Vics Absturz auf dem Planeten. Dabei wird ihre Ausrüstung beschädigt und sie verliert den Kontakt zu Tabitha, die noch im Orbit wartet. Dieser lineare Abschnitt dient dazu, die wichtigsten Grundlagen des Action-Adventures zu vermitteln. Entsprechend gilt es, erste Fotos zu schießen, kleine Rätsel und Sprungpassagen zu lösen und die ersten Anzeichen der faszinierenden Welt kennenzulernen. Zudem trifft Vic auf den eigenwilligen Naam Nim’ar. Der selbsternannte Archäologe erforscht die Ruinen der einst auf Ava existenten Antaris-Zivilisation, die von seinem Volk normalerweise gemieden wird. Mit seiner Hilfe findet Vic in einer Ruinen einen alten Antaris-Stab, den Nafitar, der sich als wichtigstes Hilfsmittel herausstellt. Schließlich kann der Nafitar mit der Zeit mehrere nützliche Zauber einsetzen. Außerdem dient der Stab dazu, das bereits vorhandene Welken zu vertreiben und somit Wege freizulegen. Hier fällt allerdings auf, dass viele Fähigkeiten ausschließlich darauf abzielen, Hindernisse zu beseitigen. Auch fallen die Rätsel eher simpel und kaum anspruchsvoll aus.

Dafür weiß das grundlegende Gameplay von Creatures of Ava zu überzeugen. Als Vic ist es meine vorwiegende Aufgabe, die Lebewesen des sterbenden Planeten in Sicherheit zu bringen. Zudem interagiere ich mit den einheimischen Naam und helfe ihnen bei verschiedenen Anliegen. Da Vics Ausrüstung zum Zähmen der Tiere beim Absturz zerstört wurde, braucht es eine Alternative. Zum Glück kennen die Naam einen Weg, weshalb Vic früh lernt, mit einer Flöte umzugehen. Hat sie die für jede Region eigenständige Grundmelodie erlernt, kann das Vertrauen der heimischen Tiere mit Hilfe der Flöte gewonnen werden. Dafür müssen bestimmte Tonfolgen nachgespielt werden. Das gestaltet sich auch aufgrund der großzügigen Erkennung der Melodien als Eingängig und kurzweilig. Sobald Tiere einmal gezähmt wurden, folgen sie der Flöte spielenden Vic überallhin. Dadurch können sie zu in der Welt platzierten Evakuierungs-Robotern gebracht und auf die Bio-Arche im Orbit transportiert werden.

Friedvolle Auseinandersetzungen

Allerdings sind nicht alle Kreaturen friedlich. Einige Tiere sind bereits vom Welken befallen und greifen Vic an, sobald sie sie sehen. Hier kommt ebenfalls der Nafitar zum Einsatz. Wie mit verschiedenen Objekten bei Rätseln ziele ich mit dem Nafitar auf die bösartigen Tiere und stelle auf Knopfdruck eine Verbindung her, um sie vom Welken zu befreien. Später kann der Stab für ein schnelleres Reinigen überladen werden. Außerdem muss mit eines im Laufe der Geschichte erlernten Zaubers bei einigen Tieren ein Schutz beseitigt werden, damit das Welken abgebaut wird. Somit verzichtet Creatures of Ava auf klassische Kämpfe und stellt die friedliche Grundlage des Action-Adventures bei Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt. Das passt sehr gut zur Geschichte, schließlich will Ava die Lebewesen des Planeten retten und nicht verletzen oder gar töten.

Ein zusätzlicher Aspekt der gezähmten Tiere sind ihre individuellen Fähigkeiten. So ist es möglich, selbst die Kontrolle über die Kreaturen zu übernehmen. Dadurch können Hindernisse entfernt oder Wegen gefolgt werden, die für Vic nicht passierbar sind. Meistens ist das erforderlich, um Geheimnisse zu entdecken oder an Gegenstände zu gelangen. Oft sind auch die Evakuierungs-Roboter nur zu erreichen, wenn der Weg zuvor mit Hilfe der Tiere freigelegt wird. Allerdings sind die Fähigkeiten recht begrenzt und schon bald fällt auf, dass sich ihre Talente stark ähneln. Zudem ist der Bereich, in dem sich die Tiere bewegen, eher klein, weshalb auch ihr Einsatz beschränkt ist. Hier wäre sicher mehr drin gewesen, doch auch so sorgen die Tier-Fähigkeiten zumindest für ein wenig Abwechslung im Gameplay. Allerdings fällt nach einiger Zeit auf, dass sich der Spielablauf stark ähnelt. Darunter leidet zeitweise auch die Motivation, was jedoch von der interessanten und nachdenklich stimmenden Geschichte sowie den vielschichtigen Charakteren ausgeglichen wird.

Wissenschaftliche Entwicklung

Ganz Naturforscherin sammelt Vic auch allerlei Pflanzen. Diese können wiederum genutzt werden, um verschiedene Tränke für Heilung oder Resistenzen zu brauen. Ein zwar simples, aber ordentliches System. Außerdem ist auch Vics Entwicklung klar an ihre wissenschaftliche Profession gebunden. Für fast alles, was Vic im Laufe des Action-Adventures erlebt und entdeckt, werden Wissenschaftspunkte gesammelt. Dazu zählen beispielsweise das Fotografieren oder Streicheln von Tieren, das Entdecken neuer Gebiete, das Sammeln neuer Pflanzen oder das Absolvieren von Nebenaktivitäten wie an Rauchfässern verweilen oder Antaris-Statuen zu untersuchen. Habe ich ausreichend Wissenschaftspunkte, erhält Vic einen Fähigkeitspunkt, der in den Fähigkeitsbaum investiert werden darf. Dieser ist zwar eher überschaubar, bietet aber ein paar nützliche Anpassungen für Handwerk, Erkundung, Zauber und den Nafitar. Inventar, Ausdauer und Lebenskraft werden hingegen durch das Finden von entsprechenden permanenten Aufrüstungen verbessert.

Optisch versteht es Creatures of Ava mit vier unterschiedlichen Gebieten einen lebendigen, abwechslungsreichen und faszinierenden Planeten mit weitgehend offener Spielwelt darzustellen. Schon die ersten Schritte auf der fremdartigen Welt wissen mit der fantasievollen Gestaltung eine dichte Atmosphäre zu erzeugen. Dazu trägt auch der bunte Comic-Grafikstil bei. Diesem ist es zu verdanken, dass manche grafische Schwächen nicht störend auffallen. Außerdem passt die Darstellung von Welt und Charakteren hervorragend zu Geschichte und Grundstimmung des Action-Adventures. Untermalt wird das Abenteuer auf dem sterbenden Planeten von einem stimmungsvollen Soundtrack. Zudem haucht die leider nicht durchgängige englische Sprachausgabe Vic und weiteren Charakteren glaubhaft Leben ein. Dabei fällt auch die in den deutschen Texten sehr gut vermittelte Eigenart der Naam in ihrer Sprechweise und Kultur auf. Ein schönes Detail, das ebenfalls zur Atmosphäre beiträgt. Kleine technische Macken wie seltene Ruckler trüben den Gesamteindruck zwar etwas, ändern aber nichts an der Faszination und dem Spielspaß von Creatures of Ava.

Fazit

Obwohl ich bei der Ankündigung noch nicht genau wusste, wie das Gameplay von Creatures of Ava genau sein wird, hat das Action-Adventure mit Optik und Szenario sofort mein Interesse geweckt. Das ruhige Abenteuer auf dem sterbenden Planeten Ava hat mich schließlich schnell in seinen Bann gezogen und ich war fast durchgehend motiviert, die Lebewesen zu retten. Zu verdanken ist das vor allem der interessanten Geschichte, den vielschichtigen Charakteren sowie der faszinierenden Welt. Zwar zeigt Creatures of Ava bei Gameplay und Technik auch kleinere Schwächen, diese können den Spielspaß aber nur selten trüben. Fans etwas anderer Action-Adventure und friedlich-entspannter Spiele sollten sich Creatures of Ava unbedingt näher ansehen.

Kurzfazit: Ruhiges Action-Adventure, das trotz kleiner Schwächen mit spaßigem Gameplay, interessanter Geschichte, vielschichtigen Charakteren, faszinierender Welt und nachdenklicher Grundthematik überzeugt.

Vielen Dank an 11 bit studios, Inverge Studios & Chibig für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Creatures of Ava!