Rezension: Tokyo Xanadu eX+ (Switch)

Oberschüler Kou Tokisaka stellt sich Tokyo Xanadu eX+ mit seinen Freunden Monstern aus einer Parallelwelt entgegen und vertieft seine Beziehungen.

Ursprünglich ist Tokyo Xanadu bereits 2015 in Japan für die PlayStation Vita erschienen, bevor 2017 eine weltweite Veröffentlichung folgte. 2016 beziehungsweise Ende 2017 spendierte Entwicklerstudio Nihon Falcom dem Action-Rollenspiel eine erweiterte PlayStation-4-Fassung. Auf letzterer basiert die Nintendo-Switch-Version, die neben sämtlichen DLCs auch ein paar kleinere Verbesserungen erhalten hat. Inhaltlich bleibt Tokyo Xanadu eX+ auf Nintendos Hybrid-Konsole, aber weiterhin ein stark an Atlus’ Persona-Reihe erinnerndes Action-Rollenspiel. Damit bricht der bisher letzte Ableger der 1985 mit Dragon Slayer II: Xanadu begonnen Spin-off-Reihe der Dragon-Slayer-Spiele mit dem üblichen Fantasy-Szenario. Stattdessen ist Tokyo Xanadu eX+ in einem Teil der japanischen Hauptstadt angesiedelt.

Andersweltliche Bedrohung

Die Geschichte von Tokyo Xanadu eX+ folgt Kou Tokisaka, der plötzlich in den Kampf gegen Monster aus einer Parallelwelt gezogen wird. Gemeinsam mit einigen anderen Auserwählten, stellt er sich schließlich der Bedrohung, die eine erneute Katastrophe wie das große Erdbeben zehn Jahre zuvor auszulösen droht, entgegen. Parallel dazu knüpft Tou engere Beziehungen zu Mitschülern, Lehrern, Verwandten und anderen Personen, was wiederum Einfluss auf seine Kampffertigkeiten hat. Hier erinnert Tokyo Xanadu eX+ eindeutig an Atlus’ Persona-Reihe und schafft es, die sozialen Elemente sehr gut mit den actionreichen Kämpfen in den eher linear gestalteten Dungeons zu verknüpfen.

Allerdings braucht Tokyo Xanadu eX+ etwas, um in Fahrt zu kommen. Es dauert eine ganze Weile bis es endlich in die Dungeons geht und die monsterartigen Greed bekämpft werden dürfen. Zuvor werden bereits zahlreiche Gespräche mit wichtigen Charakteren geführt und auch kleine Entscheidungen getroffen. Zwar ist die Zeit für soziale Interaktionen in Tokyo Xanadu eX+ nicht so begrenzt wie in der Persona-Reihe, dennoch ist es nicht möglich alle Beziehungs-Events anzugehen. Hier setzt das Action-Rollenspiel auf die sogenannten Affinity Shards. Diese sind limitiert und jedes durchgeführte Beziehungs-Event verbraucht eine der Scherben. Entsprechend muss gut überlegt werden, ob ein Treffen mit Kous mysteriöser Klassenkameradin Asuka, gemeinsames Einkaufen mit seiner Kindheitsfreundin Shiori oder Zeit mit seinem besten Freund Ryouta wichtiger ist. Mit der Zeit stehen auch weitere Charaktere für Beziehungs-Events zur Verfügung und es können auch mehrere an einem Tag in Angriff genommen werden.

Spannend und charmant

Ebenfalls wichtig ist, dass die Zeit nicht voranschreitet, wenn Events absolviert werden. Das ist besonders für die zahlreichen Nebenquests essenziell. Dadurch ist es möglich, diese problemlos anzugehen und der Druck und die Planung eines Persona-Spiels fallen weg. Gleichzeitig bleibt die soziale Komponente erhalten. So ist es möglich, die verschiedenen Gebiete frei zu erkunden, Items oder Waffen zu kaufen, Gespräche zu führen und Quests und Beziehungs-Events zu erledigen. Erst wenn wir den für die Hauptquest erforderlichen Ort aufsuchen und uns entscheiden, der Geschichte weiter zu folgen, ändern sich Tageszeit und Positionen von Charakteren.

Dabei stellen Geschichte und Charaktere eine der großen Stärken von Tokyo Xanadu eX+ dar. Die sympathischen Figuren verstehen es, die durchaus spannende und mit ein paar gelungenen Wendungen versehene Geschichte zu tragen. Schnell fällt es leicht, mit Kou, Asuka und den anderen mitzufiebern und zugleich wissen zu wollen, was als nächstes passiert. Zumal Zwischenkapitel aus dem Blickwinkel einer anderen Person und mysteriöse Ereignisse für weitere Spannung sorgen. Zwar könnte die Inszenierung manchmal etwas besser sein, das trübt den positiven Gesamteindruck aber nicht.

Monsterbekämpfende Oberschüler

Abseits von Kous alltäglichen Aktivitäten, stellen die Dungeons den zweiten großen Gameplay-Aspekt von Tokyo Xanadu eX+ dar. Statt auf rundenbasierte Kämpfe setzt das Action-Rollenspiel auf direkte Angriffe und schnelle Auseinandersetzungen mit den Greed. Dabei ist es wichtig, auf die Element-Affinitäten und -Schwächen zu achten. Jeder Feind und Charakter verfügt über eine entsprechende Einstufung und die Elemente stehen in einer Wechselwirkung zueinander. Vor Betreten eines Dungeons wird angezeigt, welche Gegner und Element-Affinitäten beziehungsweise -Schwächen zu erwarten sind. Das ist hilfreich, um den richtigen Begleiter von Kou auszuwählen. Auf Knopfdruck ist es jederzeit möglich, zwischen Kou und seinem gewählten Partner zu wechseln und somit schnell auf unterschiedliche Element-Voraussetzungen zu reagieren. Weitere Faktoren wie Kampfstile oder Spezialangriffe verfeinern die Möglichkeiten der Kämpfe.

Obwohl die Dungeons eher linear gestaltet sind, wissen die Ausflüge in die Otherworld zu überzeugen. Die Kämpfe sind angenehm kurzweilig und gerade aufgrund der direkten Steuerung wirklich spaßig. Daran ändern auch die manchmal nicht ganz genaue Steuerung und Kamera wenig. Zudem bieten die Dungeons zumindest ein paar kleine, kaum nennenswerte Schalterrätsel. Weitaus wichtiger ist es, die Dungeons möglichst effizient abzuschließen. Zeit, besiegte Monster, eingesteckter Schaden, ausgeführte Kombos, ausgenutzt Element-Schwächen und mehr beeinflussen die Abschlussbewertung am Ende eines Dungeons. Diese wiederum hat Einfluss auf zusätzliche Belohnungen, zu denen auch Erfahrungspunkte gehören.

Saubere Umsetzung

Grafisch kann Tokyo Xanadu eX+ trotz offensichtlicher Verbesserungen, die bereits die PS4-Version hatte, die PlayStation-Vita-Herkunft nicht verbergen. Umgebungen sind oft eher leer, Dungeons etwas dröge gestaltet und doch passt alles stimmungsvoll zusammen. Zumal auch die Charakter-Designs trotz der vielleicht nicht ganz zeitgemäßen Optik zu gefallen wissen. Dafür präsentiert sich das Action-Rollenspiel in technisch einwandfreiem Zustand und setzt auf meist flüssige sechzig Bilder pro Sekunde. Die japanische Synchronisation sorgt gemeinsam mit dem stimmungsvollen Soundtrack für eine dichte Atmosphäre, während die englischen Texte für die Nintendo-Switch-Version neu übersetzt wurden und dadurch lebendiger und glaubhafter wirken als noch in den vorherigen Fassungen. Damit ist Tokyo Xanadu eX+ ein gelungenes Action-Rollenspiel mit Mystery-School-Setting, das vielleicht nicht ganz an die Persona-Reihe heranreicht, dafür aber eine mehr als gelungene Alternative darstellt.

Fazit

Tokyo Xanadu eX+ habe ich auf PlayStation Vita und PlayStation 4 leider verpasst, weshalb ich froh bin, dass ich das Action-Rollenspiel mit Persona-Einflüssen auf der Nintendo Switch endlich nachholen konnte. Trotz des etwas zähen Einstiegs hat mich die Geschichte dank der sympathischen Charaktere schnell gepackt. Kou, Asuka und die anderen sind toll geschriebene Charaktere, die es schaffen, die spannende Geschichte zu tragen. Zusätzlich überzeugt Tokyo Xanadu eX+ mit einer angenehmen Mischung aus Schul-Alltag mit sozialer Interaktion und Dungeon-Crawling mit actionreichen Kämpfen. Beide Gameplay-Ebenen funktionieren wirklich gut und ich habe genauso gerne Zeit mit den anderen Charakteren oder beim Erkunden der Stadt verbracht wie in den Dungeons der Parallelwelt im Kampf mit den Greed. Zusätzlich überzeugt die Nintendo-Switch-Version mit kleinen Verbesserungen, neu übersetzten englischen Texten sowie einer sehr guten technischen Umsetzung inklusive sechzig Bildern pro Sekunde. Damit steht einem spaßigen Action-Rollenspiel im Mystery-School-Setting nichts im Weg. Genre-Fans, besonders alle, die gerne die Persona-Spiele spielen, sollten sich Tokyo Xanadu eX+ nicht entgehen lassen.

Kurzfazit: Charmantes Action-Rollenspiel, das eine spannende Geschichte, sympathische Charaktere, actionreiche Kämpfe und soziale Alltagsinteraktionen zu einem spaßigem Spielerlebnis verknüpft.

Vielen Dank an Aksys Games & Nihon Falcom für die freundliche Bereitstellung eines Rezensionsexemplars von Tokyo Xanadu eX+!

Details
Titel: Tokyo Xanadu eX+
Genre: Action-Rollenspiel
Publisher: Aksys Games
Entwickler: Nihon Falcom
Spieler: 1
Syteme: Switch
Altersfreigabe: ab 12
Erscheinungsdatum: 25. Juli 2024